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Züchten und Vererbung (Gelesen 31353 mal)

Die Lehre von den Pflanzen - Übersetzungen aus dem Fachchinesischen, Diskussionen um Definitionen, Alltagsphänomene wissenschaftlich erklärt
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Blue
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Re:Züchten und Vererbung

Blue » Antwort #60 am:

Also, ich werd' mich jetzt erst mal hier rausziehen, bin hier wohl falsch. Ich hab jetzt in 6 Postings (#20,25,28,40,42,56) ernsthaft versucht, auf konkrete Fragen einzugehen und zum Verständnis/zu Gesamtlösungen beizutragen (innerhalb meiner zugegebenermaßen auch lückenhaften Botanikkenntnisse), aber- keinerlei Feedback erhalten, ob meine Erklärungen verständlich waren noch- irgendein echtes Interesse daran wahrnehmen können. Stattdessen "soziopolitische" Diskussionen.Ich scheine hier also irgendwie total schiefzuliegen, irgendwas kapiere ich wohl nicht. ???VG, Blue
callis

Re:Züchten und Vererbung

callis » Antwort #61 am:

@Blue,gib bloß nicht auf. Deine Antwort auf meine Frage 1 (#55 und 56) kann ich in Bezug auf Weiß gut gebrauchen. Daß Weiß rezessiv ist, ist doch eine handfeste Aussage für Praktiker. Die zweite, die wir jetzt in diesem Thread haben.Vielleicht könntest du noch Näheres zu diesem Satz ausführen:
Ansonsten werden eben alle Farbgene der Eltern nebeneinander produziert ("intermediärer" Erbgang), was Mischfarben aller Kombinationen ergibt.
was heißt 'nebeneinander' in diesem Fall?und was ist ein "intermediärer" Erbgang?@ Hempassiondie letzten beiden Abschnitte deines Postings #59 habe ich mit größter Erheiterung gelesen. Ich bin ganz fasziniert von deiner pädagogischen Ader und von dem, was du über meine Arbeitsweise zu wissen glaubst, und besonders komisch finde ich, dass du mir im letzten Abschnitt lauter gute Ratschläge erteilen zu müssen meinst, damit meine 13jährige Züchtungsarbeit endlich effektiver wird. ;) ;DWenn du erstmal ein paar tausend Sämlinge auf dem Acker stehen gehabt und verworfen hast und den damit verbundenen Arbeits- und Zeitaufwand draußen und am PC allein geleistet hast (zum Teil noch neben der Berufstätigkeit her), werden wir sehen, wieviel Zeit dir für die wissenschaftliche Auswertung bleibt und ob dann deine oder meine Methode letztlich mehr gartenwürdige Pflanzen hervorgebracht hat. 8)
pocoloco
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Re:Züchten und Vererbung

pocoloco » Antwort #62 am:

Ich finde es gut und das Forum aufwertend, wenn derartige Diskussionen geführt werden. Weiter so.
Danke fars, ähnlich sehe ich das auch, gut, wenn sich qualifizierte Diskussionen ergeben, und genauso gut, wenn jemand, der das eine oder andere nicht versteht, und das geht mir beileibe auch so, schlicht und einfach nachfragt. Das ist eigentlich der unkompliziertere Weg, anstatt PM´s mit Vorwürfen zu verschicken.
Blue hat geschrieben:"Weiß" erscheint daher im Erbgang rezessiv, d.h. wird von jedem anderen Farbstoffgen überdeckt (kann nur etwas aufhellend wirken durch insgesamt weniger Farbstoffmoleküle), und "Kinder" zweier weißer Eltern sind eigentlich immer weiß (bis auf sehr unwahrscheinliche "akademische" Sonderfälle).Ein gemischterbiger Partner kann zusammen mit einem farbigen natürlich wie in anderen Fällen auch wieder weiße Nachkommen hervorbringen.
Danke blue, dieser Erklärung ist eigentlich wenig hinzuzufügen. Sorry, wenn ich erst jetzt dazu komme, darauf zu antworten, aber das Wetter war soooo verlockend. Ansonsten denke ich, wenn man schon das Wort "Züchtung" in den Mund nimmt, sollte man auch der Sache mit dem nötigen Respekt entgegentreten. Und wenn ein Züchter 10-15 Jahre und tausende von Pflanzen selektiert, um zu einer neuen Sorte zu kommen, oder Autoren wie Kappert/Rudolf nahezu 4000 Seiten über Pflanzenzüchtung schreiben, vielleicht ist es da die falsche Reaktion, diejengen anzupi**en, die zu dem Thema qualifiziert was zu sagen haben (und ich nehme mich hier gerne explizit aus), auch wenn der eine oder andere nicht gleich alles in Umgangsdeutsch übersetzt. Da hilft es vielleicht eher, einmal nachzufragen, als die beleidigte Leberwurst zu spielen. Aber sich respektvoll hinter eine Sache zu stellen ist anscheinend eine eher seltene Eigenschaft.
Wer Rechtschreibefehler findet, darf sie gerne behalten.
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Blue
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Re:Züchten und Vererbung

Blue » Antwort #63 am:

Vielleicht könntest du noch Näheres zu diesem Satz ausführen:
Ansonsten werden eben alle Farbgene der Eltern nebeneinander produziert ("intermediärer" Erbgang), was Mischfarben aller Kombinationen ergibt.
was heißt 'nebeneinander' in diesem Fall?und was ist ein "intermediärer" Erbgang?
Oh ja, und sofort ein Beispiel dafür, wie nützlich so ein Feedback sein kann! ;)(Und entschuldigt bitte, wenn ich mich über mangelndes Feedback "beschwerte", aber ich rede ungern so in ein Vakuum hinein ;)....)In dem zitierten Satz steckt nämlich ein Flüchtigkeitsfehler meinerseits :-[; ich wollte eigentlich "Farbmoleküle" sagen, nicht "Farbgene" (in dem Fall hätte es heißen müssen: "expremiert"...), *sorry*. Und es heißt ganz schlicht und ergreifend, dass dann eine Mischung der farbgebenden Moleküle beider Elternteile da rumschwimmt (wie beim Mischen im Malkasten). (*Wiederum ausgenommen irgendwelche komischen Regulationsmutanten*)"Intermediär" (der Ausdruck kommt aus den Mendel'schen Regeln) bedeutet einfach, dass das äußere Erscheinungsbild der "Kinder" irgendwo in der Mitte zwischen denen der Eltern liegt: Das kann übrigens auch bei "Weiß" der Fall sein, wenn die Anzahl der fehlenden Farbmoleküle schon "aufhellend" auf die Blütenfarbe wirkt, also: Rot X Weiß gibt eventuell Rosa; eine Sache der "Farbtiefe"/Verdünnung.
Hempassion
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Re:Züchten und Vererbung

Hempassion » Antwort #64 am:

Spöttel nur weiter so herablassend über das, was ich schreibe, Callis, denn ich kann dich schließlich nicht dazu zwingen, mich Ernst zu nehmen, aber verdreh dabei bitte nicht die Tatsachen:
dann werden wir sehen, ob deine oder meine Methode letztlich mehr gartenwürdige Pflanzen hervorgebracht hat.
Wer redet davon, wer hier mehr und bessere = gartenwürdigere Pflanzen hervorbringt? Geht es darum überhaupt, oder nicht doch vielmehr darum, auf welche Art und Weise die Pflanzen mit den besonderen Eigenschaften erzeugt wurden, in diesem Fall simpler Zufallsversuch versus definiert angesetzter Versuch auf der Grundlage relativ abgesicherter Daten? Schau mal, im Prinzip sagst du es doch selbst:
Ich betreibe die Taglilienzucht rein zum Vergnügen und nicht auf wissenschaftlicher Basis.
und das
callis hat geschrieben:die Biologen vom Fach mit ihrem Fachchinesisch, von dem ich überhaupt nichts verstehe... Außerdem bin ich nicht an Züchten und Vererbung allgemein interessiert
deine Antworten sind und das auch der Wahrheit entspricht (woran ich übrigens Zweifel hege, aber das spielt jetzt keine Rolle), dann darfst du dich als angeblich so ahnungsloser Mensch aber meines Erachtens nach nicht so süffisant und herablassend darüber äußern, was ich dir aus voller Überzeugung und auf der Basis dessen, dass ich weiß, was biologisch arbeiten zur wissenschaftlichen Datenerhebung bedeutet, ans Herz zu legen versucht habe, weil du es ja eigentlich gar nicht einschätzen können dürfen solltest... Und dabei spielt es auch keine Rolle, dass ich eventuell ein völlig falsches Bild von deiner Arbeitsweise habe, was aber ganz direkt ausgedrückt auch scheißegal ist, denn es gibt keine Ergebnisse, woraus ich folgere, dass du nicht das Optimum ausgeschöpft hast, so einfach ist das. Aber ich sags nochmal, es ist deine Sache, wie du das handhabst.
Hempassion
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Re:Züchten und Vererbung

Hempassion » Antwort #65 am:

Zum intermediären Erbgang (in Ergänzung zu Blues Ausführungen):Beim intermediären Erbgang gibt es keine Dominanz-Rezessivitätsverhältnisse, die Allele (so bezeichnet der Genetiker die einzelnen Formen ein und desselben Gens) wirken kodominant = ebenbürtig (Callis, das war mit "nebeneinander" gemeint) in der Zelle, was zum Beispiel, wie Blue schreibt bei einer Pflanzenkreuzung einer reinerbigen rotblühenden Pflanze mit einer reinerbigen weißblühenden Pflanze in der F1 zu rosablühenden Kindern führt, da beide Allele gleich aktiv sind und nicht wie beim dominant-rezessiven Erbgang das rezessive Allel still gelegt wird (es gibt ja auch keins im intermediären Erbgang).
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Blue
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Re:Züchten und Vererbung

Blue » Antwort #66 am:

(Kleiner warnender Nachtrag zu #56 u. 63:) - nur für Interessierte!! ::)Ich sollte unbedingt noch darauf hinweisen, dass ich für diese Erklärungsversuche einige bauchschmerzenerregende Vereinfachungen vorgenommen habe, um die Vererbung von Farbigkeit als einfachen "Mendel'schen Erbgang" darstellen zu können (es ist ein Rätsel, warum die Sache bei Mendel so gut geklappt hat ;)):So ist der Begriff "Farbstoffgen" ein sehr indirekter, da zwischen "Farbstoffgen(en)" und Farbstoff nicht der unmittelbare Zusammenhang besteht wie z.B. zwischen Insulingen und Insulin, da die Blütenfarbstoffe selber keine Proteine sind, sondern aromatische Ringsysteme (Anthozyane) bzw. gestreckte Moleküle mit alternierenden Doppelbindungen (Carotinoide) - um nur die häufigsten zu nennen.Die dazugehörenden Gene kodieren also im Fall der Farbstoffe nicht direkt für ein Produkt, sondern sind für die Produktion der für die Farbstoffherstellung verantwortlichen Enzyme verantwortlich - und das ist sicher mehr als ein Gen pro Farbstoff. Ausfall/Veränderung eines dieser Enzyme hat Veränderungen im Farbstoff zur Folge. Bei Heterozygoten könnten je nachdem dann eventuell Enzyme des "Partners" einspringen.... Die Folgen für die Komplexität der Vererbung kann man sich mit etwas Phantasie ausmalen.... :oWenn man dann noch berücksichtigt, dass viele Blüten mehrere Farbstoffe enthalten, wird der ganze schreckliche Schlamassel klar - wahrscheinlich liegt hierin noch eine gewisse Überlegenheit konventioneller Methoden ("trial and error") der modernen Genetik gegenüber... ;D.Ich wollte Euch die schreckliche Wahrheit dann doch nicht völlig verschweigen.... ;)
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Re:Züchten und Vererbung

Hempassion » Antwort #67 am:

Ich wollte es ja schon lange schreiben, war mir aber nicht sicher, ob das nun erwünscht war oder nicht, also habe ich es gelassen, aber nun, wo Blue den Anfang gemacht hat, liefere ich das Bild doch nebst kurzer Erläuterung. Wen's interessiert...Blütenfarbe ist, und das beschreibt Blue im Post #66, immer das Produkt einer Genwirkkette sowie die anschließende molekulare Aneinanderlagerung der Farbpigmente zu Komplexen, oft im Verband mit anderen Substanzen, doch dazu später was. Diese Genwirkkette als Abbildung habe ich mal aus meinen Schulsachen rausgesucht (Bio-Grundkurs, Klasse 12) und unten angehängt. Darauf kann man, wie ich finde, sehr schön sehen, wie man sich das mit der Bildung der Blütenfarbstoffe vorzustellen hat und seinerzeit habe ich mir dazu deskriptiv notiert (Hausaufgabe):Der Anthocyansynthese bei Blütenpflanzen, die zur Bildung des blauroten Blütenfarbstoffs führt, liegt das Prinzip der Genwirkkette zugrunde. Das bedeutet, dass mehrer Gene, die auf einem DNA-Strang hintereinander angeordnet liegen, eine funktionelle Einheit bilden, also jeweils für ein Genprodukt codieren, und diese Genprodukte (--> Enzyme) sich in ihrer spezifischen Wirkung so ergänzen, dass es letztendlich zur Bildung eines Endproduktes, -in diesem Falle des Antocyans-, kommt. Daraus kann man folgern, dass im Falle einer (Gen-)Mutation das Zusammenspiel innerhalb der funktionellen Einheit gestört ist, was sich in der Ausprägung eines anderen Phänotyps niederschlägt. Als Beispiel: Würde in Gen drei eine Mutation auftreten, kann dies zu einer veränderten Faltstruktur des entstehenden Enzyms führen, so dass es nicht mehr mit dem Zwischenprodukt Chalkon interagieren und dies zu Flavanon (gelbes Blütenfarbpigment) umsetzen kann. Für den Phänotyp würde das dann bedeuten, dass die Pflanze, die eigentlich rot blühen sollte, dann weiß blüht, egal ob funktionelles Enzym vier gebildet wird, denn diesem fehlt das richtige Substrat zur Umsetzung. Ist das für jeden verständlich?
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Genwrikkette.jpg
Hempassion
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Re:Züchten und Vererbung

Hempassion » Antwort #68 am:

Mitdenkende werden sich nun fragen, na warum sind dann nicht alle Pflanzen, deren Blütenfarbe sich nach diesem Schema ausbildet alle gleich rot, oder alle gleich gelb (wenn die Genwirkkette nur bis zur Flavon-Bildung abläuft)? Dafür gibt es mehrere Antworten:1. Die einzelnen Gene können in ihrer Expression reguliert werden, so dass in einer Zelle nicht das Verhältnis ein Farbstoffmolekül, ein Enzym vorliegt, sondern vielleicht fünf Flavone und nur zwei Enzyme vier für die Umwandlung zum Anthocyan, so dass unterm Strich vereinfacht ausgedrückt drei Mal gelb und zwei Mal rot in der Zelle vorliegt, deren Mischeffekt zur Farbe Orange führt (normale Farblehre)2. Die Farbpigmente bilden höhermolekulare Komplexe mit Zuckerbausteinen, Chromosaccharide genannt, die ihrerseits mit Metallionen (z.B. Eisen, Aluminium oder Chrom) komplexieren können, was sich in ganz unterschiedlicher farblicher Ausprägung niederschlagen kann. Auch das für jeden verständlich? Oder kriege ich jetzt wieder den fachchinesischen Knüppel? ::)
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Scilla
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Re:Züchten und Vererbung

Scilla » Antwort #69 am:

Stimmt genau, Fachchinesisch ??? ??? Hauptsächlich für die Fachleute unter Euch mag der Verlauf dieses Threads interessant sein, und durch die Blume gesprochen, mir als Laie bringt er im Prinzip nix
... und ich möchte mit Verlaub dazu anregen, diesen Gedanken nochmals zu überdenken, und zu hinterfragen, ob damit nicht vielleicht Unrecht getan wird, aus einer Ohnmächtigkeit heraus, nicht mal eben schnell inhaltlich mit zu kommen und aus Angst (?), vielleicht auch Desinteresse, nachzufragen und auf sich aufmerksam zu machen, sprich "kämpferische Wissbegier" an den Tag zu legen. Da ist Angriff immer die beste Verteidigung, altes Muster... >:(
Hallo Hem,Es war nicht meine Absicht, hier irgendwen anzugreifen ; ein bisschen verwundert es mich schon, dass Dich der Ausdruck "Fachchinesisch" so getroffen hat. (?)( ich hoffe, du hast den ;) - Smilie hinter dem "Wort" beachtet. ) @Hem u. pocoloco :Ich persönlich finde, etwas Kritik wo`s m.M. nach angebracht ist, ist auch nicht unbedingt ein "Angriff" .Mir ist klar,dass das Thema ein sehr komplexes ist und man sich damit wirklich auseinander setzen muss, sprich Bücher darüber zu lesen usw. , wenn man das Ganze tatsächlich verstehen will.Vermutlich ist es für Euch Leute vom Fach auch gar nicht so einfach, so zu diskutieren, dass es auch die Laien verstehen.Dazu müssten wir Laien nämlich die vielen Fachausdrücke kennen ;) Ich kenne sie grösstenteils nicht (d.h. nicht, dass es unmöglich ist, deren Bedeutung herauszufinden), und ich habe auch kein Problem damit, das zuzugeben. Ich möchte eigentlich wie Callis nur aus Begeisterung für diese Pflanzen selbst etwas züchterisch tätig werden, ich sehe das ganze einfach als ein schönes Hobby.Liebe Grüsse Scilla
Ich habe meine Ernährung umgestellt.
Die Kekse liegen jetzt links vom Laptop.
callis

Re:Züchten und Vererbung

callis » Antwort #70 am:

@ Hempassion
Wer redet davon, wer hier mehr und bessere = gartenwürdigere Pflanzen hervorbringt? Geht es darum überhaupt, oder nicht doch vielmehr darum, auf welche Art und Weise die Pflanzen mit den besonderen Eigenschaften erzeugt wurden, in diesem Fall simpler Zufallsversuch versus definiert angesetzter Versuch auf der Grundlage relativ abgesicherter Daten?
Mir geht es ausschließlich darum, gesunde, winterfeste, gut öffnende und hübsche Taglilien für unseren mitteleuropäischen Bereich zu züchten. Da ich weder tiefere Kenntnisse in Biologie oder Chemie habe noch beabsichtige, diese auf meine alten Tage zu erwerben, überlasse ich es gern den Fachleuten herauszufinden (auf wissenschaftlicher Basis und nicht durch trial and error), welche Eigenschaften sich dominant vererben. Um in praktischen Versuchsverfahren Erkenntnisse zu gewinnen, die als wissenschaftlich seriös und gesichert gelten könnten, würde es nötig sein, Versuchsanordnungen in großem Stil zu machen (mindestens an die 1000 Sämlinge pro Kreuzung zweier Eltern, also etwa von A x A, A x B, B x B, B x A, C x C, C x A, A x C, C x B, B x C etc. etc.) und auszuwerten. Dazu habe ich weder den Platz, noch die (Lebens)zeit, noch eine Neigung. Vielleicht, wenn ich unter günstigeren Bedingungen 30 Jahre früher mit dem Züchten angefangen und ein paar Hilfskräfte gehabt hätte...Da dem nicht so ist, bleibe ich bei meinen eigenen "simplen Zufallsversuchen", leite daraus natürlich aber keine für die Allgemeinheit gültigen Regeln ab. Es bleibt alles bei einem "Wenn ich das tue, könnte möglicherweise das eintreten." Ich würde es allerdings nicht für seriös halten, das hier als gesicherte Erkenntnis mitzuteilen.Dir, lieber Hempassion, der du das ganze Leben noch vor dir hast, überlasse ich es gern, aus dem Fundus deiner Fachkenntnisse heraus andere Wege zu beschreiten, um zu ähnlichen Ergebnissen zu kommen. Nur empfinde ich es doch als ziemlich arrogant, mich belehren zu wollen, was ich tun oder besser machen sollte, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Da mußt du mir schon ein bißchen Herablassung zugestehen, bis du selbst die ersten züchterischen Erfolge aufzuweisen hast (auf rein wissenschaftlicher Basis natürlich, d.h. mit eingehender Diskussion der methodologischen Erwägungen, die der Kreuzung vorausgegangen sind ;)). Zur Erinnerung zitiere ich aus Posting #56 letzter Absatz:
ich (Hempassion) behaupte, du (callis) könntest deine Zielgenauigkeit und Effizienz, dieses Ziel zu erreichen noch dadurch steigern, wenn du genauer hinschauen würdest, und mehr Auswertungsarbeit betreiben würdest, sowie dich mit so mancher genetischen Grundlage für bestimmte Aspekte ( z.B. Blütenfarben) auseinander setzen würdest.
Ich erwarte in Zukunft von dir auf der Basis "definiert angesetzter Versuche auf der Grundlage relativ abgesicherter Daten" ultimative Aussagen darüber, welche Farben sich bei der Kreuzung von Taglilien zweier bestimmter Farben ergeben können und welche nicht. Dabei interessiert es mich ehrlich gesagt weniger, Beschreibungen von Versuchsanordnungen zu lesen, sondern ich möchte das Ergebnis wissen, mit dem ich weiterarbeiten kann.Damit ziehe ich mich aus diesem Thread in die Praxis zurück und überlassen ihn den eingeweihten Theoretikern. Ich bin wie fars durchaus der Meinung, dass so eine Diskussion auf hohem Niveau das Forum schmückt und möchte sie nun auch nicht weiter durch unqualifizierte Laienbemerkungen stören. ;D
pocoloco
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Re:Züchten und Vererbung

pocoloco » Antwort #71 am:

Also auch hier wieder, wie Blue schon schrieb, ausschließlich matrokline Vererbung, weil "Männchen" kurz vor Schluss doch noch die Segel streichen muss... ::)
Auf vielfachen Wunsch habe ich doch mal gesucht ;) und in einem Bericht über das Max-Planck-Institut folgendes gefunden: " ....... kommt es aber zu dieser zeitgleichen Einwanderung von DNA-Fragmenten in den Kern und warum entsteht aus diesen Bauteilen die Mosaik-DNA? Nach den Erkenntnissen der Kölner Forscher passiert das höchstwahrscheinlich bei der Fortpflanzung der Pflanzen. Während der Bildung von Pollen kommt es zur Degeneration von Mitochondrien und Chloroplasten." Quelle: http://www.innovations-report.de/html/b ... 3.htmlWenn ich das als Laie also recht interpretiere, wird anscheinend doch auch mit dem Pollen extrachromosomale DNA übertragen und zwar über die Kern-DNA. *tztztztzzzzz* Je mehr ich zum Thema lese, desto mehr merke ich, daß es zu jeder Regel eine Ausnahme zu geben scheint. Nix ist unmöglich :o, oder wie war das.Dann möchte ich aber dennoch eine Frage an die Biologen richten: Mag mir jemand einmal den Mechanismus der genetischen Selbststerilität erklären und aufzeigen, in welchem Zusammenhang dieses zur multiplen Allelie steht?GrüßeUwe
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Yorvik
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Re:Züchten und Vererbung

Yorvik » Antwort #72 am:

Hallo,mit interesse lese ich diesen tread zur züchtung hier. ich muss zugeben, dass ich nicht alles verstehe, meine basics liegen eher in der gemüsezüchtung.Eins fällt mir aber auf, schon von anfang an. Züchtung ist bei euch hier in 2 große bereiche aufgeteilt worden:- Kreuzung und SelektionIch sehe züchtung anders, für mich gibt es 3 große bereiche:- Erforschung der genetischen grundlagen (inclusive der methodik, sie umzusetzen)- Kreuzung (incl. der unglaublich vielen Kreuzungsmethoden bis hin zu doppelten happloiden oder CMS)- Selektion (inclusive der selektion im labor auf erkannte genkombinationen)Als grund der verwirrung hier sehe ich eine totale vermischung dieser 3 aspekte. Ich nähere mich dem züchtungsprozess immer von der selektion, dem beobachten und auswählen der eigenschaften. Jeder selecteur hat seine eigene liste von kriterien dafür entwickelt. In einer erhaltungszüchtung, welche die basis der züchtung ist, war eine kreuzung nicht notwendig. Ohne einen guten selekteur kann ich auch unter modernen bedingungen keine gute sorte züchten.Später wende ich dann verschiedene kreuzungsmethoden an, um mein ziel zu erreichen. Die vielfalt von kreuzungsmethoden muss nicht immer 1 zu 1 mit den gewünschten eigenschaften einhergehen. In der modernen züchtung ist es jedoch manchmal so, dass eine methode speziell für eine eigenschaft entwickelt wird. Dies ist meisst dann der fall, wenn in einer genkombination mit einer bekannten positiven eigenschaft noch weitere nicht erwünschte eigenschaften liegen, die eliminiert werden müssen.die Erforschung der genetischen grundlagen ist ein schritt tiefer in den züchtungsprozess. Dort wird zum einen versucht, eigenschaften zu lokalisieren, methoden zur replizierbarkeit zu finden. Die Erforschung basiert unter anderen auf folgenden wissenschaftlichen disziplinen:- Zellbiologie (oft gelesen hier)- Phytopathologie (fast nichts gelesen bisher zu diesen thema)- Seed technology (noch gar nichts gelesen hier)- Molecular biology- BiochemistryUm für alle gute Ergebnisse beim lesen dieses treads zu bekommen, frage ich euch, ob ihr dieser (zugegeben einfachen) Systematik folgen würdet, sie verbessern könnt und eure Beiträge vielleicht ein wenig darin einordnen könntet. Der Hobbyzüchter vereint alle diese verschiedenen berufe in seinem hobby nur oberflächlich, kommt aber zu praxistauglichen ergebnissen. Der wissenschaftler sieht oft nur teilbereiche und teilaspekte und unterschätzt, dass selbst bei einer erfolgreichen weitergabe einer eigenschaft auf basis neuer wissenschaftlicher erkentnisse nicht automatisch eine bessere sorte das ergebnis ist.Die züchtung vereint die erfahrung von gut ausgebildeten selecteuren mit eine hohen vielfalt an kreuzungsmethoden und der wissenschaft von der erforschung der eigenschaften. l.g.Yorvik -
pocoloco
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Re:Züchten und Vererbung

pocoloco » Antwort #73 am:

.... meine basics liegen eher in der gemüsezüchtung.
Meine Interessen auch, und zudem freut es mich, das es anscheinend doch jemanden gibt, der sich der Angelegenheit bereit ist, methodisch zu nähern.
- Kreuzung und Selektion
Diese Einteilung habe ich überhaupt übernommen, um den Begriff "Züchtung" herunterzubrechen. Dabei ist der Bereich Erforschung genetischer Grundlagen draußen gelassen, da er für die meisten von recht geringen praktischen Nutzen ist. Wir alle hier werden uns i.a.R. im Rahmen der klassischen Züchtungeverfahren bewegen, da uns für alles weitere die Möglichkeiten fehlen, und das sind meiner Ansicht nach halt die Kreuzung und die Selektion.
Ich nähere mich dem züchtungsprozess immer von der selektion, dem beobachten und auswählen der eigenschaften.
Diesen Aspekt finde ich durchaus spannend und ich gebe Dir recht, wenn man Züchten will, dann aus einem beobachteten und empfundenem Mangel. Daher ist da Dein Ansatz durchaus plausibel.
erhaltungszüchtung, .....
Interessiert mich sehr, da das eigentlich das ist, was den meisten, gerade auch gemüseorientierten am ehesten unterkommt.
In der modernen züchtung ist es jedoch manchmal so, dass eine methode speziell für eine eigenschaft entwickelt wird. Dies ist meisst dann der fall, wenn in einer genkombination mit einer bekannten positiven eigenschaft noch weitere nicht erwünschte eigenschaften liegen, die eliminiert werden müssen.
Was meinst Du mit moderner Züchtung. Sofern diese sich noch im klassischen Rahmen befindet, interessiert es schon, Den bio-/genteschnischen Bereich finde ich zumindest fragwürdig, zumal es auch für den Otto-Normalo auch nicht mehr umsetzbar ist. ;)
Die züchtung vereint die erfahrung von gut ausgebildeten selecteuren mit eine hohen vielfalt an kreuzungsmethoden und der wissenschaft von der erforschung der eigenschaften.
Ich habe einmal die Ehre gehabt, mit einem Kartoffelzüchter fast zwei Stunden die Reihen abzulaufen. Ich hätte so etwa 15 % dessen erkannt, was er ausselektiert hat. Und das ist nur ein Gemüse,..... und unterschiedliche Sorten sehen vollkommen unterschiedlich aus. :-[Ich würde mich jedenfalls würde mich freuen, von Dir mehr zu hören/lesen,Grüße Uwe
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Yorvik
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Re:Züchten und Vererbung

Yorvik » Antwort #74 am:

Meine Interessen auch, und zudem freut es mich, das es anscheinend doch jemanden gibt, der sich der Angelegenheit bereit ist, methodisch zu nähern.
...ich mach das jeden Tag, ich arbeite in einer Gemüsezüchtungsfirma ;-)
erhaltungszüchtung, ..... Interessiert mich sehr, da das eigentlich das ist, was den meisten, gerade auch gemüseorientierten am ehesten unterkommt.
Ich denke auch, dass die meissten Leute eher an einer guten erhaltungszüchtung interesse haben.
Was meinst Du mit moderner Züchtung. Sofern diese sich noch im klassischen Rahmen befindet, interessiert es schon, Den bio-/genteschnischen Bereich finde ich zumindest fragwürdig, zumal es auch für den Otto-Normalo auch nicht mehr umsetzbar ist. ;)
Früher haben gärtner für gärtner gezüchtet. Heute ist das anders.Unter moderner züchtung versteh ich eine züchtung, die den "Gemüsekreislauf" als ganzes sieht. Der gärtner lebt davon, ihm sind kriterien wie ertragssicherheit, resistenzen, uniformität e.t.c zugeordnet. Gemüse wird bewegt von autos, diesem komplex sind eigenschaften wie lebensdauer oder etylentolleranz zugeordnet. Verkäufer von gemüse wissen, dass gemüse der klassische spontankauf ist, dass bedeutet, dass die absolute mehrheit der leute direkt am einkaufort erst entscheidet, welche tomate sie kaufen. Dafür werden optik und frische in der züchtung beachtet. Geschmack, sekundäre Inhaltssoffe oder Vitamine interessieren den Verbraucher am meissten. Auch dass wird in moderner Züchtung beachtet. Gentechnik und genmanipulation sind zwei verschiedene schuhe, ich führe dies hier nicht weiter aus. Die analyse, welche eigenschaft auf welchen gen liegt, hilft dem züchter schneller zu verifizieren, ob nach einer kreuzung die gewünschte eigenschaft eingekreutzt ist. Fast alle wichtigen züchtungsziele sind jedoch nicht monogen sondern multigen, was diese art zu züchten sehr komplex macht. Neben der auswahl der richtigen elternlinien ist dies das wohl wichtigste tool bei der züchtung, weil es zeit spart. In eine pflanze zu schauen, welches gen drin ist, hat jedoch nichts mit einer manipulation zu tun. Gerade wegen dieser gleichsetzung von gentechnik und manipulation hat man als züchter in der regel eine gerine motivation, sich zu diesen themen zu äussern. spiegel- oder stern-leser wissen es zu oft besser.
Ich habe einmal die Ehre gehabt, mit einem Kartoffelzüchter fast zwei Stunden die Reihen abzulaufen. Ich hätte so etwa 15 % dessen erkannt, was er ausselektiert hat. Und das ist nur ein Gemüse,..... und unterschiedliche Sorten sehen vollkommen unterschiedlich aus. :-[
Ich organisiere gerna mal für interessierte einen rundgang auf einem züchtungsfeld :-)
Ich würde mich jedenfalls würde mich freuen, von Dir mehr zu hören/lesen,Grüße Uwe
Sorry für die späte anwort :-(l.g.Yorvik
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