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Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben? (Gelesen 26793 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR
Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Nach den Threads zum Bevölkerungswachstum und der Bodendüngung bleibt die Frage unbeantwortet, mit welcher Bodenfläche ein Mensch gesund ernährt werden kann. Ich supponiere dabei, dass es sich um durchschnittlich fruchtbaren Boden handeln soll, also weder Wüste noch Hochleistungsacker, sondern etwa das, was wir im Garten haben. Weiter setze ich voraus, dass die Ernteentnahme der Düngergabe entspricht, also ein mehr oder weniger geschlossener Kreislauf funktioniert. Möglich bleibt dabei selbstverständlich die gemeinschaftliche Produktion, also etwa die Dorfallmend. Gibts da Informationen zu?
Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
mit Kuh oder ohne?
Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
ohne interessierte mich selbst mehr, aber vielleicht gibts ja beide Modelle.
Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Nun, im großen Buch vom Leben auf dem Land, Untertitel ein praktisches Handbuch für Realisten und Träumer 8)von Seymour, das ich früher auswendig konnte, geht er zur Selbstversorgung von einem Morgen mit Kuh und Federvieh aus, ohne Kuh ein halber Morgen.Mit 5 Morgen Land in mittlerer bis guter Gegend bei gemäßigtem Klima und dem nötigen Wissen, könnte im Groben alles an Nahrungsmittel angebaut werden, mit Ausnahme von Tee und Kaffee, was für eine große Familie ? nötig wäre.Das Land war und wär nicht mein Problem, sondern die Zeit ;Detwas Sahne auf den Kakao brauch ich einfach...liegrü g.g.g.
- Nina
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Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Fisalis, da Du das Forum für allwissend hältst,
habe ich mich auf die Suche gemacht...Da gibt es was zum ökologischen Fußabdruck (Achtung PDF!!)Demnach braucht ein Mensch in Ländern mit hohem Einkommen 6.48 ha, in Ländern mit geringem Einkommen werden nur 0.83 ha benötigt und der Weltdurchschnitt sind 2.28 ha.

Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Ich möchte an dieser Stelle mal an zwei wunderbare Bücher erinnern, die um 1975-80 herum erschienen sind (bei Ravensburger?) von John Seymor, eines hieß "Leben auf dem Lande" und das andere "Selbstversorung aus dem Garten". Seymor beschreibt darin weitestgehend autark funktionierende Selbstversorgermodelle von einem bzw. fünf Morgen Garten (1 Morgen = 2.500 m²), von geradezu faszinierender Einfachheit und gleichzeitig dem Wissen vergangener Garten- und Landwirtschaftskultur. Wieviele Menschen in einem solchen Modell einigermaßen autark leben können, weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich jedoch eine Eltern-2 Kinder-Familie. Ich erinnere jedoch, daß er aus den 5 Morgen sogar noch sein gesamtes Brennholz holte: Eschen. Hart, schnellwüchsig und mit hohem Brennwert.Müßten antiquarisch zu kriegen sein.
Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Merkwürdig, Frauen sind immer schneller als ich, Tolmiea ...
Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Das würde mich auch interessieren, ist aber schwer zu suchen. Habe bisher nur das hier gefunden, was du wahrscheinlich kennst:http://members.telering.at/fritz.gollmann/WievielQuadratmeter.htm
http://www.lufg.de/Aquarius/aquarius.html
Ich habe diese Zahlen nicht überprüft, und sie entsprechen auch nicht ganz deiner Frage. Aber da sie plausibel erscheinen, war ich zumindest sehr erstaunt: 350 Menschen pro Quadratkilometer Kulturland, also 3,5 Menschen pro Hektar - das hätte ich nicht erwartet. Ok, es kommt vielleicht noch Viehzucht auf nicht-Kulturland hinzu, außerdem Fischfang und Sammeln von 'wilden' pflanzlichen Nahrungsmitteln. Übrigens dürften sich die Ertragsunterschiede zwischen Ackerland und Ackerland über mehrere Zehnerpotenzen erstrecken. Soll heißen, ein 'fruchtbarer' Acker in Finnland, ein 'fruchtbarer' Acker in Süditalien, einer in Flußnähe in Indien und einer in Südafrika werder sich nicht bloß um ein paar Prozent unterscheiden, sondern um ein Mehrfaches des kleinsten Ertrages. Und dabei sind 'schlechte' Lagen in den jeweiligen Ländern nichtmal in der Rechnung...Wenn mir jetzt jemand sagen würde 'ab nächstem Jahr mußt du dich selbst versorgen, hier in der Region Brandenburg, wieviel Land brauchst du?', dann würde ich einen Hektar pro Person wollen. Ich habe auch schon etwas von 1 Hektar pro Familie gelesen (wieviel? 5 Personen? 10? weiß nicht mehr...). Weiß auch nicht mehr, ob dort Dünger von außen zugelassen war, egal ob organisch oder mineralisch. Aber wenn die Braun- und Krautfäule alle Kartoffeln vernichtet und ein Spätfrost die Obsternte, dann will ich ja auch nicht betteln müssen.Du als Veggie wirst vermutlich mehr Hektar brauchen, denn ich kann immernoch ein paar Kaninchen und Schweine von Abfällen ernähren. Ebenso Hühner, die auch gleich das Ungeziefer am Boden unter den Obstbäumen fressen. Außerdem gibt mir das Vieh mehr Flexibilität, ich kann grundsätzlich etwas mehr Kartoffeln und Rüben produzieren, die normalerweise als Viehfutter dienen. Im Falle einer Mißernte wird halt Vieh geschlachtet.Andere Leute kommen auf etwas andere Zahlen...Umfasst heute die Menschheit gesamthaft bereits 6,3 Milliarden auf die gesamte eisfreie Landfläche, dann könnten darauf pro 1 Quadratkilometer 48,46 Menschen berechnet werden. Bei den ursprünglich 24 Millionen Quadratkilometern frucht- und nutzbarem Kulturland hingegen kämen bereits 262,5 Personen auf den Quadratkilometer. Und bei der gegenwärtigen Situation auf der Erde trifft es auf die noch vorhandenen 18 Millionen Quadratkilometer nutzbares Land sage und schreibe 350 Menschen pro 1 Quadratkilometer.

Tja, Perma- und Hydrokultur... und intensivste Bewirtschaftung. Echte Permakultur fordert allerdings einen möglichst geringen Energieeinsatz, wozu auch menschliche Arbeit zählt. Sie ist nicht auf geringen Flächenverbrauch optimiert. Hydrokultur ist ein schwammiger Begriff, ich vermute mal, daß es hier eher in Richtung aquaponische Systeme geht, auf minimalen Flächenverbrauch getrimmt. Da hätte der Hühnerstall natürlich keinen Platz mehr...Trotzdem: 100 Menschen pro Hektar, also 100qm für jeden Menschen. Wenn die das können, sollen sie es doch vorführen. Ich bezweifle das stark, und ohne Dünger, Energie etc. von außen halte ich es für unmöglich.Kombiniert mit Perma- und/oder Hydrokultur lassen sich pro Hektar mehr als 100 Menschen ernähren. Natürlich nur, solange auf Tierzucht verzichtet wird.
Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
TjaMerkwürdig, Frauen sind immer schneller als ich, Tolmiea ...


Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Die Seymor-Bücher gibt es immernoch neu im Buchhandel. Ich erinnere mich noch dunkel, wie seltsam mir so ein Buch erschien, als ich es als Schulkind in der Bücherei entdeckte: darin war beschrieben, wie man Kaninchen und Hühner schlachtet!
Könntet Ihr bitte die Flächen von Morgen in Hektar umrechnen? Ich habe keinerlei Vorstellung von einem Morgen Land. Und wenn ich jetzt danach suchen würde, dann müßte ich mir Gedanken machen, wieviele verschiedene 'Morgen' es gibt. (Ging mir mal bei der Suche nach irgendeiner andere Maßeinheit so. Es gibt auch mindestens ein Dutzend verschiedener 'Meilen'...)Noch zur Klarstellung: Es ging hier nur um die Selbstversorgung mit Nahrung, oder? Wenn auch noch Brennstoff, Baumaterialien und sonstiges drin sein sollen, dann will ich lieber mindestens 10 Hektar.Übrigens, fisalis: ein paar Bienenstöcke sollen den Ertrag einer Obstwiese oder auch eines Rapsfeldes mal eben verdoppeln können. Aber das ist ja Ausbeutung...


Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Doch, hab' ich noch. Aber nicht griffbereit in irgendeinem von unendlich vielen Bananenkartons mit Dingen vergangener Zeiten. Das meiste davon könnte ich heute loslassen. Nicht jedoch diese beiden Bücher, die ich wirklich geliebt habe und ebenso wie du fast auswendig konnte.Tja, hast du das Buch etwa nicht - mehr - ? Würd ich nie hergeben, bin schon wieder ganz hin und weg!
- Nina
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Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Ach, das ist ja toll!!!Die Seymor-Bücher gibt es immernoch neu im Buchhandel.


Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Toll, ja Seymour ist einfach zum Träumen schön :DMorgen (Mg) die mit einem Ochsen an einem Vormittag pflügbare Fläche
aus wikipedia.org meist 25-58 a, maximal 122,5 a 25 a = 0,25 ha = 1 vha (Viertelhektar, Norddeutscher Bund ab 1869, durchgesetzt erst nach dem 1. Weltkrieg) 180 Quadratruthen = 25,5322 a (Preußen, 1816 bis 1869) 150 Quadratruten = 31,76 a (Köln) 384 Quadratruten = 31,52 a (Württemberg) 400 Quadratruten = 34,07 a (Bayern) 400 Quadratruten = 36,00 a (Baden) 300 Quadratruten = um 50 a (Danzig) 300 Quadratruten = 56,0117 a (Kulmischer) Acker 19,0647-64,431 a Ar 1 Ar sind 100 m². Tagwerk 25-36 a (Baden, Bayern, Nassau) Mannsmahd die von einem Mann an einem Arbeitstag abzumähende Wiesenfläche 34,07-47 a Joch, Juck, Juchart, Juckert Fläche die ein Ochsengespann an einem Tag umpflügen kann. 33,09 a (Württemberg) 43,16 a (Ungarn) 1600 Wiener Quadratklafter = 57,55 a (Niederösterreich) Haken 11,206 ha 12,531 ha (Königsberg) Hufe Früher von Ort zu Ort unterschiedlich und mit verschiedenen Präfixen versehen (s.u.); gebraucht für Gemarkungs- und Hofgrößen. meist 30 Morgen 7,6597 ha (Preußen vor 1755) 16,8 ha (flämische) 17,3387 ha (Preußen) 19,9 ha (Sachsen) 23,9 ha (Franken) 37,35 ha = 66 2/3 Morgen (je 5601,17 m² = 300 Quadratruten zu 18,67 m²) (Kulmische) Königshufe meist 2 Hufe Hägerhufe, Hegerhufe 2 Landhufe = 60 Morgen = 39,3 ha (Preußen, Beginn des 18. Jahrhunderts) 13-47 ha Landhufe 2 Hakenhufe = 30 Morgen = 19,65 ha (Preußen, 18. Jahrhundert) 30 Morgen = 19,65319 ha (Pommern) Hakenhufe 15 Morgen = 9,82 ha (Preußen, 18. Jahrhundert) Rute, Quadratrute (QR) 14,185 m² (Rheinland, Preußen 1869) 18,67 m² (Kulmische) 21,17 m² (Köln) Trippelhufe 3 Hakenhufen Tonne 0,55ha (zumindest Dänemark) liegrü g.g.g.

Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Ein Morgen Land sind das, was ein Gespann an einem Morgen pflügen kann, ca. 2500 m², 4 Morgen also 1 Hektar.LG Silvia
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
Re:Welche Landfläche braucht 1 Mensch zum Überleben?
Bin gespannt, wo das hinführt ;)Etwa Selbstversorgung in der 3. Welt? Kleinbäuerliche Betriebe?