News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten! | garten-pur unterstützen mit einer Spende oder über das Partnerprogramm!
Die Rose im bäuerlichen Garten (Gelesen 2327 mal)
Die Rose im bäuerlichen Garten
Ich suche Anregungen zu einem Gedanken, der mich schon seit einiger Zeit gewegt:In Beiträgen zur Geschichte der Rose wird ein durchgehender Bogen der Rosenliebe von Kreta bis heute gezogen, vielleicht wird eine Zeit im frühen Mittelalter eingeräumt, in der die Menschen andere Interessen hatten als Rosen im Garten zu ziehen.Die großen Rosensammlungen sind immer wieder erwähnt worden, aber wie war das mit den einfachen Leuten, die ihren Garten als Nutzgarten überlebensnotwendig brauchten? Hatten sie Rosen, wenn ja, wie kamen sie daran, welchen Raum nahmen sie ein?Als Beispiel fällt mir immer der Garten meiner Oma ein, deren recht großer Garten der Anzucht von Pflanzen für den Gemüsebau diente und der Selbstversorgung. An der Pforte zur Nebenstraße stand ein Rosenstrauch, der einen süß duftenden Abschluß des Gartens bildete.Diese Rose hatte meine Oma als Ausläufer von ihrer Freundin erhalten, das Original soll jemand zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus Italien mitgebracht haben. (Soweit die Geschichte, es ist Mrs. John Laing, die in jedem besseren Sortiment vorhanden war).In anderen alten Gärten habe ich alte Rosen eher am Rand des Nutzgartens gefunden, vorzugsweise an einer Mauer. Sie waren wohl, soweit es sich rekonstruieren lässt, als Ausläufer oder Stecklinge verbreitet worden, so von Nachbar zu Nachbar, für ein kleines Eckchen im Nutzgarten zur Freude der Blumenliebhaber(in) und haben überlebt, weil sie nicht im Weg standen. Habt Ihr auch Beobachtungen zu diesem Thema gemacht? Gibt es Literatur dazu? Oder Geschichten zu Rosen in alten Gärten?Dorothea
- rorobonn †
- Beiträge: 16488
- Registriert: 26. Jul 2004, 09:41
- Kontaktdaten:
-
...einfach einmal lachen!
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
als erstes fällt mir da gerda nissen ein, die ja immer erzählt, wo sie die rosen in welchem zusammenhang gefunden hat. so gewinne ich den eindruck, dass rosen eben auch als grabbepflanzung wohl schon eine lange tradition haben..ansonsten sollte man nicht vergessen, dass rosen ja auch eine lange tradition in der verwendung haben...für tee ebenso wie naschwerk, aber besonders auch in der kosmetik, wie rosenwasser u.ä.so könnte ich mir vorstellen, dass rosen im garten damals nicht nur der schönheit wegen angepflanzt wurden, sondern eben auch zur nutzung im sinne von luxus...neben den notwendigen küchen-und heilkräutern eben...auch sollte man nicht vergessen, dass damals die rose als würze-für weine, süssspeisen und ähnliches, ja durchaus eine grössere rolle spielte als heute, wo zucker und würzen viel leichter greifbar sind
"Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es!" (Bertrand Russell)
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
Zwei alte Rosen, deren Urmütter direkt am Fuß der Mauer des Bauernhauses meiner Großeltern wuchsen, sind mir so kostbar und jedes meiner Kinder, das einen Garten hat, wird mit einem Ausläufer beglückt, was sehr gerne angenommen wird. Die Eine ist eine Zentifolie, die Zweite eine Alba (vielleicht Suaveolens). Auf dem alten Bild ist die Alba - die Zentifolie stand "ums Eck", wie ich mich noch gut erinnere. Außerdem wuchsen im Hausgarten meiner Großmutter immer wieder mal wo Ausläufer der Zentifolie und alle ihre Kinder bekamen so einen mit in ihre eigenen Gärten. So viel ich mich erinnere, waren besonders die Zentifolien nicht gerade vor Gesundheit strotzend und standen ziemlich blattarm herum, aber der Duft ihrer Blüten begleitet mich schon seit meiner Kindheit herauf....
-
- Beiträge: 2943
- Registriert: 7. Jun 2006, 13:59
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
In England hab ich dazu mal was gelesen oder gehört: Dorfbewohner, die in den herrschaflichen Gärten gearbeitet haben, haben Samen und Stecklinge von den dortigen Pflanzen nach Hause gebracht. Weiterverbeitet wuden sie dann durch Tausch. Sicher galt es als chic, solche "vornehmen" Pflanzen im Garten zu haben, da hat man dann schon ein Plätzchen für sie gefunden. Bei uns dürfte das ähnlich gelaufen sein.Rosen hat man früher auch in den Weinbergen ans Ende der Reihen gepflanzt, als Indikator für Schädlinge und Krankheiten. Die Rosen bekamen sie wohl zuerst, so konnte man leicht kontrollieren. Rosen waren also auch nützlich.
Smile! It confuses people.
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
Das macht man (zumindest in Niederösterreich) heute noch so - allerdings wissen nicht mehr alle Weinbauern den Grund. Angeblich dienten diese Rosen speziell als Mehltauindikatoren.Rosen hat man früher auch in den Weinbergen ans Ende der Reihen gepflanzt, als Indikator für Schädlinge und Krankheiten. Die Rosen bekamen sie wohl zuerst, so konnte man leicht kontrollieren. Rosen waren also auch nützlich.
-
- Beiträge: 7763
- Registriert: 15. Dez 2003, 07:00
-
Saartal, WHZ 7b, 245m ü. NN, toniger Lehmboden
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
Hallo, Dorothea,in der niedersächsischen Gegend, aus der ich komme, waren Rosen in bäuerlichen Gärten selbstverständlich. Platz für Schönes gab's noch im nützlichsten Nutzgarten, überall und immer: Rosen, Rittersporn, Schleierkraut, Stockrosen, Akelei, Bartnelken, Brennende Liebe, Phlox, ein paar weitere Stauden, einjährige Wicken am Zaun, andere einjährige Blumen irgendwo zwischendrin. Rosen wurden als Ausläufer oder Stecklinge weitergegeben, insbesondere in der eigenen Familie. Eine wunderbar duftende rosa Moosrose, die jetzt in meinem eigenen Garten steht, wurde traditionell von Mutter zu Tochter weitergereicht, sobald die Tochter ihren eigenen Hausstand gründete (im ländlichen Raum verstand sich's dabei, dass dann zum Junior-Haushalt ein Garten gehörte). Ich bin da mindestens die Vierte, wahrscheinlicher die Fünfte oder Sechste in der Generationenfolge
. Und es war nicht nur so, dass man Rosen grad mal duldete, wo sie die Nutzgarten-Bearbeitung nicht störten. Meine beiden Großmütter (Haushalte mit umfangreicher Nebenerwerbs-Landwirtschaft, großem Gemüsegarten, Obstwiese und ein paar Schweinen für den Eigenbedarf im Stall) hatten Sträucher an exponierten Stellen mitten im Garten stehen. Bei meiner Oma väterlicherseits gab's zudem ein prächtiges Kletterrosenspalier neben der Haustür. (Diese Kletterrose, eine namen- und duftlose Weiße, wächst jetzt auch bei mir, schätzungsweise vierte Generation
- leider will sie hier nicht recht
). Pflege bekamen diese Rosen freilich kaum, dafür war keine Zeit. Päppelpflänzchen hätten also wohl nicht überlebt - die Robusten aber wurden liebevoll betrachtet, beschnuppert, in die Vase gestellt. Und geschont: Die Sträucher, die ich als Kind auch in anderen ländlichen Gärten kennen gelernt habe, waren teilweise sehr alt und von imponierendem Format. Dass man Rosen im Weinbau quasi als "Indikator" für Schädlinge und Pilze benutzt hat, wusste ich noch nicht - schon wieder was gelernt
. Schöne GrüßeQuerkopf




"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
Das mit den Rosen am Ende der Rebenreihen sah ich zum 1. Mal in Südafrika, da wird es noch heute so gemacht. Damals dachte ich allerdings ( schön doof
!) die weissen wären für weisse Trauben und die roten für rote Trauben...... Im Herbst war ich in Limburg / NL in einem Weinberg da hat man diese Rosentradition fortgesetzt
.




-
- Beiträge: 940
- Registriert: 7. Jan 2007, 16:37
- Kontaktdaten:
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
Bei uns hier im südlichen Schleswig-Holstein gibt es kaum Rebanlagen. Ich selbst komme aber vom Dorf und von einem Bauernhof. Selbstverständlich hatten man früher auch Rosen im Bauerngarten. Querkopf hat ja schon eine Reihe Pflanzen aufgezählt.Von den Alten Rosen stehen noch zwei Nachkommen und ein Original in dem Garten.Eine unbekannte Rote Rose, wahrscheinlich ein Bourbon mit herrlichem Duft ist schon in den dreissigern des letzten Jahrhunderts gepflanzt worden. Ebenso eine unbekannte Rose mit grossen gelben Blüten.Über einhundert Jahre an derselben Stelle steht eine Alba, wahrscheinlich Suaveolens.Etwas später 194? kam eine New Dawn hinzu. Früher war es auch hier in der Gegend weit verbreitet das man sich Rosen als "Türwächter" links und rechts der Haustür anpflanzte. Noch heute findet man an vielen alten Häusern Rosen neben der Tür.Neben den von Querkopf aufgeführten Pflanzen kann ich mich gut an "Holzrosen", so hiessen bei uns die Strauchpäonien, erinnern. Diese z.T auch sehr alten Pflanzen bilden sehr grosse Sträucher mit grossen herrlich duftenden Blüten. Ausserdem hatten wir noch jede Menge Buchsbaum im Garten. Den mit der Hand zu schneiden war immer eine Strafe. Hier habe ich kaum noch Buchs im Garten.Das Büchlein "Alte Rosen" von Gerda Nissen kann ich in diesem Zusammenhang auch empfehlen.
viele Grüsse aus SH
freundderrosen
freundderrosen
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
@irisfool,
- allerdings nicht wegen der oidium-früherkennung, denn dafür gibt es inzwischen verlässlichere warndienste, sondern eher als fragwürdige verschönerung. ich finde das ausgesprochen fehl am platz....Das mit den Rosen am Ende der Rebenreihen sah ich zum 1. Mal in Südafrika, da wird es noch heute so gemacht....
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
Das mit den Rosen am Ende der Rebenreihen sah ich zum 1. Mal in Südafrika, da wird es noch heute so gemacht. Damals dachte ich allerdings ( schön doof![]()
!) die weissen wären für weisse Trauben und die roten für rote Trauben...... Im Herbst war ich in Limburg / NL in einem Weinberg da hat man diese Rosentradition fortgesetzt
![]()
.


Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
Vorher ist es mir noch nie aufgefallen, aber als ich hier las, stellte ich fest, dass ich mich an Rosen im Garten meiner Großmutter nicht erinnern kann, obwohl er mich dahin trieb, ohne Garten nicht auskommen zu können. Es gab Gemüsebeete und überbordende Staudenpracht...aber Rosen?Inwieweit dieses Thema in der Literatur zu finden ist, weiß ich nicht. Zwei kleine Aussagen finden sich aber in Gerda Nissen's Buch über Bauerngärten in Schleswig-Holstein. Sie schreibt über Heinrich Christian Boie, ein Literat, der 1781 das Amt als Landvogt in Süderdithmarschen antrat. Was er an 'Gartenkunst' bei adeligen Freunden sieht, bringt er mit aufs Land. Außer einer bis dahin nicht gekannten Gemüse- und Staudenvielfalt, finden sich in seinem Garten 'nach kurzer Zeit....auch über 30 Rosensorten, darunter eine damals noch seltene gelbe und die Moosrose...'. Weiter berichtet Gerda Nissen über einen Dithmarscher Lehrer, der im 19. Jahrhundert seinen Garten zum Nebenerwerb nutzte. 'Erstaunlich ist die Vielfalt, die Thomsen anbot. ' Weiter schreibt Frau Nissen: ' Zum erstenmal tauchten bei Thomsen auch Gartenrosen auf. 24 Sorten, darunter die erst 1826 eingeführte, rosafarbene "Königin von Dänemarck" und die tiefrote, dauerblühende Portlandrose "Rose du Roi" (1815 eingeführt), waren bei ihm für zehn Mark als Sortiment im Herbst 1840 zu kaufen.'
- martina 2
- Beiträge: 13874
- Registriert: 9. Mär 2005, 14:11
- Region: Waldviertel, nordwestliches Niederösterreich
- Höhe über NHN: 850 m
- Bodenart: Urgestein, Sand
- Winterhärtezone: 5a: -28,8 °C bis -26,2 °C
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
Das Waldviertel war (und ist vergleichsweise immer noch) eine sehr arme Gegend, der Boden steinig, sandig, das Klima, besonders in Lagen um die 900m, sehr rauh, angeblich kontinental. Bis vor etwa 15 Jahren habe ich dort kaum Rosen gesehen, mit den heißen Sommern kamen sie (Moderne), zusammen mit einfachen Stauden, nach und nach in die Vorgärten, aus denen man früher rasch einen Salat oder Schnittlauch für die Suppe holte - Kraut und Rüben wuchsen weiter weg, auf dem Acker. Erst als ich begann, mich mit Alten Rosen zu beschäftigen, entdeckte ich, mit nunmehr geschärftem Blick, daß in dieser unwirtlichen Gegend auch früher schon Rosen angepflanzt wurden - und was für welche! Über eine habe ich hier schon früher ausführlich berichtet, es ist eine 100jährige Alba, von der drei Stück, seit Jahrzehnten sich selbst überlassen, an einem sehr alten Haus standen; und zwar im Gemüsegarten, eine an der Hausmauer, zwei weitere an jeweils einer Ecke. Raphaela meinte damals dazu, daß es üblich war, der Braut von zu Hause einen Ausläufer oder Steckling mitzugeben, auf diese Weise haben manche Rosen Generationen überdauert. Lisl führt diese Tradition nun weiter :DAuch über eine andere habe ich hier schon geschrieben, wahrscheinlich Damaszener (?), auch sie steht im Gemüsegarten eines uralten Hauses, wie die Alba an der Hausmauer. Eine Nachbarin erzählte mir, daß sie früher die Gleiche hatte, an vergleichbarer Stelle.Es sieht also so aus, als hätte es vor langer Zeit dort so etwas wie "Hausrosen" gegeben...aber wie war das mit den einfachen Leuten, die ihren Garten als Nutzgarten überlebensnotwendig brauchten? Hatten sie Rosen, wenn ja, wie kamen sie daran, welchen Raum nahmen sie ein?


Schöne Grüße aus Wien!
- martina 2
- Beiträge: 13874
- Registriert: 9. Mär 2005, 14:11
- Region: Waldviertel, nordwestliches Niederösterreich
- Höhe über NHN: 850 m
- Bodenart: Urgestein, Sand
- Winterhärtezone: 5a: -28,8 °C bis -26,2 °C
Re:Die Rose im bäuerlichen Garten
Sehr schöne Rosen
. Sind sie auch in Deinen Garten eingezogen, Martina?
