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Keine Bienen - kein Obst? (Gelesen 16087 mal)
Moderator: cydorian
Re:Keine Bienen - kein Obst?
Ich weiß jetzt hier in der "Stadt" nur von 2 kleinen Imkern, die 5-6 Bienenstöcke im Garten stehen haben. Die sind aber beide ca. 6 km entfernt.Fazit ist aber, und das beobachte ich schon mehrere Jahre, daß sich bis vor ca. 10 Jahren im Spätsommer auf unserer blühenden Pfefferminze und Fetthennen die Honigbienen knubbelten.Sie waren so emsig beschäftig, daß man sie vorsichtig streicheln konnte.In den letzten Jahren tut sich auf diesen Pflanzen so gut wie nix mehr, jedenmals was Honigbienen angeht. Das ist mir stark aufgefallen.Werde aber im Laufe das Sommers mehr darauf achten.Für Wildbienen hab ich zwei große Nisthilfen gebaut.Wenn ich mich mit Honigbienen auskennen würde, hätte ich vielleicht auch einen Staat.Aber ich denke, daß ist garnicht so einfach. Mit Milben und Pestiziden haben die bestimmt kein sorgenfreies Leben. 

- cydorian
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Re:Keine Bienen - kein Obst?
Es ist halt ein Hobby. Man muss Geld reinstecken, einen gewissen Aufwand betreiben und darf es nicht zu ernst nehmen, wenn was schiefgeht. Bei anderen Hobbys ähnlich.Wer die Zeit hat, Platz im Hausgarten und einen Imkerpaten kann es probieren. Bienen am Haus. Wenn man erst noch in der Landschaft rumfahren muss um an seinen Bienen zu arbeiten, wird der Aufwand viel zu hoch.Wenn ich mich mit Honigbienen auskennen würde, hätte ich vielleicht auch einen Staat.Aber ich denke, daß ist garnicht so einfach. Mit Milben und Pestiziden haben die bestimmt kein sorgenfreies Leben.
- RosaRot
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Re:Keine Bienen - kein Obst?
Und wie lockt man noch mehr wilde (Bestäuber)Insekten an sich im Garten zu tummeln? (Lehmwände, Holzhaufen, Steinhaufen, Bienenpflanzen usw. sind alle vorhanden). Eigentlich haben wir ein Insektenparadies, aber sicher könnte es noch paradiesischer werden.
Viele Grüße von
RosaRot
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Re:Keine Bienen - kein Obst?
Wir haben neben dem Wohnhaus eine riesengroße Linde, bei deren Blüte es in jedem(!) Jahr nur so brummt, dass das unüberhörbar ist.Wer bevorzugt derartige Blüten: Honig- oder Wildbienen (ich kann sie aus der Ferne nicht unterscheiden)?; es sind jedenfalls Unmengen. Sollten es Honigbienen sein, hätten zumindest wir in unserer Umgebung Glück.
Man bekommt die Welt nicht besser gemeckert. (Quelle unbekannt)
Re:Keine Bienen - kein Obst?
wie kann jeder den Bienen (und den anderen Brummern) helfen:Anbau von Bienenweidepflanzen (und wenn nur Lücken bepflanzt werden, z.B. Phacelia im Frühjahr)Nisthilfen für Insekten (das muß kein großes Insektenhotel sein, ein Behälter mit Stroh, Holzwolle oder Lehm an geeigneter Stelle oder künstliche Hummelnester passen in jeden Garten)Vermeidet Gift (laßt die Blattläuse für Marienkäfer und Florfliege)Wählt keine Politiker die grüne Gentechnik unterstützen (wer will schon Gen-Raps-Honig von halbtoten Bienen essen, auch Genmais schadet)Kauft Honig von regionalen Imkern
- cydorian
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Re:Keine Bienen - kein Obst?
Gift in privaten Hausgärten ist überhaupt kein Problem. In Deutschland ist so gut wie alles für Privatleute verboten. Es sind sogar Dinge für Privatleute verboten, die ökologisch wirtschaftenden Betrieben erlaubt sind. Privatgärten sind im Vergleich zu dem, was es sonst so gibt geradezu Paradiese für Insekten.Das Problem ist die konventionelle Landwirtschaft und die unglaubliche Gier, mit der jeder Quadratmeter der Landschaft umsatzbringend "verwertet" wird. Naturnahe Flächen gibt es im Prinzip nicht mehr. Sie sind ausgerottet, meistens restlos. Die im Frühling so schön aussehenden grünen Wiesen sind zum Beispiel in Wirklichkeit Güllesenken, auf denen nur noch stark nitrophile Pflanzen wachsen. Nach der ersten Mahd blüht da nichts mehr, die Mahdzyklen sind zu kurz, die Pflanzengesellschaften zu einseitig. Wenn man Fotos noch aus den 60er Jahren betrachtet, kommen einem die Tränen: Kleinparzellige Felder mit Buschstreifen, halbwilde Obstbäumen aus Trestersamen an den Rändern, äusserst vielgestaltiger Bewuchs, je nach Gegend noch Lesesteinränder. Heute: Grossflächig ausgeräumt, alle paar Tage befahren von tonnenschweren Taktoren, die auf Betonwegen zu ihrem Einsatzort rollen um Fungizide, Insektizide, Mineraldünger und Unkautvernichtungsmittel ausbringen. Geackert wird bis an den Strassenrand, auch über Grenzsteine wenn es in Gemeindeland geht.Seht euch auch mal alte Karten an. Um die Ortschaften Obstwiesen, Krautgärten. Das sind heute Industriezonen, Wohngebiete. Sportstudio und LKW-Waschanlage, Kreisverkehre und Umgehungsstrassen statt extensiver Wiese. Wo sie noch bestehen, sind die meist mit verwildert. Obstbäume vergreisen, werden nicht ersetzt, Schlehengebüsch breitet sich aus Schösslingen aus. Oder noch schlimmer: Man hat "Freizeitgrundstücke" draus gemacht. Mit Rasen, Tannenbaum, Thuja und Auffahrt für die Karre.Hat jemand im Ernst geglaubt, dass so etwas keine Auswirkungen auf Bienen, auf Pflanzen die keine Nutzpflanzen sind hat? Die roten Listen sind doch schon lange länger wie die Listen nicht gefährdeter Lebewesen.Kurz zur Linde: Wird gern beflogen, aber nicht wegen Nektar, sondern wegen den Pollen. Sogar in die Nacht hinein. Nektar liefert sie wenig, nur wenn die Baumwurzeln ins Grundwasser reichen ist nennenswert Nektar zu erwarten. Lindenhonig ist meist Stadthonig, ausser man hat das Glück an Flussrändern genügend Linden zu finden. Natürlich gewachsen kommt sie kaum mehr vor, früher gab es an Flusshängen natürlichen sogenannten Linden-Ahornwald, heute längst "verwertet" und durch dichtgeplanzte Eschenplantagen ersetzt.
- Zuccalmaglio
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Re:Keine Bienen - kein Obst?
Eine treffende und anschauliche Beschreibung eines schlimmen Zustandes. Die Leute, die vor 20, 30 Jahren auf entsprechende Gefahren hingewiesen haben, waren und sind aber an den Stammtischen die"grünen Spinner".Auch im Kölner Westen zur Zeit so gut wie keine Honigbienen.
Tschöh mit ö
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Re:Keine Bienen - kein Obst?
Ich wohne auf dem Land, und die bewusste Linde ist vermutlich angepflanzt worden, das aber vor mindestens 70-80 Jahren, wenn nicht noch früher. Auf unserem Grundstück stehen noch zwei Linden, bei denen ich eine "wilde" Vermehrung vermute, falls das bei einer Linde möglich ist. Unsere Hauptstraße ist beidseitig mit sehr vielen alten Linden gesäumt bis in den Nachbarort hinein; eigentlich müsste sie "Lindenstraße" heißen. Es gab erfolgreichen (kommunalen) Widerstand gegen eine Dezimierung für die Verbreiterung der Ausfahrten von Supermarkt-Parkplätzen und kleinen Gewerbegebieten wegen Sichtbehinderung; nicht eine durfte gefällt werden! Auch wenn sie sich vor ca. 100 Jahren dort nicht auf natürliche Weise angesiedelt haben, so ist das in meinen Augen zumindest eine Bestandswahrung und (zum Glück) gerichtet gegen den von Dir beschriebenen Trend.Sind eigentlich Eichen beliebte Ziele von Bienen (denn die haben wir auch massig)?Kurz zur Linde: Wird gern beflogen, aber nicht wegen Nektar, sondern wegen den Pollen. Sogar in die Nacht hinein. Nektar liefert sie wenig, nur wenn die Baumwurzeln ins Grundwasser reichen ist nennenswert Nektar zu erwarten. Lindenhonig ist meist Stadthonig, ausser man hat das Glück an Flussrändern genügend Linden zu finden. Natürlich gewachsen kommt sie kaum mehr vor, früher gab es an Flusshängen natürlichen sogenannten Linden-Ahornwald, heute längst "verwertet" und durch dichtgeplanzte Eschenplantagen ersetzt.
Man bekommt die Welt nicht besser gemeckert. (Quelle unbekannt)
- cydorian
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Re:Keine Bienen - kein Obst?
Bei gefährdeten Baumalleen in der Stadt sind die Menschen sehr aufmerksam. Weil jede Menge Leute dran vorbeibrettern und sie sehen. Die konnte man noch nie einfach so absägen. Auf dem Land draussen sieht es anders aus. Man hat jahrelang die Obstbäume an Strassenrändern mit der Kettensäge gerodet, der ADAC hat z.B. lange eine Aktion "Weg mit dem Todesbaum" gemacht. Früher gab es in Süddeutschland keine Strasse ohne säumende Obstbäume. Heute die Ausnahme. Pflanzung nur als "Ausgleichsmassnahme", wenn irgendwo anders irgendeine Zerstörung stattfindet. Die Bäume leben auch oft nicht lange. Die Pflege will keiner machen, Bauern ackern illegalerweise bis an die Stämme (und damit die Hälfte der Wurzeln ab) weil ja jede Furche zusätzlich Umsatz bringt und die Bäume eh nur stören. Die heutigen Riesentraktoren sind viel zu hoch um unter Hochstämmen zu fahren.Eichen sind für Bienen durchschnittlich interessant. Ab und zu gibt es Honigtau durch Läuse, im Mai gibt es etwas Pollen. In Südeuropa ist häufiger Honigtau auf Eichen zu finden.
Re:Keine Bienen - kein Obst?
Genau Zuccalmaglio. Wie hat ein Indianerhäuptling mal gesagt: "Erst wenn der letzte Baum gefällt...usw., werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann."Gestern erst hatten wir ein Gespräch mit einem Gartennachbarn. Er erzählte uns, wie er das ganze Unkraut im Garten wegspritzt. Aber richtig gute Mittel gibt es ja nicht mehr. Da muss man schon auf Altbestände zurückgreifen um Hopfen und Giersch an den Kragen zu gehen. Sein Garten liegt 8 Monate lang brach - bis auf den englischen Rasen. Da verirrt sich eh keine Biene hin. Zu unserer Phazelia sagte er mal, wir sollten das Unkraut doch entfernen, nicht das die Samen davon noch in seinen Garten fliegen. Ach ja, was soll man da noch machen? Die "grünen Spinner" haben eben nicht die Lobby wie die Auto- bzw./oder die Freizeitindustrie.Die Leute, die vor 20, 30 Jahren auf entsprechende Gefahren hingewiesen haben, waren und sind aber an den Stammtischen die"grünen Spinner".
Gruß Solanin
Re:Keine Bienen - kein Obst?
So, hab Pause! 8)Wenn ich das hier so lese ... Phacelia, Bienenfreund ... mein Garten ist nicht so groß, aber mal weiter gesponnen.Würde man mich wegen Faunenverfälschung drankriegen, wenn ich den Samen großflächig z. B. in unseren km-weiten Rheinwiesen verstreuen würde?
Vielleicht nicht so eine gute Idee. Aber für einen Sommer? Ist ja nicht winterhart. 


Re:Keine Bienen - kein Obst?
Aha, mir als Laie ist sogar aufgefallen, daß an unserem Säulenapfel keine Bienchen zum Bestäuben kommen, bzw. zum Pollensammeln, was ja deren Interesse ist
Dann bin ich mit meiner Beobachtung also nicht alleine... Mit meiner kleinlichen Sorge, daß der Säulenapfel für unser Kind dieses Jahr auch trägt, habe ich auch schon Ästchen von Apfelbäumen abgemacht und wollte bestäuben. Aber ich sah einfach keine Staub. Und die Ästchen sind ja auch schnell vertrocknet. Wie müssen die Staubgefäße aussehen, damit es mit dem Bestäuben klappt? Hellgelb und dicker? Oder braun und dünner? Oder ist es gerade der Zustand dazwischen? Der muß wohl recht kurzlebig sein, denn den konnte ich nirgends erspähen. Also so einfach scheint mir das Bestäuben nicht zu sein... Hat jemand einen Tipp bitte?

Re:Keine Bienen - kein Obst?
*grins* da sind wir wieder bei unseren Säulenäpfeln. ;)Ich bin auch mit dem Pinsel bewaffnet durch den Garten gesummt
und habe mir die Augen ausgeguckt, um die gelben Pollen auf dem Pinsel zu entdecken.Fazit: nix! Ich hab dann einfach blindlings alle 4 Säulen bepinselt.Bei meiner Birne (Buschbaum) fallen schon die ersten Fruchtansätze ... oder besser, das was sie mal werden sollten.Aber ein 2-Meter-Bäumchen kann auch keine 100 Birnen tragen.
Ich denke, die Äpfel werden auch noch rieseln.


- cydorian
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Re:Keine Bienen - kein Obst?
Keine Sämereien in der Landschaft ausbringen, das schadet nur und nutzt nichts.Wer in kleinem Garten viel für Bienen tun will, sollte die Koniferen durch kleinbleibende Obstbäume ersetzen, verschiedene Arten die zu unterschiedlichen Zeiten blühen. Das gefällt auch dem Auge ;-)Die Spätblüher nicht vergessen, die sind noch wichtiger wie Frühblüher: Mispel, Quitte, Weissdorn um mal ein paar zu nennen. Phacelia um die Baumscheibe.Handbestäubung kann man sich im Garten sparen.
Re:Keine Bienen - kein Obst?
Es ist ein Irrtum zu glauben, daß der Besitz eines Pinsels den Menschen mit dem Fachwissen einer Biene versehen könnte.
Bienen fliegen zu bestimmten Tageszeiten bestimmte Pflanzen an, die Pflanzen sind dann für die Bestäubung bereit und haben sich auch bedienungstechnisch auf die Bienen vorbereitet. Das ist ein System, das Mensch nicht künstlich herstellen geschweige denn beherrschen kann.

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.