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Seltsame Bachnelkenwurz (Gelesen 2898 mal)
Seltsame Bachnelkenwurz
Das habe ich im Geum rivale-Bestand (Wildform) im Vorgarten entdeckt. Habt ihr so etwas schon mal gesehen?
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
Re:Seltsame Bachnelkenwurz
Da hat sich die Natur verschluckt. 

„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re:Seltsame Bachnelkenwurz
Ja, spontane Mutationen. Im gleichen Bestand (alle Nachkommen einer einzigen Rosette) ist noch eine leicht gefüllte Blüte! Vielleicht sollte ich in die Bachnelkenwurz-Züchtung einsteigen!


Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
- Darena
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Re:Seltsame Bachnelkenwurz
ja, habe ich: in Salzburg in der Nähe des Flughafens - muß so 1999 gewesen sein. die Blüte war richtig schön gefüllt :)ich habe den näheren Umkreis abgesucht, aber keine weiteren Exemplare dieser Wuchsform gefunden.
lg, Darena
Re:Seltsame Bachnelkenwurz
Du hast also eine gefüllte Blüte gesehen? Aber keinen Hochblattkranz mit zentraler Blüte, aus der eine normale Blüte "entspringt" ?Mal sehen, wie sich das hier weiterentwickelt!
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
Re:Seltsame Bachnelkenwurz
So etwas tritt immer mal wieder spontan auf und ist insbesondere bei Rosen bekannt.Es ist normalerweise keine Mutation, sondern eine Störung im normalen Entwicklungsablauf, wobei der Auslöser in äußeren Faktoren vermutet wird. Welche genau, ist nicht bekannt.Vermutlich wird die Pflanze im nächsten Jahr wieder normal blühen.Um zu verstehen, wie so etwas entsteht, ist die Definition einer Blüte im botanischen Sinn hilfreich: Blüten sind Sprosse oder Sprossabschnitte mit begrenztem Wachstum und umgewandelten, im Dienste der Fortpflanzung stehenden Blättern. Normalerweise wird bei einer Blüte der Vegetationskegel, also die Spitze des Triebs mit den teilungsfähigen Zellen, bei der Blütenbildung komplett "aufgebraucht", d. h., alle Zellen differenzieren sich in Bestandteile der Blüte. Damit findet das weitere Wachstum ein Ende.Anders bei einem "gewöhnlichen" Spross: Hier bleibt der Vegetationskegel an der Spitze auf Dauer erhalten und wächst immer weiter.Bei einer Störung wie hier wächst der Vegetationskegel weiter und streckt sich empor. Es sieht dann so aus, als würde die Blüte von einem Trieb durchwachsen.Es gibt tatsächlich "primitive" Blütenpflanzen, bei denen eine ursprüngliche Form der Blütenbildung noch die Regel ist: Bei manchen Palmfarnen bildet der Vegetationskegel zur Blütezeit an der Spitze ein Sprossstück mit Blütenblättern und Fruchtblättern und kehrt dann nach der Blütezeit zur Bildung gewöhnlicher Laubblätter zurück."Deine" Blüte führt also sozusagen ein Programm aus, das in grauer Vorzeit bei den ersten Blütenpflanzen die übliche Art und Weise zur Blütenbildung war.Das habe ich im Geum rivale-Bestand (Wildform) im Vorgarten entdeckt. Habt ihr so etwas schon mal gesehen?
Re:Seltsame Bachnelkenwurz
super klar und deutlich erklärt, danke.Das Scheitelmeristem dei Inflorescenzen bildet alternde Zellen und das Längenwachstum stoppt. Unterbleibt das, und die Omnipotenz des Scheitelmeristems bleibt erhalten, dann kann sich diese ungewöhnliche Form ergeben.Das mit den Palmen ist sehr interessant und ein gutes Beispiel. Das erste Mal, dass ich davon höre. Klasse!Es ist wirklich wie eine Zeitreise in die Entwicklungsgeschichte der Blütenpflanzen. Und - es ist wieder keine Mutation. Dieses Wort wird wirklich wie ein Kaugummi in jede Ecke geklebt.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
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Re:Seltsame Bachnelkenwurz
@ Bristlecone: Danke!@ Pearl: Nicht Palmen, sondern Palmfarne, Cycas! Guck mal z.B. hier:http://www.kuebelpflanzeninfo.de/balkon/palmfarn.htm
Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
Re:Seltsame Bachnelkenwurz
Zu dem "wieder keine Mutation" eine kleine Anmerkung:Morphologen sprechen hier allgemein von Teratologien, ganz gleich ob Anomalie oder Mutation. Warum? Weils nicht leicht zu beurteilen ist. So erscheint etwa die Pelorienbildung bei Digitalis purpurea zunächst nicht erblich. Doch angeblich ist es eine Kombination von AFAIR 23 Genen, die Pelorien hervorbringt. Also doch genetisch bedingt, sprich Mutation, aber von mehreren Genen, die richtig kombiniert sein müssen, was selbst bei Selbstbestäubung in der Folgegeneration kaum der Fall ist.Ich selbst hatte letztes Jahr eine Linaria purpurea-Pflanze, bei der ein Trieb dichotom verzweigte. Heuer hat dieselbe Pflanze bereits drei dichtotom verzweigte Triebe und einen verbänderten Trieb hervorgebracht. Es ist also wohl genetisch vorprogrammiert, daß diese Pflanze Verzweigungsprobleme hat, die sich unterschiedlich äußern können. Erfahrungen zeigen auch, daß solche vorprogrammierten Probleme sich oft erst bei guter Ernährungssituation der Pflanze manifestieren und an mageren Standorten ausbleiben.Galanthophile können ein Lied davon singen, wie wenig man Anomalie und Mutation unterscheiden kann. Man sammelt in der Au zig Schneeglöckchen-"Mutationen" und hat im nächsten Jahr nurmehr wenige davon, weil einige keine Mutationen waren.Klassischer Fall für eine bloße Anomalie ist das vierblättrige Kleeblatt - doch gibt es inzwischen genetisch stabile vierblättrige Sorten.Es ist also im Einzelfall nicht immer zu beurteilen, ob lediglich eine äußere Störung oder ein zufälliger Programmfehler, eine genetische Anfälligkeit für gehäufte Programmfehler oder eine Mutation vorliegt. Man muß länger beobachten. Meist aber stimmt, was pearl geschrieben hat, und der Begriff Mutation sollte jedenfalls nur mit Vorsicht verwendet werden.
d'Ehre
Gerald Grasmuck
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Re:Seltsame Bachnelkenwurz
Hallo Grasmuck,gibt es auch grüne vierblättrige Kleeblätter welche stabil sind? Kennst du von diesen Sortennamen?
Liebe Grüsse Crispa
Re:Seltsame Bachnelkenwurz
In meinem Rasen gibt es zwei Kleeflatschen, die mit ungewöhnlicher Häufigkeit Vierkleeblätter produzieren, und das konstant seit mehreren Jahren. Es macht mir besondere Freude, dann beiläufig zu Besuchern zu sagen "ja, ich habe Klee im Rasen, aber ich brauche den wegen der Vierkleeblätter."Mit schöner Regelmäßigkeit stöhnen daraufhin die weiblichen Anwesenden, sie hätten überhaupt noch niiiie ein Vierkleeblatt gefunden, im ganzen Leben nicht und überhaupt...Dann bück ich mich und pflücke eins ab und reiche es den Damen. Und jedesmal sind sie total baff.
Also, wenn du ein Stückchen Glück aus meinem Rasen haben möchtest, es ist genug da.

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
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Re:Seltsame Bachnelkenwurz
Zitat Briostlecone, Antwort #5: Es gibt tatsächlich "primitive" Blütenpflanzen, bei denen eine ursprüngliche Form der Blütenbildung noch die Regel ist: Bei manchen Palmfarnen bildet der Vegetationskegel zur Blütezeit an der Spitze ein Sprossstück mit Blütenblättern und Fruchtblättern und kehrt dann nach der Blütezeit zur Bildung gewöhnlicher Laubblätter zurück.Ist das bei der Ananas so etwas ähnliches? Da kann man ja auch die Blätterkrone über der Frucht abschneiden, und es wächst eine neue Pflanze daraus.....Neugierig frag', Wallu
Viele Grüße aus der Rureifel
Re:Seltsame Bachnelkenwurz
Nein, bei der Ananas handelt es sich um eine Sprossachse mit seitlich stehenden Blüten, die verwachsen und zu der fleischigen Ananasfrucht (genauer gesagt ein Fruchtstand) heranreifen. Übrigens sind - wie bei manchen anderen Obstsorten auch - die Früchte samenlos.Eine gute Beschreibung gibts bei Wikipedia.
Re:Seltsame Bachnelkenwurz
bristlecone, das stimmt nur bedingt: In Südamerika bilden sie sehr wohl Samen, denn dort gibt es passende Bestäuber. Man kann dann aus Supermarktananas angeblich Sämlinge ziehen. Mir ist das nie geglückt, obwohl die Samen gut aussahen.
d'Ehre
Gerald Grasmuck
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Re:Seltsame Bachnelkenwurz
OT: Das wäre dann so etwas wie "fakultative Parthenokarpie?" Interessant.