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Baum "geradeziehen" - geht das? (Gelesen 28857 mal)

Bäume und Sträucher, Duftgehölze, Blütengehölze, Blattschmuckgehölze, Wildobst, Koniferen, Moorbeetpflanzen

Moderator: AndreasR

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Ifrit
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Registriert: 20. Mär 2008, 21:11

Baum "geradeziehen" - geht das?

Ifrit »

Hallo zusammen,ich hätte da mal eine Frage: kann man einen Baum (in gewissen Grenzen) vorsichtig, über längere Zeit, gerade ziehen? Konkret: ich habe einen Esskastanienbaum im Garten, dieses Jahr gepflanzt. Er ist insgesamt etwa 3 Meter hoch, und hat auf 1,5 Meter Höhe etwa 6 cm Stammumfang. Auf dieser Höhe ist er auch an drei Pfählen angebunden. Knapp oberhalb - jetzt kommt's - hat das Bäumchen einen leichten Knick. Beim Pflanzen habe ich den Baum so gedreht, dass der Knick nach Norden zeigt, in der Hoffnung dass sich der Baum ein Stückchen nach Süden neigen könnte (wo er freie Sonne hat). Tut er aber nicht.Nun die Frage: es wäre relativ einfach, den Baum auf 2,30 Meter nochmal anzubinden und dabei etwa 10 cm nach Süden zu ziehen, ohne mehr als ca. 1 kg Zug auszuüben. Dann steht er insgesamt gerade. Nur: mache ich damit die Rinde kaputt? Kann die einen leichten Dauerdruck an der Anbindestelle aushalten? Und: bringt das überhaupt was? Würde der Baum sich mit der Zeit an die neue Lage "gewöhnen", oder würde er bis zum Sanktnimmerleinstag versuchen, in die alte Stellung zurückzukommen? Wenn man ziehen darf: soll das in Etappen passieren, oder alles auf einmal?Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten!IfritP.S.: absichtlich nicht im Obstforum, weil ich das Thema eher für ein Baum- als für ein spezifisches Kastanienthema halte. Verschieben aus Eurer höheren Einsicht ist aber natürlich OK.
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fars
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Re:Baum "geradeziehen" - geht das?

fars » Antwort #1 am:

Das geht bei Bäumen eigentlich ganz gut und ist recht unproblematisch. Ob der Knick in deinem Fall ganz verschwinden wird, lässt sich nicht voraussagen.Ich würde den Stamm in dem oberen Bereich "stäben", d.h. einen kräftigen geraden Stock (Bambus) fest an den Stamm an mindestens 3 Stellen anbinden (tunlichst nimmt ein breiteres Kunststoffband oder einen alten, zerschnittenen Fahrradschlauch, damit sich das Band nicht in die Rinde einschnürt).Mit dem Dickenwachstum sollte sich der Knick im Laufe der Jahre (Anbindungen mehrmals kontrollieren) verlieren.
Querkopf
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Re:Baum "geradeziehen" - geht das?

Querkopf » Antwort #2 am:

Hallo, Ifrit,zu deiner Hauptfrage hat Fars ja schon was geschrieben, Geradeziehen geht prinzipiell. Zu Details möchte ich etwas ergänzen:
... Beim Pflanzen habe ich den Baum so gedreht, dass der Knick nach Norden zeigt, in der Hoffnung dass sich der Baum ein Stückchen nach Süden neigen könnte (wo er freie Sonne hat). Tut er aber nicht. ...
Normalerweise setzt man Bäume möglichst so zum Licht, wie sie vorher auch in der Baumschule gestanden haben, in der gleichen Himmelsrichtung. Denn zur Sonnenseite entwickelt sich die Borke anders, kräftiger als auf der Schattenseite. Steht nach der Umpflanzung die ehemalige Schattenseite Richtung Süden, kann das zu Sonnenbrand führen. Das spielt bei sonnenempfindlichen Baumarten - zum Beispiel Buche - eine enorme Rolle, bei anderen Baumarten nur eine ganz kleine. Wie es damit bei Esskastanien aussieht, weiß ich nicht. Übrigens: Wenn du den Baum erst dieses Jahr gepflanzt hast, ist es noch viel zu früh für ihn, auf die Lichtrichtung zu reagieren. Wenn er sich zur Sonne neigen will, wirst du das wohl frühestens in einem Jahr sehen - ein Baum ist ja keine Sonnenblume ;) ...
Ifrit hat geschrieben:...mache ich damit die Rinde kaputt? Kann die einen leichten Dauerdruck an der Anbindestelle aushalten? ...
Konstruktionen, wie du sie vorhast, werden auch von Profis oft gemacht, um z. B. vom Sturm schief gedrückte Bäume wieder zu richten. Dann wird der Stamm so lange mit Druck oder Zug künstlich in seiner Soll-Position gehalten, bis er sich wieder fest verwurzelt hat und von selbst senkrecht bleibt. Bei Bäumen mit sehr dünner, empfindlicher Rinde - extremstes Beispiel ist wiederum die Buche - muss man dabei sehr, sehr behutsam vorgehen. Viele andere Baumarten haben robustere Borke, da ist die Verletzungsgefahr geringer. Wenn du alle Bindestellen sorgfältig polsterst (Gummi, olle Fahrradschläuche o.ä.), die Bindung nicht allzu fest ziehst und breites, weiches Material zum Binden benutzt, solltest du auf der sicheren Seite sein. Könnte zusätzlich überlegenswert sein, nicht nur einen Stab zum Geradeziehen zu benutzen, sondern zwei, jeweils mit eigener Bindung: So verteilst du die Zugkräfte, und es wirkt jeweils nur geringerer Druck auf eine Rindenstelle.Schöne GrüßeQuerkopf
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137

"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
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Ifrit
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Re:Baum "geradeziehen" - geht das?

Ifrit » Antwort #3 am:

Wow - Danke schön!! Ihr seid spitze! Werde es also so machen wie Ihr gesagt habt.@Querkopfein Baum ist ja keine SonnenblumeVerstehe ;) @farsOb der Knick in deinem Fall ganz verschwinden wird, lässt sich nicht voraussagen.Muss er auch nicht unbedingt, Hauptsache die grobe Richtung stimmt (nach oben) ;) Nochmal vielen Dank, und schönen Grüße!Ifrit
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