Es kommt darauf an, wo man wohnt. Sickerwasser kann durchaus am Grundwasser vorbei über Oberflächenwasser (Bäche, Flüsse, Teiche, Tümpel) oder Verdunstung/Verbrauch (durch Brunnen, Bewuchs, Abteufung) "entsorgt" werden.Letztlich geht Wasser allenfalls dann verloren, wenn es durch Verschmutzung und Versalzung nicht mehr als Brauch- oder Trinkwasser aufzubereiten ist.Von daher sind diese "Versiegelungsgebühren" in meinen Augen nur eine üble Abzocke der Kommunen unter dem Deckmantel der Ökologie. Einerseits vergießen sie Krokodilstränen über die Ableitung des Regenwassers in Kanäle, andererseits stöhnen sie über den zu zurückgegangenen Trinkwasserverbrauch, der die Kläranlagen nicht mehr richtig arbeiten lässt.Es wird durchaus Besiedlungsprobleme geben, die den Wasserhaushalt negativ tangieren. Diesen Problemen muss man aber durch eine andere Bauweise oder durch aufgelockerte Besiedlung begegnen und nicht durch kujonierende Klein-Vorschriften.Derzeit jibbert jede Kommune aus steuerlichen Gründen nach Neubürgern und weist Bauland aus, wo es besser unterblieben wäre. Und da an jeder Straßenbiegung eine neue Kommune ist, haben wir alle paar hundert Meter eine neue Häuseransammlung. Wenn dann so etwas ohne die Grundwasserbelange gebaut wurde, dann kann es zwicken.Sickerwasser speist vor allem im Winter das Grundwasser.
News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten! | garten-pur unterstützen mit einer Spende oder über das Partnerprogramm!
Flächenversiegelung vermeiden - gesunden Boden bewahren: Teil 2 (Gelesen 6050 mal)
Re:Flächenversiegelung vermeiden - gesunden Boden bewahren: Teil 2
Re:Flächenversiegelung vermeiden - gesunden Boden bewahren: Teil 2
Du hast das schon richtig verstanden - es ging mir um den Praxisbezug, darum, wo und wie man Flächenversiegelung vermeiden kann.könntest du die Fragen, die du im (leider geschlossenen) Thread Nr. 1 gestellt hattest, bitte präzisieren? Genauer gefragt: Worum geht es dir vorrangig?
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
-
- Beiträge: 7072
- Registriert: 29. Sep 2006, 23:52
- Kontaktdaten:
-
Mittlerer Niederrhein | 8a | 80 m
Re:Flächenversiegelung vermeiden - gesunden Boden bewahren
WernerK: und was ist daran schlimm?Lehm: Ausserdem gelangt eben ein Grossteil des Wassers auf versiegelten Flächen in die Kanalisation, wo es sich mit Schmutzwasser mischt.
Schlimm ist es vor allem bei Starkregen-Ereignissen und Dauerregen. Wenn die Kapazität sämtlicher Rückhaltebecken erschöpft ist, geht die Brühe zwar verdünnt, aber ungeklärt in den Vorfluter, sprich den Bach oder Fluss hinter der Kläranlage. Ein hoher Anteil der organischen Belastung unserer Flüsse stammt aus diesen Ereignissen.
Ganzjährig Sommerzeit bitte
=^..^=
=^..^=
Re:Flächenversiegelung vermeiden - gesunden Boden bewahren: Teil 2
Bei mir im Garten ist entlang der Hauswand eine Waschbetonplatte breit versiegelt. Ob das tatsächlich die Kellerwand darunter trocken halten hilft, wissen die Geier. Und die Fläche, die das Gartenhäuschen hat (ca. 3 qm), ist "versiegelt". Leider fließt das Wasser vom Dach in den Nachbargarten, ich hätte es gerne als Gießwasser aufgehoben. Alles andere ist unversiegelt. Aber es muss auch nur mein Fahrrad drauf parken. Wenn man einen Wohnwagen im Garten parken will, ist es eigentlich cleverer, nicht den Boden darunter zu versiegeln, sondern ein Dach drüber zu machen, auf trockenem Boden sinkt auch nichts ein. Schließlich soll es ja nicht unterm Wohnwagen schön sauber sein, sondern das Ding soll ein bisschen geschont werden. Der Dachablauf von Vaters Wohnwagen und/oder Wohnmobil Stellplatz-Dach läuft aber nicht in den Kanal sondern an die Obstbäume.Braucht man wirklich mehrere versiegelte Flächen im Garten? Reicht nicht eine Terrasse? Und muß die unbedingt so groß sein, daß man auch noch den Wohnwagen drauf parken kann?Wie löst ihr das Problem von Wegen und Flächen? Wer verzichtet auf Beton, und wer kommt ganz ohne Versiegelungen aus?
Re:Flächenversiegelung vermeiden - gesunden Boden bewahren: Teil 2
Interessante Diskussion!Ein bissel Senf kann ich auch dazu geben.Versiegelung und Wasserhaushalt. Die Grundwasserneubildung ist bei sandigen Böden sogar größer, wenn ein Teil der Fläche versiegelt ist. Grund: weniger Interzeption, weniger Verbrauch durch Pflanzen. Das ist also bodenabhängig. Was aber wirklich zählt, ist, dass dort keine Besiedelung durch Pflanzen und damit entsprechend weniger bodenbildende Prozesse ablaufen. Ich bin aber der Meinung, dass Terassen in Gärten ein untergeordnetes Problem sind. Das Problem der Flächenversiegelung liegt in Mitteleuropa darin begründet, dass einerseits Mobilität rel. günstig ist und andererseits ein sog. "Bodenpreisgebirge" besteht (anschaulich vom Zentrum einer Metropole bis zum ländlichen Raum in beide Richtungen).Daraus ergibt sich dann eine disperse Siedlungsentwicklung; d.h. sowohl Gewerbe als auch Wohnen finden bevorzugt an Standorten mit niedrigeren Bodenpreisen statt.Und dieses Problem ist noch kaum ins Bewusstsein der Politiker gerückt. Im Baugesetzbuch gibt es in § 1a die Bodenschutzklausel. Die hat aber nur programmatischen Charakter. In einigen süddeutschen Gemeinden wird immerhin vor der Genehmigung neuer Bauflächen durch die nächsthöhere Ebene der Nachweis (über ein Baulandkataster) verlangt, dass die innerörtlichen Potenziale ausgeschöpft sind. Ansonsten geht - trotz konstanter oder in einigen Regionen sinkender Bevölkerung - der Flächenverbrauch pro Kopf immer weiter. Das führt dann dazu, dass zB. im Saarland und Sachsen-Anhalt (wo Boden billig ist) der durchschnittliche Wohnflächenverbrauch bei 50 m2/Person liegt, in Stadtstaaten wie HH und B aber bei der Hälfte.Fazit: Die Terasse oder der Gartenweg sind echt Peanuts, aber der immer weiter gehende Einfamilienhausbau mitentsprechenden Erschließungsflächen, der Straßenbau und die Ausweisung immer weiterer Gewerbegebiete (wo einstöckige Gebäude statt wie vor 100 Jahren mehrstöckige Industriearchitektur gebaut wird) sind die großen Versiegelungsursachen!Ach ja: Immer wieder heißt es, "wassergebundene Wege" seien wasserdurchlässig. Das stimmt nicht! Diese Wege werden aus Materialien mit speziellen Kornlinien gebaut. Die Körnchen greifen ineinander und sind nur stabil, wenn feucht - daher der Name "wassergebunden". Diese oft in Parks verwendeten Wege müssten im Sommer gesprengt werden - aber nur in Versailles geschieht das. Sie werden oft gebaut, da der Preis bei 6-8 €/m2 liegt, was das kommunale Säckel entlastet und wegen des Rufs der wasserdurchlässigkeit auch die Umweltfraktion beruhigt. Das Wasser versickert aber nicht durch die Fläche, sondern es läuft durch Gefälle zum Rand und versickert in der Vegetationsfläche, oder es bleibt in Pfützen liegen, bis es verdunstet.Gute Nacht,Ayamo
Im schlechtesten Raum/ pflanz einen Baum/ und pflege sein!/ er bringt dir's ein. (J. L. Christ) (Stimmt das wirklich?)
Re:Flächenversiegelung vermeiden - gesunden Boden bewahren: Teil 2
Letzteres ist logisch und auch eine Zwangsläufigkeit, erklärt aber die Zersiedlung nicht. Städte oder Großgemeinden sind ja kaum noch in der Lage, innerörtliche Baugrundstücke auszuweisen. Zumindest nicht für Ein- und Zweifamilienhäuser, sondern allenfalls für Etagenwohnungen. Wenn also die Eigentumsquote weiter gesteigert werden soll, was bekanntlich ein bisheriges Ziel aller Regierungen und Parteien, egal welche Coleur, ist, kann diese nur außerhalb des Weichbildes von Städten erfolgen. Die Frage allerdings ist, ob das weiterhin in einer mehr oder minder lockeren Siedlungsform erfolgen darf, oder ob kompaktere Haus-Konglomarate anzustreben sind. Eine Siedlungsform, die auch nicht jedem gefällt. Vor allem dann, nicht, wenn er ein Gartenareal haben möchte. Jeder von uns kennt Reihenhaussiedlungen, da vermag der Bewohner seinem gegenüberliegenden Nachbarn die Tasse Zucker von Fenster zu Fenster reichen. Dazwischen liegt nur ein Gästehandtuch-großer Garten.Aber nach wie vor ist die Frage offen, warum eine Bodenversiegelung, bei der das Regenwasser nicht in den Kanal sondern in den Garten geleitet wird, schädlich für den Grundwasserhaushalt sein soll. Zwar können durch die Häufigkeit derartiger Versiegelungen größere Regenwassermengen in eine andere Richtung gelenkt werden, aber sie versickern dennoch im Boden.Das Problem der Flächenversiegelung liegt in Mitteleuropa darin begründet, dass einerseits Mobilität rel. günstig ist und andererseits ein sog. "Bodenpreisgebirge" besteht (anschaulich vom Zentrum einer Metropole bis zum ländlichen Raum in beide Richtungen).Daraus ergibt sich dann eine disperse Siedlungsentwicklung; d.h. sowohl Gewerbe als auch Wohnen finden bevorzugt an Standorten mit niedrigeren Bodenpreisen statt.