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Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit? (Gelesen 23297 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Mpf, TB, jetzt ist grad ein Stück von meinem Weltbild umgekippt.
Heißt das, die Regenwaldrettungsaktionen sind völlig für'n Huf?

Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Nein - absolut nicht. Der Regenwald ist ja schließlich nicht nur eine CO2-Senke.Aber selbst wenn man ihn nur als solche betrachten würde, verböte sich seine unqualifizierte Vernichtung, wie sie heute praktiziert wird (Brandrodung, Pelletgewinnung, Herstellung von Holzartikeln geringer Lebensdauer), schon allein aus dem Grund, ihn als soche zu erhalten.Auch die "Umnutzung" der betroffenen Fläche zu Ackerland - oder noch schlimmer, Weideland - wäre allein für die CO2-Bilanz eine Katastrophe.Würde man allerdings den Regenwald nachhaltig dazu nutzen, neue Kohlereserven (für eine sehr entfernte Zukunft) anzulegen, sähe die Sache ganz anders aus. Nur fragt sich dabei natürlich, wer dies finazieren sollte/wollte und wie man es möglichst effektiv (ohne Einsatz fossiler Energie) bewältigen könnte. Zur "Erwirtschaftung" eines Plus beim Sauerstoff müsste dabei weniger CO2 freigesetzt werden, als auf der frei gemachten Fläche in Biomasse gebunden wird.Wohlgemerkt - das ist nur ein Einwurf; ganz speziell zum Schlagwort "Sauerstoffbildungspotenziale durch Bäume/Wälder".GrüßeTBMpf, TB, jetzt ist grad ein Stück von meinem Weltbild umgekippt.Heißt das, die Regenwaldrettungsaktionen sind völlig für'n Huf?
"Berater" sein ist nicht sehr schwer und obendrein lohnt es sich mehr....
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Danke für's Bissl-schlauer-machen, TB.

Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Wenn Wald vernichtet wird, wird der darin gespeicherte Kohlenstoff über kurz oder lang als CO2 freigesetzt. Das ist ein guter Grund, Wald zu erhalten.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
OTErgänzung: Um den Sauerstoffgehalt muss man sich keine Sorgen machen. Selbst wenn alle verfügbaren rezenten und fossilen Brennstoffvorräte verfeuert würden, würde der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre nur knapp unter 20 % sinken. Nicht der Rede wert.Das gleiche gilt umgekehrt: Auch eine noch so intensive Aufforstung (und eine völlige Einstellung der Verfeuerung von Brennstoffen) erhöht den Sauerstoffgehalt der Atmosphäre nicht nennenswert. Dazu müssten gewaltige Mengen an Biomasse dem Kohlenstoffkreislauf entzogen werden, sprich, unter Luftabschluss vor der Zersetzung geschützt werden, wie's bei den Wälder der Steinkohlezeit der Fall war. Dazu sind aber derzeit die geologischen Voraussetzungen nicht gegeben./OTWohlgemerkt - das ist nur ein Einwurf; ganz speziell zum Schlagwort "Sauerstoffbildungspotenziale durch Bäume/Wälder".
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Hallo Staudi,niemand hat was anderes behauptet. Im Gegenteil. Aus meinem Einwurf ergibt sich sogar folgerichtig obendrein ein Schutzbedarf solcher Wälder und Lebewesen die schon seit Erdzeitaltern tot sind aber immer noch (als sog. fossile Brennstoffe) eine CO2 Senke darstellen.GrüßeTBWenn Wald vernichtet wird, wird der darin gespeicherte Kohlenstoff über kurz oder lang als CO2 freigesetzt. Das ist ein guter Grund, Wald zu erhalten.
"Berater" sein ist nicht sehr schwer und obendrein lohnt es sich mehr....
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Ich lese seit eueren Thread ja seit einiger Zeit mit Verwunderung mit. Was mein Garten der Allgemeinheit bringt? Ich mache das für mich, und für die meinen.Ich sehe das eher in einem großen entwicklungspsychologischen Zusammenhang. Ich möchte was entstehen lassen, was mich überdauert. Bis Mitte 20 hättet ihr mich mit jedem Spaten jagen können, aber jetzt, Ende 30, freue ich mich, wenn ich etwas schaffen kann, das zwar immer dem Wechselspiel des Werdens und Vergehens unterworfen ist, von dem aber wahrscheinlich noch was da ist, wenn ich nicht mehr da bin. Ich sehe das als ein Teil meiner "Generativität". Deswegen lese ich eure Diskussion über einen politischen Aspekt unserer Gärtnerleidenschaft mit einiger Verwunderung. (Erstaunt bin außerdem über die ideologische Schärfe einiger Beiträge.)MariMir scheint, dass Gärtnern in Deutschland als etwas ungeheuer privates gesehen wird, das eigentlich niemanden etwas angeht - neuerdings ein Ableger der Wellnesswelle ...
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
So haben es die englischen Adeligen wohl auch gesehen. Womöglich auch noch ein oder zwei Generationen vor uns.Aber ob das heute, angesicht der mobilen Gesellschaft noch ein Aspekt sein kann? Meine Kinder zumindest sind in alle Winde verstreut. Keines von ihnen würde auf die Idee kommen, mein Haus bzw. meinen Garten fortzuführen. Und der spätere Käufer meines Grundstücks? Mein vorheriges Grundstück mit meinem ersten Garten habe ich verkauft als ich aus beruflichen Gründen umziehen musste. Der Käufer war noch nicht einmal bereit, mein Angebot, ihm die Gartenschätze zu erklären, anzunehmen. Seine erste Maßnahme war ein Kahlschlag für einen weiteren Pkw-Stellplatz. Ich darf gar nicht daran denken, was wohl mit den aufmerksamkeitsbedürftigen Pflanzen geschehen sein wird.Mit anderen Worten: die "Generativität" meines Gartens habe ich mir abgeschminkt. Er ist für mich und meine mitgärtnernde Frau und für sonst niemand.Ich sehe das als ein Teil meiner "Generativität".
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Hallo bristleone,die konkreten Zahlen mögen richtig sein, ich würd's aber trotzdem nicht ausprobieren wollen. Mag sein, dass ein bißchen mehr oder weniger Sauerstoff niemandem schadet - es gibt ja auch Jecke die auf hohen Bergen rumturnen - aber offenbar muss man sich wohl an den Gedanken gewöhnen, dass selbst relativ bescheidene Änderungen des CO2-Gehaltes in der Atmospäre Prozesse fördern, deren Verlauf wir nicht wirklich überblicken. Erwärmung und erhöhte CO2-Verfügbarkeit würde unter der Voraussetzung ausreichend vorhandenen Wassers in flüssiger Form die Biomasseproduktion ankurbeln woraus eine Kühlwirkung resultieren würde, die den Vorgang theoretisch wieder bremst. Ob, wann und wieviel steht aber z.B. dehalb "in den Sternen", weil man nur Indizien dafür hat, dass mit steigenden Temperaturen enorme Mengen CO2 aus den Weltmeeren freigesetzt würden...Kurz: Es mag zwar fortschrittlich klingen, wenn man die alten Scheuklappen durch punktgenaue Focussierung ersetzt, aber zweckmäßig ist das nicht...Hallo alle anderen,zurück zum Thema und zum Aspekt "Eigentum verpflichtet"; Artikel 14 (2) GG:Kürzlich hörte ich (in Italien) einen Vortrag von Paolo Abram* über Strategien zur Realisierung von Dachbegrünungen.Neben dem (unerheblichen) "Werbegewäsch" (von "Hinz und Kunz") bestehen auf kommunaler Ebene die wirksamen Möglichkeiten "Anreiz durch finanzielle Förderung" und "Zwang durch Satzung (Baurecht)" und natürlich diverse Mischformen wie z.B. "Verpflichtung zur Dachbegrünung und Vorteilsgewährung z.B. bei Abwassergebühren".Der Vortrag hat mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass die Verpflichtung von Bauherren zur Realisierung von Begrünungsmaßnahmen der sinnvollste Weg zur Stadtbegrünung unter Einbeziehung privater Flächen ist. Gegenüber Förderprogrammen (mit meist sehr erschöpflichen "Fördertöpfen - die "letzten" Antragsteller [evtl ab Februar] gehen leer aus) bietet die Verpflichtung i.d.R. den Vorteil einer gewissen Ausführungsfreiheit. Meist wird vor allem eine Quantität (m² oder % Fläche) und eine Mindestqualität (z.B. bei Dachbegrünug Wuchshöhe) vorgegeben. Wie diese erreicht wird,ist Sache des Bauherren.Im Gegensatz dazu steht die Förderung durch finanzielle Behilfen. Die kostet schon mal erheblich mehr Verwaltungsaufwand und ggf. entbrennt Streit um die Förderfähigkeit der vom Antragsteller gewünschten Ausführung. Aus den 1980er Jahren kenne ich ein Beispiel wo sich solche Förderung als besonders problematisch erwies. Eine Großstadt förderte Fassadenbegrünung mit 400.000 DM. Davon erhielt ein früher Antragsteller alleine 80.000 DM (20%) für eine m.E. "schauderhafte" und auch nicht wirklich relevante Ausführung. Andere erhielten keinen Zuschuss...Fazit: Wenn sich die Politik (berechtigterweise - und zwar nicht "nur" weil's im Grundgesetz steht) zugunsten des Gemeinwohles in die Gestaltung und Nutzung von Eigentum einmischt, dann soll sie gefälligst bedarfsgerechte und entsprechend allgemein verbindliche Regeln entwickeln sowie für Kontrolle und Gleichbehandlung sorgen. Laut o.a. Referat bewirkt "Verpflichtung" i.d.R. größere Erfolge und m.E. werden diese durch mehr Gerechtigkeit und (potenziell) geringere Verwaltungskosten ergänzt.GrüßeTB* Engagierter Dachbegrüner aus Bozen und Funktionär [Vorsitzender] des italienischen Fachverbandes für Bauwerksbegrünung "AIVEP" sowie [ehemals] des entsprechenden eurpäischen Dachverbandes "EFB"Ergänzung: Um den Sauerstoffgehalt muss man sich keine Sorgen machen. Selbst wenn alle verfügbaren rezenten und fossilen Brennstoffvorräte verfeuert würden, würde der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre nur knapp unter 20 % sinken. Nicht der Rede wert.
"Berater" sein ist nicht sehr schwer und obendrein lohnt es sich mehr....
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Nein, so eng seh ich das gar nicht.Keine Ahnung, was meine Tochter mal machen will, und wo sie leben will. Wir haben zum Beispiel selbst ein altes Haus gekauft und zwei alte Apfelbäume dazubekommen. Und jetzt freu ich mich daran, dass irgendwann mal einer auf einen schönen "Jakob Fischer" fünf Veredelungen draufgepfropft hat. Ich mag es, wenn man Spuren von früherem Leben sieht und etwas weiterführen kann. Was "Spätere" daraus machen, wer weiß, aber ich kann etwas Gutes oder Schönes beginnen oder weiterführen.Ich verstehe Generativität im Sinne von Erik Erikson, einem amerikanischen Entwicklungspsychologen, der das Leben in Phasen gegliedert hat und Lebensthemen skizziert hat, denen sich jeder zu stellen hat. Und um nochmal auf den Titel des Threads zurückzukommen: Für mich ist diese Art der "Generativität" sehr wohl sehr wichtig für die Allgemeinheit. Der Egozentrismus, der sich in unserer Gesellschaft so breit gemacht hat, hat doch viel damit zu tun, dass manche meinen, damit den wirklich wesentlichen Fragen des eigenen Seins ausweichen zu können.Mari
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Wenn's um das CO2 geht, sind wir einer Meinung.Aber das uns die Luft - sprich der Sauerstoff - zum Atmen ausgeht, das wird defintiv nicht passieren.Nun aber genug "geofftopict"Hallo bristleone,die konkreten Zahlen mögen richtig sein, ich würd's aber trotzdem nicht ausprobieren wollen. Mag sein, dass ein bißchen mehr oder weniger Sauerstoff niemandem schadet - es gibt ja auch Jecke die auf hohen Bergen rumturnen - aber offenbar muss man sich wohl an den Gedanken gewöhnen, dass selbst relativ bescheidene Änderungen des CO2-Gehaltes in der Atmospäre Prozesse fördern, deren Verlauf wir nicht wirklich überblicken.Ergänzung: Um den Sauerstoffgehalt muss man sich keine Sorgen machen. Selbst wenn alle verfügbaren rezenten und fossilen Brennstoffvorräte verfeuert würden, würde der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre nur knapp unter 20 % sinken. Nicht der Rede wert.

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Mizzitanta spinosissima var. splendens
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Oh, meinen eigenen Garten mache ich auch für mich selbst. Der Rest der Familie kratzt sich verwundert den Kopf und übt Achtsamkeit. Aber muss es immer nur der eigene Garten sein? Ist der Gärtner nicht auch ein Typ? Ein gelassener Bewahrer, der die Balance zwischen laufen lassen und kontrollieren immer wieder neu austüftelt? Ein neugieriger, der Fremdem aufgeschlossen ist? Ich muss immer an die Menschentypen in Thomas Bernhards Auslöschung (übrigens der Anstoß für den leider brach liegenden Thread Gärten und Literatur ) denken, wo den Gärtnern der eindeutige Vorzug vor den Jägern gegeben wird. Was heißt das für uns?Mit anderen Worten: die "Generativität" meines Gartens habe ich mir abgeschminkt. Er ist für mich und meine mitgärtnernde Frau und für sonst niemand.
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Weiß nicht.Jedenfalls ist es recht einfach, mit fremden Menschen über das Thema Garten ins Gespräch zu kommen. Insofern hat Gärtnern auch eine zutiefst soziale Komponente.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
Ein Garten durchläuft ebenso viele Stationen und krumme Wege, wie das Leben des Gärtners. Er spiegelt immer nur momentane Entwürfe wider. Die in Frage gestellt werden, korrigiert werden oder sogar dem Zufall überlassen werden. Wer kann schon behaupten, dass sein Garten der gleiche ist, wie vor 10 Jahren. Und wenn ich heute meinen derzeiten Garten aufgeben müsste und einen neuen anlegen könnte, sähe er völlig anders aus als der derzeitige.Das ist wohl auch der eigentliche Grund, warum mir die statischen Gärten Asiens und die französischen Parterre-Gärten zuwider sind. In denen darf man nicht buddeln, umsetzen und vor allem nicht gegen Regeln und den ominösen "Sinn" verstoßen. Wie unsäglich langweilig!
Re:Gärtner und Politik - oder auch: was bringt das Gärtnern der Allgemeinheit?
So ist es. Und das ist sehr schön. Auch über die Landesgrenzen hinaus funktioniert das auf Gartenreisen hervorragend. Und mein Garten freut sich immer, wenn er Besuch kriegt ;)Ich gärtnere zwar hauptsächlich für mich, aber auch die Arbeit im Garten bleibt mir allein. Von daher bin ich niemandem etwas schuldig. Gruß RendelJedenfalls ist es recht einfach, mit fremden Menschen über das Thema Garten ins Gespräch zu kommen. Insofern hat Gärtnern auch eine zutiefst soziale Komponente.