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Kiesgarten - Gravel garden (Gelesen 894123 mal)
Re:Kiesgarten - Gravel garden
Ja, die Bedenken sind tatsächlich unbegründet, denn es arbeiten sich eher die großen Steinchen nach oben. Stelle dir mal ein Gemisch aus Sand, feinem Kies und groben Kies vor. Du füllst das in ein Glas und schüttelst immer wieder ein bißchen: der Sand wird unten bleiben, während der Kies nach oben kommt.Das gleiche Entmischungsproblem habe ich übrigens auch mit meinem Müsli. Die tun da so große Him-, Walderdbeeren und Zeuch nei, dass sich das immer nach oben hochschafft. Gut, Erde ist nicht Sand, aber auch bei anderem Untergrund findet ein Prozess, wo größere Steinchen nach unten gedrückt werden könnten, eher minimal statt. Wie mein Beispiel zeigen sollte, ist es u.a. auch eine Frage der Korngröße.Übrigens auch, was die Mulchdicke mit Kies anbelangt, um Unkrautwuchs zu vermeiden: je größer das Kiesmaterial, desto weniger hoch muss damit gemulcht werden. Wie immer gibt es aber ein Optimum: wenn ich die Kiesgröße auf Felsbrockenniveau erhöhe, dann wächst zwischen den Ritzen einzelner Felsbrocken doch noch das ein oder andere Unkraut
.Viele Grüße von Iris

Was juckt es die Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr kratzt?
- Nina
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Re:Kiesgarten - Gravel garden
Das Foto ist wie ein Gemälde - ich liebe es! Thomas sagt, er hätte heute Nacht sogar schon ein Katzentier gehört...Und anbei noch ein wie ich finde schönes Beispiel für einen Kiesgarten, der groß(zügig) genug ist, um größere Flächen Kies durch"schimmern" zu lassen (Beth Chatto's GravelGarden). Besonders macht sich so etwas natürlich mit dem entsprechenden Ratten-, Tauben- und Kaninchenfänger...

Re:Kiesgarten - Gravel garden
Iris, danke für die Ausführungen. Sehr interessant.Zum Vlies unter dem Kies. Das scheint mir ein ideologisches Problem zu sein. Die GaLaBauer nehmen Vlies. Klar, weil es sauberer ist. Cassian Schmidt ist vehement dagegen. Weil es die natürliche Entwicklung einer Pflanzung behindert. Kurzlebige Stauden sollen sich aussamen können. Jede Saison sollen ja andere Bilder entstehen können. Manche Einjährige möchte man im Kiesgarten sowieso haben, wie das winterharte einjährige Gras Lagurus ovatus.Bei gekiesten Flächen ist es immer das gleiche. Man sieht es an gekiesten Einfahrten. Sie können vermoosen und sie verdünnisieren sich sicher mit der Zeit und müssen nachgeschüttet werden. Kein Problem. Irgendetwas muss man immer tun. Entweder mit Kompost oder Rinde oder eben mit Kies oder Splitt oder anderem mineralischen mulchen.Ich persönlich finde 7 cm etwas viel. So im Handbetrieb reichen mir auch deutlich weniger, wenn ich keine nackte Erde sehen will und immer wieder nach jedem Jätegang und jeder Pflanzung nachschütten muss. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem, was wir in unseren Privatgärten haben und haben können und dem, was in öffentlichen Gärten oder im Straßenbegleitgrün notwendig ist. Mit genau kalkulierten Jätgängen pro Jahr.Was wir nur hoffen können ist, dass diese Kiesmode nicht dazu führt, dass sie wie Asphalt verwendet wird. Ansätze dazu sind zu sehen und erschreckenderweise in bisher guten Gärtnereien in Schaupflanzungen.Kiespflanzungen sind dazu da die Schönheit und Vielfalt der Pflanzen noch stärker zur Geltung bringen zu können, weil man ihre Standortbedürfnisse wesentlich besser berücksichtigen kann.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
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Re:Kiesgarten - Gravel garden
Pearl, das ist auch der Grund, weswegen wir bei Nina nicht zu hoch gekiest haben. Wenn jemand sehr gerne im Garten ist und seine Fläche auch gerne bejätet, ist es ja möglicherweise auch nur von sekundärer Bedeutung, ob sich Flugunkräuter ansiedeln. Und wenn es doch zu viel wird, dann kann man die Kiesschicht immer noch nachträglich erhöhen.Vlies unter Wegen aus Kies ist meines Erachtens nicht nur ein "ideologisches Problem" sondern einfach eine praktische Erwägung. In einem Kiesgarten wie bei Beth Chatto z.B. gehen so viele Besucher über die "Wegflächen", dass dort ohnehin kein großer Bewuchs stattfindet. Manche Sachen, wie z.B. Stipa tenuissima, samen sich bevorzugt in offene Stellen (= Kieswege, Kiesterrassen) und wachsen daher locker in den Weg rein, ebenso "laufende" Stauden wie z.B. Artemisia glacialis. Das gibt dem Erscheinungsbild des Weges etwas Großzügiges, Natürliches und die Assoziation mit dem Flussbett fällt wesentlich leichter. In privaten Gärten kann das Unkrautbeseitigen auf solchen Wegen je nach Möglichkeiten dadurch aber noch etwas problematischer sein, wenn das Aufkommen entsprechend hoch ist und Wege nur sporadisch begangen werden.Andere Gartenbesitzer sind nicht mehr die Jüngsten und kommen einfach nicht so gut nach mit dem Jäten - die Gartenarbeiten, die sie noch gut tun können, finden in der Regel nicht knieend auf Kiesflächen statt... Besser als dann aus ökonomischen Gründen mit Unkrautvernichtung zu arbeiten finde ich persönlich die "Vorsorge" mit einer Vliesuntelage.Dagegen zwischen einzelnen Stauden finde ich Vliesunterlagen extrem umständlich. Denn wie oft möchte ich noch einen kleinen nachgekauften Schatz integrieren und wenn ich dann immer erst noch Löcher in Vliese schneiden muss, dann wäre das für mich zu nervig. Zudem finde ich das successive Zuwachsen der gekiesten "Beetfläche" sehr hübsch.Hier im Arboretum (www.arboretum-haerle.de) haben wir Kiesterrassen immer ohne Vliesunterlage und auch mit nur relativ dünner Kiesauflage. Auf den viel begangenen Wegen wird der Kies etwas "weggeruschelt", das heißt dort muss alle paar Jahre mal etwas nachgeschüttet werden. Bei der Größe des Geländes ist es derzeit leider wohl unvermeidbar, dass die Wege auch mal mit Unkrautvernichtungsmittel benebelt werden, um bei dem gängigen Mangel an Geld für noch mehr Mitarbeiter dennoch ein schönes, stimmiges Bild zu erhalten.Die Kiesflächen bei uns im Arboretum und auch der Gravel Garden bei Beth Chatto sind aber nicht besonders pflegeleicht! Ganz im Gegenteil!Hingegen sollen laut Cassian Schmidt und Till Hofmann höher gemulchte Kiesflächen immerhin so pflegeleicht sein, dass sie als wirkliche Alternativen für andere öffentliche Pflanzungen verwendet werden können. Aber ist jemand von euch schon über 7-10 cm hohe Kiesschichten gelaufen? Als einziger Wegebelag vielbegangener Wege wäre das vermutlich etwas unangenehm. Dann lieber dort was dünner gekiest und drunter gevliest(?).Wichtig ist, dass man weiss, was geht und dann für sich auf seine individuellen Bedürfnisse entscheidet.Ja, das mit dem Geschmack ist auch so ein Problem. Ich persönlich fände es natürlich schon einfacher, wenn alle meinen guten Geschmack hätten
. Nein, jetzt mal ernsthaft: ich finde es immer besonders schön, wenn die Art des Kieses sich durch Regionalität auszeichnet. Hier bieten gängige Galabauern die blendend hellen Marmorkiese (aus Italien?) an. Dabei haben wir hier um die Ecke viel günstiger Rheinkies, der mit seinen Farbschattierungen zwischen Grau- und Ockertönen zu fast jedem Plattenmaterial passt und sogar Übergänge zwischen anthrazitfarbenem Asphalt und modischem Terracottagepflaster schaffen können, die überzeugender nicht sein könnten.Für alle, denen das zu viel Text war noch ein Bildergruß aus Beth Chattos GravelGarden. Das Gras rechts ist übrigens eines meiner Lieblingsgräser Stipa gigantea, welches erst nach einigen Jahren wirklich schön ist. Die hübschen Blütenstände vorne stammen von Phlomis russeliana, links hinten sollte Calamagrostis ('Karl Förster') sein. Ganz vorne wird das "Beet" von einer Bergenie umrahmt, die auch im Winter prächtig einfärbt.Viele Grüße von Iris

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Re:Kiesgarten - Gravel garden
Wieder so ein herrliches Bild! Wenn meine Stipa giganteas erst mal groß sind...
Katrin hat auch Kiesbeete. Ich platze schon vor Neugier!

Frechheit Iris!Das haben wir bei Nina nicht gemacht (...weil sie beschäftigt werden muss, damit sie ausgeglichen bleibt


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Re:Kiesgarten - Gravel garden
Ja, bin aber leider nicht am daheim-Computer und habe deshalb keine Bilder da. Wenn du Kiesbeete magst, wo man den Kies kaum sieht, kannst du dich auf jeden Fall schon freuen
.

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Re:Kiesgarten - Gravel garden
Ja klar liebe ich solche!

Re:Kiesgarten - Gravel garden
Iris danke für diese ausführlich Beschreibung, dann kann ich ja jetzt loslegen.Nina dir fehlen in deinem Beet aber noch Cistus, wenn ich dir Stecklinge machen soll melde dich. bis dann quercus
lG quercus
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Re:Kiesgarten - Gravel garden
Danke für das nette Angebot!
Es sind aber jede Menge Cistus vorhanden. Ich muß sie nur noch umsetzen. Gut, daran erinnert zu werden.
Quercus, das ist wunderbar, wenn Du jetzt auch loslegst. Ich bin sehr neugierig was du so integrierst. Ich sollte aber auch mal dringend eine Pflanzliste machen. Iris hat mir ja einige Schätzchen besorgt.
Vorläufig sieht man noch nicht so viel, aber das wird ja noch.



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Re:Kiesgarten - Gravel garden
Hier ja.

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Re:Kiesgarten - Gravel garden
Danke für deine Einführung ins Graveln in Theorie und Praxis, Iris
- sehr interessant, sehr schön, und gelernt hab' ich auch was.Ein Detail möchte ich dabei hervorheben:

... denn ich verstehe diesen weit verbreiteten Carrarakieswahn wirklich nicht. Regionale Gesteine finde ich passender und schöner.Späte RheinkiesgrüßeThomasHier bieten gängige Galabauern die blendend hellen Marmorkiese (aus Italien?) an. Dabei haben wir hier um die Ecke viel günstiger Rheinkies, der mit seinen Farbschattierungen zwischen Grau- und Ockertönen zu fast jedem Plattenmaterial passt ...
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.
Re:Kiesgarten - Gravel garden
Cistus wirklich winterhart?
Uuups, pfiff zurück... Cistus ist doch eine riesige Gattung - die sind natürlich nicht alle "winterhart" im Rheinland. Cistus laurifolius ist hier offenbar wirklich winterhart. Cistus ladanifer und Cistus x argenteus 'Peggy Sammons', sowie zwei weitere Unbekannte auch, die wachsen aber an meinem Standort nicht so üppig wie in Ostengland.Nina, bei dir haben wir neben einigen Sämlingen von Cistus laurifolius (die du umsetzen wolltest) noch (einen?) Sämling von Cistus albidus. Die besticht durch gaaanz weißlich behaartes Laub, die Blüte ist cistusrosa. Wir haben Cistus albidus um Ostern am Naturstandort in der Provence als erstrebenswertes Gehölz erlebt. Dein Sämling stammt aus einer Überschussproduktion für das Arboretum, der Samen entstammt dem Samentausch botanischer Gärten. Cistus albidus gilt hierzuland (noch) als nicht winterhart. Ich glaube aber an sieHier ja.![]()


Das freut mich, dass du lieber Thomas, mal wieder meiner Meinung bist, dass unser Kies aus den Tiefen Vater Rheins doch das "wahre Rheingold" istThomas hat geschrieben:... denn ich verstehe diesen weit verbreiteten Carrarakieswahn wirklich nicht. Regionale Gesteine finde ich passender und schöner.Späte RheinkiesgrüßeThomas

Was juckt es die Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr kratzt?
Re:Kiesgarten - Gravel garden
wie wärs denn mal mit ein paar Bildern?ich finds auch schön, wenn man Kies und Steine sieht 
