News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!
Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten (Gelesen 210369 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, AndreasR
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
War noch nicht in der Türkei und kenne die Bestände nicht, aber die 1.8 Millionen legalen Exemplare selbst einer noch häufigeren Art halte ich in der Tat nicht gerade für Peanuts - ich möchte nicht wissen wie gross dann die Dunkelziffer ist.Diese Knollen konnte ich diesen Sommer in Amsterdam "bewundern".
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Ohne jetzt meine eigenen Sünden hier beichten zu wollen, es gibt aber auch natürlichen Raubbau. Zum Beispiel in der Toskana. Dort werden in einigen Gebieten Schweine freilaufend in großen, umzäunten Waldarealen gehalten, wo sie mit Vorliebe Cyclamenknollen aus dem Erdboden wühlen (= Saubrot). Da habe ich mir schon gedacht (und nicht nur gedacht) bevor das andere Schwein... bin ich lieber selber Schwein.
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
fars, halte deine "Schweinerei" noch im verträglichen Rahmen
- ich unterstelle dir mal das die Menge keine Gefahr für den natürlichen Bestand darstellen und du nicht mit kommerziellen Hintergrund sammelst. (Schweine räumen in der Tat dort wo sie drankommen ordentlich auf!)Hier der Vollständigkeit halber die legalen Exportzahlen laut www.cites.org für das Jahr 2008:Georgien:C.coum 500.000 KnollenTürkei:C.cilicicum 250.000 KnollenC.coum 750.000 KnollenC.hederifolium 1.800.000 Knollenund OT: TürkeiGalanthus elwesii 6.100.000 ZwiebelnGalanthus woronowii 2.000.000 ZwiebelnGeorgienGalanthus woronowii 15.000.000 Zwiebeln... damit es in unseren Gärten billig schön bunt wird - und natürlich alles "aus Kulturmaterial vermehrt"...




Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Wenn man die weitläufigen Gegenden kennt und in welchen Unmengen dort die Erdscheiben wachsen, kann man es wirklich als Saubrot bezeichnen. Auch Trillium wachsen in der Natur in ähnlichen Mengen wie bei uns die Buschwindröschen. Das ist aber immer noch kein Grund, sie auf Dauer immer auszubuddeln.Hat hier nichts verloren und nichts mit Cyclamen zu tun, trotzdem passt es zum Thema:Wir bestellten dieses Jahr bei einem holländischen Blumenzwiebelhändler Galanthus elwesii, weil diese Art bei uns niemals den Zuwachs aufweist als im holländischen Sandboden. Was bekamen wir? Galanthus elwesii var. monostictus, die momentan voll aufgeblüht bei uns den Spätherbst genießen. Sollen wir jetzt lachen oder weinen?
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
was mich etwas wundert...diese massenhaften entnahmen erfolgen ja bereits seit jahrezehnten. die naturbestände scheinen mir immer noch ergiebig genug zu sein, will sagen, sie sind scheinbar in der lage sich zu regenerieren. ansonsten würde die anzahl entweder abnehmen oder es würden immer kleinere knollen auf den markt kommen. ich seh das ganze eh etwas anders. wenn ich mir die schwierige wirtschaftliche situation der menschen in den herkunftsländern ansehe, halte ich es für durchaus legitim, dass die sich ein bescheidenes zubrot verdienen können, wenngleich die "sahne" sicherlich woanders abgeschöpft wird. wenn ich mir vorstelle, wie in unserem land naturräume + die pflanzenwelt durch besiedlung, landwirtschaft etc. verschwunden sind bzw. nach wie vor unter druck stehen, müssen wir nicht mit steinen werfen...wir sitzen auch im glaushaus.
z6b
sapere aude, incipe
sapere aude, incipe
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Genau, so muss man das betrachten! Ich erinnere mich, in einem alten Buch gelesen zu haben, dass zu früheren Zeiten Eremurus von Einheimischen in Kazachstan für die westliche Welt in Unmengen ausgegraben wurden. Nur damals war der Markt trotzdem noch nicht so riesengroß wie heute.Nun dürfte man strenggenommen nicht Galanthus und Cyclamen mit Cypripedium kentuckiense, Orchis tridentata oder Helleborus thibetanus gleichsetzen, die in der Natur nun mal von Haus aus in völlig verschiedenen Quantitäten vorkommen. Und ich habe die Situation von Cyclamen purpurascens und Gentiana asclepiadea mit eigenen Augen gesehen, wie die Bestände gleich blieben, ja sich sogar noch vermehrten. Aber jene umsichtige Vorgehensweise handhaben wohl die wenigsten.Oder man ist generell gegen Buddeln eingestellt. Oder wie du gerade meines Erachtens völlig richtig mit Zusatzverdienst der Einheimischen begründest. Bloss ist die Dunkelziffer enorm und ob sich die Bestände erholen, wissen wir nicht. Es gibt Projekte in der Türkei, wo diesen Machenschaften entgegengewirkt wird, z.B. bei G. elwesii. Und es sahnt der Zwischenhandel immer gehörig ab, der Sammler bekommt bekanntermaßen am wenigsten!
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Soweit ich gehört habe wird an immer neuen Stellen (leer) gesammelt - Georgien ist wohl recht neu im Geschäft. Es ist ein bisschen so wie mit dem Fischfang - gibts vor Mauretanien nichts mehr geht man halt vor Somalia fischen ... ::)Besonders Nachhaltig ist das wohl nicht, und ob das der ansaessigen Bevölkerung langfristig was bringt ... 

Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Was die Cyclamen anbetrifft:Ich habe bisher nur hederifolium und coum, ganz selten mal cilicicumim Angebot als adulte Knollen gesehen. Graecum, eine deutlich andere asymmetrische Knolle war noch nie im Angebot.Die Vermehrungrate der ersten 3 Arten ist in der Natur und in Kultur sehr hoch, deshalb sehe ich keine grössere Gefahr der Ausrottung. Anders wäre die Situation mit den sehr langsam wachsenden Arten, wie purpurascens, graecum, colchicum und parviflorum. Aber die gibt es nicht zu grossen Stückzahlen im Handel.Auch das Anwachsen der grossen Knollen ist zu 95 % erfolgreich, wenn man etwas behutsam mit der Bewässerung ist.
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Der unwissende Endkunde setzt die Scheiben wie gewöhnliche Tulpen in den Garten. Da kann nichts daraus werden! Ich kenne kaum jemanden, dem da ein Erfolg beschieden ist. Jene oben aufgezählten Cyclamenarten, die in solch großer Zahl der Natur entnommen werden, können ohne weiteres als wüchsige Ware aus Töpfen im Garten angesiedelt werden, ohne Ausfälle. Alle anderen sind eh nur Liebhabersorten, deren Verkaufszahlen verschwindend gering sind. Noch sind die geplünderten Cyclamen sicher in der Überzahl. Ich will ja nicht böse sein: die besten Chancen, zu überleben, haben Pflanzen in zwei Gebieten. Entweder auf Truppenübungsplätzen oder direkt in Gebieten, wo Blei in der Luft zur Tagesordnung gehört. Ich hörte noch nie, dass in Kurdistan, an den Virunga-Bergen oder Afghanistan irgendwelche Pflanzen ausgerottet wurden. Dann schon eher Tiere.
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Man hängt so ein wenig zwischen Baum und Borke.Indem wir das hier schreiben und mitgelesen werden, machen etlichen Gartenfreunden den Mund wässrig. Und der Kreislauf setzt sich fort.Mich würde mal interessieren, Berthold, wie das Mengenverhältnis zwischen wild gesammelten und gärtnerisch vermehrten Knollen ist. Wenn soviel Pflanzenmaterial zu uns hereinströmt (klar, nicht alles nach D und NL) müsste die gärtnerische Vermehrung doch zu teuer sein.
-
- Master Member
- Beiträge: 17899
- Registriert: 2. Jun 2005, 07:24
- Kontaktdaten:
-
Hamburg-Altona, Whz 8a
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Danke Tomir, für die Aufstellung, die Zahlen sind jedes Jahr wieder erschreckend.
Ein weiterer Punkt der mit diesen nüchternen Zahlen einher geht ist zumindest in Georgien, die Brandrohdung die der Sammeltätigkeit folgt. Dort dürfen die Pflanzen aus der Natur eigentlich nicht entnommen werden, aber "Bauern" haben das Recht, neues Ackerland zu erschließen und die dort wachsenden Pflanzen zu verkaufen, was meist lukrativer ist als der Anbau von Obst und Gemüse. Das Land wird dann nicht weiter genutzt und liegt Brach, der weitere Verlauf ist hinlänglich bekannt, Bodenerosion etc. pp. ... :PDie meisten Knollen die die Türkei exportieren darf stammen übrigens auch aus Georgien, da es dort billiger ist und die Türkei dadurch noch einen Gewinn machen kann. Gilt sowohl für Cyclamen als auch für Galanthus. Ich habe dieses Jahr Knollen von C. hederifolium mit einem Durchmesser von fast 30 cm bei einem holländischen Händler gesehen, die waren min. 30 bis 40 Jahre alt, trotz der beeindruckenden Größe ein jämmerlicher Anblick, da alle Wurzeln und Triebknospen am Ansatz abgebrochen waren.
Diese Pflanzen gehen beim Ottonormalverbraucher mit Sicherheit ein, cie sind nicht so umsichtig wie erfahrene Kultivateure. Solche Pflanzen sollten auch aus Mitleid nicht erworben werden, aber wie Sarastro schon richtig schrieb, haben wir das schon häufiger thematisiert. Aber Ihr habt mit euren Einwürfen natürlich ganz recht, man muss jedes Jahr aufs neue darauf hinweisen, das diese Pflanzen auf keinen Fall gekauft werden dürfen, erst wenn die Händler auf ihrer Ware sitzen bleiben, wird keine neue Ware mehr geordert. Auch wenn ich den Verdacht hege, das sie trotzdem standartmäßig jedes Jahr aufs neue bestellt werden. ::)Inzwischen beobachte ich aber, das blühende Cyclamen in den Baumärkten häufiger als Topfpflanzen aus Kulturbeständen angeboten werden und zumindest dort, mehr und mehr aus der Blumenzwiebelabteilung verschwinden, solchen Pflanzen sollte immer der Vorzug gegeben werden. Cyclamen coum hat inzwischen in dieser Form einen festen Platz im Vorfrühlingsangebot der Baumärkte und Blumengeschäfte, die Qualität ist in der Regel sehr gut und man findet immer schöne Typen darunter. Leider gilt das nicht für die im Frühling in Töpfen angebotenen Schneeglöckchen, die stammen meist aus Wildaufsammlungen.
@ SarastroDa Du Galanthus elwesii var. monostictus nicht bewußt bestellt hast, würde ich still und heimlich lachen, aber beim nächsten Mal nicht wieder dort ordern und dies auch dem Händler wissen lassen. Vielleicht bewirkt es in Zukunft ein Umdenken bei den holländischen Lieferanten, schließlich geht es immer noch um die Nachfrage der Kunden und Du wolltest ja schließlich keine Wildentnahmen. Evtl. macht es Sinn Ersatz zu fordern, in der Regel wollen sie die gelieferten Pflanzen nicht zurück, da sie dann ja auch für den Rücktransport der Topfware aufkommen müßten und Du bekommst die gewünschten G. elwesii aus Kulturbeständen noch dazu. ;)Das ist dann schmerzhaft für den Händler und führt bestimmt schneller zum gewünschten Erfolg. Ohne Reklamation wird es aber bestimmt so weiter gehen. 




Ein schattiger Garten ist mehr als ein Garten ohne Sonne.
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Eine einjährige Jungpflanze mit 1 cm Durchmesser der gängigen Arten hederifolium und coum kostet etwa 50-70 Cent. Die großen Knollen müssen aus dem Südosten kommen. Kein Mensch kann solche Dinger zu akzeptablen Preisen kultivieren.Die großen Scheiben verkaufen sich eben gut, weil sie groß und billig sind.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Genau Oliver! Ich habe diese Tage beim Händler nachgehakt, habe aber noch keine Antwort erhalten. Nur durch dauerndes Piesaken kann man ein wenig bewirken. Allerdings schreibe ich denen sicher nicht, was es war, sondern nur, dass es keine G. elwesii sind! Denn sonst nehmen die mit Sicherheit die viel selteneren G. elwesii var. monostictus in ihr Programm auf.
-
- Master Member
- Beiträge: 17899
- Registriert: 2. Jun 2005, 07:24
- Kontaktdaten:
-
Hamburg-Altona, Whz 8a
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
@ Sarastro :DDas freut mich sehr!
Ein schattiger Garten ist mehr als ein Garten ohne Sonne.
Re:Cyclamen - Alpenveilchen-Arten und ihre Sorten
Bei solchen Knollen wäre mein Mitleid dann doch zu gross um sie liegen zu lassen zu können.Ich würde sie ja gern selber züchten, aber ärgerlicherweise wäre ich schon tot, wenn sie die Grösse erreicht hätten.Ich habe dieses Jahr Knollen von C. hederifolium mit einem Durchmesser von fast 30 cm bei einem holländischen Händler gesehen, die waren min. 30 bis 40 Jahre alt, trotz der beeindruckenden Größe ein jämmerlicher Anblick, da alle Wurzeln und Triebknospen am Ansatz abgebrochen waren.Diese Pflanzen gehen beim Ottonormalverbraucher mit Sicherheit ein, cie sind nicht so umsichtig wie erfahrene Kultivateure. Solche Pflanzen sollten auch aus Mitleid nicht erworben werden, aber wie Sarastro schon richtig schrieb, haben wir das schon häufiger thematisiert.