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Alte Bäume verpflanzt man nicht ... (Gelesen 9537 mal)
Moderator: AndreasR
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Wir bewegen uns offenbar auf denkbar schlechte Zeiten zu. In Apulien Plastikgegend, in Sizilien Olivenplantagen, soweit das Auge reicht, beides EU-gestützt, in der Toskana mittelalterliches Freilandmuseum für Massentourismus, in Rimini und Umgegend Badetourismus und Fleischbeschau pur, in Rom religiöser Massentourismus ohne Ehrfurcht, in Mitteleuropa in Innenhöfen Olivenmethusalems mit vorgegaukelter mediterraner Romantik. Alles vorhanden, alles wohlbehütet am richtigen Platz, gelenkt, gesteuert, ökonomisch sinnvoll ausgeschlachtet.Wann geht die gewachsene Struktur ganz unter? Ein knorriger Olivenbaum könnte ein Sinnbild für den Erhalt von gewachsener Lebensgemeinschaft im Mittelmeerraum sein. Aber vielleicht ist dies zu romantisch und man wendet sich lieber wieder der knallharten Realität zu. Wäre doch besser und es käme auf das Gleiche heraus, nachgemachte, kitschige, römische Säulenkapitelle zu importieren als gewachsene Methusalems in "Echturzeit". Letztere pervertieren nur unseren Zeitgeist zutiefst.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Sie geht jedes Mal unter, wenn ein tausend Jahre alter Baum gefällt wird. Die Weitsicht und Arbeit von Generationen von Vorfahren wird einfach abgesägt und zu Serviettenhaltern verarbeitet. GrussIruWann geht die gewachsene Struktur unter?
- Nina
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Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Das sind ja echt gruselige Bilder.

Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
und ich glaube genau da bin ich vorbeigefahren. Das meinte ich als ich euch erzählte, dass sich die Nordgrenze für diese alten Baumgestalten nach Norden verschoben hat. Man kann den Südländern nichts vorwerfen. Es stimmt schon. Hier haben wir genausowenig Bewusstsein. Uralte Eiben werden in Bergdörfern des Odenwalds von einer stolzen Seniorentruppe entfernt um neue minderwertige Koniferen am alten Friedhof unterzubringen. Entsetzlich!Unter den alten Burgen am Neckar werden die uralten Bäume gefällt, die riesige Linde im Hof des Schwalbennestes wird gemeuchelt. Der Dilsberg wird freigehauen. Damit Tilly ihn besser stürmen kann?Waldbesitzer sind rasend geworden: Es kommt der Tag, da muss die Säge sägen. - War das nicht ein Filmtitel?
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
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Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Dennoch, auch wenn die in unseren Breiten eingepflanzten Baumgroßväter hier "gruselig" ausshen (ich empfinde auch so, dem Gartenarchiteckten sollte man seine Zulassung entziehen) ist es immer noch besser, sie wieder an solchen Plätzen einzupflanzen als einfach zu fällen. Es ist zwar traurig, aber die bessere Alternative als Nippesfiguren aus Olivenholz.GrussAnu
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Nipp Figuren aus Olivenholz sind besser. Die Bäume im nächsten Jahr sowieso tot wie sarastro sagt, warum sollen wir nicht alle zum Beitel greifen und was vernünftiges draus machen?
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Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Zuerst nahm ich an, dass es sich bei diesen Bildern um Negativbeispiele handeln soll - doch nein, es sind Verkaufsbilder! :oJetzt verspüre ich ein wenig Fremdscharm.

Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Man kann nur hoffen das möglichst schnell ein normaler Winter kommt damit dieser Blödsinn aufhört - je schneller desto besser. Mal schauen ob der "Baumliebhaber" dann immer noch so eine soziale Ader hat - Olivenholz wird er dann auf jeden Fall genug haben... 

Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Genau, Tomir, und dass auf den Verkehrsinseln die Heizung ausfällt. ;)Irgendwann kommt sicher wieder ein Winter, der diesen Versuchen den Garaus macht. Zypressen, "winterharte" Palmen, alles klar, aber Oliven? Vielleicht existieren aus Hochlagen Griechenlands oder Kroatiens irgendwelche Formen, welche härter sind.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Die Verhunzung und Entwürdigung von Bäumen ist aber auch ein Teil unserer Gartenunkultur. Die modische Vorliebe für Kugel-Bäume, das Zurechtstutzen von Gewächsen zu irgendwelchen "lustigen" Tierfiguren, das alles zeugt auch davon, dass wir eine Pflanze nicht als das wertschätzen, wie sie uns von der Natur gegeben wurde, sondern dass wir meinen, ihr eine andere Gestalt geben zu müssen.Was die Winterhärte betrifft, so ist absehbar, dass es eines nahen Tages Olivenbäume geben wird, die auch hier ausharren. Araucarien galten auch lange Zeit als nicht ausreichend frosthart.Ich will hier nicht den Moralisten spielen. Wären sie winterhart, ich würde schwach werden. Selbstverständlich nur als Retter eines sonst zu Wurstbrettchen verdammten Baumes.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
In der Gegend um Cadiz gibt es seit einigen Jahren auch immer mehr alte Olivenbäume, die auf neue Verkehrsinseln, bei neuen Hotels oder neuen Golfplätzen gepflanzt werden. Allerdings habe ich (bis jetzt) noch keine verhunzten Oliven gesehen.Ich habe mich immer gewundert woher das Geld für diese wertvollen Bäume kommt, aber offenbar sind sie nicht besonders teuer. Vermutlich gibt es sie für manche sogar umsonst, wenn eine Olivenplantage mal wieder als 'Bauland' ausgewiesen wird. Oder statt dessen lieber Sonnenblumen angepflanzt werden, um eine leichtere Ernte zu gewährleisten.Kaminholz aus Olive ist nur unwesentlich teurer als z.B. Pinie.Wenn ich mal dauerhaft dort lebe, werde ich wohl auch so einen Baum 'retten', ohne jedes schlechte Gewissen!Sie wachsen sehr gut an, ich habe jedenfalls noch keine Ausfälle entdecken können.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Nachbarn im milden Bonn haben vor ca 10 Jahren eine junge "frosharte Selektion" aus Frankreich gepflanzt - erst fror das arme ding zurück und nach drei jahren gab es dann nicht einmal mehr stockauschlag - wogegen mein Arbutus und andere(unter anderem Palmen) dort noch immer glücklich sind.Bei Araukarien lag das mit der Winterhärte in erster Linie an der Herkunft -ob das Saatgut von der leicht ereichbaren und milden chilenische Küstenkordiliere stammt oder aus den Anden - nachweislich stehr ein exemplar seit 1920 in Bonn: http://botgart.uni-bonn.de/o_frei/arb/a7.htmlWas die Winterhärte betrifft, so ist absehbar, dass es eines nahen Tages Olivenbäume geben wird, die auch hier ausharren. Araucarien galten auch lange Zeit als nicht ausreichend frosthart.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Schon richtig.Aber möglicherweise hat noch niemand nach härteren O. geforscht. Davon mal abgesehen müssen sie in der Toskana auch ziemlich harsche Temperaturen aushalten. Vielleicht sind wir in wenigen Jahren so weit, auch hier mit oberitalienischen Durchschnittswintern aufwarten zu können.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
der "blödsinn" hört hoffentlich nie auf. etwas im garten haben zu wollen, was eigentlich unmöglich ist, jedenfalls weder vernünftig, noch standortgerecht und schon gar nicht einheimisch - das war hauptmotivation der bedeutendsten gartenliebhaber, sammler und züchter europas....Man kann nur hoffen das möglichst schnell ein normaler Winter kommt damit dieser Blödsinn aufhört...