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Tafeltrauben 2008 (Gelesen 461421 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Giaco85
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Re:Tafeltrauben 2008

Giaco85 » Antwort #1770 am:

@nubbiTante google spuckt fürs erste folgendes aus :).In Eineckholsen zwischen Hamm und Soest gibt es einen Winzerverein, welcher eine lokale Sorte "Soester Frühe" anbaut, welche laut Aussage des Winzervereins sowohl Kelter- als auch Tafeltraube ist. Vielleicht dies als ersten Hinweis: http://www.erika-wacker.de/Eineckerhols ... ten.htmWie nicht ganz unbekannt, ist Westfalen groß. Kannst Du es ein wenig genauer machen?VGGiaco
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Dietmar
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Re:Tafeltrauben 2008

Dietmar » Antwort #1771 am:

@NubbiHallo Nubbi - ich begrüße Dich in diesem Thread.Dein Problem würde ich in 2 Schritten lösen:1. Recherche zu den alten Sortennamen2. Beschaffung der Reben (nach Analyse, ob die jetzigen Klimabedingungen geeignet sind)Ich kenne Deine Motivation nicht, aber ich gebe zu Bedenken, dass sich in den letzten paar Hundert Jahren mit der Einschleppung diverser Pilzkrankheiten aus Amerika einiges geändert hat. Die alten europäischen Sorten besitzen kaum eine Widerstandsfähigkeit dagegen und können nur mit massiven Pflanzenschutzmaßnahmen angebaut werden (alle ca. 14 Tage mehrere recht "harte" Mittel spritzen).Es wäre zu Bedenken, ob Du nicht lieber neuere pilzwiderstandsfähige Sorten anbaust. Die brauchen auch etwas Pflanzenschutz, aber da reichen zumeist die milden Mittel, die es in Gartenmärkten zu kaufen gibt und die zumeist für den biologischen Weinbau zugelassen sind. Außerdem brauchst Du keine 8 bis 12 Spritzungen, sondern nur 3 bis 5 pro Saison.Zu 1.: Informationen zu im z.B. Mittelalter angebauten Sorten kannst Du eventuell in staatlichen Einrichtungen zu Landwirtschaft und Gartenbau finden (persönlicher Kontakt erforderlich), wie es diese in vielen Bundesländern in verschiedener Form gibt (in Bayern z.B. die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, in BaWü die DLR und in Sachsen das SMUL). Ein weiterer Weg wäre die Recherche über alte Klöster, die es vor der Reformation bei Euch gab, denn diese pflegten zumeist den Weinbau, der dann aber mit der Reformation in den meisten protestantischen Ländern verschwand.Zu 2. Mit der Kenntnis des Sortennamens finden wir dann eventuell einen Anbieter der Reben.Ich gebe zu bedenken, dass sich in den letzten 1000 Jahren auch das Klima in Deutschland und der Welt stark verändert hat und damit die Anbaubedingungen für Wein- bzw. Tafeltrauben. Bis etwa 1300 war die Durchschnittstemperatur etwa 3 Grad höher als jetzt und es wurden von den Römern eingeschleppte mediterrane Sorten angebaut. In Grönland haben die Wikinger bis dahin etwa 500 Jahre lang Landwirtschaft betrieben und Grönland war eine römische Kirchenprovinz mit einem von Rom eingesetzten Bischof. Amerika wurde also nicht von Kolumbus entdeckt. Die Wikinger waren schon ab 9. Jahrhundert dort und das war in Europa auch bekannt, denn Grönland war eine römische Kirchenprovinz und es gab einen ausgedehnten Handel. Ein großer Teil des im frühen Mittelalters verarbeiteten Elfenbeins stammt aus Grönland. Die Lage Amerikas war also bis etwa herunter nach Virginia bekannt.Danach erfolgte ein Temperatursturz und Grönland vergletscherte. Es gab einige Perioden, in denen die Durchschnittstemperaturen noch um einige Grad niedriger waren als jetzt. Entsprechend hat sich der Weinbau sowohl territorial als auch sortenmäßig anpassen müssen.Wenn wir noch kräftig Kohlendioxid freisetzen, wird sich in einigen Jahrzehnten der klimatische Normalzustand wieder einstellen. Doch darauf kannst Du nicht warten, sondern musst Sorten wählen, die jetzt bei Dir anbaufähig sind. Vielleicht solltest Du einmal etwas zu Deinem Standort (Lage, Klimazone, Höhe über NN, Jahresmitteltemperatur usw.) sagen.Irgendwelche Reben werden wir schon für Dich finden, denn es gibt ja auch z.B. Rebschulen und Weinanbau in Schweden, Norwegen, Finnland, den baltischen Republiken und Sibirien. ;D
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Dietmar
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Re:Tafeltrauben 2008

Dietmar » Antwort #1772 am:

@giaco85
Thüringen ist Schlaraffenland . Naja, Sachsen versteht auch was von Essen und Trinken .Ich bin leider ausgewiesen .
Nimms nicht so tragisch. Dafür gibt es "leckeren" Labskaus. ;D
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flammeri
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Re:Tafeltrauben 2008

flammeri » Antwort #1773 am:

@nubbi:es gibt in der Schweiz s.g."Arche Noah" Projekte, die alte Traubensorten erhalten. Für Deutschland habe ich sowas leider nicht gefunden, aber vielleicht wirst Du da ja fündig...
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Giaco85
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Re:Tafeltrauben 2008

Giaco85 » Antwort #1774 am:

@DietmarIch trag es mit Fasuung. ;) Willst Du das Familienrezept für Lapskaus haben? ;D ;D ;DGiaco
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Giaco85
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Re:Tafeltrauben 2008

Giaco85 » Antwort #1775 am:

@nubbiGute Idee von Flammeri :)Vielleicht fragst Du auch mal hier nach: http://www.vivc.bafz.de/index.phpLaß uns die Antwort wissen.VGGiaco
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Dietmar
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Re:Tafeltrauben 2008

Dietmar » Antwort #1776 am:

@giaco85
Willst Du das Familienrezept für Lapskaus haben?
Schon bei dem Gedanken daran gruselt es mich und schüttelt mich kräftig durch. Labskaus sieht aus, wie schon einmal verdaut.Du wolltest mich erschrecken - nicht wahr. Du kannst ja gar kein Familienrezept von Labskaus haben, denn Du stammst ja aus kulinarisch zivilisierteren Gefilden und Trauben und Labskaus schließen sich gegenseitig aus.
Siebenstein
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Re:Tafeltrauben 2008

Siebenstein » Antwort #1777 am:

Jetzt fällt mir zu Vanessa noch was ein, es gibt die Sorte V63163 und V63164. Die Sorte V63164 ist die richtige Vanessa.
Hier ne kleine Richtigstellung (sorry):Die "richtige" Vanessa wird unter dem Synonym Vineland 65164 geführt. V 63164 gibts nicht - genauso wenig wie V 63163.
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nubbi
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Re:Tafeltrauben 2008

nubbi » Antwort #1778 am:

Hallo an alle Traubenfreaks.... :)In meiner Jugennd hat man an den Stallungen + Häusern der Bauernhöfe in der Umgebung Trauben kultiviert. Diese waren weiß oder blau, eher kleinere Früchte aber schön süß.Diese Reben sieht man heute garnicht mehr, deshalb kann ich auch niemanden fragen.Mein Beweggrund einen oder mehrere "alte Sorten" anzupflanzen ist die Erhaltung und Förderung solcher Sorten. :)Ich finde es nämlich wichtig, das man sich um darum kümmert, damit dieses Genmaterial erhalten bleibt.Dietmar: es ändert sich laufend etwas, das ganze Leben ist ein Änderungsprozeß.....Ich habe die Erfahrung gemacht, das die alten, robusten Sorten von früher wesentlich wiederstandsfähiger sind als die neuen, hochgezüchteten Sorten.Mein "Hauspfirsich" hat jedes Jahr ein bischen Kräuselkrankheit was ihm noch nicht geschadet hat. Es handelt sich auch bei diesem um eine "Wald- und Wiesensorte" von Früher.Spritzen kommt bei mir so gut wie nicht in Frage.Also,ich werde Euren wertvollen Tipps wahrnehmen + Euch berichten sobald ich Infos habe. Schönen Gruß aus dem westl. Münsterlandnubbi ;D
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Dietmar
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Re:Tafeltrauben 2008

Dietmar » Antwort #1779 am:

@nubbiBei anderen Obstsorten mag das so sein, dass in manchen Fällen alte Sorten widerstandsfähiger sind als neuere hochgezüchtete.Bei Wein und Tafeltrauben ist das auf keinen Fall so.Vor mehr als 100 Jahren wurden aus Amerika mehrere Weinkrankheiten bzw. Schädlinge eingeschleppt, z.B. Reblaus, echter und falscher Mehltau.Da die europäischen Reben nie in der Geschichte mit diesen Krankheiten bzw. Schädlingen zu tun hatten, konnten sich keine Abwehrmechanismen entwickeln. Die Folgen waren und sind verheerend. Innerhalb kürzester Zeit kam in ganz Europa der Weinbau fast völlig zum Erliegen. Die amerikanischen Foxreben dagegen haben sich innerhalb von Jahrmillionen an diese Krankheiten und Schädlinge angepasst und entsprechende Abwehrmechanismen entwickelt.Zur Abwehr der Reblaus werden die zu kultivierenden Reben auf eine Unterlage von amerikanischen Foxreben aufgepfropft. Diese Methode ist sehr wirksam und die bisher einzige wirklich praktikable. So viel ich weiß, gibt es kein chemisches Mittel, welches Rebläuse wirksam bekämpft. Eine Entseuchung befallener Erde kann nur mit brachialer Gewalt vorgenommen werden, in dem alles Lebende abgetötet wird, z.B. durch hohe Temperaturen.Die Bekämpfung des echten (Oidium) und falschen (Pero) Mehltaus ist noch komplizierter, weil sich die Pilze ständig verändern und neue Stämme bilden. Desgleichen können sie in kurzer Zeit Resistenzen gegen Spritzmittel ausbilden. Aus diesem Grund ist ein Resistenzmanagement erforderlich, d.h. viele Spritzmittel dürfen pro Saison z.B. nur 2 x eingesetzt werden. Danach müssen Spritzmittel einer anderen Wirkstoffgruppe verwendet werden usw. .Wenn man z.B. europäische Kulturreben in Weinbaugebieten mit hohem Befallsdruck anbauen will, dann sind bis ca. 10 ... 12 Spritzbehandlungen gegen echten und falschen Mehltau erforderlich, d.h. 6 verschiedene Mittel gegen Oidium und 6 gegen Pero sowie welche gegen diverse Schädlinge und gegen Grauschimmel (Botrytis).Gegen einige Mittel haben die Pilzkrankheiten bisher noch keine Resistenzen entwickelt, z.B. Netzschwefel, Kupferpräparate und einige Kontaktmittel. Leider sind das Mittel, die nur relativ schwach wirksam sind und ausschließlich vorbeugend wirken. Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, ist alles zu spät.Die stärkeren Mittel gibt es nur nach erfolgreichem Besuch eines Lehrganges und den Erwerb eines Berechtigungsscheines zu kaufen. Außerhalb der Weinbaugebiete gibt es diese starken Mittel meist gar nicht.Die obige Beschreibung lässt ahnen, warum ich empfohlen habe, statt alten europäischen Sorten Piwis anzubauen. Auch bei Piwis ist ein gewisser Pflanzenschutz erforderlich, aber nicht so oft und auch nur mit den Mitteln, die es auch im Gartenmarkt zu kaufen gibt. Z.T. reichen auch alternative Spritzmittel, wie z.B. Backpulver und bestimmte Blattdünger.Die Piwis sind Kreuzungen zwischen amerikanischen Foxreben und europäischen Kulturreben. Je mehr Gene der Foxreben enthalten sind, desto pilzfester sind die Reben, aber desto gewöhnungsbedürftiger ist der Geschmack (Foxton).Wegen des Foxtones wurden die Hybride der ersten Generation wieder mit europäischen Kultursorten gekreuzt, so dass der Anteil der Fox-Gene niedriger wurde. Das brachte deutlich besseren Geschmack, aber geringere Pilzfestigkeit. Die Zucht bzw. die Auswahl der Sorten ist also ein Balanceakt zwischen Pilzfestigkeit und Geschmack. Beides schließt sich gegenseitig aus. Man kann eben nicht alles haben. Natürlich ist diese ganze Darstellung etwas vereinfacht, sonst wäre dieser Beitrag so lang wie ein dicker Wälzer.Bei Deiner Sortenwahl musst Du eben den Kompromiss zwischen Pilzfestigkeit und Geschmack und Spritzaufwand finden, der Deinen Vorstellungen entspricht.Mittlerweile haben Oidium und Pero viele andere Pflanzenarten befallen, d.h. sich angepasst an diese Pflanzen, z.B. Gurken, Zuchini, Rosen, Apfelbäume, Je länger je lieber und viele weitere Arten, so dass auch diese Sorten gespritzt werden müssen, will man nicht alles den Pilzkrankheiten opfern. Des bedeutet aber auch, dass Reben weitab von Weinbaugebieten von diesen anderen Arten befallen werden können und damit der Befallsdruck auch außerhalb der Weinbaugebiete tendenziell steigt.Einige Piwi-Sorten, z.B. Regent, haben nach einigen Jahren ihre Widerstandskraft gegen diese Pilzkrankheiten wieder weitgehend eingebüßt. Das kann mit der Zeit auch mit einigen Tafeltraubensorten passieren. Man kann diesbezüglich nicht in die Zukunft schauen.
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Re:Tafeltrauben 2008

Siebenstein » Antwort #1780 am:

@ Dietmar:tolle Ausführung! .......dem ist nichts hinzuzufügen.
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flammeri
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Re:Tafeltrauben 2008

flammeri » Antwort #1781 am:

Zu Vanessa:Ich habe die Nummer aus dem Kopf geschrieben, das kann sein, daß ich den Anfang etwas verunstaltet habe ;D
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Dietmar
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Re:Tafeltrauben 2008

Dietmar » Antwort #1782 am:

Da gucke schau her:http://www.genres.de/CF/pgrdeu/template ... 6Datenbank von Wein- und Tafeltraubensorten!Mit 2267 Sorten inklusive Herkunft und Erhaltungszüchter!Man kann auch alphabetisch nach Sortennamens sortieren.
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Giaco85
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Re:Tafeltrauben 2008

Giaco85 » Antwort #1783 am:

@Dietmar :)Hochinteressant, allein 3 Vorkommen von Mitschurinski1xWeintraube, 2xTafeltraube 8)Lohnt sich als Zeitvertreib bis die Container aus Polen/Ukraine ausgeladen sind.Excellent gegoogelt :)VGGiaco
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Dietmar
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Re:Tafeltrauben 2008

Dietmar » Antwort #1784 am:

@giaco85Wenn Du zuviel Zeit hast, kannst Du auch nach anderen Obst- bzw. Pflanzenarten suchen. Du musst nur den lateinischen Namen kennen, z.B. Apfel = MalusGuckst Du hier: http://www.genres.de/CF/pgrdeu/template ... 03&was=art
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