News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten! | garten-pur unterstützen mit einer Spende oder über das Partnerprogramm!

Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle? (Gelesen 12704 mal)

Hier bist du richtig, wenn du nicht genau weißt, wohin mit deiner Frage oder deinem Thema!

Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

Günther

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

Günther » Antwort #45 am:

Hm.Er die Kundinnen, Du die Kunden ?
sarastro

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

sarastro » Antwort #46 am:

Sie die schöngeistigen Damen mit Hüten, bevorzugt zur Delphinium-Zeit, Englandgartentouristinnen.Er die Herren, die auf eine seltene Primel geiern oder bodenständige Bäuerinnen, welche eine Nelke fürs Grab suchen. ;DVon Freaks alleine kann man nur bedingt leben. Wir fahren mehrgleisig, obgleich auch die Vielseitigkeit bekanntlich einem umbringen kann. Es ist alles im Leben und speziell bei uns einer gewissen Gratwanderung unterlegen, ganz besonders die Kundenbetreuung. Man berät nach bestem Gewissen, allerdings bin ich der Auffassung, dass Kunden ruhig selbst suchen und finden sollen und dies meist auch wollen. Hilfestellung ja, aber erst, wenn sie dies wünschen. Im Regen stehen gelassen ist bei uns noch niemand. Früher lief man mit jedem Kunden mit, eine Kiste unterm Arm und zeigte dies und das. Heute muss man sich von 0 auf 100 auf wechselnde Mentalitäten einstellen, dies erfordert eine große Menschenkenntnis, sowie Fingerspitzengefühl beim Empfehlen von Sorten.Was wir allerdings zunehmend feststellen, ist die Ungeduld mancher Kunden. Viele kommen von weit her gefahren und möchten am liebsten schon wieder auf die Piste. Es gibt Kunden, die sind nach einer halben Stunde schon wieder draußen, andere verweilen bis zu 5 Stunden und betreiben "Etikettenbotanik". So systematisch manche Kunden auftreten, so überfordert sind wiederum andere.Wie diejenigen allerdings im Baumarkt oder GC agieren, entzieht sich meiner Kenntnis. Buntbildetiketten kommen mir jedenfalls nicht in den Laden. Die Pflanzen haben sich blühend zu präsentieren. Dazu hat man schließlich ein großes Sortiment, dass von Galanthus bis Gentiana immer was den Kunden entgegenlacht. Und Ladenhüter gibt's auch beim Baumarkt. Und billiger sind die nur zeitweise.
Benutzeravatar
Dogwood
Beiträge: 420
Registriert: 13. Mai 2006, 16:17

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

Dogwood » Antwort #47 am:

Heute im Gartencenter:Mission Nr1: Dieser Thread hatte mich gestern umgekehrt positiv inspiriert ;D Nachdem wir gerade umgezogen sind, im neuen Garten nur Osterglocken bluehen und Fraeulein Tochter zurecht anmerkte: "Es gibt doch nicht nur gelbe Blumen! Es gibt doch auch blaue, lila, weisse, rosa Blumen! Ich moechte Blumen!", und ich hier die Klagen ueber die kommerzorientierten Gartencenter gelesen hatte, fuhr ich also los - zum Gartencenter, auf der Suche nach der geschmaehten Instant Blumenpower. (Ja, es sind natuerlich viele Pflanzen mit umgezogen, aber bis da mal was blueht, werden noch so einige Monate ins Land gehen... v.a. die Zwiebeln habe ich fast alle da gelassen).Und ich muss sagen: in solchen echten Notfaellen des Gaertnerlebens ein dreifaches Hurra dem Gartencenter. Jetzt besitze ich Primeln in vielen Varianten - veris, vulgaris und denticulata in Sorten und Farben ;D ... Alternativ haetten noch die Stiefmuetterchen zur Verfuegung gestanden sowie Helleborus.Mission Nr. 2: Ich wollte ausserdem noch Brunnera. Hier hat die Globalisierung zugeschlagen - es gab Jack Frost, Hadspen Cream und noch eine andere buntblaettrige, aber nein, keine simple gruene macrophylla :( (und an der Beschilderung konnte man auch sehen, dass die im Sortiment dieses Jahr nicht eingeplant ist. Ist wohl mega-out). Weil ich die mit den weissgemusterten Blaettern aber nicht mag, bin ich also ohne Brunnera wieder nach Hause. Das waere vor 20 Jahren nicht passiert... Ich finde nicht, dass die Sortimente so viel einseitiger werden. Vieles, was sich meine Mutter vor 30 Jahren muehsam anhand von speziell angeforderten Katalogen aus dem ganzen Bundesgebiet und GB zusammensuchte, finde ich heute einfach so. Und wenn ich mal Lust habe, eine optische Luecke spontan und schnell aufzufuellen, ist es gut, wenn mir jemand das passende verkauft.
sarastro

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

sarastro » Antwort #48 am:

Du bist offenbar der richtige Gartencenterkunde.Die Staudenwelt besteht aber nun mal nicht nur aus Brunnera und Primeln. Sicher war es früher mühsamer, eine 'Jack Frost' zu bekommen, das lag vor allem daran, dass die Vermehrung heute leichter vonstatten geht. Während früher alles geteilt und gesplittet wurde, bedient man sich heute der Invitro-Kultur. Ruckzuckzackzack hat man Tausende und braucht sie nur noch eintopfen und zu vertickern. Damals waren 6 Euro zu wenig, heute sind es zuviel. ::)
Benutzeravatar
fars
Beiträge: 14750
Registriert: 23. Sep 2005, 21:45

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

fars » Antwort #49 am:

Klingt leicht verschnupft, Sarastro.Schau dir hier die Lustschreie zu diversen Raritäten an und bedenke, wer es sich finanziell leisten kann, Wallfahrten zu Helleborus-, Primel-, Galanthus- oder Funkienspezialisten zu unternehmen. Derartige Kostbarkeiten per Post zu ordern, ist nur ein unzureichender Ersatz und immer noch recht teuer. Der eigentliche Appetit kommt beim Betrachten des blühenden Originals.Stauden P. macht es m.E. richtig. Wer in seinen Adressbüchern landet, bekommt regelmäßig Post mit bunten Bildern. Notiert sich deine Branche auf den Pflanzenmärkten die Kundennamen, um die dann fortlaufend über Besonderheiten des Sortiments zu informieren? Ich weiß, Werbung ist zur Hälfte rausgeschmissenes Geld, nur weiß keiner, welche Hälfte.
Benutzeravatar
SouthernBelle
Beiträge: 2828
Registriert: 15. Dez 2003, 17:30
Kontaktdaten:

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

SouthernBelle » Antwort #50 am:

Was man im Gartencenter findet ist Saisonware, momentan eben tonnenweise bunte Primeln, Zwiebeln im Topf und die TopTen des Modischen. Ersteres kaufe ich statt Schnittblumen. Wenn es im Garten nachher nicht weiterkommt weil zu sehr getrieben, ist es Pech (obwohl es mich immer noch wurmt). Letzteres kaufe ich mit, wenn ich es gerade brauche.Bunte Werbung finde ich persoenlich nur nervig( die andere Haelfte der Werbung, fars). Ich guck Webseiten von Inserenten oder als Bezugsquellen genannten in der gp oder der gdS. Ich komme auf Ideen, wenn ich irgendwo etwas in einem Garten sehe oder in einem Buch oder manchmal auch von nur vor meinem inneren Auge. Da bei mir aber alles nicht so schnell geht dank vermuelltem Untergrund (OT hab heute endlich ne Brechstange erworben!), Klei und dem Zwang zum Wuehlmauskaefig habe ich jede Menge Zeit, nach dem Begehrten zu suchen. Ehrlich, ich kauf ziemlich selten was spontan (nur weil es gerade so huebsch blueht). Und natuerlich hab ich den grossen Vorteil, den Kiekeberg auf dem Weg zu haben, dahin kommt dann alles bis dahin nicht gefundene per Bestellung.Insofern, nicht aergern, sarastro., es gibt Kunden fuer beide Vertriebsformen. Und uebrigens: sind denn alle Jack Frost auf dem Markt genetisch identisch? Oder wie ist das mit der Mutationsrate in vitro im Vergleich zu Stecklingen/Risslingen?
Gruesse
Benutzeravatar
fars
Beiträge: 14750
Registriert: 23. Sep 2005, 21:45

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

fars » Antwort #51 am:

Ach, Cornelia, wir hier sind doch ein ganz elitärer Zirkel. Aber von denen allein kann ein Staudengärtner doch nicht leben. Auch wenn wir seine Freude sind.Klar, dass wir nach anderen Kriterien wählen. (und dennoch bin ich ein bekennender Spontankäufer!)
Benutzeravatar
Staudo
Beiträge: 35576
Registriert: 7. Jul 2007, 08:39
Kontaktdaten:

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

Staudo » Antwort #52 am:

Auch wenn wir seine Freude sind.
Genau. Von Freunden kann man nicht leben. Die haben schon alles und wollen nur die unrentabel zu kultivierenden Raritäten.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Benutzeravatar
fars
Beiträge: 14750
Registriert: 23. Sep 2005, 21:45

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

fars » Antwort #53 am:

Auch wenn wir seine Freude sind.
Genau. Von Freunden kann man nicht leben. Die haben schon alles und wollen nur die unrentabel zu kultivierenden Raritäten.
Stimmt, auch wenn ich tatsächlich "Freude", ohne "n" meinte.
Benutzeravatar
SouthernBelle
Beiträge: 2828
Registriert: 15. Dez 2003, 17:30
Kontaktdaten:

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

SouthernBelle » Antwort #54 am:

Stimmt so auch nicht ganz: die elitaeren freaks helfen Bekannten mit Gartenneugestaltung und das geht so: "wieviel darf ich fuer die Pflanzen fuer ein 3 x 3m Beett ausgeben? Mit *** (soviel geb ich selber nie mit einem mal aus...) kriegt man was, was sofort nach was aussieht."OK und dann bestellt der freak bei einem Gaertner seines Vertrauens 4 vollgestopfte Kisten Stauden, mit wenigen Ausnahmen nicht die schwierigen sondern die unterschaetzten, das neue Beet wird (fast sofort) toll und alle sind zufrieden. :)
Gruesse
sarastro

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

sarastro » Antwort #55 am:

Ich bin nicht verschnupft, ganz im Gegenteil. Jeder hat seine Vertriebsform und muss damit zurande kommen. Ich bin nur auf der einen Seite zu sehr Idealist, um dann wieder brutaler Realist zu sein.
Benutzeravatar
pearl
Beiträge: 43515
Registriert: 28. Aug 2006, 16:09
Kontaktdaten:

Weinbauklima im Neckartal

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

pearl » Antwort #56 am:

du meinst, du bist brutal idealistischer Realist? ;) Das ist meines Erachtens das einzig angemessene in dem Punkt. Wenigstens helfen deine Themen bei der "Unterscheidung der Geister" im Sinne von Ignaz von Loyola
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky
Benutzeravatar
Dogwood
Beiträge: 420
Registriert: 13. Mai 2006, 16:17

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

Dogwood » Antwort #57 am:

Wenigstens helfen deine Themen bei der "Unterscheidung der Geister" im Sinne von Ignaz von Loyola
Nicht unbedingt. Das eine schliesst das andere ja nicht aus. Wenn ich gestern in einem Anfall der Verzweiflung die leeren Beete lieber mit Primeln als mit Rindenmulch gefuellt habe, heisst das ja nicht, dass ich nicht gleichzeitig die Kataloge studiere. Aber gut Ding will eben Weile haben; kommt Zeit, kommt Katalogpflanze; und in der Zwischenzeit gilt: Primeln. Was mir im Gartencenter halt auffiel: es gab eben nicht nur das schrillbunte F1-Sixpack, mit dem ich gerechnet hatte, sondern Arten und Sorten zuhauf. Brunnera eben nicht nur Brunnera, sondern drei Varieties. So schlecht sind die Gartencenter im Einzelfall nicht. (...und meine rein gruene Brunnera wird mir irgendwann auch noch begegnen...)
Günther

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

Günther » Antwort #58 am:

Markt ist halt nicht gleich Markt.Ich kenn Supermärkte, da könnte das angelieferte Pflanzenmaterial gleich in den Müllcontainer rein, und ich kenne Märkte, da kümmert sich wer so einigermaßen drum.Bei denen der ersten Sorte kommts einem manchmal hoch, wenn man sieht, wie das Zeug - unabhängig von der angelieferten Qualität - halb bewußt "umgebracht" wird...Es gibt allerdings auch Gartencenter und Gärtnereien, wo man zu manchen Zeiten nicht in alle Winkel und alle Glashäuser schauen darf.
cimicifuga

Re:Sortimentsentwicklung in Gärtnereien - Globalisierungsfalle?

cimicifuga » Antwort #59 am:

sondern Arten und Sorten zuhauf. Brunnera eben nicht nur Brunnera, sondern drei Varieties. So schlecht sind die Gartencenter im Einzelfall nicht.
vergleiche nicht englische gartencenter mit deutschen (oder gar österreichischen :P :-X )
Antworten