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Klein, aber teuer (Gelesen 1343 mal)

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Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

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fars
Beiträge: 14750
Registriert: 23. Sep 2005, 21:45

Klein, aber teuer

fars »

Morgen werde ich wieder mit meinen Pflanzen auf einem Privatmarkt im Marburger Botanischen Garten auftreten. Klein werden sie sein, aber teuer. Was nix kostet, kann auch nix sein.Angebot:- Rhododendren (allerdings schon größer)- Daphne mezereum- Campanula lactiflora- Helleborus argutifolius- Acer palmatum "Dissectum"- Greenovia aurea- Polygala chamaebuxus "Grandiflora"- Poncirus trifoliataIch werde berichten, wie Käufer in Zeiten wirtschaftlichen Desasters reagieren.
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fars
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Re:Klein, aber teuer

fars » Antwort #1 am:

Ich muss mich erneut bei den wahren Heiligen, bei allen gewerbsmäßigen Gärtnern entschuldigen, die sich auf Pflanzenmärkte, - börsen und -ausstellungen wagen. Stress pur. Mund fransig. Verständnislose Blicke, Interesse reduziert auf "Wie breit wird die denn?" und ""Wann blüht die denn?" Wo kommt die Pflanze her, welche Geschichte hat sie, was sind ihre besonderen Vorzüge, wie ihre Bedürfnisse... leere Blicke als Antwort. So genau will man es ja nun auch nicht wissen. Denn gesucht wurde nur etwas für den Vorgarten und den Kübel im Windfang. Pflegeleicht soll's auch sein. Und bitte nicht rosa, sondern blau. Einen Rhododendron habe ich schon und ein Ahorn ist voriges Jahr beim Nachbarn eingegangen. Ob ich's nochmal versuche? Was? 5 Euro? Können Sie mir den mal zurückstellen, ich komme nachher wieder. - Kam natürlich nicht.Insgesamt war der Umsatz nicht übel. Einiges habe ich mit hoffentlich verzeihlichen Lügen verkauft. "Wie hoch wird der denn?""Gegenfrage: Wie hoch darf er denn werden?""Na ja, nicht höher als so!""Wird er!"Frauen suchten mehrheitlich nach Dekorationsobjekten für den Garten ("Ich brauch da für die Lücke noch etwas Blaues.") oder die Wohnung. Meine Aeoniums und Greenovias im Topf mit Splittkranz gingen weg wie warme Semmel ("Ach, wie süß..."). Daphnes wurden gemieden ("Giftig? Das ist mir zu gefährlich!"); Männer allerdings griffen zu. Warum wohl?Häufiges Ablehnungsargument war der Platzmangel im Garten. "Wie, kein Platz?" "Ja, da steht das und dort jenes" und mit den rudernden Armbewegungen und kreisenden Händen wurden riesige Lücken und Raum zum Drumherumgehen angedeutet.Ohnehin zeigten sich Männer deutlich interessierter an seltenen Gewächsen. Auch bei den Ausstellern spiegelte sich das wider. Küchenkräuter und einheimische Wald- und Wiesenpflanzen wurden von einigen Frauen vermarktet (Stichwort: Gesund leben), das Exotischere durchweg von Männern. Neben mir war ein Stand mit typischen Wintergartenpflanzen. Von Grünlilie bis Agavesonstwie. Der hat einen Riesenumsatz gemacht. Ob man sich in Zeiten der Not wieder mehr auf die Innenräume konzentriert? Ist das alles typisch? Ich weiß es nicht.
Conni

Re:Klein, aber teuer

Conni » Antwort #2 am:

Ohnehin zeigten sich Männer deutlich interessierter
Ist das alles typisch?
Dafür, wie Du die Welt siehst, schon.
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planwerk
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Re:Klein, aber teuer

planwerk » Antwort #3 am:

Sehr unterhaltsam fars, dankeschön.Entschuldigung übrigens angenommen. Unsere Gärtner-Haut ist dick.
Staudige Grüße vom Chiemsee!
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pearl
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Weinbauklima im Neckartal

Re:Klein, aber teuer

pearl » Antwort #4 am:

fars, sehr schön dein Selbsterfahrungsbericht! :-* Man kommt aus dem Staunen nicht raus. Einmal habe ich das auch gemacht aber so richtig motiviert das zu wiederholen? Kann ich nicht sagen dass ich das bin. Deswegen, tapfer, tapfer von dir! :D
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky
Davidia
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Re:Klein, aber teuer

Davidia » Antwort #5 am:

fars, ich bewundere, dass Du das durchhältst. Ich hätte Probleme, "solchen" Leuten "meine" Pflanzen zu verkaufen (was natürlich sehr unprofessionell ist...).
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will,
sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will.
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Staudo
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Re:Klein, aber teuer

Staudo » Antwort #6 am:

Ich vermeide Marktverkäufe wenn es nur irgendwie geht. Ausnahmen sind Veranstaltungen, bei denen Kollegen sind, mit denen man am hellichten Tag Rotwein trinken kann. 8)
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Eva

Re:Klein, aber teuer

Eva » Antwort #7 am:

;D Als Privatmensch darfst Du so unprofessionell sein wie Du willst!@Fars, die Quote an Leuten, die seltenere Pflanze überhaupt irgendwie interessieren, it jämmerlich niedrig. Sogar Sarastro hatte für das Publikum im Botanischen Garten (und da waren sogar einige ganz eifrige dabei, die mitgeschrieben haben) hauptsächlich blühendes dabei. Versuch macht kluch, wahrscheinlich.
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Moderliesel
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Re:Klein, aber teuer

Moderliesel » Antwort #8 am:

Ich hab auch schon an kleinen Pflanzenbörsen verkauft. Mir hat es immer Spaß gemacht mich mit den Interessierten zu unterhalten, von meinen Pflanzen zu erzählen, was sie alles können. Ich frage nach dem Garten, dem Boden, den Wasserverhältnissen, gebe Tips zur Bodenverbesserung, berate bei der Pflanzenauswahl. Es macht mir rundum einen Heidenspaß.Selbst wenn am Nachmittag mal ein mitleidiger Blick meinen abgeräumten Tisch trifft, oder einsfuffzig für einen Thymian trocken mit zu teuer komentiert wird. Es gibt halt so Leut. Die brauchen das heute, morgen sind die vielleicht wieder anders.Die meisten lieben ihren Garten, gehen an wie ein Licht, wenn man danach fragt und freuen sich, wenn sie etwas zum Pflanzen heimschleppen können.
Viele Grüße vom Moderliesel
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Hellebora
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Re:Klein, aber teuer

Hellebora » Antwort #9 am:

Ich war mit meiner Tochter zuletzt auf zwei Pflanzenbörsen, wir hatten sehr moderate Preise, und das Kind ist ein Verkaufstalent. Wir sind fast alles los geworden, das war unser Ziel. Allerdings würde ich an solcher Stelle nichts verkaufen, woran mein Herz hängt oder das mit Aufzucht-Aufwand verbunden ist, sondern hauptsächlich Pflanzen, die sich von selbst vermehren und die ich sonst jäten müßte. Wir hatten also zB einige Campanula latifolia dabei, ausdauernde Nachtkerzen mit Tendenz zum Wuchern, Hosta - Ableger und Sämlinge -, Helleborus in den üblichen Farben, Omphalodes cappadocica, das sich bei mir aussät wie verrückt, Geranium phaeum 'Samobor' ...2 Kirengeshoma palmatas waren gleich weg und gingen an Menschen mit Verstand.Besonderheiten wie zB die vierte und fünfte Sicherungskopie von kostbaren oder aus Samen gezogenen Pflanzen würde ich nicht anbieten, die verschenke ich lieber an Gartenfreunde.
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fars
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Re:Klein, aber teuer

fars » Antwort #10 am:

Was ich vermisst habe, und ich bin ja inzwischen auf der 3. Pflanzenbörse gewesen, ist der "neugierige" Gärtner. Der zunächst bereit ist, eine ihm unbekannte Pflanze quasi zu beschnüffeln. Zu fragen, sich erklären zu lassen, um dann vieleicht oder vielleicht auch nicht, das Wagnis einzugehen, dieses ihm fremde Gewächs in seinen Garten zu holen.Nun war es, was Blüten betrifft, eine ungünstige Zeit. Ich habe versucht, diesen Mangel durch Farbaufnahmen auszugleichen. Dennoch diese Scheu, was neues zu probieren. Wie beim Essen. Was nicht bekannt ist, wird misstrauisch beäugt und bleibt dann doch lieber liegen.Ruck-zuck verkauft haben sich die Acer palmatum "Dissectum"-Sämlinge. Hätte ich nicht gedacht, denn alle Käufer hatten mit den Baumschulexemplaren Schiffbruch erlitten und wollten jetzt Ersatz. Ich wäre da gebranntes Kind gewesen.Auch die Glockenblumen waren schnell weg. Die kannte man. Polygala? Wasndas? Nie gehört. Ein 14-Jähriger, der mit seinem Opa vorbei kam, der wollte mit einem Steingarten beginnen und der Opa hat ihm das Pflänzchen spendiert. Das fand ich sehr anrührend.Ansonsten ist es tatsächlich sehr schwer, sich von sehr pflegebedürftigen Aufzuchten zu trennen, wenn man weiß, dass die Pflanze nur halbherzig gekauft wird: "Na gut, ich probier's mal...". Aber was will ich machen, ich muss Platz schaffen für die nächsten Generationen. Also werde ich auch auf die kommenden Pflanzenbörsen gehen.
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pearl
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Weinbauklima im Neckartal

Re:Klein, aber teuer

pearl » Antwort #11 am:

dass es manchmal Kinder, Schulkinder sind, die staundend und verlegen vor den Pflanzen stehen und sehnsüchtige Blicke zwischen begleitendem Erwachsenen und begehrtem Objekt hin und her gehen, das ist für mich auch immer ein Höhepunkt auf Gartenmärkten. Dafür macht man das ganze schließlich und nicht wegen der paar Kröten."Platz zu schaffen für die nächste Generation" wenn darunter ein paar wenige sind, denen man die Liebe zu Pflanzen schenken konnte, dann hat es sich doch gelohnt!
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— Robert M. Sapolsky
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