Malvegil hat geschrieben: ↑12. Jul 2019, 23:01 Ich bezweifle, daß die korrekteren Bezeichnungen "Salzdünger" oder "Bergbaudünger" die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen würden. ;D
Wir unterscheiden in der Praxis daher nur "Mineralische" und "Organische" Düngemittel. Mineralische dissoziieren in Wasser sofort zu pflanzenverfügbaren Ionen - wobei orgaqnische erst durch Mikroorganismen oder chemisch/physikalische Bodenprzesse aufgespalten werden und dann als genau die selben Ionen vorliegen. ;) Wobei mineralische Stickstoffdünger tatsächlich oft technisch hergestellt werden. Dabei wird aber aus Stickstoff (dem Hauptbestandteil unserer Luft) zuerst Ammoniak (das was Kacke so stinken läßt und im Stalldung den Stickstoffanteil ausmacht) hergestellt und dann entsprechend mineralisiert. Kali und Phosphate lagern sich im Boden ab und werden meist dort gewonnen. Der Pflanze ist's egal - sie kann es in jedem Fall erst mineralisiert und als im Wasser gelöstes Salz-ion aufnehmen.
"Dazu ist bei den Landwirtschaftsämtern ein formloser Antrag zu stellen."
Hessen hat auch landesweit Futternot festgestellt. Es wurde bekannt gegeben, dass die Nutzung des Aufwuchses der ÖVF-Stilllegungsflächen seit letzter Woche ebenfalls erlaubt ist. Ein kleiner Unterschied: da hessens Verwaltungspersonal zusätzliche Arbeit eher scheut (denen reicht es schon, dass auch sie jetzt offiziell Wolfsland sind), dürfen die Landwirte das Zeug einfach so nutzen, ganz ohne extra Antrag.
In der Not frißt der Teufel halt Fliegen... Viel ist auf diesen Flächen nicht zu holen; und Schafe und Ziegen dürfen auch hier ohne Antrag abweiden. Ist halt auch eine politische Entscheidung, ein Signal zu setzen.
Klar haben die größeren Rinderanlagen schon immer Reserven vorgehalten - die sind allerdings letztes Jahr aufgebraucht worden. Diesmal läuft es möglicherweise auf "Reduzierung der Bestände" hin...also Notschlachtung eines Teils der Milchviehbestände um den Rest "rüber" zu bringen.
Es ist der 19. September 2019 und morgen geht die Welt fürs Klima auf die Straße.
Mir reicht dieses Erlebnis vorort und lässt mich grübeln:
Ich komme gegen 20 Uhr auf den Hof und rieche Gift in der Luft und zwar so extrem, dass ich mir sofort mein T-Shirt vors Gesicht halte, um das Gift nicht einzuatmen. Ja, der Bauer spritzt zum zweiten Mal den Raps - neben Schneckenkorn und Dünger nun das zweite Mal Pflanzenschutz. Jedes Pflanzenschutzmittel, was ich speziell für Raps im Herbst recherchierte, ist g i f t i g. Morgen werde ich zum Bauern gehen und erfragen, welches Gift er gespritzt hat. Ich musste mit Atemschutz zum Hühnerhaus, um die Luke zu schließen. Es ist windstill und nebelig feucht - gespritzt wird in der Dämmerung bis Dunkelheit.
Bitte keine trostreichen oder optimistischen Kommentare (falls dies überhaupt noch in so einem "alten" thread gelesen wird) - es ist die Realität und es ist m.o.w. wertfrei dargestellt.
Aus der Speiseliste gestrichen: Rapsöl Rapshonig (ich bin Rapshonig groß geworden - dem Honig, den die Bienen meiner Großmutter vor 60 Jahren produzierten)
Nun gut, Bienen gibt es auch nicht mehr ausreichend, insofern... :'(
Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
Bedanke dich bei den Umweltschützern, die durchgesetzt haben, das die Neonicotinoidbeize verboten wurde. Die Bauern haben gesagt das das kacke ist. Wollte keiner hören.
Nun werden Pyrethroide gespritzt. Pyrethroidmittel wie Karate zeon sind nicht giftig. Ansonsten ist der Bestand an Bienen in den letzten Jahren gestiegen.
Rapserdfloh ist derzeit ein typischer Kandidat. Bei Überschreiten der Schadschwelle kommen meist synthetische Pyrethroide zum Einsatz. (auch wertungsfrei - als Info)
toto hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 22:09Morgen werde ich zum Bauern gehen und erfragen, welches Gift er gespritzt hat.
Mit dem Bauern reden ist immer gut. Vorab die Geschichte mit den Gelbtafeln, damit kannst du ihn eventuell festnageln. https://www.agrarheute.com/landundforst/betrieb-familie/pflanze/rapsschaedlinge-fuenf-tipps-fuer-aufstellen-gelbschalen-552001
Dass die Anzahl der Bienen gestiegen ist, kann ich für hiesige Umgebungen nicht bestätigen. Ich habe eine 20 Meter hohe Linde auf dem Hof und beobachte sehr genau, dass es über die letzten Jahre kaum noch Bienen in der Linde gibt. In 2019 nicht eine einzige. Nur Hummeln - keine Bienen.
Pyrethroide sollen angeblich keine Schäden verursachen - nur mal eben Atemwegsreizungen, die nur einen halben Tag dauern. Im gl. Artikel finde ich jedoch, dass Forschungsbedarf besteht, bisher nur im Tierversuch.
Gift ist Gift. Die Dosis macht es.
Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
RosaRot hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 22:35 Honigbienen sind im Prinzip Haustiere. Es muss also Imker geben, die sie halten. Vielleicht gibt es bei Euch zu wenig Imker. Hier nicht.
Die Imker hatten hier große Probleme mit einer Milbe. Bezüglich der Linde meinte ich jedoch die Wildbiene, die auch im Boden ihre Nester hat. Noch vor 10 Jahren war die Linde übervoll mit Wildbienen (ich kann eine Wildbiene von einer "Haus"biene unterscheiden, war als Kind mein "Haus"tier ;-) mit streicheln und so... )
Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
Bodennistende Bienen haben nach dem grubbern und vorher schon im Getreide nicht allzuviel zu lachen. Die bevorzugen meist besser besonnte und ungestörtere Bereiche. Aktuell sind aber eh relativ wenig unterwegs. Auch die Binenstöcke der Imker bereiten sich auf den Winter vor.
toto hat geschrieben: ↑19. Sep 2019, 22:33Gift ist Gift. Die Dosis macht es.
Klar, Paracelsus, Luft ist auch Gift, unbestritten. Was du eher meintest ist wohl die Klassifizerung als Giftig. Dann braucht es einen Totenkopf im roten Viereck auf der Flasche/Kanister, ein GHS-Piktogramm. Der Totenkopf auf dem Etikett fehlt den meisten Pflanzenschutzmitteln.
Mal nüchtern betrachtet: Ja, es werden Gifte auf landwirtschaftlichen Produktionsflächen eingesetzt. Nein, nicht sinn- oder planlos (das Zeug kostet viel Geld) Ja, es tötet auch andere Insekten. Nein - nicht über den Feldrand hinaus - dafür gibt es Abstandsflächen und Abdriftregelungen.