News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 222048 mal)

Hier bist du richtig, wenn du nicht genau weißt, wohin mit deiner Frage oder deinem Thema!

Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

Antworten
Benutzeravatar
toto
Beiträge: 2872
Registriert: 6. Sep 2010, 12:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

toto » Antwort #1035 am:

thuja hat geschrieben: 19. Sep 2019, 22:44
Bodennistende Bienen haben nach dem grubbern und vorher schon im Getreide nicht allzuviel zu lachen. Die bevorzugen meist besser besonnte und ungestörtere Bereiche. Aktuell sind aber eh relativ wenig unterwegs. Auch die Binenstöcke der Imker bereiten sich auf den Winter vor.
toto hat geschrieben: 19. Sep 2019, 22:33Gift ist Gift. Die Dosis macht es.
Klar, Paracelsus, Luft ist auch Gift, unbestritten.
Was du eher meintest ist wohl die Klassifizerung als Giftig. Dann braucht es einen Totenkopf im roten Viereck auf der Flasche/Kanister, ein GHS-Piktogramm. Der Totenkopf auf dem Etikett fehlt den meisten Pflanzenschutzmitteln.


Wie Bienen leben, weiß ich ganz gut. Was ihnen schadet, weiß ich auch.
Ob es einen Totenkopf auf dem Etikett gibt oder nicht, ist eher eine Sache der "Rechte" der Hersteller usw. Wie solche Schilder umgangen werden können, brauchen wir doch echt nicht zu diskutieren, oder?

Fakt ist doch: wenn man Gift in der Luft riecht und es Atemreizungen auslöst, die "nur" einen halben Tag dauern - kann es nicht gesund sein.

Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
Benutzeravatar
toto
Beiträge: 2872
Registriert: 6. Sep 2010, 12:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

toto » Antwort #1036 am:

dmks hat geschrieben: 19. Sep 2019, 22:48
Mal nüchtern betrachtet:
Ja, es werden Gifte auf landwirtschaftlichen Produktionsflächen eingesetzt.
Nein, nicht sinn- oder planlos (das Zeug kostet viel Geld)
Ja, es tötet auch andere Insekten.
Nein - nicht über den Feldrand hinaus - dafür gibt es Abstandsflächen und Abdriftregelungen.


Abstandsflächen und Abdriftregelungen?
Jetzt muss ich schmunzeln - unser Grundstück grenzt d i r e k t ans Feld - wo soll da der Abstand sein? Zaun auf Kante - bei allen Grundstücken im Dorf.
Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
Benutzeravatar
dmks
Beiträge: 4320
Registriert: 18. Jul 2011, 08:45
Wohnort: bei Forst/Lausitz
Region: 24 Einwohner/km² (Ortslage)
Höhe über NHN: 67m
Bodenart: sandiger Lehm und lehmiger Sand

Staatlich anerkannter Steuerzahler

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #1037 am:

Es geht um die Ausbringung - die ist fast schon Zentimeter-genau möglich. Trotzdem gelten Abstandsflächen zu Gewässern, Feldrändern oder Wohngrundstücken.
Daß manche Stoffe dennoch riechen läßt sich nunmal nicht auf einen Gartenzaun begrenzen.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Benutzeravatar
RosaRot
Beiträge: 17851
Registriert: 11. Mai 2007, 20:53

Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #1038 am:

Bodennistende Bienen lieben z.B. trockene Sandflächen, die frei von Bewuchs sind.
Wenn nun die Felder gespritzt werden fliegt viel zu viel auf die Randstreifen(das wären hier offenen trockene magere Hänge), da die dann überdüngt werden, wächst dort viel zu viel Zeug zu üppig.
Ich habe hier vor einigen Tagen eine Wanderung entlang der Feldränder unternommen und mir die Hänge betrachtet. Dabei fielen mir jede Menge Unkräuter auf, die dort (auf Magerstandorten) definitiv nicht hingehören. Das ist ein Ärgernis.


Viele Grüße von
RosaRot
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21262
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #1039 am:

toto hat geschrieben: 19. Sep 2019, 22:49Wie solche Schilder umgangen werden können, brauchen wir doch echt nicht zu diskutieren, oder?
Sollten wir vielleicht doch mal tun. Ich glaube du hast da falsche Vorstellungen. Da ist nix mit bescheissen.

Gift löst nur selten Atemwegsreizungen aus, es wirkt eher tödlich. Atemwegsreizungen kann man zB auch von Klebstoff (Lösemittel, wie bei PSM) bekommen, den würde ich aber nicht als giftig im Sinne von giftig ansehen.

Abstandsauflagen gelten auch für bebaute Grundstücke neben Ackerrändern. Wenn das Mittel 10m bei 90% Abdriftminderung hat, darf er nicht näher als 10m zu euch ran und muss ein entsprechendes Spritzgerät verwenden.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
toto
Beiträge: 2872
Registriert: 6. Sep 2010, 12:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

toto » Antwort #1040 am:

auch mal ganz nüchtern:

Wetter und Wind halten sich nicht an Zäune. Natürlich fliegt von dem Zeug (und wäre es nicht in irgendeiner Form giftig, würden die Rapsflöhe ja am Leben bleiben ;)) was auf die Grundstücke, an den Ackerrand - sowie RosaRot auch feststellte .... Düngekörner flogen vor 10 Jahren sogar noch aufs Grundstück! - schrieb ich damals im forum. Die fliegen heute zum Glück nicht mehr - immerhin.

Wie immer das Zeugs wirkt - ob nun die Flöhe wg. Ernährungsmangel, Wassermangel oder sonstwie nicht mehr da sind - ist mir persönlich egal. Nicht egal ist mir hingegen, dass es Chemie ist.

Aber die Spritzbrühe - dieser feine Nebel - fliegt überall hin und hält sich nicht an Abdriftregeln, gewiß nicht. Da ist eher der Wunsch der Vater des Gedankens.
Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
Benutzeravatar
dmks
Beiträge: 4320
Registriert: 18. Jul 2011, 08:45
Wohnort: bei Forst/Lausitz
Region: 24 Einwohner/km² (Ortslage)
Höhe über NHN: 67m
Bodenart: sandiger Lehm und lehmiger Sand

Staatlich anerkannter Steuerzahler

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #1041 am:

toto hat geschrieben: 19. Sep 2019, 23:00
auch mal ganz nüchtern:
Aber die Spritzbrühe - dieser feine Nebel - fliegt überall hin und hält sich nicht an Abdriftregeln, gewiß nicht. Da ist eher der Wunsch der Vater des Gedankens.


Doch, durch klar festgelegte technische Standards unterschiedlicher Ausbringungsgeräte. Die übrigens aller drei Jahre zum TÜV müssen - fast so oft wie dein Auto.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21262
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #1042 am:

Gestank ist was anderes als Tropfen.

PS: wenn vor 10 Jahren die Düngerkugeln zu dir aufs Grundstück flogen und heute nicht mehr, dann hat sich wohl was getan in der Zwischenzeit.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
lerchenzorn
Beiträge: 18570
Registriert: 4. Apr 2008, 22:21
Kontaktdaten:

Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

lerchenzorn » Antwort #1043 am:

dmks hat geschrieben: 19. Sep 2019, 23:09
toto hat geschrieben: 19. Sep 2019, 23:00
auch mal ganz nüchtern:
Aber die Spritzbrühe - dieser feine Nebel - fliegt überall hin und hält sich nicht an Abdriftregeln, gewiß nicht. Da ist eher der Wunsch der Vater des Gedankens.


Doch, durch klar festgelegte technische Standards unterschiedlicher Ausbringungsgeräte. Die übrigens aller drei Jahre zum TÜV müssen - fast so oft wie dein Auto.



Das ist die heile Welt der Theorie. In der Praxis fährt der Landwirt oder sein beauftragter Lohnunternehmer, wie es am besten passt und auch bei Windstärken, die nicht in den Vorschriften stehen. Und dann fliegt der Nebel zehn, wenn´s sein darf, auch mal 50 m. Gesehen und gerochen erst wieder in diesem Jahr.
Benutzeravatar
lerchenzorn
Beiträge: 18570
Registriert: 4. Apr 2008, 22:21
Kontaktdaten:

Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

lerchenzorn » Antwort #1044 am:

thuja hat geschrieben: 19. Sep 2019, 23:13
Gestank ist was anderes als Tropfen.

PS: wenn vor 10 Jahren die Düngerkugeln zu dir aufs Grundstück flogen und heute nicht mehr, dann hat sich wohl was getan in der Zwischenzeit.


Nicht so sehr viel. Die vorgeschriebenen Abstände - beim Düngen - zu Oberflächengewässern sind immer noch lächerlich gering.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21262
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #1045 am:

Wenn ein Vorgartenbesitzer 5m Abstand zum Rinnstein (geht ungefiltert in den Gulli in den Fluss) einhalten müsste, wäre der Aufschrei groß.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
toto
Beiträge: 2872
Registriert: 6. Sep 2010, 12:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

toto » Antwort #1046 am:

lerchenzorn hat geschrieben: 19. Sep 2019, 23:15
Das ist die heile Welt der Theorie. In der Praxis fährt der Landwirt oder sein beauftragter Lohnunternehmer, wie es am besten passt und auch bei Windstärken, die nicht in den Vorschriften stehen. Und dann fliegt der Nebel zehn, wenn´s sein darf, auch mal 50 m. Gesehen und gerochen erst wieder in diesem Jahr.


Das denke ich eben auch. Leider. Und daher frage ich ihn morgen.

Betreffs Düngekugeln/Grundstück: das waren noch die ehemaligen - es gab ja Zeiten, da hätte man Einzelgehöfte auch lieber platt gemacht, damit der Trecker keinen Bogen fahren muss. Zum Glück!!! lange her.
Und ja - nachdem ich mich bemerkbar gemacht habe, hat sich diesbezüglich was getan - immerhin nach 20 Jahren.
Inzwischen gehört dieser Acker aber auch dem Jungbauern, der eigentlich sehr nett ist - er hat aber eben auch Lohnunternehmer und was die wie machen, prüft er vlt. nicht oft genug.


Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
Benutzeravatar
dmks
Beiträge: 4320
Registriert: 18. Jul 2011, 08:45
Wohnort: bei Forst/Lausitz
Region: 24 Einwohner/km² (Ortslage)
Höhe über NHN: 67m
Bodenart: sandiger Lehm und lehmiger Sand

Staatlich anerkannter Steuerzahler

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #1047 am:

In der Praxis geht es um Abdriften die unter 'nem Meter liegen!
Meinungen einmal konventionell; einmal Bio:

https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/pflanzenschutz/ackerbau/pdf/abdrift.pdf
https://www.bioaktuell.ch/pflanzenbau/ackerbau/abdrift.html
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 12115
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

cydorian » Antwort #1048 am:

Honigbienen schadet fachgerechte (!) Behandlung des Winterrapses gegen psylliodes chrysocephalus nicht. In den Feldern stehen keine Blüh- oder Pollenpflanzen, neben den Feldern nur noch sehr wenig. Für Wildbienen und Hummeln gilt dasselbe. Die meisten Arten sind ausserdem längst verpuppt oder haben sich Winterplätze gesucht. Nicht auf Landwirtschaftsflächen, die intensiv bewirtschafteten und oft bearbeiteten Flächen sind für Insekten reine Wüsten ohne Wohnung und Nahrung.

Die meisten Mittel riechen nicht. Wie problematisch etwas im speziellen Fall ist, hat mit Duft nichts zu tun. Man schadet den Bienen mehr, wenn man keinen Rapshonig kauft. Dank dieses Honigs und der Bienen in Rapstracht wird gerade die Umstellung auf die wesentlich umweltfreundlichere Drop-Leg Spritztechnik vorangetrieben, die bei weniger Abdrift und deutlich geringeren Aufwandsmengen gute Ergebnisse erzielt (Im Frühling, nicht wenns um psylliodes geht) und blütenbesuchende Insekten schont.
Benutzeravatar
toto
Beiträge: 2872
Registriert: 6. Sep 2010, 12:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

toto » Antwort #1049 am:

thuja hat geschrieben: 19. Sep 2019, 23:21
Wenn ein Vorgartenbesitzer 5m Abstand zum Rinnstein (geht ungefiltert in den Gulli in den Fluss) einhalten müsste, wäre der Aufschrei groß.

Unser Wasser geht in einen Regenwasserteich, der meist sehr nützlich ist.

@cydorian: nicht die Bienen sind vordergründig das Thema. Dass die längst nicht mehr fliegen, sollte jedem bekannt sein.
Was geht von dem Zeug in die Erde?
Es geht vornehmlich um Menschen und z.B. auch um Säuger, die Säuger fressen, die auf/am Acker leben, um Säuger, die Rapspflanzen angrasen und als Wildbret auf dem Teller landen und die Luft, die ich einatme - mal abgesehen von der
Geruchsbelästigung, die ich noch halbwegs in Kauf nehmen würde - geht es um die Chemie, die ich einatmen muss, die auf meinem Teller als Wildbret landet oder mir die Schnitte versüßt.
Nichts löst sich in nichts auf. Es bleibt alles vorhanden.

Das Eine zieht das andere nach sich. Diese Chemie ist n i c h t in einem abgeschlossenen Raum vorhanden und m.E. nicht wenig, wenn es über hunderte von ha in einer Nacht/an einem Abend verstäubt wird. Ich rede hier nicht von einem Handtuchfeld - sondern hunderten ha von Feldern rund um ein Naturschutzgebiet, bestehend aus Seen.
Es geht um Monokulturen, die Schädlingsbefall erst möglich machen - um Raps, der im Bezin landet mit Fördermitteln.



Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
Antworten