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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 22:06
von dmks
fars hat geschrieben: 18. Okt 2019, 21:59
Schon richtig.
Aber es gibt keinen anderen Berufsstand, der permanent direkt und indirekt (durch Preisabsprachen) subventioniert wird.

:-\ fällt mir ein: Bau, Bahn, Autoindustrie (Abwrackprämie, Fördermittel für neue Werke trotz Milliardengewinnen), Nahverkehrsbetriebe,

https://www.iwd.de/fileadmin/Artikel/2018/Subventionen__Was_der_Staat_am_staerksten_foerdert/iwd-2018-04-12_Top-Liste_Subventionen.jpg

Agrar ist auf Platz 6. 8)

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 22:09
von Staudo
Da fehlen mir die Milliarden für die Energiewende.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 22:14
von dmks
Die kommen ja erst ab diesem Jahr. ;) Solange sind sie noch in mehreren Punkten versteckt...

(hier in: 1, 2, 3, 5, 9, 10)

Ist zB. interessant, daß der Staat die Netzgebühren für Großverbraucher wie Stahlwerke übernimmt, obwohl dies jeder poplige Kleinverbraucher und Erzeuger zahlen muß!
Um beim Thema zu bleiben: Auch der Bauer für seine Melkmaschine oder den Milchautomaten, Oma in der Einraumwohnung...
Nur ein Stahlwerk halt eben nicht.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 22:17
von Katrin
fars hat geschrieben: 18. Okt 2019, 14:44
Vor wenigen Jahren konnte man die Subventionsempfänger namentlich im Internet sehen. Inzwischen eingestellt.


Ob es die staatlichen Subventionen jemals einsehbar gab, weiß ich nicht. Die EU-Zahlungen aus den Agrarfonds sind jedenfalls einsehbar. Einfach eine Postleitzahl eingeben, schauen, welche Bauern aus der Region Geld erhalten haben, auf den Namen klicken und alle Beträge nachlesen.

edit: Hier noch die Daten aller Mitgliedsländer der EU

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 23:09
von Alstertalflora
Das ist ja ein cooler Link, Kathrin, danke!
Hab gleich mal ein paar Bauern hier aus der Nähe, die ich kenne, abgefragt 8)

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 23:28
von dmks
Ich habe selbst dieses Jahr einen vierstelligen Betrag an Subventionen in Anspruch genommen ;)
Allerdings für eine nicht landwirtschaftliche Investition - und das gibt es nirgends öffentlich zu sehen. :P
Für die Hobby-Landwirtschaft gibt es außer ein paar Euro Gebühren (Seuchenkasse und so) keinen Cent. 8)

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 23:34
von Alstertalflora
Soso ::)
Einer meiner Bekannten Bauern kassiert deutlich mehr ab (6-stellig). Gut, das ist auch ein Familien-Clan. Die machen ihr Ding .

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 23:36
von toto
Danke Katrin - für den Link! Super! Da kann man mal drüber nachdenken...
Eigentlich sollte dann schon mal ein kleiner Grünstreifen für die Haubenlerchen am Rand übrig bleiben (bei Förderung oberster sechstelliger Bereiche)... - die Hoffnung stirbt zuletzt, vlt. kommen die ja noch wieder zurück, wenn sie eine Wohnung finden können...

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 23:37
von Alstertalflora
dmks hat geschrieben: 18. Okt 2019, 23:28

Für die Hobby-Landwirtschaft gibt es außer ein paar Euro Gebühren (Seuchenkasse und so) keinen Cent. 8)

Oh, da muss ich mich mal schlau machen- das zahle ich ja auch!

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 23:44
von dmks
Gebühren heißt das hab ich gezahlt - bekommen tu ich für die Klein-Landwirtschaft nix. (müsste ich ja anmelden und noch mehr zahlen ;D)
War Ironie mal wieder.
Aber es bleibt dabei: Seuchenkasse, Amtstierarzt und Veterinäramt wollen halt ihr Geld. Das ist wie in jedem anderen Gewerbe mit diversen Abgaben.

Alstertalflora hat geschrieben: 18. Okt 2019, 23:34
Einer meiner Bekannten Bauern kassiert deutlich mehr ab (6-stellig). Gut, das ist auch ein Familien-Clan. Die machen ihr Ding .
Ich mach es mal konkret:
Für eine technische, energetische, bauliche, rein private Investition bekomme ich als kleiner Popel mehr als doppelt so viel Fördergelder wie mein Arbeitgeber (hoffentlich liest sie hier nicht mit!) bei einem Betrieb mit 12 Beschäftigten und etlichen Hektar Nutzfläche!
Meine Fördergelder unterliegen übrigens einem strengen Datenschutz! ;)

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 18. Okt 2019, 23:59
von Alstertalflora
Streng geheim :(- wo bleibt da die Transparenz ?

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Okt 2019, 00:09
von dmks
Das eben meine ich ;)
...würde ich Fördergelder für die Landwirtschaft beziehen könnte es jeder lesen. ;)

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Okt 2019, 00:39
von toto
mal ein Artikel vom letzten Jahr bez. Dürrehilfe, Risikoabsicherung usw. usw. - darin ist auch zu lesen, um wieviel ha es z.B. hier im Umfeld geht, wenn PSM und Gülle ausgebracht werden. Mit dem link von Katrin nachvollziehbar, was an EU-Fördermitteln kommt und zusätzlich die staatlichen Fördermittel und Ausfallprämien.
https://www.svz.de/lokales/zeitung-fuer-die-landeshauptstadt/steuerfreie-ruecklage-fuer-bauern-id20812377.html

fars hat geschrieben: 18. Okt 2019, 21:59
Aber es gibt keinen anderen Berufsstand, der permanent direkt und indirekt (durch Preisabsprachen) subventioniert wird.
[/quote]

[quote author=fars link=topic=61430.msg3376358#msg3376358 date=1571402656]
Das Jammern der Bauern ist so alt, wie sich dieser "Berufsstand" von den Jägern und Sammlern abgetrennt hat.


....

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Okt 2019, 07:14
von frauenschuh
Wenn sich die Fronten so aufbauen, dann liegt das an Verallgemeinerungen.

Dürrehilfen bekam, wer Gewinn schrieb. Ich bin selber Nebenerwerbslandwirtin. Mangels Gewinn auch keine Dürrehilfe.

Zum Thema Förderungen für uns, die wir als Schäfer ja auch Landwirte sind, habe ich in diesem Jahr einen Leserbrief geschrieben:
Leserbrief
Förderung meint hier: Für Bewirtschaftung von extensivem Grünland. Man kann auch hier nachlesen, was für den Erhalt einer vom Aussterben bedrohten Nutztierrasse gezahlt wird:

Butter bei de Fische

Die Schäferei ist eine naturverträgliche Bewirtschaftungsform. Sie liegt in Deutschland wie ein Fisch auf dem Trockenen, der gelegentlich noch mal mit Wasser besprengt wird. Das wird die Schäferei nicht erhalten.

Der Verbraucher wird es nicht retten. Der Glaube, dass in nennenswertem Umfang heimisches Lammfleisch in den Theken landet - fehlt mir mittlerweile völlig. Weil.... der Verbrauer die Kosten nicht zahlt.

Das ist nur mein Teil der Landwirtschaft. Ein sehr kleiner. Aber eines kann ich sagen: Bevor ich von 10 Jahren damit begann, hatte ich auch andere Vorstellungen. Das war mein unbekannter Teil, den ich näher kennen gelernt habe.

Schade ist, dass die kleinbäuerliche Kultur vor die Hunde geht, während große Betriebe wachsen. Und dann kommt es eben zu diesen Szenen, die sich mir so eingebrannt haben: Das unterpflügen wild abgelagerter gelber Säcke. Jetzt gerade das Unterpflügen von ich weiß gar nicht was in schwarzen Plastiksäcken, überall im Acker schauen diese Fetzen raus. Oder das punktuelle Ablassen eines Güllefasses mit entsprechendem See auf einem Acker...

Das sind alles ganz sicher keine kleinen Familienbetriebe, die den Boden noch an die nächste Generation weiter geben wollen. Aber dem einen oder anderen Mitarbeiter großer Betriebe auf dem Bock... scheint es ziemlich egal zu sein, was er auf der Scholle tut.

Ohne Förderung übrigens... fallen die artenreiche Grünländereien brach.

Das ist jetzt ein Insider Witz: Auch mit Millionen wird es nicht unbedingt klappen, wenn man große Betriebe damit beauftragt. Da gibt es mindestens (!) den Haken, dass die wertvollsten Flächen klein sind.

Und die Kleinen Bewirtschafter... die will man nicht wirklich. Unser Betrieb kann praktisch nicht mehr wachsen. In absehbarer Ferne läge die magische Grenze von 15 ha. Danach griffe die Düngeverordnung. Zur Erinnerung... wir düngen gar nicht. Wir haben keine Gülle und keine nennenswerte Menge Mist, da wir durchziehen. "Kunstdünger" haben wir auch nicht. Das würde aber die Bürokratie nicht stoppen. Stoffstrombilanzen, Bodenproben... für die extensiv genutzten Flächen. Aha. Ja. So stoppt man die Kleinen in einem Bereich zu landen, der vielleicht (!) die schwarze Null bedeuten würde. Für 365 Tage im Jahr ohne Urlaub, weil Tierhaltung...

Das passiert, wenn man alles über einen Kamm schert. Das kann Politik bestens.





Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Verfasst: 19. Okt 2019, 08:05
von Staudo
Meine Rede. Nahezu jede neue Verordnung nervt die Großen, aber behindert die Kleinen. Die Großen können sich extra Leute leisten, die auf Formulare spezialisiert sind. Der Kleine muss Traktor fahren und nebenbei, am Abend oder Wochenende, versuchen die Formulare zu verstehen und fristgerecht und richtig ausuzufüllen. Das neue Agrarpaket bringt jetzt bei vielen Bauern das Fass zum überlaufen.