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Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz (Gelesen 6641 mal)
Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR
Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
Wüstungen kann man oft durch höheren Bodenphosphatgehalt erkennen - eine bisweilen übliche Feldmethode.Einfacher ist meist das Studium alter Karten, alter Flurnamen, udgl.Hochwissenschaftliche Methoden - magnetische Messungen, Bodenleitfähigkeit, gravimetrische Messungen, usw. - sind aufwendig und meist nur bei spezielle Interesse angewandt.Die schon erwähnte Suche nach Bodenfunden hilft anfänglich viel mehr.Alte Kulturpflanzen können auch Hinweise geben.Im Dreißigjährigen Krieg sind viele Siedlungen abgekommen, eventuell kann das bei der Datierung oder auch Suche nach Unterlagen nützlich sein.Alte Kirchenbücher durchackern!
- RosaRot
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
Wüstungen gab es oft schon eher, bei uns wurden viele Dörfer/Burgen bereits im 12. Jh. wüst. Da helfen die Kirchenbücher wenig, da sie meist nicht so weit zurückgehen.Wenn es sich um Burgen handelt findet man zuweilen etwas in Familienchroniken der jeweiligen adligen Familien. In unserer Gegend ist es sehr hilfreich die Schriften der Altertumsvereine aus dem 19. Jh. zu studieren, da diese sehr intensiv geforscht und Material gesammelt haben. Manches ist überholt, aber vielfältige Anregungen findet man dort allemal, auch Hinweise auf Akten, die in anderen Archiven lagern.Wenn es also in Verbindung mit diesem gesuchten Ort Überlieferungen/Sagen gibt, ist es nicht ausgeschlossen, dass sich im 19. Jh. schon mal jemand damit befasst hat. Manchmal sind dies tatsächlich die letzten Zeugnisse zu einem Bodendenkmal, weil ab Mitte des 19.Jh. verschiedentlich intensive Flurbereinigungen einsetzten, aufgeforstet und landwirtschaftlich urbar gemacht wurde und dadurch die Landschaft entscheidend verändert. In unserer Gegend ist dies jedenfalls so.
Viele Grüße von
RosaRot
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
interessante Zusammenfassung. Leuchtet ein.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
Das meiste wurde ja schon gesagt. Evtl. mal mit dem Förster oder dem Besitzer sprechen ob da mal eine alte Forst/Jagdhütte war, oder sonst irgendwelche Dinge (Lehm-, Sand-, Kiesgruben) gemacht wurden. Als die Wälder für den Forst erschlossen wurden, hat man oft für die Wege solche Materialgruben gehabt. Und kleine Ziegeleien gabs auch an vielen Stellen von denen heute nur noch Namen oder Senken der ehemaligen Materialentnahme davon zeugen. Zumindest in BW gibt es bei den Landratsämtern oder Museen für die Denkmalpflege zuständige Leute die man mal fragen kann und denen schildert was einem aufgefallen ist. Ich habe da zumindest nie ablehnende Haltung gefunden. Eher schon dass die in der Karte schon was drin hatten was vieles erklärte. Wenn du jemand mit Metallsonde kennst, könntest du mal mit dem drüber gehen. Aber Landesgesetze beachten! Die sind da sehr unterschiedlich. Wenns ein Fichtenwald ist, gibts oft Windwürfe. Durchaus mal in die Löcher der Wurzelteller sehen und die Wurzelteller selbst anschauen obs da nicht Scherben hat. mfg
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
Hallo zusammen,zunächst einmal vielen Dank für die vielen Antworten und Hinweise.Noch einmal zu dem Standort. Die Fläche dieser Vegetationsabweichung ist relativ groß und vom Grundriss offenbar nahezu so breit wie lang. Durch den dichten und hohen Adlerfarnbestand, der übrigens wirklich nur hier in diesem sehr artenarmen Forst vorkommt, ist er nicht völlig zu überschauen. Die Mitte diese Flecks scheint etwas höher zu liegen als das übrige Bodenniveau und an den Rändern sind Vertiefungen (Gräben?) zu erkennen bzw. zu erahnen. Das Bodenniveau scheint hier jedoch insgesamt "unruhig" zu sein.Näheres wird wahrscheinlich erst im Winter zu erkennen sein. Die bekannten Satellitenbilder (z. B. Google Earth) können durch den relativ dichten Nadelholzbestand auch täuschen, wenn gerade hier noch ein älterer Nadelholzbestand vorhanden sein sollte, der sich von dem übrigen Waldgebiet absetzt. Ich habe diese Stelle nach meinem Spaziergang dort jedoch sofort gefunden.Zu der Historie diese Waldstücks habe ich einige Informationen, leider nur aus Sekundärquellen. Danach wurde es in "katholischer" Zeit (also vor der Mitte des 16. Jahrhunderts) von zwei unverheirateten, adligen Schwestern zu gleichen Teilen an die hiesige Kirche und zwei Hofstellen vererbt, die gesichert seit 1523 als abhängig von einem anderen Gutshof in der weiteren Umgebung geführt wurden.Der Besitz von eigenen Waldstücken war zu dieser Zeit jedoch hier bei abhängigen Höfen die absolute Ausnahme. Wälder und Jagdrechte waren Besitz von Gutsherren und der Landesherrschaft. Dieser Wald gehört übrigens auch heute noch der Kirchengemeinde und den betreffenden Bauernfamilien.Ergänzend zu diesen Informationen sei noch angeführt, dass die hiesige Wassermühle Mitte des 14. Jahrhunderts als Besitz der Adelsfamilie der beiden Schwestern geführt wird, in späterer Zeit jedoch als Gutsmühle des Gutes, von dem die beiden Höfe abhängig waren.Hier passen offenbar viele Puzzlestücke zueinander. Die Theorie eines aufgegebenen Burgsitzes einer ausgestorbenen Adelslinie ist einfach zu verlockend. Aber was mache ich, wenn sich diese Stelle im Wald nur als historische Mergel- oder Tongrube oder als Einschlagstelle einer verirrten Fliegerbombe aus dem II. Weltkrieg herausstellt?
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
Dann wissen trotzdem alle mehr.Aber was mache ich, wenn sich diese Stelle im Wald nur als historische Mergel- oder Tongrube oder als Einschlagstelle einer verirrten Fliegerbombe aus dem II. Weltkrieg herausstellt?

Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist. - Netzfund
*vermißt Waldschrat und Spatenpaulchen*
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
Nichts. Das nimmst Du dann halt zur Kenntnis, fügst es dem Fundus Deines erworbenen Wissens hinzu und freust Dich, dass ein Geheimnis auf wenn auch verhältnismäßig unspektakuläre Weise gelüftet wurde.Aber was mache ich, wenn sich diese Stelle im Wald nur als historische Mergel- oder Tongrube oder als Einschlagstelle einer verirrten Fliegerbombe aus dem II. Weltkrieg herausstellt?

Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.
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- RosaRot
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
Ich würde in aller Ruhe im Herbst und Winter mal das Gelände betrachten, mal vermessen, aufzeichnen, dann gewinnt man ein besseres Bild. Mal intensiver nach Steinen und Scherben schauen. In der Zwischenzeit weitere Erkundigungen über die möglicherweise dort ehemals ansässige Familie bzw. die Besitzer des Waldstücks sammeln. Nachfragen, wo in Eurer Gegend Tongruben waren (die, die ich kenne sind eher tiefe Löcher, auch die Stubensandabbaustellen) und vergleichsweise mal welche ansehen.Und nun, manche Geheimnisse werden nie gelüftet... ;)Auf jeden Fall ist das Spazierengehen dann viel spannender!Edith reichte noch ein "r" nach...
Viele Grüße von
RosaRot
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
So eine Legende gibt es hier auch. Leider ist sie fast vergessen.Als ich vor mehr als 40 Jahren mit meinem Ersatz-Großvater in diesem Wald spazieren gegangen bin, erzählte er mir, hier würde es Grabstellen von zwei adligen Damen geben.Noch so ein Puzzleteil.Danke für eure Aufmunterungen. :DPS.: In den Archäologie-Foren scheinen sich auffällig viele esoterische Spinner zu tummeln. Da bleibe ich doch lieber bei Garten-purDann wissen trotzdem alle mehr.Aber was mache ich, wenn sich diese Stelle im Wald nur als historische Mergel- oder Tongrube oder als Einschlagstelle einer verirrten Fliegerbombe aus dem II. Weltkrieg herausstellt?Und das müßte Dich überhaupt nicht genieren, denn Du stellst ja Fragen und verkaufst keine Sensation.In meiner Heimatstadt gibt es eine alte Sage über eine Burg in einer Mainschleife. Da ist nullkommanix, nur Wald. Es gibt absolut nichts Schriftliches, klingt wie ein Märchen. Mein Bruder machte sich dann mal auf und sah sich das genauer an, und fand behauene Steine.
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- RosaRot
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
Ja mit den Archäologieforen ist es etwas schwierig... ::)Es müsste übrigens auch für Eure Gegend etwas über Wüstungen geben. Vielleicht solltest Du gezielt mal nach Publikationen oder anderen Veröffentlichungen darüber schauen. Oft sind dort auch die Orte erwähnt, von denen man nur noch die Namen weiß, aber nicht mehr die genauen Standorte.Vielleicht findet sich auch irgendwo die betreffende Legende aufgeschrieben. In örtlichen Kirchenarchiven findet man manchmal durchaus mehr als nur Tauf- und Sterberegister. Ebenso interessant sind regionale Bibliotheken mit einem großen Altbestand an Heimatliteratur.
Viele Grüße von
RosaRot
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
hört sich sehr vernünftig an. Die Vorfrühlingsvegetation und Entwicklung wird sicher auch interessant sein. Hier in der Gegend gibt es einige Siedlungsreste aus römischer Zeit und einige aus dem Mittelalter. Es gibt verfüllte alte Hohlwege, und es gibt interessante Scherben im Neckarsand. Man kann sich tatsächlich die Spaziergänge im Winter spannender machen.Ich würde in aller Ruhe im Herbst und Winter mal das Gelände betrachten, mal vermessen, aufzeichnen, dann gewinnt man ein besseres Bild. Mal intensiver nach Steinen und Scherben schauen. In der Zwischenzeit weitere Erkundigungen über die möglicherweise dort ehemals ansässige Familie bzw. die Besitzer des Waldstücks sammeln. Nachfragen, wo in Eure Gegend Tongruben waren (die, die ich kenne sind eher tiefe Löcher, auch die Stubensandabbaustellen) und vergleichsweise mal welche ansehen.Und nun, manche Geheimnisse werden nie gelüftet... ;)Auf jeden Fall ist das Spazierengehen dann viel spannender!
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
Hallo Troll,find deinen Entdeckergeist klasse - egal was dabei rauskommt
Der Adlerfarn zeigt erst einmal, dass der Boden eher sauer und nährstoffarm ist.Adlerfarnbestände sind weiterhin sehr "stabil", d.h. sie verhindern das Aufwachsen von Baumsämlingen.Nach Kahlschlägen oder Waldbränden kann Adlerfarn solche Flächen besetzen und verhindern, dass sich wieder Wald ausbildet.Unterstützt würde das natürlich, wenn der Untergrund zu steinig und dadurch zu trocken für die Baumsämlinge wäre....z.B durch Fundamente oder ähnliches
Allerdings kann der Adlerfarn eine nähere Begutachtung im Herbst/Winter schwierig machen - die Wedel vertrocknen im Herbst und liegen wie Mulch flächendeckend auf dem Boden und werden im nächsten Frühjahr von den neuen Wedeln durchwachsen, ohne sich allzusehr zersetzt zu haben



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Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber
“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber
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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
beim Räumen gerade entdeckt. Ein unsäglicher Titel, aber das Buch enthält einige Angaben und Quellen und könnte eventuell für troll nützlich sein. Das Kultplatzbuch. Das Buch war gut als wir noch Schulkinder im Haus hatten und mit denen macht es Spaß die Bewegung im Freien mit irgenwas spannendem zu verbinden. Nur damit klar ist, dass ich keinen schlechteren Eindruck machen will. Von wegen erst illegale Salbe herstellen und dann ...

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Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
OT:"hier lernt man Dinge, für die man sich nie interessiert hat. - Warum ist diese Methode in der Pädagogik noch nicht bekannt?"Bekannt und angewandt sind zwei Paar Schuhe.Hier ist "man" interessiert-suchend, in der Schule muß "man" auch Sachen lernen, die oft nicht interessieren (und auch kaum interessant gemacht werden können).Ende OT
Re:Abweichende Vegetation über altem Siedlungsplatz
Am übernächsten Wochenende treffe ich den Menschen, der die Idee mit dem mittelalterlichen Siedungsplatz aufgebracht hat auf einer Geburtstagsfeier.Es ist einer dieser Freaks, die mit Metallsonden durch die Landschaft laufen. Vielleicht erfahre ich dann ja mehr.Ich werde berichten.
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