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Historischer Herbarbeleg (Gelesen 4953 mal)

Die Lehre von den Pflanzen - Übersetzungen aus dem Fachchinesischen, Diskussionen um Definitionen, Alltagsphänomene wissenschaftlich erklärt
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troll13
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Re: Historischer Herbarbeleg

troll13 » Antwort #15 am:

Egal, was wir hier auch herumgerätselt haben und was immer es auch mit diesem Herbarbeleg auf sich hat..Auch wenn die Pflanze für diesen Herbarbeleg tatsächlich Astilbe thunbergii sein sollte, ist fraglich, ob sie je als lebendes Exemplar nach Europa eingeführt wurde. In späteren Jahren ist jedenfalls nichts darüber in der Literatur zu finden.Die Astilbe thunbergii, die als Züchtungsgrundlage für die Hybriden von Lemoine, Arends und Ruys dienen sollte, wurde nach mehrenen blegbaren Quellen erst um 1880 herum von der Firma Veitch & Sons nach Europa eingeführt.Trotzdem danke für eure Hilfe. ;D
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troll13
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Re: Historischer Herbarbeleg

troll13 » Antwort #16 am:

Frohe botanische Weihnachten zusammen. ;DÜber die Feiertage beschäftige ich mir wieder mit der Zuordnung eines Herbarbelegs, den ich zeitlich nicht unterbringen kann.Er wurde offenbar erst 2008 in China (?) als Astilbe microphylla Knoll bestimmt.Die Erstbeschreibung dieser Art stammt von dem östereichischen Botaniker Fritz Knoll Anfang des 20. Jahrhunderts und basiert u. a. auf diesem anderen Herbarbeleg, der schon 1864 in Japan gesammelt wurde.Hintergrund meines Interesses ist eine "Astilbe chinensis Hort.", die um die Jahrhundertwende in GB kultiviert wurde, die aber nicht als die "echte" A. chinensis angesehen wurde, da sie vermutlich aus Japan stammte.Woher diese Pflanze wirklich stammt, wer sie und wann genau nach Europa eingeführt hat bleibt jedoch unklar. Für A. microphylla ist übrigens auch das Synonym A. chinensis var. japonica zu finden.Mag diese Pflanze auf dem ersten Herbarbeleg identisch mit der historisch belegbaren Gartenastilbe sein? Wer könnte sie gesammelt haben?Vielleicht mag ja wieder jemand miträtseln und hat Ideen zu dem einzigen offenbar wirklich historischen Eintrag bzw. Aufdruck "The Bernardi Herbarium" Darunter scheint noch etwas handschriftlich hinzugefügt worden zu sein, das ich ich jedoch nicht entziffern kann.
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Re: Historischer Herbarbeleg

Appassionato » Antwort #17 am:

leider funktioniert der Link zum ersten Beleg bei mir auf firefox nicht ("kann nicht angezeigt werden..."). :(
troll13
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Re: Historischer Herbarbeleg

troll13 » Antwort #18 am:

Noch ein Versuch mit der Original-Webseite. Das Bild lässt sich vergrößern.
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Re: Historischer Herbarbeleg

Appassionato » Antwort #19 am:

Schön!Klar ist jedenfalls, dass der Beleg von Johann Jakob Bernhardi gesammelt wurde, der 1850 starb. Da keine Fernreise Bernhardis genannt wird, hatte er ihn wohl aus seinem Erfurter Garten. Welche Pflanze jeweils tatsächlich vorlag, scheint mir die weit schwierigere Frage. Astilbe japonica A. Gray soll 1830 von Siebold eingeführt worden sein. Sie wurde 1834 in Gent anhand eines von Siebold eingeführten Exemplars Hoteia japonica benannt. Sie war 1837 in Berlin und bei Bernhardi in Erfurt.Allgemeine Gartenzeitung 5.1837:288Hilft das weiter? Von da an ist ständig von Hoteia japonica die Rede, ohne dass ich das alles nachgelesen habe.
troll13
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Re: Historischer Herbarbeleg

troll13 » Antwort #20 am:

Danke für den Hinweis,Auf den Gedanken, ass es sich auch um eine Pflanze aus einem europäischen Garten handeln könnte, bin ich selbst nicht gekommen. ::)Werde diesen Beleg mal mit anderen historischen herbarbelegen von A, japonica vergleichen.
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Re: Historischer Herbarbeleg

troll13 » Antwort #21 am:

Nochmals vielen Dank für den Schubs in die richtige Richtung. :DDer Zeitrahmen, in dem die Sammlung Bernhardi zusammengetragen wurde, lässt eigentlich nur Astilbe japonica (alias Hoteia ...) zu. Wenn man die Blütenstellung in dem Herbarbeleg mit diesem Foto von A. japonica vergleicht kann es nicht A. microphylla sein.Aber mein Bauchgefühl hat mich doch nicht getäuscht. Hier stimmt was nicht. ??? Es ist offensichtlich die Nachbestimmung der chinesischen Botaniker. Eigentlich etwas peinlich für das ansonsten immer korrekte Portal "Tropicos". :-\
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Re: Historischer Herbarbeleg

Appassionato » Antwort #22 am:

Ich wollt's ja nicht sagen, weiil ich von Astilben nichts verstehe. Befürchtet hatte ich aber schon, dass es sich hier wie üblich verhält: Die Botaniker sehen auf die Pflanze und kommen meistens nicht auf die Idee, auch geschichtliche Fakten zu berücksichtigen... :-\
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lerchenzorn
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Re: Historischer Herbarbeleg

lerchenzorn » Antwort #23 am:

Schön!... Da keine Fernreise Bernhardis genannt wird, hatte er ihn wohl aus seinem Erfurter Garten. ...
Damalige Herbarien sind zu großen Teilen aus Tausch und Zukauf zusammengetragen worden. Bernhardi muss diese Pflanze nicht selbst gesammelt haben.In der Tropicos-Datenbank steht zu diesem Beleg im Sammler-Feld deshalb auch ganz richtig "Anonymous".Für Bernhardi werden in der englischsprachigen Wikipedia das Tauschen und die Zugänge aus anderen Aufsammlungen ausdrücklich erwähnt (wenn auch nicht belegt).Zur richtigen oder falschen Bestimmung des Beleges kann ich nicht viel sagen. Ich sehe aber auch keine besondere Ähnlichkeit zu dem anderen Herbarbeleg und zur Beschreibung von Knoll. Fehlbestimmungen von Belegen sind nicht so selten, auch nicht in namhaften Sammlungen.
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