Das steht in manchen Publikationen und in Anderen steht was Anderes. Es kommt immer drauf an, was man vom Getränk erwartet. Durchgegorener Wein hat überhaupt keinen Zucker neben der Säure und wird von rund 50% der weintrinkenden Menschen als sehr harmonisch beschrieben. Bittenfelder hat im Schnitt 9:1, Gehrers Rambour geht runter bis 7:1, Engelsberger 10:1, Hauxapfel 9:1 und ist reinsortig ein fantastischer Saft. Ich kann nur immer wieder raten, die Welt der Bücher zu verlassen und selbst zu ergründen, was einem schmeckt. Und zwar nicht schon nach einem Schluck oder einer Flasche, sondern nach mehr und oft, auch verdünnt und gemischt. Wie schon gesagt, süsse Säfte sind Verkostungkönige, trinkt man sie immer, verlieren sie rapide an Attraktion.Natürlich sind die Säuregehalte klimaabhängig. Ich bekomme seit ein paar Jahren von Bekannten in hoher Lage glücklicherweise Glockenäpfel zum zumischen, weil meine Äpfel zu wenig Säure für guten Saft haben. Meine Glockenäpfel sind nicht lange haltbar und haben auch nicht wirklich viel Säure, deren Glockenäpfel (400m höher gewachsen) sind ungeniessbar sauer und reinsortig sogar mir als Saft zu unharmonisch. Gemischt mit meinem Süsskram - super.Demnach gelten Säfte mit einem Z/S-Verhältnis von 15 als Harmonisch, <12 als Sauer.
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Saftapfel (Gelesen 6888 mal)
Moderator: cydorian
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Re: Saftapfel
Re: Saftapfel
Der Riesenboiken kommt geschmacklich und von der Qualität her sicher in Frage! Aber viele Keltereien haben, dass die Äpfel dieser Sorte nicht richtig durch die "Kelter" passen und stecken bleiben, dann muss man sie mit der Hand zerteilen.Hallo,ich als Unerfahrener mit wenig Ahnung werfe mal Riesenboiken in die Runde. Ich kenne ihn als sehr saftig und eher säuerlich aber ausgewogen vom Geschmack. Ist der nicht gut geeignet für Saft?LG Thorben
Re: Saftapfel
Leider ist das aber nicht so einfach. Nicht jeder hat Zugriff auf eine Vielzahl von Apfelsorten und kann diese sortenrein Pressen(lassen), noch dazu analysieren. Daher braucht man Anhaltspunkte. Oben genannte Publikation kann dafür ein solcher sein, vor allem unter Berücksichtigung der sensorischen Beurteilung. Mit Analysewerten wird nicht jeder etwas anzufangen wissen. Ich fand eben deine AussageIch kann nur immer wieder raten, die Welt der Bücher zu verlassen und selbst zu ergründen, was einem schmeckt.
etwas gewagt. Das ist hald schon Geschmacksache. Aber von dir war das sicherlich auch so gemeint. Mir wäre das zu sauer. Und ich trinke jeden Tag Apfelsaft (Schorle) von eigenen Äpfeln. Z/S-Verhältnis sicherlich >14, da wenig ausgesprochene Säureträger beigemischt sind.Wein kann man mit Saft übrigens nicht vergleichen. Da spielen noch andere Faktoren mit, die zu einem harmonischen Geschmacksbild führen (Alkohol, Glyzerine, Tannine, und auch trockener Wein kann noch Restzucker enthalten).Viele Sorten, auch alte Sorten haben ein wenig geeignetes Zucker-Säureverhältnis für Saft, die Säure fehlt. Ideal ist 1:10.
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Re: Saftapfel
Abgesehen von Geschmackspräferenzen ist die 1:10 Aussage genauso in der Literatur zu finden wie andere Verhältnisvorschläge, z.B. im dicken Werk von Silbereisen/Götz/Hartmann.
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Re: Saftapfel
Auch ich finde Boskop als einen der besten was die Nutzung angeht. Sowohl beim Saft wie auch in der Küche sehr gute Ergebnisse. Sicher auch abhängig von der Ecke wo man ist. Vielleicht ist er in Weinbaugegenden zu süss, bei uns nicht.Bittenfelder ist wohl nur in Weinbaugegenden wirklich sehr gut, bei uns reicht die Zeit einfach nicht aus, dass er einen sehr guten Saft ergibt, er bleibt viel zu sauer. Die ganzen Halbfrühen (Transparent, Berner Rosen etc.) sind sogar bei uns vor allem Süss. Aber als Saft sicher brauchbar, nur sehr eingschränkt vergoren.Haux war hier einfach nur Sauer, wohl auch dem kälteren Klima geschuldet und hier auf 500m eben nicht tauglich.Recht gut war Engelsberger, aber die kleinen relativ früh reifenden Äpfelchen sind eine Krux aufzusammeln. IN der Küche war er nix.Der spätblühende Taffetapfel ist m. e. eher eine Attraktion für einen sehr spät blühenden Apfelbaum. Die Frucht taugt, finde ich, gar nix, weder als Saft- noch als Küchenapfel.Aber gerade die Geschmackseinschätzungen sind natürlich sehr individuell. So schwärmen manche für Brettacher, ich halte den für absolut übel. So ist es halt.
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Re: Saftapfel
Ich kenne Brettacher von der Alb, ca. 700m Höhe, die schmecken einfach nur sauer und "grün" oder fast grasig. Bei mir, etwas bessere Lage zwischen 550 und 600m Höhe im Gäu, ist er geschmacklich ein sehr guter Apfel, den ich auch so einmal gerne (und immernoch aus dem nicht optimalen Lager) esse....Haux war hier einfach nur Sauer, wohl auch dem kälteren Klima geschuldet und hier auf 500m eben nicht tauglich....So schwärmen manche für Brettacher, ich halte den für absolut übel. So ist es halt.
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Re: Saftapfel
Herbstäpfel sind oft nicht ganz so lageabhängig, die Beobachtung ist sicher richtig. Aber was spät reift, das reift in höheren Lagen halt nicht mehr aus. Ich bin bei meinen Empfehlungen von der Lage der Fragestellers ausgegangen, 300m Höhe, Mitte Deutschlands, warmgemässigtes Klima, eher sommertrocken. Da gehen auch die Spätreifenden.
Es ging eigentlich um den Wintertaffetapfel, das ist eine andere Sorte. Der spätblühende T. taugt nicht viel. Wer späte Blütezeit und essbaren Tafelapfel sucht, sollte sich den roten Bellefleur überlegen. Oder Benoni, der wird auch noch früh reif...Der spätblühende Taffetapfel ist m. e. eher eine Attraktion für einen sehr spät blühenden Apfelbaum.
Re: Saftapfel
Der Brettacher ist vor allem zuverlässig, er trägt jedes Jahr mehr oder weniger viel. Ich mag ihn frisch, gelagert ist er gut für Strudel und Kuchen. Er hält sich sehr gut.Meiner Meinung nach machts beim Saft die Mischung. Ein Gartenbauverein in der Nähe setzt auf sortenreine Säfte, ein sehr interessantes Projekt, wenn man Menschen die Vielfalt nahebringen will, die der Apfel zu bieten hat. Die Bandbreite geht von sauer-herb bis süss, alleine für sich genommen oft nicht mein Geschmack.
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Re: Saftapfel
Das kann ich nur unterstreichen. Sortenreine Säfte sind was für die Neugierde, richtig gut schmecken Mischungen. Und Birne sollte auch dabei sein.Meiner Meinung nach machts beim Saft die Mischung.
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Re: Saftapfel
Die Eigenschaften der Einzelsorten zu kennen, hilft bei der Zusammenstellung guter Mischungen. Speziell Brettacher ist aber auch reinsortig als Saft und Most gut. Schnittig, süffig, leicht.
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Re: Saftapfel
Weil "mein Obstbauer" auch wieder neue Bäume für seine Wiese bei Bad Feilnbach sucht - 500m oberbayerisches Alpenvorland - mische ich mich mal ein und werfe den Ontario in die Runde.Und was das Klima betrifft - ach herrje, wenn das so weitergeht, können wir in 20 Jahren hier Kakis und Satsumas anbauen. Eigentlich müssten wir schon heute anfangen, die Almen oben am Berg in Apfelwiesen umzufunktionieren.
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Re: Saftapfel
Ontario gehört auch zu den Sorten, bei denen ich Einzelanalysen gemacht habe. Er hatte generell kaum über 50° OE, lag also mit dem Zuckergehalt sehr tief. Der Bittenfelder nebenan mit über 70°. Saft war okay, durchaus würzig, aber auch sehr schnell oxidativ. Es gibt so viele bessere Sorten, dass ich den nicht mit dem Ziel eines Saftapfels pflanzen würde.Für das Voralpenland würde ich den nicht empfehlen, selbst hier gab es Schäden am Holz, denn das Holz ist so wenig frostfest wie kaum eine andere Sorte. Als Tafelapfel komm ich mit ihm auch nicht klar, ist zwar auf dem Papier lange lagerfähig, aber mir verfault grundsätzlich 50-90%. Kontinuierlich. Ich weiss nicht warum, daneben lagern andere Sorten problemlos.Wärmeres Klima bedeutet nicht weniger Wetterextreme. Im Gegenteil, die Extreme nehmen derzeit zu. Frostfestigkeit wird auch in Zukunft ein Thema bleiben, mehr denn je vielleicht sogar.
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Re: Saftapfel
Danke für die Info! Ich wollte dem Bauern beinahe den Ontario empfehlen, weil ich den ziemlich ähnlich finde zum Teuringer Rambur - und von dem hat der Bauer drei schöne, reichtragende Bäume, die liefern gerne mal ein paar hundert Kilos je Baum. Den Rambur finde ich trockener und eher noch aromaärmer als den Ontario.Komische Sorte dieser Ontario - einerseits empfohlen für Spätfrostlagen, dann aber empfindlich gegen harte Winterfröste. Scheint wohl kühles Seeklima zu mögen. Ich hatte letztes Jahr den Eindruck, er ist empfindlich auf Sonnenbrand. Bei dir ist's ihm vielleicht zu heiß, cydorian?
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Re: Saftapfel
Die Blüten sind so frostfest wie bei keiner anderen Sorte, das Holz jedoch so wenig frosthart wie bei kaum einer anderen Sorte. Mildes Klima mit Spätfrösten passt also. Höhenlagen mit Gefahr winterlicher tiefer Fröste sind nix.Erhöhte Sonnenbrandempfindlichkeit kann ich nicht feststellen. Er reift auch in heissen Jahren normal aus und bleibt ohne starken Abbau lange am Baum hängen, wenn man ihn lässt. Aber die Inhaltsstoffe sind immer schwach, egal welches Jahreswetter.
- Malus sieversii
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Re: Saftapfel
Ontario nur auf frosthartem Stammbildner!Höhenlagen, sprich Hanglagen, sind manchmal von Vorteil wenn die kalte Luft abfließen kann.Ganz gefährlich sind Talsenken
Jäger des verlorenen (Apfel)Schatzes