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Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten? (Gelesen 10210 mal)

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Daniel - reloaded
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

Daniel - reloaded » Antwort #15 am:

bristlecone hat geschrieben: 10. Okt 2016, 19:09
Wieviel Kalkstickstoff pro m² wird dabei so etwa verwendet - so etwa 20 - 30 g/m²?

Zu berücksichtigen ist, dass aus 20 g reinem Kalkstickstoff nach der vollständigen Umsetzung im Boden immerhin 25 g Calciumcarbonat (kohlensaurer Kalk) werden. Man führt dem Boden also stets etwas Kalk zu, der größtenteils im Boden bleibt.


Ich muss nochmal nachfragen, mir geistern umgerechnet 40-50g je qm durch den Kopf, ergäbe also 62,5g Calciumcarbonat je qm, damit kann ich leben.
Was man über mich sagt(e):
Ich habe den Jargon eines Bauarbeiters, die Abgeklärtheit und Resolutheit einer Puffmutter und den Charme einer Drahtbürste...

(In Erinnerung an die Zeit im Wohnheim der Meisterschule)
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Nemesia Elfensp.
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

Nemesia Elfensp. » Antwort #16 am:

oile hat geschrieben: 10. Okt 2016, 17:30
Nemesia hat geschrieben: 10. Okt 2016, 14:12

Moin Oile,
hilf mir mal bitte auf die Sprünge: Was haben Weinbergschnecken mit Kalk zu tun - ich verstehe den Zusammenhang noch nicht.

Und was ist in Deinem Verständnis Zwiebelpflanzenfutter? auch da kann vorerst nicht so recht folgen..........

[/quote]

Die Gehäuse der Weinbergschnecken bestehen aus Kalk. Woher sie den wohl nehmen?

Ja, daß das Gehäuse einer Schnecke aus Kalk besteht war mir schon klar, aber ich dachte die Schnecken beziehen ihr Calcium aus dem Pflanzenmaterial, welches sie fressen.....................kann man den tatsächlich aus der vorhanden Menge an Weinbergschnecken mit ihren Gehäusen, den Rückschluß ziehen, daß der Boden genügend Ca zur Verfügung hat ::) Das würde ja dann im Umkehrschluß bedeuten, daß es überall dort, wo es keinen Gehäuseschnecken gibt, der Boden arm an Ca sein muß.......................

[quote]Für meine Zwiebelpflanzen nehme ich einen kaliumbetonten Dünger, gerne auch Tomatendünger.
ah :) danke für den Tip.
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thuja thujon
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

thuja thujon » Antwort #17 am:

Daniel hat geschrieben: 10. Okt 2016, 18:42Kalkstickstoff braucht nach der Ausbringung einige Zeit bevor gesät oder gepflanzt werden kann (ca 2-4 Wochen je nach Aufwandmenge, Einarbeitungstiefe und Witterung! Säen oder pflanzen während der Cyanamidphase tötet Gemüse ebenso sicher wie Unkraut. ;)
Ich habe die Fläche für den Knobi unter Apfel auf M9 gelockert, Kalkstickstoff rein, unten als Unterfußdüngung noch etwas mehr und dort direkt die Zehen drauf. Wollte es ausprobieren, wie schädlich die `Gasphase´ des Kalkstickstoffs wirklich ist. Der Knobi war gesünder und besser als der ohne Kalkstickstoff 20cm daneben. Liegts an den `Viechern´ oder am Stickstoff?

Was den ph-Wert angeht: Meliorationskalkungen, also zum ich hole alles aus dem Boden raus was geht, sprich, mach den Humus kaputt, dass die Nährstoffe frei werden und die Pflanzen düngen, darum gehts mir nicht. Wissen wir vom Wald, dass das nicht langfristig funktioniert, weil die Nährstoffe ja nicht mehr werden. So bleibt der Mangelstandort Mangelstandort.

Bei Gemüse, das weniger langfristig gedacht bzw beobachtet wird, sondern viele Nährstoffe in kurzer Zeit für den schnellen Wuchs bereitstehen müssen, da sieht es anders aus als im Wald. Dort wächst bekanntlich kein Blumenkohl. ;)


Das entstehende Calciumcarbonat aus dem Kalkstickstoff, ist es nicht so, dass es sich eh nicht löst und so lediglich zum evtl. eh schon vorhandenen Bodenvorrat dazuaddiert werden kann?
Spielt keine Rolle, weil es sich eh erst löst und damit aufnehmbar wird, wenn Säure ins Spiel kommt? Durch Wurzelausscheidungen oder Humusveratmung und damit CO2?

Ist doch wie beim Phosphor, oder? Wenn auf Phosphorüberdüngten Böden Phosphor gedüngt wird, beobachtet man oft eine Wuchssteigerung. Weil der Phosphor im Bodenvorrat meist festgelegt ist, also nicht wirklich gut löslich, und der leicht lösiche Phosphor aus dem Dünger einige Zeit braucht, bis er festgelegt wird. Bis diese Zeit verstrichen ist, kann das Gemüse aus dem vollen schöpfen, und das führt zur besseren Versogung.

So habe ich das auch mal vom Kalk gehört. Calciumcarbonat, kohlensaurer Kalk, kann wegen der schlechten Löslichkeit im Prinzip nur Schäden durch im Boden entstehende Säuren korrigieren, er verhindert oder pusht nichts.
Löslicher Kalk, den die Pflanzen besser aufnehmen können, also aus dem vollen schöpfen können, wie beim Phosphor, wenn der nicht von den Pflanzen aufgenommen wird, wird er doch durch die Humusveratmung zu Calciumcarbonat, das wie tot im Boden liegt, also lediglich die eher inaktive Speicherform, die nicht viel Schaden anrichten kann (vorrausgesetzt es ist genug Humus da...)

Wenn man nicht auf jedes Promille Humus angewiesen ist, sollte es doch möglich sein, dass man leicht lösliches Calcium nach Bedarf düngt, und so den Boden nicht nachhaltig verändert.
Wenn ich nur so viel Calcium dünge, wie meine Kulturen aufnehmen, sollte sich am pH-Wert des Bodens nicht allzuviel ändern.


Holzasche besteht zu fast 3/4 aus Kalk. Calcium ist der Nährstoff neben Sauerstoff und Wasserstoff, den die Pflanzen am meisten brauchen.
Ich formuliere es provokativ:
Warum nur `Kalk´ für die Bodenpflege und nicht zur gezielten Düngung der darauf wachsenden Pflanzen einsetzen?
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

thuja thujon » Antwort #18 am:

@Nemesia: man kann wohl nur sagen, dass es in ausgeprägten, eher großflächigen Mooren nicht viele Gehäuseschnecken gibt (in meiner Moorbeetmörtelwanne verkriechen sie sich gerne).
Ansonsten ist Norddeutschland eher Weinbergschneckenarme Zone, weil die seit der letzten Eiszeit die Wiederbesiedlung noch nicht geschafft haben.
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

thuja thujon » Antwort #19 am:

Ich hatte mal vor einiger Zeit mit dem Bauern gesprochen, als ich ihn wieder mal vom Traktor geholt habe, wie der das mit den Zwiebeln macht, warum die bei dem so groß werden und bei mir nicht. Obwohl bei mir mehr Nährstoffe im Boden sind als bei ihm.

Seine Aussage damals zu Sähzwiebeln im Frühjahr:
gesunde Wurzeln, weiß, nicht gelblich. Nährstoffe verfügbar halten, kein `totes Kapital´ anlegen. Wegen der eingeschränkten PSM-Zulassungen auf `Hygiene´ achten, ein Band Kalkstickstoff 2cm neben der Saat ablegen, wenn die Keimlinge etwa 7cm hoch sind (2-3Blatt-Stadium). Boden gut rückverdichten, dass die Gasphase des Kalkstickstoffs gut ausgenutzt wird. Fester Boden lässt weniger Gasaustausch zu als überlockerter Boden. Die Grunddüngung mit den eher nicht mobilen Nährstoffen wie Kali und Phosphor zur Vorkultur düngen.

Ich als Hobygärtner scheitere bereits an der Frage, wie ich bitteschön 2cm neben dem damaligen Saatkorn sauber Kalkstickstoff ablegen soll, ohne die jungen Zwiebeln mit umzuhacken...

...Ich denke immernoch drüber nach...
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Nemesia Elfensp.
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

Nemesia Elfensp. » Antwort #20 am:

thuja hat geschrieben: 10. Okt 2016, 22:53


Ich als Hobygärtner scheitere bereits an der Frage, wie ich bitteschön 2cm neben dem damaligen Saatkorn sauber Kalkstickstoff ablegen soll, ohne die jungen Zwiebeln mit umzuhacken...

...Ich denke immernoch drüber nach...
na toll..............ich jetzt auch ;D

Hach!!! :D mit ner umfunktionierten Saatgutrolle ............ne zu kleines Vorratsgefäß
oder mit nem Dibbelgerät (nur das Foto beachten, sonst fällste in Ohnmacht ;D)
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

Nemesia Elfensp. » Antwort #21 am:

Daniel hat geschrieben: 10. Okt 2016, 20:05
bristlecone hat geschrieben: 10. Okt 2016, 19:09
Wieviel Kalkstickstoff pro m² wird dabei so etwa verwendet - so etwa 20 - 30 g/m²?

Zu berücksichtigen ist, dass aus 20 g reinem Kalkstickstoff nach der vollständigen Umsetzung im Boden immerhin 25 g Calciumcarbonat (kohlensaurer Kalk) werden. Man führt dem Boden also stets etwas Kalk zu, der größtenteils im Boden bleibt.


Ich muss nochmal nachfragen, mir geistern umgerechnet 40-50g je qm durch den Kopf, ergäbe also 62,5g Calciumcarbonat je qm, damit kann ich leben.

ja, nachfragen ist gut: ich hab hier noch ne Schubkarre kohlensaurern Kalk von der Pferdewiesenekalkung stehen - wieviel kann ich davon unbesorgt auf einen m² Gemüsegartenboden geben? (2013 = war der ph laut Bodenprobe 5,8) inzwischen haben wir den Gemüsegarten moderat genutzt.
Eine neue Bodenprobe ist im Frühjahr geplant. Erst kalken dann beproben, oder erst beproben und dann kalken? ::)
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

biene100 » Antwort #22 am:

dmks hat geschrieben: 10. Okt 2016, 19:26
"Kalk macht: reiche Väter; arme Söhne"
Eine Überkalkung führt zu einer überhöhten Nährstofffreisetzung ...und einem entsprechenden Defizit in der Folge!


Überspitzt gesagt, ja. Von diesem schwarz-weiss halt ich aber nicht viel. Die Realität liegt meist irgendwo dazwischen.
Man düngt ja weiter, füllt also wieder auf...

Auch bristlecones Satz " Man führt dem Boden also stets etwas Kalk zu, der größtenteils im Boden bleibt." kann ich nicht wirklich folgen.
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

bristlecone » Antwort #23 am:

Was ist an dem Satz denn unverständlich?

Irgendeine Aussage, dass das schädlich oder gut für Boden oder Pflanzen ist, war damit ja nicht verbunden.
Es ist erstmal bloß eine Feststellung, interessant für denjenigen, der überlegt, den Boden zu kalken - in dem Fall sollte man berücksichtigen, dass man mit Kalkstickstoff bereits Kalk zuführt.

Ansonsten ist es, wie Thuja Thujon und Daniel schon schrieben: Kohlensaurer Kalk hat im Boden im Wesentlichen eine Pufferwirkung gegen Säuren, d. h., er stabilisiert den pH-Wert des Bodens gegenüber Säuren in einem schwach basischen, nahezu neutralen Bereich.
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

cydorian » Antwort #24 am:

Nemesia hat geschrieben: 11. Okt 2016, 02:17
Eine neue Bodenprobe ist im Frühjahr geplant. Erst kalken dann beproben, oder erst beproben und dann kalken? ::)


Dass der Boden ungekalkt ph5,8 hat, weisst du bereits. Was er ein paar Monate nach einer Kalkung hat, kannst du ja mit einer neuen Untersuchung prüfen, wäre sicher interessant. Meiner liegt deutlich über 7, drunter kommt Kalkfels, ich könnte höchsten Kalk verkaufen :-)

Also nicht "ist Kalkung gut oder schlecht", sondern "In welcher Situation sollte ich wie kalken?"
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

Rieke » Antwort #25 am:

Warum möchtest Du den Boden kalken? Der pH-Wert von 5,8 ist für einen Sandboden völlig ok. Mit einer Kalkung förderst Du den Abbau organischer Substanz im Boden, was bei einem wahrscheinlich sowieso humusarmen Boden ungünstig ist. Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen dem Anteil organischer Substanz (nicht nur Humus) und der Bodenfruchtbarkeit - dazu sind schon bergeweise Studien veröffentlicht worden.

Wenn Du im Gemüsegarten krümeligeren Boden haben willst, würde ich eher über Erhöhung des Tonanteils nachdenken. Sand alleine krümmelt nicht, der rieselt nur, und daran ändert Calcium auch nichts.
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kasi †
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

kasi † » Antwort #26 am:

Ganz banal gesagt: Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht und daher auch nie irgend jemand befragt. Ich weiß, weil man mir das gesagt hat, dass unser Bördeboden kalkarm sein soll, das mag stimmen, denn meine türkischen Gartennachbarn kochen viel mit Grundwasser (was bei uns eigentlich Oberflächenwasser ist, da wir in 4 bis 5m Tiefe eine solide 30m starke undurchdringliche Tonschicht haben) vor allem Tee in ihrem traditionellen Teekannen (unten heißes Wasser oben drauf die kleine Kanne mit dem konzentrierten Teesud) und ich habe in ihren Kochgeschirr noch nie Kalkablagerungen gesehen.
Mein Onkel hat mit vor 50 Jahren mal gesagt das ich für meine Kartoffeln Kalk in den Boden bringen soll. <Er hat fast 20 Jahre lang ein großes Feld, das sein Schwiegervater nach dem Krieg gerodet und angelegt hatte so bearbeitet.> Ich habe es einmal gemacht, darauf war die Erde ein Jahr lang etwas lockerer. Die Bauern in unserer direkten Umgebung haben des öfteren Kalk auf ihre Äcker gebracht, aber ich vermute in erster Linie weil sie den Kalk ihrer Zuckerfabrik loswerden wollten, es war wirklich ihre Fabrik und sie haben sich lange gesträubt sie aufzugeben. Jetzt ist die Zuckerfabrik 15 km weit weg und kein Landwirt bringt mehr Kalk auf sein Feld. In meinem Garten habe ich regelmäßig Pferdemist verwendet und ich denke ich habe damit auch den Kalkhaushalt im Gleichgewicht gehalten. Das sind meine "Kalkerfahrungen", die sicher auf Grund unsere 105 Punkte Bördebodens nicht unbedingt überall hin übertragbar sind
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Dietmar
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

Dietmar » Antwort #27 am:

Vom Drauflosdüngen halte ich nicht viel, denn oft liegt man damit falsch und vergeudet nicht nur Geld, sondern kann das Gegenteil des Beabsichtigten erreichen.

Ich propagiere deshalb, alle 5 bis 7 Jahre mal eine Bodenanalyse machen zu lassen. Diese beinhaltet auch Empfehlungen zur Düngung, auch für Kalk.

Allerdings kann man mit Kalk nur schwer überdüngen, da der vorteilhafte Gehalt im Boden einen Bereich über mehrere Zehnerpotenzen hat.

Neben der Bodenanalyse spielt auch der Nährstoffentzug eine Rolle beim Düngen. Einen Anhaltspunkt dazu erhält man durch die chemische Analyse von Pflanzenaschen, wobei zu beachten ist, dass Kohlenstoff und Stickstoff zum großen Teil als Verbrennungsgas verloren gegangen sind. Die Pflanzenaschen enthalten ca. 45 % Kalk und das bedeutet, dass dieser beim Wachstum der Pflanzen dem Boden entzogen wurde. Also muss Kalk das wichtigste Düngemittel sein. Ausnahme: sehr kalkreiche Böden und kalkphobe Pflanzenarten.

Wer einen Sandboden hat, dem empfehle ich das Untermischen von Bentonit (im trockenen Zustand, da Bentonit sonst zähe Klumpen bildet) und außerdem kann man sich Vulkanasche in einem Bigbag liefern lassen. Im Gegensatz zum handelsüblichen Urgesteinsmehl ist Vulkanasche wirklich ein Urgesteinsmehl mit allen wichtigen Spurenelementen.
Hier eine Bezugsmöglichkeit:
http://www.vulkatec-onlineshop.de/Dachbegruenung/Tuff/530000087.html

Ein Kauf in 5l-Beuteln ist aber für einen Garten viel zu teuer. Ein BigBag kostet nur ca. 180 € und da ist weit mehr als 1 Tonne drin. Das reicht schon für ein paar Quadratmeter, ich schätze mal für 300 bis 400 Quadratmeter.

Ein weiteres gutes Zuschlagsmittel für Sandboden ist http://vermiculite.de/uber-vermiculite/, welches viel Wasser speichern kann, ohne den Boden zu verklumpen. Bei der Zersetzung werden Nährstoffe frei.

Von einer guten Kompostwirtschaft brauche ich wohl nicht zu sprechen.

Ein bisschen Kalk in Form von Kalkstickstoff schadet im Obst- und Gemüsegarten nicht, aber eine exzessive Kalkung würde ich erst vornehmen, wenn zuvor das Bentonit, die Vulkanasche und eventl. das Vermiculit oder Perlit untergemischt wurde und nachdem dann eine Bodenanalyse gemacht wurde.

Anmerkungen:
- Das Perlit bzw. Vermiculit bei windstillem Wetter untermischen!
- Für kalkempfindliche Pflanzen keine Vulkanasche zusetzen, da etwas Kalk enthalten.
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

thuja thujon » Antwort #28 am:

bristlecone hat geschrieben: 11. Okt 2016, 08:44...Feststellung, interessant für denjenigen, der überlegt, den Boden zu kalken - in dem Fall sollte man berücksichtigen, dass man mit Kalkstickstoff bereits Kalk zuführt.
Und wenn man gerade nach Alternativen zu Kalkstickstoff sucht, um dem sehr schnell wachsendem Gemüse, dass in sehr kurzer Zeit sehr hohe Calciummengen aufnehmen will, die nötigen Mengen zu geben, was gibts denn noch? Die Frage finde ich weitaus interessanter als die Frage nach einer Kalidüngung. Kohlensaurer Kalk kommt wohl schnell an seine Grenzen. Nicht umsonst ist Blattdüngung mit Calcium ein doch präsentes Thema in der Pflanzenernährung.
Ist Calcium ähnlich schlecht im Boden mobil wie Phosphat? Und das bei fehlenden Mykorrhizaäquivalenten Bodenlebewesen wie beim Phosphat? Gehts beim Calcium auch nur um Diffusion, wenn der Boden halbwegs neutral ist? Ists in sauren Böden mobiler, und somit potentiell jedes Jahr nachdüngefähig wie Stickstoff?


Meliorationskalkungen von Wald oder Äckern, in der Hoffnung, es wächst auf Ewigkeiten besser, wenn man kalkt, ja, das war Technikstand der Römerzeit. Miraculix lässt grüssen. Der Spruch mit den Vätern und Söhnen dürfte also wohl schon gut 2000 Jahre alt sein. In der Zwischenzeit gabs Liebig und das Minimumgesetz...


@Dietmar: warum sollte ich einen Sandboden mit Perlite verhunzen? Weisst du, wie das aufschwimmt und dann hinterher aussieht?
Vermiculite ist dafür bekannt, dass die Pflanzen darin schlecht wachsen. Als Zuschlag in Töpfen bis 10% ok, aber nicht mehr.

Lavasand in sauren Sandboden kippen? Da werden wenns dumm läuft sämtliche Schwermetalle freigesetzt und der Boden damit kontaminiert. Hier in der Nähe wurde damals das Elemet Arsen endeckt, Bad Dürkheim, Maxquelle. Damals freute man sich auch über die Spurenelementreichen Böden. Tolle Weinbaulage. Die Arsenwasserheilquelle ist mittlerweile vom Thermalbad abgekoppelt und letzteres wird jetzt mit aufgereinigtem Wasser gespeist. Man hatte irgendwann die Giftigkeit doch noch erkannt, leider nicht schon vor der Heilwirkung.

Lava kalkt jetzt ja nicht gerade schnell auf, so dass doch weniger belasteter Kalk, und sei es nur Kohlensaurer, weitaus geeigneter wäre für den Gemüsegarten, oder?
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Dietmar
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Re: Kalken oder nicht kalken - wie haltet ihr das im Gemüsegarten?

Dietmar » Antwort #29 am:

@thuja thujon

Ich glaube, hier haust Du einiges durcheinander.

1. Sandboden ist nicht perse sauer, es sei denn, man betrachtet das Siliziumdixid als Kieselsäure. Vom ph-Wert ist Sandboden neutral, da Siliziumdioxis, also Sand sehr sehr reaktionsträge ist.

2. Sandboden hat mehrere sehr schlechte Eigenschaften, z.B.:
- ohne jede Nährstoffe
- hält kein Wasser
- hält keine Mineraldünger, da diese, wenn gelöst, sofort versickern

3. Um diese sehr schlechten Eigenschaften zu verbessern, muss in erster Linie das Wasserhaltevermögen und damit das Haltevermögen für Nährstoffe verbessert werden. Das geschieht z.B. mit Bentonit, was ja eigentlich nur Lehmkügelchen sind. Zuviel davon, und diese Lehmkügelchen verschmelzen zu einer zähen Masse. Katzenbesitzer kennen das von der Einstreu. Diese Lehmkügelchen saugen quasi Wasser und damit gelöste Nährstoffe auf. Da man also nicht zu viel Bentonit zugeben sollte, sollte man weitere wasserspeichernde Mittel einsetzen, welche keine verklumpende Wirkung haben, also z.B. Perlit und Vermiculit. Auch das ist nur bis zu einer bestimmten Menge sinnvoll.

4. Deine Angst vor Schwermetallen in der Lavaasche zeugt davon, dass Du zwar viel gefühlsmäßiges Herangehen bei Problemen hast (wie auch in anderen Beiträgen von Dir), aber dass Deine Sachkenntnis stark begrenzt ist. Schwermetalle sind nicht perse böse. Es kommt immer auf die Konzentration und auf die Art des Schwermetalles an. Ohne Eisen, Kupfer , Mangan und Co. wäre Pflanzenwachstum gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Solche Spurenelemente sind einfach existentiell. Nun kommt es auch auf die Art der Lava an. Es gibt zwei Haupttypen: saure und basische Lava (was aber nichts mit dem pH-Wert zu tun hat. Sogenannte saure Lava ist silikatreich und deshalb glasartig. Durch die Verglasung werden die eingeschlossenen Nährstoffe für Jahrhunderte und länger eingeschlossen. Silikathaltige Lava ist oft wie schwarzes Glas. Viel besser ist basische Lava. Diese hat zwar auch einen Silikatanteil, aber der ist viel geringer, so dass diese basische, basaltartige Lava sich schnell zersetzt und sehr fruchtbare Böden ergibt, da insbesondere alle erforderlichen Spurenelemente enthalten sind, die in alten Böden längst ausgewaschen sind. Diese basische Lava wird wegen dem Rosten des Eisenanteiles braun, ohne Eisen kann diese aber auch grau bis sogar weiß sein, letzteres z.B. in Griechenland.
Je kleiner die Körnung, desto größer die spezifische Oberfläche und desto schneller werden Nährstoffe freigesetzt. Für Gartenböden ist also möglichst feinkörnige Lava sinnvoll, denn wir wollen ja nicht Jahrzehnte oder Jahrhunderte auf die Nährstoffe warten. Deshalb meine Empfehlung für Vulkanasche, denn feinkörniger geht es nicht. Diese Vulkanasche ist nicht nur nährstoffreich, sondern hält ebenfalls das Wasser und die darin gelösten Nährstoffe zurück. Aber auch hier kommt es auf die Dosierung an, denn bei zuviel wird der Boden schlammartig mit Wasser und staubig, wenn trocken.
Fazit: Nicht umsonst siedeln sich viele Bauern trotz der Gefahren an Vulkanhängen an. Fruchtbarere Erde gibt es nicht.
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