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Garten und Individualität (Gelesen 24060 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

Moderatoren: Nina, AndreasR

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Irisfool

Re:Garten und Individualität

Irisfool » Antwort #15 am:

War Jemand mal im Garten von William Morris ? Eigentlich was man so landläufig als typisch weiblichen Garten (bahfindichdasdoof) abstempeln müsste. Der Garten meiner Schwiegertochter dagegen, sowas von strack , aber sie ist auch Mathematikerin. ( wenn's daher kommt.....) Ich glaube weniger in männlich und weiblich, ich glaube eher an Geschmacksache.
pumpot
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Re:Garten und Individualität

pumpot » Antwort #16 am:

Typisch weiblich in Bezug auf Gertrude Jekyll's Gärten bedeutet ja, das dieses Klischee nicht stimmt. Es wird zwar immer nur von ihr gesprochen, doch sie plante die Gärten zusammen mit Edwin Lutyens. Da ist der männliche Aspekt ja mit drin. Ich halte nicht viel von diesem Klischee der weiblich-/männlichen Gärten. Habe selber zwei und die unterscheiden sich gewaltig voneinander. Mein neuer sieht nicht gerade "männlich" aus. ;)
plantaholic
Pimpinella
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Re:Garten und Individualität

Pimpinella » Antwort #17 am:

Die Unterscheidung in Männer- und Weiber-Gärten ist vermutlich nicht besonders hilfreich. Ich tu mir zwar schwer, mir vorzustellen, dass Männer sich neckische Faune, die aus den Beeten linsen und anderen Deko-Schickschnack, zulegen, aber insgesamt läuft das alles auf Klischees heraus. Vermutlich sind die geschlechtsspezifischen Vorlieben im Gartenbau sogar besonders nah beieinander, im Vergleich zu anderen Bereichen.
Hortulanus

Re:Garten und Individualität

Hortulanus » Antwort #18 am:

Klischees = überkommene Vorstellungen beinhalten eben, das etwas durchaus eine realen Ursprung hat und nicht nur eine Fiktion ist. Ja, Gertude Jekyll hatte Edwin Lutyens zur Seite (wie übrigens Vita Sackville-West zeitweilig auch und ebenso Christopher Lloyd in Great Dixter; Lutyens war halt damals sehr „in“), aber L. war Architekt und hatte seine spezifischen Aspekte mit eingebracht. Gerade die Gestaltung von Gärten entspringen , wie bei der Malerei, dem Sehen und Erkennen. Es ist ja nun nicht so, dass derartige Werke aus dem Nichts entstehen würden, sondern alle diese Dinge haben Vorläufer.Dennoch: Männer haben eine von Natur aus andere Gartenphilosophie als Frauen. Daran ändert auch ein Monet nichts. Nimm nur die berühmten Gärten, die trendbestimmend für die Gartenkultur waren:- Italienische Renaissance-Gärten: Männer- Französische Parterregärten: Männer- Englische Landschaftsgärten: Männer- Bauerngärten/Cottage-Garden: Frauen (naheliegend)- aus Letzterem Stil-bildend: Sackville-West, Jekyll. HobhouseUnd wenn wir heute, ob Mann oder Frau, dem Modetrend „romantischer Garten“ folgen, so sind wir - bewusst oder unbewusst - Epigonen von beispielsweise G. Jekyll. Die Neigung zu eher romantischen Gartenaspekten, zur Farbenfreude, zum Spiel mit Nuancen, zu Staudenbeeten halte ich bei Frauen für sehr viel stärker ausgeprägt als bei Männern. Diese folgen oft lediglich den Vorgaben ihrer Frauen, wenn sie denn einen Staudengarten anlegen.
Pimpinella
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Re:Garten und Individualität

Pimpinella » Antwort #19 am:

Mein lieber Hortu, da wirst du jetzt aber ein wenig ahistorisch. Dass bis zu den Damen Jekyll und Sackville-West das Gartendesign fest in männlicher Hand war, lag wohl wesentlich mehr daran, dass kein Medici, kein Papst, kein französischer König und kein Baron in den besten Mannesjahren je darauf gekommen wäre, eine weibliche Landschaftsgärtnerin zu beschäftigen. Und das war mit Sicherheit keine ästhetische Frage, sondern vielmehr eine gesellschaftliche.
Hortulanus

Re:Garten und Individualität

Hortulanus » Antwort #20 am:

Das ist doch völlig egal. Die Herren der damaligen Zeit hätten es doch in der Hand gehabt, den bunten Garten der Vielfalt zu kreieren. Statt dessen haben sie den eher "statischen", farb-ruhigen Gartenstil bevorzugt.
marcir

Re:Garten und Individualität

marcir » Antwort #21 am:

In dieser Diskussion sieht man eher einen Generationen-Unterschied im Ansatz "Mann" und "Frau". Hortulanus' Erklärungen deuten auf "gute Alte Schule", wenn ich das so sagen darf. Mann ist heute nicht immer was Mann war und Frau nicht immer was Frau war. Und das ist recht und gut so.Ich persönlich mag nicht die geraden Linien der Renaissance und Barock-Gärten. Bin ich deshalb frau? Einen reinen Bauerngarten will ich auch nicht. Bin ich deshalb mann?
Eva

Re:Garten und Individualität

Eva » Antwort #22 am:

Es lag vielleicht auch daran, dass bunte Wiesen, und dschungelige Wälder erst in unserem Jahrhundert zur Mangelware geworden sind. Früher war das Streben weg von allzuviel Natur und hin zum gezähmten Garten viel stärker. Heutzutage möchte man wieder mehr Natur, verwilderte Ecken oder was zumindest so ausschaut, denn Wildnis in Europa ist nur noch in einzelnen Nationalparks ein Thema. Ein bisschen spiegelt sich das sicher in der jeweiligen Mainstream-Gartenkultur wider. Zur Individualität: Jeder Garten, der nicht reiner Nutzgarten ist, ist individuell. Auch wer einen 08/15 langweiligen Garten hat, hat das so gewählt und deswegen passt das dann auch zur Persönlichkeit. Idividuell unterschiedlich sind- Wünsche an den Garten- Budget, das zur Verfügung steht- Zeit, die man für den Garten verwenden kann bzw. möchte- Lage, Boden, Klima.....
Pimpinella
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Re:Garten und Individualität

Pimpinella » Antwort #23 am:

Die Herren der damaligen Zeit hätten es doch in der Hand gehabt, den bunten Garten der Vielfalt zu kreieren.
Papperlapapp. Die waren ihrem Zeitgeschmack doch genauso unterworfen. Und bunte Gärten der Vielfalt gab es auch vorher schon, in denen das lauschige, illusionistische oder das nützlich-durcheinandergeworfene an vorderster Stelle stand. Um zu der ursprünglichen Frage der Individualität zurückzukehren, ist es vermutlich sinnvoller, die persönliche Philosophie und Ästhetik des einzelnen anzuschauen als sein Geschlecht. Geradlinig-absolutistische oder freiheitlich-romantische gibt es bei Männern wie bei Frauen. Grüblerische Sammler und sich durchwurschtelnde Generalisten ebenfalls.
marcir

Re:Garten und Individualität

marcir » Antwort #24 am:

Das ist doch völlig egal. Die Herren der damaligen Zeit hätten es doch in der Hand gehabt, den bunten Garten der Vielfalt zu kreieren. Statt dessen haben sie den eher "statischen", farb-ruhigen Gartenstil bevorzugt.
Ich muss leider gleich noch eins draufsetzen. Diese Erklärung ist zu einfach: Die Gartenarchitektur ist damals als "Gesamtkunstwerk" Teil der Schlösser-etc.-Architektur gewesen. Für einen Architekten ist eine statische Betrachtung sehr naheliegend. Auch heute sieht man ja zur Genüge Scheusslichkeiten in Haus- und Innen-Gestaltung (wird noch prämiert!).Zur gleichen Zeit wie die sog. Männergarten gab es bestimmt auch ganz andere Gärten von vielen Männern und Frauen. Da diese nur dem gemeinen Volk gehörten, waren sie nicht überliefernswert. Wir sehen also aus heutiger Optik nur einen schmalen Ausschnitt aus dem Schaffen der Vergangenheit.Letztlich ist der beschriebene Mann/Frau-Ansatz eine typisch "westliche" Sicht. Männer im Orient, China und Südostasien schaffen in dem Fall weibliche Gärten, in Japan männliche Gärten. Es ist eine kulturelle Angelegenheit und keine Geschlechter-spezifische.
Hortulanus

Re:Garten und Individualität

Hortulanus » Antwort #25 am:

Papperlapapp. Die waren ihrem Zeitgeschmack doch genauso unterworfen. Und bunte Gärten der Vielfalt gab es auch vorher schon, in denen das lauschige, illusionistische oder das nützlich-durcheinandergeworfene an vorderster Stelle stand.
Waren Le Notre oder Capability Brown einem Zeitgeschmack unterworfen oder haben sie Zeitgeschmack kreiert? Du degradierst diese Herren etwas zu stark.Erzähle mir etwas von der Vielfalt der damaligen Gärten. Selbst Bürgergärten, so sie keine reine Nutzgärten waren, folgten einem strengen modischen Diktat. Die Gärten des Orients waren oftmals (mehrheitlich?) Haremsgärten und allein deshalb schon stark von weiblichem Geschmack beeinflusst. Die Gärten des pharaonischen Ägyptens und der Antike waren sehr formalistisch (quadratisch, praktisch, gut).
Tolmiea
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Re:Garten und Individualität

Tolmiea » Antwort #26 am:

Außerdem finde ich es schon etwas komisch, wenn jemand der anscheindend professionell sein Geld in der Branche verdient, hier seinen Einstand macht mit: " ich brauche eure Gedanken." 8)
Ganz genau Nina, dazu noch einige besonders herrlich dämliche Schubladen....
Marielle hat geschrieben: ein paar Thesen, ein Freund und Kollege schrieb mir:je ängstlicher umso romantischerje reicher um so repräsentativerje beschäftigter um so pflegeleichterje älter umso gemütlicherje mehr Kinder umso weniger Staudenje mehr moderne Architektur umso aufgeräumter und formaler die Gartengestaltung und reduzierter die Bepflanzungje mehr Urlaub im Süden umso mehr Töpfe und aromatische Pflanzenje mehr Gartenbücher gelesen umso englischer die Vorstellungenje mehr der Mann zu sagen hat umso wichtiger sind Rasen, Bewässerung und Lichtinszenierungenje mehr die Frau zu sagen hat umso mehr Pflanzen und verwunschene Gartenräumeje mehr die Frau zu sagen hat umso mehr Möblierung und Schnickschnackje mehr Repräsentationsbedürfnis umso mehr immergrüne Solitärpflanzen So mal als Fliegenfänger...Gruß Marielle
und schon kleben die ersten am Strip.liegrü g.g.g.
marcir

Re:Garten und Individualität

marcir » Antwort #27 am:

Die Gärten des Orients waren oftmals (mehrheitlich?) Haremsgärten und allein deshalb schon stark von weiblichem Geschmack beeinflusst.
Irrtum: "Harem" ist nicht das Frauengemach, wie oft geglaubt, sondern der "private" Wohnteil der Familie. Es sind also Frauen, Männer, Kinder beiderlei Geschlechts vorhanden. Der Garten kann das Werk von Männern und/oder Frauen sein. Im Osmanischen Reich haben männliche Gärtnermeister für den Sultan Gärten kreiert. Diese Aesthetik würde von vielen als "weiblich" charakterisiert. Sie findet sich jedoch auch in Kalligraphie, Kacheln und sonstige ornamentale Künste. Meistens waren es Männer die diese geschaffen haben.
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Re:Garten und Individualität

Pimpinella » Antwort #28 am:

Waren Le Notre oder Capability Brown einem Zeitgeschmack unterworfen oder haben sie Zeitgeschmack kreiert? Du degradierst diese Herren etwas zu stark.
Gut, nennen wir es Zeitgeist. Denn die beiden mögen zu den Ersten ihrer Zunft gehören, dennoch sind sie ohne die jeweiligen Geistesströmungen nicht denkbar. Ich mag hier meine persönlichen Ziele verfolgen - z.B., nicht gerne in den "Frauen mögen kuscheliges und niedliches und kleine Blümchen mit Blumenelfen"-Topf geworfen zu werden, deswegen stört mich der Gedanke, dass die Gartenkunst erst dadurch lauschig geworden sein soll, dass Frauen was zu melden hatten, nicht vielmehr als Ausdruck des Zeitgeistes. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass dieser Zeitgeist eben die größere gesellschaftliche Beteiligung der Frau beinhaltet. Dennoch meine ich , dass "romantische" Gärten eben ein Produkt der Romantik sind, die ja in vieler Hinsicht bastardisiert worden ist. Und auch die Romantik ist eine ziemlich männerdominierte Geistesströmung, wenn auch zugegebenermaßen nicht mehr so ausschließlich wie die davor.
Pimpinella
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Re:Garten und Individualität

Pimpinella » Antwort #29 am:

Aber man muss schon sagen, Marielle hat sich nicht mehr blicken lassen, seit sie diese Anfrage abgesetzt hat. Sie diskutiert nicht mal mit!
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