Hallo,
@Berner Rosenapfel: Roter Fresquin ist triploid, fällt also wohl raus.
@Cydorian:
Das Wichtigste bei solchen Sachen ist denke ich eine gute Dokumentation um Daten zu sammeln, aus denen man dann Erkenntnisse ziehen kann, auch um sich mit anderen vergleichen zu können. Wenn das in alter Literatur auch gemacht wurde ist es super und man kann daraus sicher ein paar gute Anregungen ziehen. Ich bin damit jedoch nicht so vertraut, in der neuen AG vom Pomologenverein gibt es aber vielleicht dann so manche Personen, die genau sowas gerne machen und ein bisschen aufarbeiten können.
Ich weiß nicht genau wo, habe aber auch schon gelesen das in alter Literatur so manche triploide Sorte als Unterlage empfohlen wurde, was für mich nicht so logisch erscheint. Die Aussagekraft sollte man denke ich deswegen nicht überschätzen, aber gute Hinweise zum neu-ausprobieren findet man ja mindestens. Wirklich weit getrieben hat man es denke ich besonders mit den Typenunterlagen und nicht so weit mit Unterlagen für den Hochstammanbau. Ich bin da wie gesagt aber nicht so vertraut.
Wieviel hat man wirklich ausprobiert? Würde ich heute zum selben Schluss kommen? Es gibt wahrscheinlich einige Sorten die "besser" im Anbau wären wären als Boskoop und Jakob Lebel, und trotzdem stehen sie überall Zuhauf (bei mir zumindest). Solche Entscheidungen, was jetzt gepflanzt wird, was als Unterlage benutzt wird, sind halt nicht immer ganz so objektiv konsequent wie mein meinen würde.
Auch die meisten Informationen zu Sämlingen, wann diese tragen, was sie für Fruchtqualitäten haben können etc. musste ich mir bisher selber erarbeiten oder gründlich international suchen. Meinungen wie "werden nur Wildäpfel" sind Schwachsinn aber weit verbreitet. Es macht ja auch keiner, außer ein paar Verrückte vielleicht. Und machen muss man es um wirklich Aussagen darüber treffen zu können.
Viele Anfälligkeiten, sie sich nicht unmittelbar im Wachstum zeigen, kann man wohl nicht ausschließen mit so einer "einfachen" herrangehensweise. Ich zähle da auf die Vielfalt (von Sämlingen), dass es kein flächendeckendes Problem sein wird.
@Simmse: Finkenwerder stammt aus Prinzenapfel x Boikenapfel.
Was meinst du bei den Birnenunterlagen mit den Profi-verfügbaren Unterlagen?
Ich bezweifele das es wirklich selbstfruchtbare Äpfel gibt. Durch die Selbstung wäre die genetische Vielfalt und damit die Anpassungsfähigkeit wahrscheinlich eher verringert, außer es treffen sich ein paar positive rezessive Gene, was gegen eine Eignung für Unterlagen sprechen würde.
@thuja thujon: Unterlagen von älteren Bäumen zu vermehren ist tätsächlich ganz gut möglich. Bei einer 200 jährigen Apfelallee wurden dafür meine ich die Wurzeln freigelegt und mit Hormonen behandelt um die Sorten und teilweise die Unterlagen zu erhalten. Ich zitiere mal aus dem Pomologen-Vereins-Jahresheft 2018 Seite 53-54, Vefasser Olaf Anderßon: "Dabei wurden sowohl Wurzelschnittlinge auf die Unterlage A2 veredelt und zu Gehölzen erzogen als auch genetische Untersuchungen durchgeführt".
Es haben sich wohl drei Gruppen rauskristallisiert; 1. Vermutete Holzapfelbastarde oder Cidreäpfel, 2. Sämlinge, die einem Borsdorfer ähneln und 3. "Freigemachte Sorten (Ramboure, ähnlich Raafs Liebling oder Doppelter Pfundapfel)".
Da frage ich mich, woran man die Erkenntnisse festmacht. Holzapfelkreuzungen und die Verwandtschaft zu heutigen Bordsorfern oder "Freigemachten Sorten" könnte man ja durch Gentests erkennen. Die Unterlagen der 200 Jährigen Bäume stehen in Müncheberg, dran kommt man wohl aber nicht, laut der Aussage eines Pomologen, der daran interesse hatte.
Hier mal eine Quelle von Hilmar Schwärzel, welcher die 200 Jährigen Bäume untersucht hat, nur grob von mir überflogen.
https://edoc.hu-berlin.de/server/api/co ... f8/content
Es reicht denke ich, besonders bei jüngeren Bäumen, ein bisschen nach Wurzeln zu graben und diese dann zum wachsen zu bringen. Z.B. indem man einen Teil aus der Erde herausschauen lässt wo sich dann Triebe dran bilden können oder auf die Wurzel ein Reis draufveredelt und sie dann nach einem Jahr höher pflanzt, das Reis nach und nach wegschneidet um Wurzelaustriebe zu bekommen.
Ich frage mich grade ob man auch Wurzelstücke oberirdisch auf Triebe veredeln könnte, so ein paar schlafende Knospen haben die doch bestimmt auch. Scheint ja bei den 200 Jährigen erfolgreich gewesen zu sein
Über Meristemvermehrung müsste es auch gehen.
Ich selber habe bei "meinem" ersten alten Apfelbaum, ein Riesenboiken, Alter 70-90 Jahre?, welcher umgekippt war, sowohl die Edelsorte als auch die Unterlage erhalten. Ein vorschneller Nachbar hatte den Baum schon kleingesägt, unten gab es jedoch ein paar Wurzelaustriebe die ich mit mehr oder weniger dicken Wurzelstücken ausgegraben und in einen Topf gepflanzt habe.
Edit: Hier ein Bild davon in diesem August, nach mehreren Jahren Topf und dann auspflanzen:
Scharfer Schnitt heißt für mich große Wunden, zusammen mit feucht und warm freut das die Pilze. In der Wüste sind die wohl eher weniger ein Problem. Die Bäume vital und triebig halten ja, aber das hat eher was mit regelmäßiger Pflege zu tun, und nichts mit diploiden Sorten für Unterlagen.
@Monti:
Der Braune Matapfel ist diploid und Muttersorte von mehreren anderen alten Sorten, also vermutlich eine der sehr alten Sorten.
Der Luikenapfel ist auch so eine alte Sorte und tatsächlich Elternsorte vom Bittenfelder Sämling, wäre die Frage ob man ihn trotzdem verwenden sollte.
Heslacher Gereutapfel und Oberländer Himbeerapfel hören sich tatsächlich auch sehr gut an und scheinen beide kaum direkt mit anderen Sorten verwandt zu sein, danke für die Tipps.
Malus Sylvestris habe ich tatsächlich schon den Stubbendorfer Wildapfel und hier in der Nähe stehen wirklich sehr alte weitere Holzäpfel, die will ich auf jeden Fall auch mit berücksichtigen

. Ich habe tatsächlich noch nie darüber nachgedacht das ja auch Holzäpfel triploid sein können, ich gehe aber davon aus das der Anteil relativ gering ist.
Bei den Birnen würde ich glaube ich einfach darauf zählen das bei den Nachfahren der Birnenverfall-resistenten/Toleranten Sorten zumindest ein größerer Anteil an robusten Sämlingen darunter ist.
Das ist ein toller Baum! Viel Erfolg beim vorhaben! Da könnte man auch mal schauen ob irgendwo was aus den Wurzeln rauskommt...