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Welche Obstbäume mögen Schatten? (Gelesen 36097 mal)
Moderator: cydorian
Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
Das Thema mit den Obstbäumen im Schatten interessiert mich auch sehr - ich möchte nämlich nächstes Jahr meine Thujen abholzen, und dann hätt ich so ca. 1,5 m breit Platz für was Essbares.Ich hab da bei meinem letzten Bodensee-Aufenthalt so nette recht kleine schmale Obstbäumchen gesehen. Die wären ideal.Der Platz dafür ist für ein mehr oder weniger Stunden täglich (hängt von der Jahreszeit ab) beschattet von Bäumen auf Nachbargrundstücken oder Schlagschatten von umliegenden Häusern.Gibts da was, was funktionieren könnte?
Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
sauerkirschen z.b.ein sehr unterschätztes obst.ich mag sie viel lieber als süßkirschen.gruß
Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
eine - sehr unglückliche - Sauerkirsche wächst da schon in dem Eck. Die muss jetzt als Rosenrankhilfe arbeiten, nachdem ich ihr zwei Jahre lang beim Kümmern zugeschaut habe (länger haben wir den Garten noch nicht). Gäbs noch irgendwas andres?PS.: Ich LIEBE schöne dicke dunkelrote Kirschen
- Zuccalmaglio
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Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
@peony,so wie du schreibst, gibt es ja nur ein paar Stunden Schatten duch die Nachbarbäume.Insofern könnte es einen Versuch wert sein. Aber Süßkirschen bei nur 1,5 m Breite Standraum geht vernünftigerweise nicht. Selbst als Spindel erzogen auf der relativ schwachen Unterlage GiSelA 5 ist das sehr knapp. Säulenapfelbäume kommen mit dem Standraum hin. Aber bitte nicht die der sogen. ersten Generation (Waltz, Bolero, Polka usw.) pflanzen wg. hoher Wahrscheinlichkeit von Schorf und anderen Malaisen. Außerdem geschmacklich keine Offenbarung.Die zweite Generation soll in beiderlei Hinsicht besser sein. Die Sortennamen fangen wohl mit Pom..... an, z.B. Pomvital oder Pomforyou oder so ähnlich. Müsstest mal googeln.Mit diesen Sorten habe ich aber selbst noch keine Erfahrung, deshalb "soll".
Tschöh mit ö
Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
Ich würde es auch mit Wein versuchen. Bei uns wachsen ein Blauer Muskateller und die Sorte Boskoops Glory im Vollschatten, der Muskateller sogar in einer Hecke. Trotz der fehlenden Sonne tragen beide Pflanzen gut, die Trauben sind immer zuckersüß und schmecken ausgezeichnet. Himbeeren sind an der gleichen Stelle nicht halb so erfolgreich, obwohl sie sich bemühen.
- kupu malam
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Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
Hallo,habe Myrobalanen und Zwetschgen, die jeweils entweder nur morgens oder abends wegen meines Hauses direkte Sonne abbekommen und dennoch jährlich schöne Erträge liefern.Grüßekupumalam
Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
was bitte ist eine Myrobalane??
- Zuccalmaglio
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Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
Myrobalane = Kirschpflaume (Prunus cerasifera). Davon gibt es auchKultursorten.Wird häufig als starkwüchsige Unterlage für Halb- und Hochstämme vonPflaumen, Zwetschen, Mirabellen und Reneclouden verwandt.Bekannt sind auch die rotlaubigen und rosablütigen Zierformen, sogen.Blutpfaumen. Blüht sehr früh.Für deine 1,5 m Platz viel zu starkwüchsig.
Tschöh mit ö
Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
schade. Kirsche cum Pflaume klang spannend
- kupu malam
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Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
Hallo,die Gruppe der Myrobalanen ist sehr vielgestaltig, hierzu gehören unter anderem z.B. die Kirschpflaumen und die Judenkirschen. Es gibt darunter sowohl Büsche als auch stattliche Bäume. Wie vielgestaltig diese Gruppe ist, sieht man schon daran, daß Zuccalmaglio angibt, sie würden als Unterlage für Steinobst in größerem Umfang verwendet werden. Mir hingegen ist aus der Literatur bekannt, daß entsprechende Versuche aufgegeben worden seien, da die Veredelungserfolgsrate so miserabel ist. Eine Stelle gibt sogar an, sie seien überhaupt nicht veredelbar. Letzteres kann ich aufgrund eigener Versuche als falsch bezeichnen, aufgrund der Bilanz meiner Versuche in den letzten beiden Jahren werde ich allerdings keine mehr pfropfen, da Ergebnis und Aufwand in einem schlechten Verhältnis stehen. Palmer warnte vor der Veredelung von Judenkirschen, sie würden nur ins Holz und kaum in den Ertrag gehen. Soviel hierzu. Dank den Vögeln habe ich jede Menge Sämlinge. Wenige sind rotblättrig, viele sind lediglich im Frühjahr, teilweise auch im Herbst rotblättrig, manche sind immer grünblättrig. Typisch ist eine frühe Belaubung die dann lange anhält, sprich sie sind jetzt praktisch noch voll belaubt. Die meisten neigen zur Dornenbildung, speziell im unteren Bereich. Das Wachstum ist extrem unterschiedlich, so kamen dieses Jahr zwei Sämlinge nur wenige cm nebeneinander. Der eine erreichte bis heute einen ¾ Meter, der andere ist gut 5 cm hoch. Die Früchte sind meist gut kirschgroß, die Farbe kann über gelb, orange bis zu dunkelblau während der oft stark folgeartigen Reife wechseln (ein toller Anblick), aber auch einfach kirschfarbig sein. Die Frostempfindlichkeit der Blüte ist auch sehr unterschiedlich, ich habe ein Exemplar, das in den letzten 15 Jahren nicht einmal einen Totalausfall hatte. Ein Exemplar, das ich meinen Eltern schenkte (eine Verwandte hielt dessen Früchte doch tatsächlich für späte Kirschen) hatte jedoch dieses Jahr nur ein paar Pfund.Blüte vor Laubaustrieb, kann reinweiß bis rosa sein.Typisch ist das ausgezeichnete Regenerationsvermögen, die Vitalität, weshalb sie durch fachgerechten Schnitt in Form gebracht werden können. Bei starkwachsenden Exemplaren kann ein unterlassener Schnitt in wenigen Jahren zu einem großen Baum führen, den man dann nur unter großer Mühe wieder nach unten und in die Breite bekommt. 1,5 m Breite ist für einen Obstbaum ???natürlich extrem wenig. Man muß sich darüber im Klaren sein, daß je schwachwüchsiger ein Baum ist, desto empfindlicher und anspruchsvoller ist er auch. Schließlich ist die Schwachwüchsigkeit nichts anderes als die Folge von Mangelernährung durch die Wurzeln. Je schlechter die Wurzeln sind, desto schlechter versorgen sie die Krone mit Mineralien und Wasser, der Krone bleibt also nichts anderes übrig als damit irgendwie klar zu kommen. Wenn dann aber noch zusätzliche negative Einflüsse hinzukommen, dann sind die Folgen natürlich entsprechend, da der Baum keine Reserven hat um dies auszugleichen. Deshalb werden Buschbäume auch kaum älter als 15 Jahre, während ein Halbstamm auf Bittenfelder Sämlingsunterlage mit 50, ja 70 und mit richtigem Schnitt im besten Ertragsalter ist.Grüßekupumalam
- Zuccalmaglio
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Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
Hallo Kupu Malam,interessant, was du da berichtest. Ist Judenkirsche nicht nur ein weiteres Synonym für P. cerasifera, wie z.B. Türkische Kirsche auch?Von den offensichtlich doch größeren Wuchsunterschieden wußte ich nichts. Die Kirschpflaumen, die ich bisher gesehen habe, waren alles größere, starkwüchsige Bäume. Auch aus der Literatur war mir bisher nichts von einer (relativen) Schwachwüchsigkeit bekannt.Auch von den Veredelungsschwierigkeiten habe ich bisher noch nichts gehört. Ich versuche gerade herauszufinden, ob es eine Baumschule gibt, dieMyrobalanensorten auf einer eher schwachwüchsigen Pflaumenunterlage als Busch anbietet. Kannst du mal schreiben, ab ca. welchem Jahr die Sämlinge bei dir in Ertrag gekommen sind.
Tschöh mit ö
- kupu malam
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Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
Hallo Zuccalmaglio,eine definitive Aussage hier zu treffen ist schwierig, weil in verschiedenen Gegenden die Namen teilweise unterschiedlich gehandhabt werden, auch die Pflanzen dürften vermutlich genetisch größere Unterschiede haben. Generell erkennt man Myrobalanen vermutlich am einfachsten an ihren kleinen, leicht gezahnten lanzettförmigen Blättern und vor allem an ihrem relativ kleinen, ziemlich runden Stein mit dem deutlich unterschiedlichen Muster z.B. zu Pflaumen oder Zwetschgen.Im Tübinger Raum versteht man unter Judenkirschen Bäume, die vom Habitus her in etwa Deiner Beschreibung entsprechen. Eine genauere Beschreibung ist schon schwieriger, sehen ist eben einfacher.Die ersten Früchte erscheinen selbst bei Sämlingen vom gleichen Mutterbaum sehr unterschiedlich und hängt auch stark vom Boden ab. Mangels Platz habe ich beispielsweise einige in den Obstgarten einer Freundin versetzt. Die Bäume hatten bei mir je Jahr mehr Zuwachs gebracht, als in dem Lehm nun in den gesamten 3 Jahren. Vom Stein bis zum ersten Ertrag würde ich aber mal 7 bis 12 Jahre in vernünftigem Boden veranschlagen. Voraussetzung Schnitt und sonniger Standort. Zwischen anderen Bäumen und Büschen eingezwängt neigen vor allem die starkwüchsiger veranlagten Bäume zuerst wie Kirschen in die Höhe zu schießen und Holz zu produzieren und kommen dann natürlich auch später in den Ertrag. Die Anzucht erfolgt am besten in großem Überschuß, sofern man entsprechend Platz zur Verfügung hat. In den nächsten Jahren sucht man sich diejenigen mit dem gewünschten Wachstum heraus und wartet dann auf die ersten Früchte, was nicht gefällt wird eben ausgeschieden. So bleibt von 10 Sämlingen vielleicht einer übrig. Der hat aber aufgrund seiner breiten genetischen Grundlage eine ganz andere Lebenskraft als eine Züchtung, die naturgemäß genetisch verarmt ist.Grüßekupumalam
- Zuccalmaglio
- Beiträge: 2831
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Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
Danke für die detaillierten Infos.Das mit der genetischen Verarmung von "Zuchtsorten" zu Sämlingen sehe ich anders. Ich vermute, du meinst das selektieren aus einer breiten Palette von Sämlingen.
Tschöh mit ö
- kupu malam
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Re:Welche Obstbäume mögen Schatten?
Hallo, ich meine damit, daß bei jeder Zucht notwendigerweise diejenigen Exemplare zur Weiterzucht ausgewählt werden, die dem Zuchtziel am meisten entsprechen. Je länger eine Zucht andauert, desto mehr Gene mit Eigenschaften, die diesem widersprechen oder nichts direkt damit zu tun haben, fallen dabei weg. Als Beispiel möge dienen, daß ein Rassehund im Vergleich zum Stammvater, dem Wolf, bei gleichen Haltungsbedingungen nicht nur kürzer lebt, auch Intelligenz und Krankheitsresistenz haben gelitten, von „angezüchteten“ Hüftproblemen etc. gar nicht zu reden.Bei den Kulturpflanzen verweise ich darauf, daß überall intensiv daran geforscht wird, diverse Resistenzen, die in den Ursprungssorten vorhanden sind, in die Kultursorten einzukreuzen.Vorteil einer Sorte ist natürlich für den Züchter, daß aufgrund dieser Verengung des Erbgutes bei den Sämlingen nicht die ganze Sparte zu erwarten ist, sondern je länger die Zucht andauerte, desto ähnlicher sind diese der Mutterpflanze vom Habitus und vom Ertrag. Nur dadurch kann z.B. ein Landwirt evtl. geernteten Weizen wieder aussäen, er muß keine Angst haben, daß Keimlinge entstehen mit den Ertragseigenschaften der ursprünglichen Wildpflanze.Aber so langsam sind wir ganz schön oT. Also zum Thema zurück: Aufgrund der breiten genetischen Basis dürften diese züchterisch wenig bearbeiteten Sorten eine größere Schattentoleranz haben, als Kultursorten, denen man naturgemäß immer optimalere Bedingungen geboten hat, als wild gekeimten Pflanzen. Ein anderes Beispiel sei die erwähnte relative Bodenunempfindlichkeit. Habe mir die Pflanzen angeschaut, scheinbar haben sie den Verpflanzungsschock trotz sehr kleinem Pflanzloch, (Lehm, Steine und Hanglage machen keine Lust auf größere Bodenarbeiten, vor allem wenn es nicht nur eine Pflanze ist) und Wechsel zwischen Trockenrissen im Lehm und Staunässe nun weggesteckt)
. In dem erwähnten Lehmboden hatte meine Freundin vor Jahren an einer besseren Stelle einen Elstar auf A- Typenunterlage gepflanzt. Trotz riesigem Pflanzloch wuchs dieser nur die ersten paar Jahre in seinem verbesserten Boden, fruchtete dann vorletztes Jahr zum ersten Mal um dann abzusterben. :'(Grüßekupumalam
