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Gift in Nahrungsmitteln (Gelesen 57517 mal)

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bristlecone

Re: Gift in Nahrungsmitteln

bristlecone » Antwort #165 am:

thuja hat geschrieben: 8. Aug 2017, 10:27
Der Körper nimmt also mit einem Apfel mehrere Hundert Chemikalien auf, die er verstoffwechseln (entgiften) muss.


Dazu noch eine Erläuterung: Der Körper verfügt über Stoffwechselwege, hauptsächlich in der Leber, die in der Lage sind, den weit überwiegenden Teil an Fremdstoffen, die er mit Nahrung, Wasser oder Luft aufnimmt, so umzuwandeln, dass sie besser wasserlöslich werden und damit leicht wieder ausgeschieden werden können.

Gäbe es diese Reaktionen nicht, würde sich alles, was nicht Kohlenhydrat, Fett oder Eiweiß ist, mit der Zeit anreichern.

Diese Reaktionen des "Besser wasserlöslich Machens" bedeuten meist, aber nicht zwangsläufig eine Entgiftung. Manchmal passiert es auch, dass der Körper dabei an sich harmlose Stoffe in giftigere Stoffe umwandelt, im schlimmsten Fall in solche, die krebserregend sind oder akut stark giftig.

bristlecone

Re: Gift in Nahrungsmitteln

bristlecone » Antwort #166 am:

MarkusG hat geschrieben: 8. Aug 2017, 10:37
Mit einem "Grundrisiko" kann ich leben, aber ich muss nicht grundlos dieses Risiko erhöhen.


Ja, das sehe ich ganz ähnlich. Die nicht immer einfach zu beantwortende Frage ist, wann beginnt denn eine Risikoerhöhung? Ab wann schlägt das Vorsorgeprinzip, das vor nicht ausreichend bekannten Risiken schützen soll, in ein Totschlagargument um? Ab wann wird aus einer pragmatischen Risikoabwägung unberechtigte Übersorge auf der einen oder ebenso unberechtiges Abwiegeln auf der anderen Seite?
Wie ist der Nutzen eines Stoffes bei der Herstellung einer Ware (Ja, auch ein Lebensmittel ist eine Ware) für den Produzenten gegenüber anderen Interessen abzuwägen?

Was ist im konkreten Fall eine angemessene Vorgehensweise? Klar ist, dass der Einsatz von Fipronil im konkreten Fall verboten war. Punkt.
Deshalb werden nun Millionen von Eiern vernichtet. Juristisch bleibt auch nichts Anderes übrig, diese Eier sind nicht verkehrsfähig.
Was die gesundheitliche Seite angeht, stellt sich aber auch die Frage: War das bereits Gefahrenabwehr, stand also eine gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung tatsächlich unmittelbar bevor oder war diese etwa bereits schon eingetreten - oder war das noch vorsorglich?


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Thüringer
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

Thüringer » Antwort #167 am:

Unser Konsum an gekauften Eiern hat sich nicht verändert, viel schlimmer wären die Magengeschwüre aufgrund der Panikreaktionen.
Man bekommt die Welt nicht besser gemeckert. (Quelle unbekannt)
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MarkusG
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

MarkusG » Antwort #168 am:

Hallo Thüringer,

so kann man das natürlich sehen. Ich befürchte nur, dass das Wort "Panik" eine Rationalisierung darstellt und die Ängste und Sorgen abwehren soll, die ein Verbraucher einfach hat, wenn er punktuell mitbekommt, welche Machenschaften möglicherweise flächendeckend ablaufen. Man muss dabei auch aufpassen, dass nicht diejenigen, die auf den Skandal mit Sorge reagieren abgewertet werden, sondern dass die Verursacher zur Rechenschaft gezogen werden. Übrigens ist das Wort "Skandal" bewusst gewählt: ein verbotenes Mittel in die Nahrungsmittelkette einzufügen, mit der Aussicht, etwas mehr Profit zu machen, ist für mich ein Skandal.

Zu plädieren, dass wir weitermachen sollten, wie wenn nichts geschehen wäre, erscheint mir eine fragwürdige Haltung.

Sicherlich gibt es Hypochonder, die "panikartig" reagieren. Die meisten von uns fragen sich doch aber einfach, wem man überhaupt noch trauen kann. Das ist alles andere als Panik, sondern Realismus! Die friedvolle Welt des Konsumenten bröckelt doch gerade an allen Stellen.

Markus
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Staudo
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

Staudo » Antwort #169 am:

Noch nie waren Eier so gut untersucht wie heute. ;)
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bristlecone

Re: Gift in Nahrungsmitteln

bristlecone » Antwort #170 am:

MarkusG hat geschrieben: 8. Aug 2017, 14:29
Übrigens ist das Wort "Skandal" bewusst gewählt: ein verbotenes Mittel in die Nahrungsmittelkette einzufügen, mit der Aussicht, etwas mehr Profit zu machen, ist für mich ein Skandal.

Zu plädieren, dass wir weitermachen sollten, wie wenn nichts geschehen wäre, erscheint mir eine fragwürdige Haltung.


In die Nahrungsmittelkette wurde es nicht eingefügt, aber es wurde billigend in Kauf genommen, dass das passiert. Ob man das Ergebnis "Skandal" nennt oder nicht: Es war jedenfalls ohne Wenn und Aber illegal.


Der viel größere Skandal, der schon über Jahre läuft und nachweislich zu gesundheitlichen Schädigungen beiträgt, lässt die Deutschen hingegen vergleichsweise kalt: das jahrelange systematische Täuschen, Tricksen und Vertuschen der Automobilindustrie, was die Abgase der Autos angeht.

Betrifft nicht die Nahrung, aber die Luft - was es schlimmer macht: Die Entscheidung, erstmal keine Eier mehr zu essen, kann man treffen. Die Wahl, erstmal das Atmen einzustellen, hingegen nicht.
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Staudo
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

Staudo » Antwort #171 am:

Sowohl wenn es um die Nahrung geht, als auch wenn es um das Auto geht, reagieren wir irrational, allerdings in ganz unterschiedlicher Weise.
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

Eva » Antwort #172 am:

Dafür gibt es derzeit die guten Bio-Freilandeier zum halben Preis
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dmks
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

dmks » Antwort #173 am:

Das traurige ist:
Die Eierproduzenten müssen es ausbaden - und die hatten von dem ganzen Betrug keine Ahnung....sie haben für die angerichtete Schweinerei sogar noch bezahlt!
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

thuja thujon » Antwort #174 am:

Die Bioeier waren doch auch erst bei ARD, mit den Elektrodrähten, damit sie nicht in den Auslauf gehen, auf Stangen im Stall, damit sie zweistöckig stehen können, sich gegenseitig vollkackend. Obs wieder gefakte Bilder waren von Tierschützern, die Spenden brauchten, wer weiss es schon. Die Botschaft ist erstmal raus und Eier kaufen ist im Moment erstmal politisch nicht korrekt.

MarkusG hat geschrieben: 8. Aug 2017, 14:29Ich befürchte nur, dass das Wort "Panik" eine Rationalisierung darstellt und die Ängste und Sorgen abwehren soll, die ein Verbraucher einfach hat, wenn er punktuell mitbekommt, welche Machenschaften möglicherweise flächendeckend ablaufen.
Ich denke hier sollte man unterscheiden. Rational ist das, was nachvollziehbar ist, faktisch zumindest.
Wenn jemand zu mir kommt und sagt, VW hat das Auto erfunden, um die Leute in den Städten zu vergasen und unschuldige Kinder zu überfahren, das ganze perverse getue zudem noch vom Staat gefördert wird, weils die Existenzen der küstennahen Entwicklungsländer zerstört, und Autofahrer eh nur egoistische Menschenhasser sind, dann muss ich dem entgegen setzen, dass es nicht VW war, sondern Benz hats erfunden.

Der Rest ist gefährliches Halbwissen, und von dem sollte man sich nicht einlullen lassen, wenn man das komplexe Thema noch nicht wirklich nachvollziehen kann.

Hand aufs Herz, wer hat schon den sachlichen Überblick, wenns um Skandale geht?
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

thuja thujon » Antwort #175 am:

Ergänzung:
dieses gefährliche Halbwissen, das lässt sich ja durchaus mit Studien oder Pseudostudien wissenschaftlich belegen.

Für eine realistische Einschätzung braucht es manchmal aber doch einen Experten. Die treten meist nicht alle Nase lang in den Medien auf, sondern oft muss man sie suchen. Oft verkörpern sie eher das Gegenteil von Effekthascherei und Quote.

Der Verlierer bei der ganzen Story ist wohl nicht nur der ehrliche Bauer, sondern auch die Wissenschaft.
Versteht man die Zusammenhänge, weil man sie mal wirklich erschöpfend erklärt bekommt, ist oft nicht mehr viel von der anfänglichen Verunsicherung übrig.
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MarkusG
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

MarkusG » Antwort #176 am:

Hallo Thuja Thujon,

ich bin mir nicht sicher, ob ich mich klar ausgedrückt habe und wir uns verstehen. Es ging mir darum, dass man Menschen, die in der momentanen Lage keinen Appetit auf Eier haben, nicht einfach "Panik" vorwerfen kann. In meinem Umfeld sind Menschen verunsichert, aber nicht panisch.

Zu dem, was Du über VW & Co schreibst: So argumentiert hier ja niemand (zumindest ich nicht). Auf der anderen Seite ist die Realität doch schlimm genug: Derzeit scheint es sich so darzustellen, dass die manipulierte Software nicht einfach auf überforderte Ingenieure, die zu viel Druck von oben hatten, zurückzuführen ist, sondern das Ergebnis jahrelanger Absprachen sein könnte. Das geht dann schon in die Richtung bandenmäßigen Betruges und fahrlässiger Körperverletzung. Die Reaktion der Politik: bislang weitestgehend Fehlanzeige! Ob die Justiz in Deutschland reagieren wird? Ich weiß es nicht. In den USA gibt es Verhaftungen!

Und bezüglich des Fipronils: Offenbar wussten -zumindest niederländische und belgische- Behörden seit langer Zeit davon. Was soll man denn dann denken? Wirtschaftsinteressen gehen ganz klar vor Verbraucherinteressen, es sei denn, die Medien machen einen Skandal daraus. Ich bin den Medien dafür sehr dankbar, denn erst jetzt, wo die Öffentlichkeit hinschaut, beginnen die Behörden mit ihrer Arbeit.

Grundsätzlich kann ich die Bedenken einiger hier, dass eine "Skandalisierung" die Sachaufklärung behindern kann, nachvollziehen, befürchte aber, dass in den beiden Fällen die Skandalisierung die Sachaufklärung überhaupt erst ermöglicht oder zumindest vorangetrieben hat.

Markus

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Staudo
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

Staudo » Antwort #177 am:

So weit ich das verstanden habe, schritten die belgischen Behörden wegen der laufenden Ermittlungen nicht ein. Außerdem scheint das gesundheitliche Risiko überschaubar zu sein. Leidtragende sind jetzt die Hühner, die vorzeitig geschlachtet werden und außerdem die Bauern, auch Biobauern, die riesige finanzielle Einbußen haben, weil der Eierabsatz stockt. Deshalb sollte es heute zum Abendbrot Spiegelei geben. ;)
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

MarkusG » Antwort #178 am:

Staudo hat geschrieben: 9. Aug 2017, 07:18
.... Deshalb sollte es heute zum Abendbrot Spiegelei geben. ;)


Ich wünsche Dir einen gesegneten Appetit! ;)

Die Eier unserer Hühner schmecken mir übrigens auch noch ausgezeichnet. :D

Markus
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Re: Gift in Nahrungsmitteln

Staudo » Antwort #179 am:

Naja, unsere Hühner bekämpfen ihre Milben, in dem sie sich ausgiebige Staubbäder zwischen den Stauden gönnen. Es könnte mal wieder regnen. Hier geht es auch ohne Fipronil. Allerdings decken die individuellen Hühnerhalter nicht ansatzweise den Eierbedarf Deutschlands.
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