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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 219192 mal)

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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #1725 am:

Der Getreidepreis wird durch internationale Börsen generiert - viel mehr ausschlaggebend als der diesjährige Ertrag in Deutschland ist beispielsweise ob gerade Rußland oder Kanada ihre Lager öffnen oder schließen.
Weizen wird im Prinzip nicht anders gehandelt als Öl oder Eisen.

https://www.boerse-online.de/rohstoffe/weizenpreis

Der Kurs schwankt - auf ein Brötchen runtergerechnet zwischen 0,8 bis 1,2 Cent - für den Erzeuger des Getreides sind das Welten!; am Brötchenpreis ist das nicht spürbar.
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RosaRot
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #1726 am:

Zu Landverkäufen an sog. Investoren - ein großes in der Bauernschaft in Thema in Sachsen-Anhalt (unlängst kaufte z.B. Aldi hier kräftig Land ein), gab es heute einen Artikel in der gedruckten Zeitung. Ich las ihn zum Frühstück und amüsierte mich etwas dabei.
Viele Grüße von
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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #1727 am:

Ackerland ist schon lange zum Spekulationsobjekt und zur Geldanlage geworden. Das macht auch hiesigen Landwirten zu schaffen - zum einen werden oftmals Flächen von den neuen Besitzern einfach nicht weiter verpachtet wodurch diese der Landwirtschaft verloren gehen. Des weiteren müssen sie bei der Feldbestellung ausgelassen (was einen höheren Arbeitsaufwand bedeutet) oder auf Weiden extra mittendrin eingezäunt werden.
Eine Zweckgemeinschaft aus Linken und AfD ist sehr amüsant - aber wenn's der Sache dient dürfen von mir aus auch noch die Grünen und die FDP mitmachen!
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Staudo
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #1728 am:

Für viel Geld muss man Minuszinsen zahlen, Immobilien bleiben, selbst wenn's Ackerland ist.
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thuja thujon
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #1730 am:

Wenn man über Ackerland als Spekulationsobjekt redet, wer redet über die Bauern, die in ihr Ackerland investieren?
Hier hat mal wieder einer Pleite gemacht, die neuen Pächter investieren, mit dem Tiefenlockerer sind sie durch, die Ackerränder mit der Kreissäge freigeschnitten, weil die Brombeeren und Walnüsse die letzten Jahre über die Zäune am Rand gewachsen sind. Wir Hobbygärtner hätten daraus Grillholzmieten aufgeschichtet und wären für Jahre versorgt.
Nun wollen sie das 2te mal in Folge Körnermais säen, um den Boden wieder in den Griff zu kriegen.
Ich habe Respekt davor, Massen an Material zum untergrubbern fürs Bodenleben, Verdienstausfall mit Mais im Vergleich zu Gemüsefläche.
Wer in solchen Zeiten noch Geld reinsteckt, der muss es wirklich mit Leidenschaft betreiben.

Derweil sind die Mahnfeuer wieder erloschen. Nach einem Beschwerdebrief an die regionale Rundfunkanstalt über unverhältnismäßige Berichterstattung und mangelnde Erfüllung des staatlichen Bildungsauftrages wird sogar darüber berichtet: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/Protest-in-100-Gemeinden-Rheinhessische-Landwirte-mit-Mahnfeuer-gegen-Agrarpolitik,mahnfeuer-rheinhessische-landwirte-100.html
Es geht um nichts anderes als 16.000ha Obstanbaufläche in Naturschutzgebieten, die über Nacht fallen wenn das Agrarpaket durchkommt.

Wie sieht es in euren Regionen aus?
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Rupalwand
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Rupalwand » Antwort #1731 am:

Früher hier in Mittelhessen reine Bauerndörfer.
Heute bearbeiten 1-3 Bauern je Dorf, die als junge Burschen begannen, eigene und gepachtete Flächen.
Es gibt noch Milchkühe, die im Sommer auf der Wiese weiden. Wenn's draußen naß wird, in ihren Zimmern sind.
Es gibt Äcker mit vielen Erdbeeren zum Selberpflücken und daneben Getreide. Dann auch noch Streuobstwiesen. Gegenüber früher, d.h. vor etwa 60 Jahren sind die Felder nur in Maßen größer und die Getreidearten etwas umfangreicher geworden.
Wer könnte etwas dagegen haben, was mir in meinem Garten gefällt?
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Staudo
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #1732 am:

thuja hat geschrieben: 23. Nov 2019, 00:19
Wie sieht es in euren Regionen aus?


Hier exisitiert die Zukunft schon. Viehhaltung gibt es nur noch dort, wo es lohnend ist. Bei uns im Ort (anderthalbtausend Einwohner) gibt es noch einen kleinen Bauern (mit ca. 500 ha, Vater und Sohn auf dem Traktor, Mutter im Büro), der um die 30-40 Mutterkühe auf der Weide hält. Die andere Viehhaltung ist weg. Die Felder sind entsprechend groß. Kleinbäuerliche Streuobstwiesen sind nur noch in allerletzten Resten vorhanden. Rest- und Splitterflächen werden nicht mehr bewirtschaftet und verbuschen. Nach dem "Flächenkrieg" in den 90ern ist mittlerweile Ruhe zwischen den Agrargenossenschaften. Die größte der Region bewirtschaftet um die 5000 Hektar.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #1733 am:

Staudo, bei dir ists vielleicht nochmal was anderes. Ein paar `ehemalige Jugendliche´ aus deinem Nachbardorf wohnen jetzt hier am Rhein, weils hier Arbeit gab. Mit denen habe ich heute mittag gegrillt. Die haben sich mittlerweile auch daran gewöhnt, das 10% von euren Kleinbäuerlichen 500ha bereits ein Großbauer ist.

Ansonsten hoffe ich das diese politisch gewollte Zukunft nie Einzug erhält. Die 16000ha akut Bedrohte Obstanbaufläche in den Schutzgebieten sind 160 Millionen Quadratmeter. Da müsste jeder Bundesbürger 2m² Insektenhotels aufstellen, und dann wäre der Schaden auch nicht ausgeglichen.


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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #1734 am:

Was haltet Ihr von dieser Initiative?
Haltet Ihr eine Rückkehr zu Kleinteiligkeit (und wie) für möglich, wo sich doch gerade im Westen (im Osten also östlich der Elbe- war es ja durchaus seit dem 19.Jh. oder noch früher anders) seit Jahren zeigt, das gerade kleine Höfe kaum Chancen haben (aus unterschiedlichen Gründen)?
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Staudo
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #1735 am:

Die Initiative halte ich für sehr idealistisch. Eine Rückkehr zur kleinbäuerlichen Struktur wird es schon deshalb nicht geben, weil es kaum jemanden geben wird, der bereit ist, solche Minihöfe zu bewirtschaften.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #1736 am:

Ende des 19. Jahrhunderts arbeiteten noch etwa 40% von uns in der Landwirtschaft.
Heute geht es mittlerweile unter 1%.
Und die Landwirtschaftliche Fläche sackte in selbiger Zeit von 26 Millionen Hektar auf 16 Millionen Hektar zusammen.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #1737 am:

Das könnte aber auch an den damaligen Vorlieben der Deutschen für Eroberungskriege liegen.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #1738 am:

Nee, die Zahlen sind auf das heutige Deutschlandgebiet gerechnet. ;)
1900 ernährte ein Landwirt im Schnitt 4 Personen - 1950 etwa 10 Leute - heute versorgt ein Landwirt 140 Menschen.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #1739 am:

So richtig zufrieden scheint so mancher Bauer nicht mit der Politik zu sein. Traktorfans kommen morgen in Berlin voll auf ihre Kosten.
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