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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 219192 mal)
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- dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Der Getreidepreis wird durch internationale Börsen generiert - viel mehr ausschlaggebend als der diesjährige Ertrag in Deutschland ist beispielsweise ob gerade Rußland oder Kanada ihre Lager öffnen oder schließen.
Weizen wird im Prinzip nicht anders gehandelt als Öl oder Eisen.
https://www.boerse-online.de/rohstoffe/weizenpreis
Der Kurs schwankt - auf ein Brötchen runtergerechnet zwischen 0,8 bis 1,2 Cent - für den Erzeuger des Getreides sind das Welten!; am Brötchenpreis ist das nicht spürbar.
Weizen wird im Prinzip nicht anders gehandelt als Öl oder Eisen.
https://www.boerse-online.de/rohstoffe/weizenpreis
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- RosaRot
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Zu Landverkäufen an sog. Investoren - ein großes in der Bauernschaft in Thema in Sachsen-Anhalt (unlängst kaufte z.B. Aldi hier kräftig Land ein), gab es heute einen Artikel in der gedruckten Zeitung. Ich las ihn zum Frühstück und amüsierte mich etwas dabei.
Viele Grüße von
RosaRot
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- dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Ackerland ist schon lange zum Spekulationsobjekt und zur Geldanlage geworden. Das macht auch hiesigen Landwirten zu schaffen - zum einen werden oftmals Flächen von den neuen Besitzern einfach nicht weiter verpachtet wodurch diese der Landwirtschaft verloren gehen. Des weiteren müssen sie bei der Feldbestellung ausgelassen (was einen höheren Arbeitsaufwand bedeutet) oder auf Weiden extra mittendrin eingezäunt werden.
Eine Zweckgemeinschaft aus Linken und AfD ist sehr amüsant - aber wenn's der Sache dient dürfen von mir aus auch noch die Grünen und die FDP mitmachen!
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Für viel Geld muss man Minuszinsen zahlen, Immobilien bleiben, selbst wenn's Ackerland ist.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Über das Interesse der Investoren am Aufkauf von Ackerland schreibt auch der Tagesspiegel:
Landgrabbing im Osten Investoren kaufen in großem Stil Bauernland auf
Investoren aus Finanzbranche, Möbel- und Pharmaindustrie stecken ihr Geld in Ackerland. Das treibt die Preise in die Höhe. Bauern bringt das in Schwierigkeiten.
Landgrabbing im Osten Investoren kaufen in großem Stil Bauernland auf
Investoren aus Finanzbranche, Möbel- und Pharmaindustrie stecken ihr Geld in Ackerland. Das treibt die Preise in die Höhe. Bauern bringt das in Schwierigkeiten.
- thuja thujon
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Wenn man über Ackerland als Spekulationsobjekt redet, wer redet über die Bauern, die in ihr Ackerland investieren?
Hier hat mal wieder einer Pleite gemacht, die neuen Pächter investieren, mit dem Tiefenlockerer sind sie durch, die Ackerränder mit der Kreissäge freigeschnitten, weil die Brombeeren und Walnüsse die letzten Jahre über die Zäune am Rand gewachsen sind. Wir Hobbygärtner hätten daraus Grillholzmieten aufgeschichtet und wären für Jahre versorgt.
Nun wollen sie das 2te mal in Folge Körnermais säen, um den Boden wieder in den Griff zu kriegen.
Ich habe Respekt davor, Massen an Material zum untergrubbern fürs Bodenleben, Verdienstausfall mit Mais im Vergleich zu Gemüsefläche.
Wer in solchen Zeiten noch Geld reinsteckt, der muss es wirklich mit Leidenschaft betreiben.
Derweil sind die Mahnfeuer wieder erloschen. Nach einem Beschwerdebrief an die regionale Rundfunkanstalt über unverhältnismäßige Berichterstattung und mangelnde Erfüllung des staatlichen Bildungsauftrages wird sogar darüber berichtet: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/Protest-in-100-Gemeinden-Rheinhessische-Landwirte-mit-Mahnfeuer-gegen-Agrarpolitik,mahnfeuer-rheinhessische-landwirte-100.html
Es geht um nichts anderes als 16.000ha Obstanbaufläche in Naturschutzgebieten, die über Nacht fallen wenn das Agrarpaket durchkommt.
Wie sieht es in euren Regionen aus?
Hier hat mal wieder einer Pleite gemacht, die neuen Pächter investieren, mit dem Tiefenlockerer sind sie durch, die Ackerränder mit der Kreissäge freigeschnitten, weil die Brombeeren und Walnüsse die letzten Jahre über die Zäune am Rand gewachsen sind. Wir Hobbygärtner hätten daraus Grillholzmieten aufgeschichtet und wären für Jahre versorgt.
Nun wollen sie das 2te mal in Folge Körnermais säen, um den Boden wieder in den Griff zu kriegen.
Ich habe Respekt davor, Massen an Material zum untergrubbern fürs Bodenleben, Verdienstausfall mit Mais im Vergleich zu Gemüsefläche.
Wer in solchen Zeiten noch Geld reinsteckt, der muss es wirklich mit Leidenschaft betreiben.
Derweil sind die Mahnfeuer wieder erloschen. Nach einem Beschwerdebrief an die regionale Rundfunkanstalt über unverhältnismäßige Berichterstattung und mangelnde Erfüllung des staatlichen Bildungsauftrages wird sogar darüber berichtet: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/Protest-in-100-Gemeinden-Rheinhessische-Landwirte-mit-Mahnfeuer-gegen-Agrarpolitik,mahnfeuer-rheinhessische-landwirte-100.html
Es geht um nichts anderes als 16.000ha Obstanbaufläche in Naturschutzgebieten, die über Nacht fallen wenn das Agrarpaket durchkommt.
Wie sieht es in euren Regionen aus?
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Früher hier in Mittelhessen reine Bauerndörfer.
Heute bearbeiten 1-3 Bauern je Dorf, die als junge Burschen begannen, eigene und gepachtete Flächen.
Es gibt noch Milchkühe, die im Sommer auf der Wiese weiden. Wenn's draußen naß wird, in ihren Zimmern sind.
Es gibt Äcker mit vielen Erdbeeren zum Selberpflücken und daneben Getreide. Dann auch noch Streuobstwiesen. Gegenüber früher, d.h. vor etwa 60 Jahren sind die Felder nur in Maßen größer und die Getreidearten etwas umfangreicher geworden.
Heute bearbeiten 1-3 Bauern je Dorf, die als junge Burschen begannen, eigene und gepachtete Flächen.
Es gibt noch Milchkühe, die im Sommer auf der Wiese weiden. Wenn's draußen naß wird, in ihren Zimmern sind.
Es gibt Äcker mit vielen Erdbeeren zum Selberpflücken und daneben Getreide. Dann auch noch Streuobstwiesen. Gegenüber früher, d.h. vor etwa 60 Jahren sind die Felder nur in Maßen größer und die Getreidearten etwas umfangreicher geworden.
Wer könnte etwas dagegen haben, was mir in meinem Garten gefällt?
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Hier exisitiert die Zukunft schon. Viehhaltung gibt es nur noch dort, wo es lohnend ist. Bei uns im Ort (anderthalbtausend Einwohner) gibt es noch einen kleinen Bauern (mit ca. 500 ha, Vater und Sohn auf dem Traktor, Mutter im Büro), der um die 30-40 Mutterkühe auf der Weide hält. Die andere Viehhaltung ist weg. Die Felder sind entsprechend groß. Kleinbäuerliche Streuobstwiesen sind nur noch in allerletzten Resten vorhanden. Rest- und Splitterflächen werden nicht mehr bewirtschaftet und verbuschen. Nach dem "Flächenkrieg" in den 90ern ist mittlerweile Ruhe zwischen den Agrargenossenschaften. Die größte der Region bewirtschaftet um die 5000 Hektar.
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- thuja thujon
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Staudo, bei dir ists vielleicht nochmal was anderes. Ein paar `ehemalige Jugendliche´ aus deinem Nachbardorf wohnen jetzt hier am Rhein, weils hier Arbeit gab. Mit denen habe ich heute mittag gegrillt. Die haben sich mittlerweile auch daran gewöhnt, das 10% von euren Kleinbäuerlichen 500ha bereits ein Großbauer ist.
Ansonsten hoffe ich das diese politisch gewollte Zukunft nie Einzug erhält. Die 16000ha akut Bedrohte Obstanbaufläche in den Schutzgebieten sind 160 Millionen Quadratmeter. Da müsste jeder Bundesbürger 2m² Insektenhotels aufstellen, und dann wäre der Schaden auch nicht ausgeglichen.
Ansonsten hoffe ich das diese politisch gewollte Zukunft nie Einzug erhält. Die 16000ha akut Bedrohte Obstanbaufläche in den Schutzgebieten sind 160 Millionen Quadratmeter. Da müsste jeder Bundesbürger 2m² Insektenhotels aufstellen, und dann wäre der Schaden auch nicht ausgeglichen.
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- RosaRot
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Was haltet Ihr von dieser Initiative?
Haltet Ihr eine Rückkehr zu Kleinteiligkeit (und wie) für möglich, wo sich doch gerade im Westen (im Osten also östlich der Elbe- war es ja durchaus seit dem 19.Jh. oder noch früher anders) seit Jahren zeigt, das gerade kleine Höfe kaum Chancen haben (aus unterschiedlichen Gründen)?
Haltet Ihr eine Rückkehr zu Kleinteiligkeit (und wie) für möglich, wo sich doch gerade im Westen (im Osten also östlich der Elbe- war es ja durchaus seit dem 19.Jh. oder noch früher anders) seit Jahren zeigt, das gerade kleine Höfe kaum Chancen haben (aus unterschiedlichen Gründen)?
Viele Grüße von
RosaRot
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Die Initiative halte ich für sehr idealistisch. Eine Rückkehr zur kleinbäuerlichen Struktur wird es schon deshalb nicht geben, weil es kaum jemanden geben wird, der bereit ist, solche Minihöfe zu bewirtschaften.
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- dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Ende des 19. Jahrhunderts arbeiteten noch etwa 40% von uns in der Landwirtschaft.
Heute geht es mittlerweile unter 1%.
Und die Landwirtschaftliche Fläche sackte in selbiger Zeit von 26 Millionen Hektar auf 16 Millionen Hektar zusammen.
Heute geht es mittlerweile unter 1%.
Und die Landwirtschaftliche Fläche sackte in selbiger Zeit von 26 Millionen Hektar auf 16 Millionen Hektar zusammen.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Das könnte aber auch an den damaligen Vorlieben der Deutschen für Eroberungskriege liegen.
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- dmks
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Staatlich anerkannter Steuerzahler
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Nee, die Zahlen sind auf das heutige Deutschlandgebiet gerechnet. ;)
1900 ernährte ein Landwirt im Schnitt 4 Personen - 1950 etwa 10 Leute - heute versorgt ein Landwirt 140 Menschen.
1900 ernährte ein Landwirt im Schnitt 4 Personen - 1950 etwa 10 Leute - heute versorgt ein Landwirt 140 Menschen.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
So richtig zufrieden scheint so mancher Bauer nicht mit der Politik zu sein. Traktorfans kommen morgen in Berlin voll auf ihre Kosten.
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