thuja hat geschrieben: ↑14. Feb 2023, 21:57Hast du konkrete Kritikpunkte (aus dem Artikel) die man hier diskutieren könnte?
Ehrlicherweise finde ich den Artikel so grausig, dass ich eigentlich wenig Lust habe, darauf im Detail einzugehen. Erinnert mich an die Anti-Impfpropaganda. Einfach selektiv irgendwelche Argumente raussuchen, wichtige andere Argumente aber einfach außer Acht lassen.
Sage ich jetzt also doch was dazu. Vorab: mir geht es hierbei nicht darum, was politisch realistisch umsetzbar ist, sondern schlicht um die Behauptung, dass Fleisch zu essen keine Auswirkung auf das Klima habe und wir das ruhig weiter machen sollen, ohne schlechtes Gewissen.
1) Um dieselbe Menge Kalorien zu erzeugen (Fleisch vs. pflanzliche Produkte) ist für Fleisch eine viel höhere Menge an pflanzlichen Kalorien einzusetzen, als am Ende rauskommt. Da Kalorienmenge = Fläche, habe ich also einen höheren Flächenverbrauch/Kalorie für Fleisch als für pflanzliche Produkte. Fakt!
Bei Verringerung der produzierten Fleischmenge wären also mehr Kalorien verfügbar, es müsste (global) weniger Fläche für die Landwirtschaft genutzt werden.
2) landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Flächen ist mit einem erhöhten CO2-Ausstoß verbunden. Auch wenn es hier verschiedene Formen der Bewirtschaftung gibt, die mehr oder weniger CO2 emittieren, wird trotz allem mehr CO2 ausgestoßen als wenn die Fläche naturbelassen verwalden würde. Daneben führt die intensive Bewirtschaftung von Böden zur Zerstörung von Naturräumen. Mehr Fläche also mehr Zerstörung.
1)+2):
je mehr Fläche, desto mehr CO2-Ausstoß
je mehr Tierhaltung, desto mehr Fläche, desto mehr CO2-Ausstoß
Das nur zum CO2. Vollkommen außer acht gelassen wird die globale Ernährungssicherheit. Wir verballern Kalorien en masse für die Tierhaltung, die anderswo auf der Welt fehlen, um die Bevölkerung zu ernähren. (ja, das ist vereinfachend, aber unterm Strich stimmt es)
Gehen wir also konkret auf den Artikel ein:
- Verglichen mit den Hauptemittenten Industrie/Verkehr emittiert Landwirtschaft weniger CO2. Ja, korrekt. So what? Müssen wir uns also keine Sorgen machen.. klar...?! Das ist dasselbe Bullshit-Argument wie: Deutschland emittiert aber global nur ganz wenig CO2. Willkommen in der Steinzeit. Ach so: übrigens kann man auch ruhig mit seinem 3t SUV rumdüsen. Verglichen mit den anderen ist das auch nur ganz wenig CO2. Braucht man kein schlechtes Gewissen haben, nein nein...!
- Mischkost ist wasserschonender als Vegan. "Der WWF kommt in seiner Studie zum Wasserfußabdruck zu dem Ergebnis, dass eine ausgewogene Mischkost mit Anteilen tierischer Lebensmittel einen günstigeren Wasserfußabdruck aufweist als eine rein pflanzliche Ernährung. Das hängt u.a. damit zusammen, dass der Anbau mancher pflanzlicher Produkte, wie Mandeln oder Avocados, recht wasserintensiv sein kann."
Ja, klar. Es ist so absurd, dass man nur speien kann. Vergleichen wir doch einfach mal die wasserintensivsten Gemüse-/Obst-Kulturen mit extensiver Weidewirtschaft. Dann kommt schon das raus, was man will. Grundwasserverseuchung durch Gülle ignorieren wir einfach mal komplett.
Wenn man die WWF-Studie anschaut, dann sieht man übrigens, dass es sich um eine Beobachtung des IST-Zustands in Deutschland handelt. Dort wird auch erwähnt, dass der hohe Import von pflanzlichen Lebensmitteln aus wasserärmeren Regionen für den hohen Wasserverbrauch bei pflanzl. Nahrung verantwortlich ist. Weil das Fleisch in Deutschland produziert wird und von deutschen Flächen mit Futterpflanzen versorgt wird und wir in Deutschland keinen (sic!) Wassermangel haben ist die Wasserbilanz von Fleisch vermeintlich gut. ABER: wenn wir statt Futterpflanzen pflanzliche Ernährung für Menschen anbauen würden, sähe die Sache ganz anders aus.
- "verantwortungsvoller Medikamenteneinsatz" ja, es ist bekannt, dass die meisten multiresistenten Keime nicht aus der Massentierhaltung stammen. Na und? Das ist vielleicht kein Argument GEGEN Fleischkonsum, aber wieso soll das ein Argument FÜR Fleischkonsum sein...?
So. Aber ganz ehrlich. War das nötig?