Da mag sehr viel dran sein, Wolfgang. Dennoch: gärtnernde Leser von großen Tageszeitungen dürften recht dünn gesät sein. Ähnlich dünn wie Kannichen- oder Hühnerzüchter, Briefmarkensammler, Eisenbahnfans, Fahrradfahrer, Freizeitkapitäne, Schnorchler etc. pp. für alle diese müssten dann die Tageszeitungen ebenfalls ein Forum bieten. Wo aber soll der (kostenmäßige) Anreiz für die Redaktion liegen, über einen Themenbereich zu berichten, der über Zeitschriften bestens versorgt ist? Wird auch nur ein zusätzlicher Leser die FAZ kaufen, nur weil in ihr regelmäßig über Kohl & Sommerflieder berichtet wird? Mich würde mal interessieren, was die redaktionelle Betreuung einer derartigen Seite in der FAZ kosten würde.Offenbar war die Gärtnerei weit verbreitet, aber kaum einer der prominenten Gärtner redete offen darüber, möglicherweise weil die Arbeit als unter dem Stand galt.
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Die deutsche Tageszeitung und der Garten (Gelesen 13068 mal)
Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Darum werden ja auch Beilagen wie "Lifestyle" oder "zu Hause" kreiert. Da hat vieles Platz. Neben Garten auch Essen und Trinken (Wein!), Design, Architektur, und was weiss ich. Jedenfalls erscheinen die besten Gartenartikel längst nicht immer in Gartenzeitschriften, sondern grad auch mal ab und zu in (nationalen) Tageszeitungen. Wer sucht, der findet.
Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Eine (wöchentliche) Gartenseite würde ungefähr einen Redaktionsarbeitsplatz kosten, also monatlich zwischen 15- und 25 000 Euro.Die FAZ hatte ja - wie andere überregionale Zeitungen auch - mal eine Pflanzenkolumne im leider dahingeblichenen Magazin. Da hat Johannes Roth über seltene und weniger seltene Pflanzen feuilletoniert. Jetzt finden sich mitunter Beiträge über Gartentechnik im Technik-und Motorteil am Dienstag. Sie verraten, dass einige Mitarbeiter nicht völlig ahnungslos sind, was den Garten angeht.Ich kenne ein paar gärtnernde Journalisten, darunter sogar Chefredakteure. Aber keiner schreibt darüber. Kohl und Sommerflieder sind ein Thema für Frauen (deshalb die Gartenseiten in Frauenzeitschriften) und ältere Leute, nicht hip, nicht trendy, nicht geil. In der Ecke will keiner stehen.Und das Angebot der Kleingartenvereine bestätigt das: Spießig-ältlich, junge Mitglieder kommen nicht vor oder nicht zu Wort, meist nur Bauch- und Glatze-Typen mit Feinripp drunter, das Volk der Mäher, der Griller und Schwenker. Und wenig Fachkenntnis, kein Orchideenspleen, nichts, was einen in einer Zeitung unterhalten würde.Die Zusammenschlüsse von Gärtnern etc. machen (jedenfalls hier) rein gar nichts im Blick auf Namen, Themen und Aktionen, die andere - und dann auch die Presse - begeistern könnten. Warum macht kein Kleingartenverein ein Projekt mit der nächsten Agrarfakultät? Oder schlicht gemeinsames Kochen und Essen - das zurzeit furchtbar beliebt ist - von eigener Ernte mit dem Promikoch aus dem Renommierhotel im Vereinslokal? Warum gibt es keinen Zen- oder Knotengarten in einer Anlage? Es reicht gerade mal zum Tag der Offenen Tür, wo die kommen, die immer kommen. Und die Zeitung schickt die Volontärin, weil Sonntagsdienst unbeliebt ist.Der Diavortrag über Fuchsienhecken im ostwestlichen Irland bei der Gesellschaft für Staudenfreunde hat für Journalisten ungefähr denselben Gähnfaktor wie das Seminar zur Samtfelligkeit beim belgischen Riesenrammler im Kaninchenzüchterverein.Nur die Feuerwehr ist noch schlimmer. Die hat nur ein Thema in zwei Variationen. Löschen.
Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Da fällt mir eine kuriose Sache ein. Eine Tageszeitung in *** hat mal eine Serie begonnen über private Gärten in der Umgebung. Startet mit dem Aufruf, Gartenbesitzer mit vorzeigbaren Gärten mögen sich melden. Dann erfolgte die Veröffentlichung eines Besichtigungstermins und dann die öffentliche Besichtigung in Begleitung eines Journalisten, der anschließend im Blättchen das Ergebnis wiederkäute.Bei einem Termin bin ich als Besucher dabei gewesen. War ein wirklich schönes Gartengrundstück, das allerdings, nachdem die Massen sich durchgewälzt hatten, ziemlich ramponiert aussah. Die Gartenbesitzer hatten Tränen in den Augen. Einerseits aus Freude über den Zuspruch, andererseits als sie die Zerstörungen sahen. Es gibt ja nichts rücksichtsloseres als ein Enthusiast, der "schau mal die schöne Pflanze dahinten" rufend in der Direttissima durch den Garten stapft.Die Serie ist dann sang und klanglos untergegangen, obwohl sich einiges daraus machen lässt auch ohne diese Vandalenbesuche.
Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
der hier schon öfter erwähnte johannes roth ist mit seinen kurzen, oftmals amüsanten Beiträgen auch unter den rezensionen im portal vertreten.die gesammelten schriften aus der frankfurter allgemeinen ....johannes rothgartenlustinselverlagsowiejohannes rothdie neue gartenlustinselverlag
Konstruktiven Gruß,
Bernhard
Bernhard
Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Wie wär's mit einem Ausflug nach Österreich? 

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Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
gute Idee :Dhttp://derstandard.at/?url=/?ressort=GartenlustWie wär's mit einem Ausflug nach Österreich?
Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Großbritannien hat es diesbezüglich wirklich besser.Allein die Gartenkolumne von Monty Don in der sonntäglichen Ausgabe des Observers ist ein Genuss.Da hat Gärtnern halt einen anderen Stellenwert. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass eine ähnliche Kolumne auch z.B. in der Frankfurter Sonntagszeitung gut ankommen würde.
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Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Ja wenn man bloß wüsste, was die LeserInnenschaft anspricht... ich denke, es gäbe genug Leute, die solche Artikel perfekt hinbrächten, aber die meisten, die das dann auch lesen, sind ja mehr oder minder ahnungslos, nicht böse gemeint, aber da dürften dann weder lateinische Namen noch besonders seltene Pflanzen vorkommen.Schön fände ich so wöchentliche Beschreibungen des Gartens, so in die Richtung taunasses Gras, im Gegenlicht leuchtenden Blüten, dort ein Viecherl, da eine Knospe... wär sicher nett, sowas öfter zu lesen. Aber deutschsprachiges Festland ist Entwicklungsland in der Hinsicht

"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
ich
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Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Aber es liegt, glaubt es mir, mehr an den Gärtnern als an den Journalisten. England hat mehr Gartentradition, deshalb sind die Zeitungen hortikompetenter.
- Kaiserkrone
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Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Hallo zusammen,ja in deutschen Tageszeitungen sieht es ziemlich schwach aus. Aber eine sehr witzige Gartenkolumne habe ich auf der Internetseite von Mein schöner Garten entdeckt. Ist in meinen Augen zumindest mal ein Anfang.
:DLiebe Grüße Kaiserkrone













Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
wie sieht es damit in schweizer tageszeitungen aus
liebe grüße lisl

Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Wird's besser wenn man's wiederholt ? 

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Re:Die deutsche Tageszeitung und der Garten
Mein Mann hat, auf der Suche nach Butter, heute früh die FAZ-Sonntagsausgabe gekauft und siehe da, ein fast ganzseitiger Artikel von Anna von Münchhausen über Duftpflanzen, mit üppigen Bildern und üppiger Werbung für die einschlägigen Spezialisten des Pflanzenversands.(Ein hässliches Bild von Ulrike Meinhof unterhalb des Artikels trübt das Vergnügen)