Vorfrühlingsboten (Gelesen 15358 mal)

[Krokosmian]

Mensch Kokosmian,du bist ja noch viel ungeduldiger als ich!

Entschuldige

Ich hasse den Winter.(Dabei gehe ich mit dem Wort Hass sehr bewusst und sparsam um)Ab etwa 2-3 Grad laufen mir Augen und Nase über. Nie aus dem Haus ohne Taschentuch!Bei glatten Gehwegen kriege ich Panikanfälle.........Da könnte ich euch noch eine Weile mit einer Aufzählung was mir am Winter nicht passt langweilen!Aber ich gebe mir die grösste Mühe realistisch zu bleiben.Jetzt, lieber Kokosmian und alle Winterhasser und Leidenden,...

So einen richtigen Hass auf den Winter empfinde ich nicht mal, er beinhaltet ja manchmal eine leichte Vorahnung des Vorfrühlings . Und in den Bergen zum Schifahren ist er sogar zu was zu gebrauchen .Wirklich Abneigung hege ich eigentlich nur gegen den (Hoch-)Sommer, überzogene Temperaturen und eine für mich nicht so wirklich nachvollziehbare Begeisterung dafür...Aber jeden sei seine Lieblingsjahreszeit gegönnt, welche ja eh unabänderlich ihre Zeit hat. Der Eine findet heiße Sommer toll, der nächsten den bunten Herbst, der Dritte den Winter und ich eben den (Vor-)Frühling .

(Ich hab die letzten 7 Monate ernsthafte gesundheitliche Probleme gehabt.Heute bin ich zum ersten Mal wieder arbeiten.Wenn ich an Roro und Landpommeranze denke können wir ja froh sein wieder einen Winter erleben zu dürfen. Auch wenn der Rotz aus der Nase läuft, es kommt auch wieder T-Shirt Wetter)

Ich wünsche Dir, dies ist jetzt keine Floskel, dass es Dir baldmöglichst besser geht! Vor einem guten Dreivierteljahr machte sich bei mir völlig ohne jegliches vorherige Warnzeichen eine Erkrankung bemerkbar. Das ich heute noch lebe und dies ohne jegliche Schäden, verdanke ich der schnellen Reaktion eines Arztes, dem Zufall und einer mehrfachen Portion Glück. Ich entschuldige mich, falls dies im Zusammenhang mit den Beiden unpassend erscheint, ist eben nun mal so. Deine Einstellung dazu ist für mich durchaus nachvollziehbar und wahrscheinlich besonnener als meine. Denn seitdem habe ich möglicherweise die Furcht was zu verpassen und quengle vielleicht deswegen nach dem Frühling ?

Zum Glück schenkt uns der Garten immer wieder kleine Zeichen.

Eben !

[Krokosmian]

mir gefallen die Verheißungen des "Vor-Winters". Am Flieder schwellen die Knospen, die Ranunculus ficaria 'Salmons White' sind voll schön belaubt. Die Veilchen haben grüne Blätter. Die Bart-Iris schieben jetzt Triebknospen und die Rosen schauen aus ihren Augen schon mal nach, wie es so aussieht mit dem "Vor-Frühling", ob der nicht bald mal kommt.

Genau das!

[pearl]

[Majalis]

Bisher war der Winter immer eine schreckliche Jahreszeit für mich: Kälte, Nebel, Schnee, Glatteis...alles bäh .Aber im Garten finde ich Winter gar nicht mal so übel! Ich habe unheimlich Vorfreude bei den vielen Helleboren, die jetzt kräftig treiben, finde ich es völlig normal im herbstlichen Nieselregen in der Erde zu puhlen nach Triebspitzen der Frühblüher, mich über die rege Verdauung von Regenwürmern zu freuen, die Blätter der Cyclamen bewundern, die wintergrünen Farne kommen zur Geltung, überhaupt kommen jetzt mit Einziehen der Stauden kleine Carexe zum Vorschein, der grüne und der schwarze Schlangenbart treten aus dem Schattendasein hervor, Liriope bleiben auch grün, vorwitzige Primeln blühen.....Seitdem der Garten zu einer meiner liebsten Freuden gehört, hat sich meine Einstellung zum Winter irgendwie geändert. Da friere ich auch nicht beim Schauen, merk ich ja nicht mal (gleich), so bin ich mit Gucken beschäftigt . Wenn dann im Januar die kälteren Tage kommen, so tröste ich mich, dass es gar nicht mehr lange dauert und der Vorfrühling hält Einzug. Dann der Frühling in all seiner Pracht und Entfaltung.Ohne Winter halt kein Sommer , alles hat seine Zeit. Und das Freuen auf ein künftiges Gartenjahr ist für mich ein sehr schönes Gefühl .

[raiSCH]

Ohne Winter halt kein Sommer , alles hat seine Zeit.

Das ist ein wahres Wort! Gegenwärtig schreibt mir öfters eine Freundin, die seit Wochen auf den Philippinen weilt, und ich habe die Tropen auch schon mehrfach erlebt - sie sind schön und faszinierend, aber immer leben möchte ich dort nicht , nicht wegen der Moskitoschwärme, sondern wegen des nie wechselnden Grüns; hier erlebe ich stetigen Wandel, und das ist Leben.

[Quendula]

, und das ist Leben.

Das ist unser Leben . Menschen aus anderen Klimazonen würden sich damit wahrscheinlich extrem unwohl fühlen.

[hymenocallis]

Uns hier geht es ähnlich wie dem Threadöffner - die dunkle kalte Jahreszeit könnte man ersatzlos streichen - selbst die wenigen Winter- oder Vorfrühlingsblüher machen das Kraut nicht fett, der Garten ist in dieser Zeit kein guter Aufenthaltsort/Lebensraum für Menschen. Nicht mal die Katzen gehen mehr gerne raus, die schlafen lieber drinnen und träumen von Sonne und Abenteuern im Gartendschungel. Unsere Spezies hat in diesen nördlichen Breiten eigentlich nichts verloren - der ganze Organismus ist nicht dafür ausgerichtet, leidet unter Lichrtmangel und Kälte, unser Immunsystem ist extrem belastet - nicht umsonst sind früher alte Menschen und schwächliche Kinder im Winter gestorben und wer diese schwere Zeit überlebt hat, hatte Grund zum feiern. Hier werden die Tage bis zur längsten Nacht gezählt und dann wird gefeiert, daß es endlich wieder bergauf geht mit der Lebensqualität. Ein kleiner Trost ist aktuell, daß die Winter aufgrund des Klimawandels immer milder werden - vielleicht auch bald kürzer und man kann früher wieder den ganzen Tag draußen verbringen, ohne sich einmummen zu müssen wie ein Polarforscher. Heute war es hier mild und sonnig - der Winter-Duftschneeball blüht fleißig und auch einige Primeln machen mit - der Winterjasmin der Nachbarin ist noch nicht motiviert und ansonsten sind die Gärten trist und braun. Hätte ich nicht gerade eine blühende Taglilie in der Bibliothek stehen, würde ich wohl wieder wie so oft um diese Jahreszeit irgendwelche blühenden Zimmerpflanzen kaufen, um nicht vollends depressiv zu werden. Als junger Mensch hab ich die Winter geliebt mit den Bällen und Parties - heute fürchte ich sie, - auch weil ich an einer chronischen Erkrankung leide, bei der Kälte schmerzverstärkend wirkt. Mit den Jahren wird die Perspektive, alles hier aufzugeben und in den Süden zu ziehen, immer reizvoller - auch wegen der viel spannenderen gärtnerischen Möglichkeiten.LG

[raiSCH]

"Unsere Spezies hat in diesen nördlichen Breiten eigentlich nichts verloren -" das gilt für mich für Länder wie Schweden, Finnland oder Norwegen, wo es sogar ewige Nacht gibt, und es ist verständlich, dass es dort so viele Alkoholiker und Selbstmorde gibt, aber bei uns lässt sich das schon aushalten, wenn auch ein bisschen mehr Süden hier schön wäre - aber die Klimaänderung wird auch das bewirken... Ich bin einige Jahre um Silvester herum in die Südhalbkugel geflogen und habe bis zu unserem Frühling Sonne und Wärme aufgetankt, aber jetzt arrangiere ich mich schon mit unserem Klima, und Horrorwinter wie zu meiner Kindheit oder Jugend gibt es ja kaum mehr. Vorfrühling, Frühling und Herbst möchte ich niemals missen, eher könnte ich auf den Sommer verzichten, und der Winter wird halt in Kauf genommen.

[Staudo]

Vorfreude ist angeblich die schönste Freude und deshalb freue ich mich über treibende Schneeglöckchen, die Knospen der Cyclamen coum, den reichen Knospenansatz der Magnolien und Hamamelis.

[erhama]

Ich will Winter! Richtigen Winter mit Temperaturen unter Null, einer geschlossenen Schneedecke, tagsüber Sonnenschein, und alle 3 Tage bitte 3 cm Neuschnee, damit es immer schön sauber aussieht. Das ganze möge bitte vom 24.12. bis 14. Februar gehen, dann 14 Tage Tauwetter und ab 1. März Frühling. Die Sehnsüchte nach Klimaerwärmung und dem Abschaffen des Winters kann ich keinesfalls nachvollziehen.Und ab Mitte Februar ist dann auch genug Zeit, sich über Schneeglückchen und alle anderen zeitigen Blüher zu freuen. Jetzt brauch ich die noch nicht. Im Gegenteil, sie stören mein Wintererwartungsgefühl.

[pearl]

wie? "Unsere Spezies hat in diesen nördlichen Breiten eigentlich nichts verloren."? Was für ein Quatsch wieder. Der Mensch ist bis in die Arktis vorgedrungen. Oder sind die Eskimos eine andere Spezies? Und wir? Wie haben wir wohl die Pigmentierung unserer Haut verloren? Unsere Spezies hat in beheizten Räumen nichts verloren. So sieht es doch aus!Jedenfalls hebt sich jede Stimmung, wenn man nicht so übertrieben heizt, häufig nach draußen geht und dafür sorgt, dass unsere Schleimhäute nicht austrocknen. Um das noch rund zu machen. In Nature gab es vor einiger Zeit eine Arbeit, die nachgewiesen hat, dass die Zellen unserer Atemwege ein Winter und ein Sommerprogramm haben. Es gibt Gruppen von Genen, die in Abhängigkeit von der Saison an und abgestellt werden. Wir sind also an sich sehr gut an unser Klima angepasst und würden wir uns draußen aufhalten und uns bewegen, dann wären wir auch damit zufrieden. Gerade habe ich aus einem öffentlichen Bücherregal ein Buch von Richard Katz gezogen. Ein Autor, den ich sehr schätze. Über Garten und über Hunde hat er sehr Launiges geschrieben. In auf dem amazonas beschreibt er ausführlich wie ungesund die Tropen sind. Kaum einer hält es dort lange aus. Es gibt tausende Gelegenheiten früher zu sterben als in gemäßigten Breiten. Jedenfalls arbeite ich daran, jeden Tag den Vor-Winter zu genießen und mich darin zu üben die Vorfreude auf den Vor-Frühling zu kultivieren. Kompost machen, Laub sammeln, Baumscheiben mit Buchenlaub bedecken, Pflanzungen Mulchen, Pfosten stellen, Holz machen, Brombeeren roden ...

[Gartenlady]

Ich nehme die Jahreszeiten so wie sie kommen, im November denke ich noch nicht an Frühling, beschäftige mich eher mit der Frage, wann die Kübelpflanzen ins Winterquartier müssen.Ich freue mich ganz und gar nicht über die weißen Hepatica-Knospen, die ich heute gefunden habe.

[erhama]

pearl hat es auf den Punkt gebracht. Danke dafür.

[pearl]

[Quendula]

Ja . Ich liebe auch diese Jahreszeiten und am liebsten habe ich die, die gerade dran ist .