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Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken (Gelesen 21441 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Roeschen1
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Roeschen1 » Antwort #30 am:

Amur hat geschrieben: 10. Sep 2018, 11:00
Was soll eine Wirtschaftskrise dem Streuobst bringen? Diejeningen denen die Grundstücke gehören werden mit Sicherheit nicht in die Streuobstbäume investieren, sondern sie rausreissen um die Fläche für besseres Geld zu verpachten oder selbst mit was zu lohnendem zu bewirtschaften.
Streuobst ist ein hinterheulen der Vergangenheit und wie Staudo sagte ein Hobby für Enthusiasten welche noch die Fläche haben.

Ich denke auch, den Leuten geht es zu gut (zumindest den Grundbesitzern), sind bequem, auch hier am Stadtrand verwahrlosen immer mehr Gärten.
Wenn wieder mehr Menschen heimisches Obst und ihre Produkte kaufen, ändert sich was.
Es gibt diesen Trend, regionaler Produkte, wäre eine C02 Steuer sinnvoll ? Dann würden sich die Billigimporte aus Asien usw nicht mehr lohnen.
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Hyla
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Hyla » Antwort #31 am:

Als antiquiert sehe ich mich eigentlich nicht.
Wir haben damals vor dreizehn Jahren alles mit fast nacktem Boden übernommen und sofort überall günstig Obstbäume gekauft und gepflanzt. Wobei das hier keine Streuobstwiese ist, sondern eine gemischte Pflanzung. Ziersträucher und Obstbäume passen gut zusammen. :)
Meine Vorstellung von einem Garten ist, daß ich mir Obst vom Baum pflücken kann und auch mal eine Blüte für die Vase abfällt.
Wenn das nicht ist, brauche ich auch keinen Garten, zumindest keinen großen.

Im nächstgrößeren Ort gibt's auch eine Streuobstwiese. Die Bäume haben alle Nummern und der Ertrag wird jeden Herbst versteigert.
Mit dem Erlös kann man anderes finanzieren. Außerdem 'gehört' das Obst dadurch jemandem und darf nicht von irgendwelchen Aasgeiern geklaut werden.
Leider ist aber der mit dem Schnitt beauftragte Betrieb unbegabt. Die Bäume überaltern vor ihrer Zeit. :-\


Liebe Grüße!


Wenn du denkst es geht nicht mehr,
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

cydorian » Antwort #32 am:

Gartenoma hat geschrieben: 10. Sep 2018, 09:07
Das stimmt nicht für Hessen.
[/quote]

In deiner persönlichen Vorstellung vielleicht. Wir können auch gerne Erfahrungen vom letzten Sonntagsspaziergang austauschen, wo man an der tollen Wiese vorbeikam, auf der die Gemeinde Hochstämme gesetzt hat. Und dann der Onkel, der auch auf die Idee kam, ein überwuchertes Flurstück wiederzubeleben. Alles gut also?

Okay. Aber wenn nicht, dann würde ich interessanter finden, z.B. die Kartierung hier zu widerlegen: http://www.bund-hessen.de/themen_und_projekte/natur_und_artenschutz/streuobstschutz/streuobstkartierung/#c28492

Und dann geh bitte auch mal in Hessens ehemaliges grösstes Streuobstgebiet spazieren, das sich vom Berger Nordhang bis nach Maintal-Wachenbuchen erstreckt. Auch am Berger Südhang wurde im Auftrag des Umweltministeriums kartiert, dort stehen zwar 4700 Bäume, aber zwei Drittel der Gehölze sind zwischen 100 und 120 Jahre alt und werden in spätestens 25 Jahren vollends abgehakt sein. Und dann sehe man sich mal die tatsächlich vorgefundenen Ergebnisse an, wenn mal was neu gepflanzt wurde: Falsche Sorten massenhaft, Probleme, da steht dann der 20 Jahre alte Golden Delicious mit seinen Schorfklumpen bereits vergreist da.

[quote]Ah, ein Streuobstwiesen-Jammerthread?


Erst mal Realismus und Tatsachen akzeptieren und dann sehen, was -ebenso realistisch- zu machen ist. Die Obstträume des 19. Jahunderts sind vorbei, ob es einem gefällt oder nicht.
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Gartenoma » Antwort #33 am:

cydorian hat geschrieben: 10. Sep 2018, 11:54
Okay. Aber wenn nicht, dann würde ich interessanter finden, z.B. die Kartierung hier zu widerlegen: http://www.bund-hessen.de/themen_und_projekte/natur_und_artenschutz/streuobstschutz/streuobstkartierung/#c28492


Das ist 10 Jahre her. Inzwischen laufen Förderprogramme vom Land, von den Landkreisen, einzelnen Gemeinden ("Apfeldorf") und großen Apfelweinkeltereien. Hochstämme wachsen langsam. Aber sie werden gepflanzt. Und der Weltuntergang steht noch nicht bevor.

Gruß
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

cydorian » Antwort #34 am:

Die Kartierung am Berger Südhang ist vier Jahre her, es liegen genügen Kartierungen jüngeren Datums vor und ich höre gerne von gegenteiligen Tatsachen, aber aufstampfen mit "nö, nö, stimmt nicht" ist 'n bisschen dünne. Und Förderprogramme... gröhl, die gibts seit 40 Jahren und was sie tatsächlich bewirkten, kannst du in den Kartierungsergebnissen sehen, die vergleichen nämlich die Zustände zu früheren Kartierungen.

Was ham wir nicht schon alles gefördert. Flächen- und Baumprämien, kostenlose Bäume, Förderung von Kursen, vor allem Schnittkursen, Förderung der Ausbildung von Obstbaumwarten, Hilfe beim Mähen, -zig "Streuobstinitiativen", Baumpaten, bli bla blubb. Ja, Förderung haben wir. Darf man auch Nachweise für die tatsächlich nicht nur kurzfristig erreichen Ergebnisse vorlegen?

Die Hessische Biotop- und Lebensraumkartierung ist im übrigen durchaus keine Theorie sondern Praxis, wie kartiert wird kannst du hier ab S. 122 nachlesen.

Nachdem immer weniger Streuobst geliefert wird, gehen die Unternehmen mittlerweile andere Wege, man forciert den Anbau von Plantagen: http://www.fr.de/rhein-main/kelterei-rapp-s-in-karben-der-wetterau-gehen-die-aepfel-aus-a-1490367 Na, dann prost.
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Frühling » Antwort #35 am:

Ich liebe Apfelbaeume und hab einen Teil unserer, jedes Jahr, weniger feuchten Wiese mit alten Sorten bepflanzt. Das war vor 9 Jahren und viele haben damals den Kopf geschuettelt.... Egal, ich pflanzte sie obwohl der Boden nicht ideal war. Alle wachsen und manche biegen sich mit Fruechten. Ich hab es nicht bereut, muss aber zugeben, dass man sich um sie kuemmern muss, auch die Erntezeit ist mit viel Arbeit verbunden, aber was fuer eine wunderbare Entlohnung - Aepfel geniessen bis mindestens Mai - das nenne ich Luxus :D

Hier verschwinden auch die alten Baeume und es gibt kaum Leute die neue pflanzen, genauso wie ihr es beschrieben habt. Deshalb hat es mich besonders gefreut als ich sah dass im naechstgelegenen Ort die Gemeinde viele Obststrassenbaeume gepflanzt hat, auch die Kirche wurde mit ihnen geschmueckt. :D Ein kleiner Hoffnungsschimmer, vielleicht?
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Amur
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Amur » Antwort #36 am:

Hyla hat geschrieben: 10. Sep 2018, 11:53
Als antiquiert sehe ich mich eigentlich nicht.
...


Du bist nicht antiquiert, du gehörst zu denen die das als Hobby machen. Die wirds weiter geben. Gehöre ich ja auch dazu. Nur hab ich weniger Platz im Garten, eher ausserhalb und da ist die letzten Jahrzehnte leider alles was nicht nicht mit Stacheldraht und weiss Teufel was alles einzäunt wird Allgemeineigentum beim ernten.

Aber die großen Flächen wurden nicht aus Spass an der Freude gepflanzt (=Hobby), sondern weil man den Saft damals nicht einfach im nächsten Supermarkt kaufen konnte, die Familien größer waren und den Saft selber benötigten. Weil es sich noch lohnte das Obst zu verkaufen und die schwachwüchsigen Unterlagen damals noch nicht so zu haben waren. Selbst bei uns mit dem nicht günstigen Klima konnte man mit Obst ganz gut dazu verdienen. Dazu noch keine oder kleinere Maschinen oder eher Weideviehhaltung wodurch eine Unternutzung der Fläche möglich war. Wobei ein Freund als Biobauer meinte das Gras sei sehr minderwertig und er deswegen keine seiner Weiden wieder bepflanzen wird.

Somit lohnte es sich noch zuerst für den Schnitt eines großen Birnbaums z. bsp. Stunden zu verbringen und nochmal Stunden beim pflücken. Und es ist ja leider so, dass die Früchte nicht alle auf einmal gleichmäßig reif werden bei den Hochstämmen. D. h. mehrfach rein in den hohen Baum mit Leitern, Bockleiter und Pflücker und trotzdem muss man alle möglichen Verrenkungen machen um an die schönsten Früchte zu kommen (die dann im allgemeinen noch deutlich kleiner sind als die von den Buschbäumen). Ich möchte nicht wissen wie viel von den Pflückern Abgänge mit mehr oder weniger schweren Verletzungen gemacht haben damals.
Von Pflanzenschutzmassnahmen mal ganz abgesehen was wiederum eine Verringerung der Qualität nach sich ziehen kann.

Arbeitstechnisch sind die Hochstämme schlicht eine Katastrophe und ich möchte nicht wissen wenn heute ein Betrieb der in der BG versichert ist, was der alles für Sicherheitsmassnahmen bräuchte um Tafelobst aus den hohen Bäumen zu ernten.

Sprich die für die langfristige Unterhaltung notwendige Wirtschaftlichkeit ist nicht gegeben. D. h. man wird auf Hobbyakteure angewiesen sein, da aber nie die Flächen umtreiben werden und können als es einst der Fall war.
Der Markt wird zu 99% von Obst von Intensivplantagen beschickt werden. Auch das Saftobst im übrigen. Der Saft kommt zum großen Teil vom Tafelobst das zu klein ist oder das Macken hat (Schorf etc). Und dann gibts noch Plantagen die nix anderes als massenhaft Saftobst herstellen.

Obstwiesen mit Hochstämmen wie noch von früher her bekannt werden ein Refugium für Obstfreunde bleiben die das nur als Hobby machen.
Der Rest wird verschwinden.

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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Frühling » Antwort #37 am:


[/quote]
und da ist die letzten Jahrzehnte leider alles was nicht nicht mit Stacheldraht und weiss Teufel was alles einzäunt wird Allgemeineigentum beim ernten.
[/quote]
Da waeren doch Hochstämmen ideal....?? oder kommen die mit Leitern?? :o
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Amur » Antwort #38 am:

cydorian hat geschrieben: 10. Sep 2018, 12:42
...
Was ham wir nicht schon alles gefördert. Flächen- und Baumprämien, kostenlose Bäume, Förderung von Kursen, vor allem Schnittkursen, Förderung der Ausbildung von Obstbaumwarten, Hilfe beim Mähen, -zig "Streuobstinitiativen", Baumpaten, bli bla blubb. Ja, Förderung haben wir. Darf man auch Nachweise für die tatsächlich nicht nur kurzfristig erreichen Ergebnisse vorlegen?

...


Genau, hier in der Nähe gab es einen der sogar einen, der einen Betrieb aufmachte und extra Bäume für Streuobstwiesen zog und Saft von seinen Streuobstwiesen Anbot. Alte Sorten ausgrub und vermehrte. Damals in BUND Kreisen hoch gelobt.
Ich habe den mal vor 2 Jahren wieder kontaktiert: Da läuft gar nix mehr. Viel Enthusiasmus und Geschreibsel sagte er, nur leben konnte man weder von der Baumschule, noch von von dem Saft den er natürlich nicht um ein paar Cent pro Liter herstellen konnte.
Der ist heute in der Branche nicht mehr tätig. Wenn man Reis wolle von einer Sorte welche zufällig die letzten 20 Jahre noch überlebt hat, könnte ich mal an einem WE einen Termin ausmachen und wir würden was abschneiden - als Hobby. Die großen Flächen hat er wieder aufgegeben so weit ich das mitbekommen habe.
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Amur » Antwort #39 am:

hat geschrieben: 10. Sep 2018, 13:20

Da waeren doch Hochstämmen ideal....?? oder kommen die mit Leitern?? :o


Ich hab da Hochstämme und da wird alles möglich rauf geworfen (große Holzstücke, der Wald ist gleich daneben) und ich fahr da nicht jeden Tag runter um alles aufzusammeln.
Die Reiter kommen von Haus aus schon mal auf einige Höhe. Und der Zossen muß ja was gutes bekommen. Da der Reiterhof unten über 100 Pferde hat und die zum großen Teil hier vorbei kommen, kannst du dir Vostellen das da kein Fallobst übrig bleibt und alles in erreichbarer Höhe abgerupft wird. Und wenn man durch den benachbarten Acker reiten muß weil ich unten zur Straße das Schnittreis aufgetürmt habe.
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Hyla » Antwort #40 am:

Fr hat geschrieben: 10. Sep 2018, 13:20

[/quote]
und da ist die letzten Jahrzehnte leider alles was nicht nicht mit Stacheldraht und weiss Teufel was alles einzäunt wird Allgemeineigentum beim ernten.
[/quote]
Da waeren doch Hochstämmen ideal....?? oder kommen die mit Leitern?? :o


Die kommen mit Leitern. ::)
Ich kenne da eine Landstrasse mit Walnussbäumen. Wir haben mit den Anwohnern gesprochen, als wir das gesehen haben. Die Bäume waren früher sozusagen verpachtet. Das wurde irgendwann abgeschafft und jetzt hat man diese Leute da. Wir ernten auch, aber nur was runterfällt. Wir schmeissen keine Knüppel rein oder sägen Äste ab. >:(

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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Witteke » Antwort #41 am:

Natürlich ist es schade, dass alte bestehende Streuobstwiesen nicht mehr weiter gepflegt werden, aber ich denke, dass nur (oder zum großen Teile) auf die Bequemlichkeit der Grundbesitzer zurückzuführen ist doch zu einseitig. Es haben sich auch einfach viele Strukturen verändert. Früher sind, gerade in ländlichen Gebieten, Familien oft über Generationen am gleichen Ort geblieben. Heute zieht doch ein großer Teil der jüngeren Generation der Arbeit hinter her.

Bei meinen Eltern stehen auch noch einige alte Hochstämme, aber mein Heimatort ist von meinem jetzigen Wohnort 80km einfache Strecke entfernt. Auch wenn ich grundsätzlich sehr viel Lust dazu hätte, mich der Pflege der Bäume zu widmen, das ist zeitlich (neben den anderen Verpflichtungen, die man so hat) einfach nicht machbar.

Dafür musste der Reitstall, an dem ich viel bin, gerade leider eine Weide abgeben, da die Besitzer das Stück als Ausgleichsfläche ausweisen konnte und damit viel mehr verdient, als mit der Verpachtung. Da entsteht nun eine neue Streuobstwiese. Grundsätzlich ja schön, aber wenn man selbst etwas dafür aufgeben muss, ist der persönliche Blick doch ein anderer. Da wird ein mit Pferden beweidetes Stück Dauergrünland in Streuobstwiese umgewandelt, drum herum ist aber dennoch nach wie vor Mais, Mais und Mais und weitere Viehweiden werden neuerdings auch noch umgebrochen. Ob das nun der Natur so wirklich viel bringt ist wohl mehr als fraglich. Agrarsubventionen erzeugen so viel Irrsinn... auch wenn in der Theorie eigentlich gute Sachen gefördert werden entstehen dabei doch oft sehr paradoxe Situationen.

Diese eigenartige Förderpraxis, die sich eh alle paar Jahre ändert, wird wohl kaum sehr langfristige Kulturen wie Streuobstwiesen erhalten können. Das geht (meiner Ansicht nach) nur über eine tatsächliche Nachfrage nach den Produkten in Kombination mit privaten Idealismus. Der Trend scheint aber ja in diese Richtung zu gehen, ich bin (noch) verhalten optimistisch.
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Hyla » Antwort #42 am:

Amur hat geschrieben: 10. Sep 2018, 13:08
Hyla hat geschrieben: 10. Sep 2018, 11:53
Als antiquiert sehe ich mich eigentlich nicht.
...


Du bist nicht antiquiert, du gehörst zu denen die das als Hobby machen. Die wirds weiter geben. Gehöre ich ja auch dazu. Nur hab ich weniger Platz im Garten, eher ausserhalb und da ist die letzten Jahrzehnte leider alles was nicht nicht mit Stacheldraht und weiss Teufel was alles einzäunt wird Allgemeineigentum beim ernten.

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Ich sehe die Anpflanzung von Hochstämmen als einfache Rechenaufgabe. Wenn ich mit vierzig den Baum pflanze und der schwachwachsende verreckt nach 25 Jahren, dann kann ich mit 65 wieder neu pflanzen. Bin ich zu faul zu und habe auch gar keinen Bock drauf. Bäume fungieren bei mir vor allem als Sichtschutz. Fällt ein großer Baum weg, ist der Blick frei zum Nachbarn oder Mietshaus. Die muß ich mal gar nicht sehen. Es reicht wenn ich die höre.

Die Hochstämme braucht man aber für die Strassenränder. Die Lkw's und Maisbomber quälen die kleinen Bäume mit ihrem Windsog. Die halten das mit ihren dünnen Stämmchen kaum aus.
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Mediterraneus
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

Mediterraneus » Antwort #43 am:

Amur hat geschrieben: 10. Sep 2018, 11:00
Was soll eine Wirtschaftskrise dem Streuobst bringen? Diejeningen denen die Grundstücke gehören werden mit Sicherheit nicht in die Streuobstbäume investieren, sondern sie rausreissen um die Fläche für besseres Geld zu verpachten oder selbst mit was zu lohnendem zu bewirtschaften.
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In Spanien sind nach der Krise die jungen Leute wieder von der Stadt aufs Land gezogen (Stadt= zu teuer). Zahlreiche steile, früher als unrentabel geltende Olivenhaine wurden reaktiviert. Der Kulturlandschaft Spaniens hat das gutgetan. Zudem kamen wieder junge Leute aufs Land, einige haben mit nachhaltiger Landwirtschaft oder Geschäften angefangen.

Eine Streuobstwiese ist völlig gegen den momentanen Trend. Kein Wachstum, keine Gewinne. Es ist eine Hinterlassenschaft unserer Vorfahren, Kulturgut. Die vielen Alten Sorten, Jahrhunderte lange Selektion und Anpassung. Und Geschmacksvielfalt.

Und so nebenbei: Streuobstwiesen sind mit die artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas. Menschengeschaffen und ziemlich einzigartig auf der Welt. Ein einziger Streuobstbaum (ein alter und knorriger!) beherbergt bis zu 1000 Tierarten. Zusammen mit der extensiven und blütenreichen Wiese darunter bietet sie bis zu 5000 Tier und Pflanzenarten einen Lebensraum.
Da redet keiner mehr von. Gehypt wird Wolf und Biber. Die passen eigentlich so gar nicht da rein, in unsere Kulturlandschaft mit ihren ganz eigenen Lebensräumen :(
LG aus dem südlichen Main-Viereck
Mediterraneus

Andere haben schließlich auch irgendeine Ahnung
mycorrhiza
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Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken

mycorrhiza » Antwort #44 am:

So dann will ich auch mal meinen Senf dazu abgeben.

Hier wurde ja schon das Thema "zu Mus weiterverarbeiten" angesprochen. Ja kann man machen wenn man lustig ist. Aber dieses "ach die schönen Äpfel, die muss man nun alle einsammeln". NEIN NEIN NEIN. Ich kanns nicht mehr hören. Aus welchem Grund muss ich denn bitte jeden einzelnen Apfel mitnehmen? Das hat mich als Kind immer schon geärgert. Da hatte der Opa ein paar Hochstämme im Garten stehen die entweder niemals oder nur falsch geschnitten wurden. Gedüngt wurde natürlich auch nicht weil ist ja ein Obstbaum, das brauchts nicht. Und dann lag da nun das ganze Fallobst. Alles schon halb verfault und mit diversen Krankheiten gesegnet, aber man musste es ja unbedingt noch mitnehmen. Und, dass die verfaulten Äpfel die anderen Äpfel nur umso schneller verfaulen lassen, das gilt als Argument dann auch nicht.
Und dann lag das Zeug rum und keiner hat es gegessen, dann wurde wieder rumgejammert und die Oma schneidet dann eine halbe Stunde an ein paar Äpfeln um sie halbwegs genussreif zu machen und sie den Enkeln zu geben.

Warum denn? Welche moralische Verpflichtung gibt es denn, dass man das nicht schlecht werden lassen darf? Weil die Kinder in Afrika hungern müssen oder was?
Wenn noch was auf dem Teller liegt und ich nicht mehr hungrig bin, dann geht es zurück in den Kühlschrank. Basta. Und wenn da noch Äpfel rumliegen oder am Baum hängen aber mein Keller schon voll ist, dann bleiben die halt draußen hängen Basta.
Ausnahme ist wohl nur wenn jetzt Krieg wäre oder andere Nahrungsnotstände. Aber so ist das halt mal mit Nahrungsmitteln. Es ist kein Problem Nahrungsmittel zu produzieren sondern zu verteilen. Und solange die Bodenseeäpfel günstiger verteilt werden als meine eigenen, dann kann ich die auch ruhig draußen verrotten lassen. Und überhaupt sind das sowieso meine Äpfel und kann damit tun und lassen was ich will.

So, das war erstmal das Wichtigste was mir so auf dem Herzen lag. Immer dieses "ach Gottchen, wer soll das denn alles essen?!" geht mir halt gehörig auf den Wecker. Und wenn ich das noch einmal hören muss, dann wird nächstes Jahr überhaupt kein Apfel mehr gepflückt sondern gleich alles weggemulcht. Wenigstens die Würmer freuen sich dann und die meckern nicht ständig so pessimistisch rum.

Für mich sind meine Streuobstwiesen primär ein Hobby. Etwas, was wahrscheinlich noch besteht wenn ich alt und grau bin. Ich hab Spaß am Baumschnitt und am Pflanzen und zu sehen wie jeder Baum ganz individuell wächst. Andere kaufen sich für 5000€ ein Rennrad, da kann ich ja locker ein paar dutzend Bäume unterhalten wenn mir das Spaß macht. Und gefördert wird es ja auch noch, von daher ist es kein Verlustgeschäft. Und über die Umweltvorteile könnte man ja ganze Abhandlungen verfassen. Zumindest hier im Ort gibt es nicht mehr so viele Strukturelemente und es gibt mehr als nur einen Verrückten der bei Langeweile dann noch den ein oder anderen Baum mitnimmt, obwohl der auf Gemeindegrund steht.

Auuuuuuuuuuuuuuußerdem ist es meiner Meinung nach eine gute Anlage. Wer kann schon 80 Jahre weit in die Zukunft blicken. Ja, momentan sind Streuobstwiesen nur was für Liebhaber und alle anderen schütteln sich nur den Kopf. Aber ich kann mir schon gut vorstellen, dass auf die eine oder andere Art das Pendel mal wieder zurück schwingt (wie es eigentlich immer mal tut).

Edit:
Und auch noch eins was mir so einfällt. Es wird ja immer von gut erhaltenen und verkommenen Streuobstwiesen geredet. Ja gut, also ich finde da gibt es auch was dazwischen bzw. es bewegt sich sowieso auf einem Kontinuum.
Klar ist natürlich, dass es jeder besser weiß als der Besitzer selber, von daher hat man sowieso niemals eine perfekte Streuobstwiese. Und dann finde ich es nicht schlimm, wenn halt ein Baum abgestorben ist und man sich mit den nachpflanzen mal ein oder zwei Jahre Zeit lässt. Es ist ja kein Sprint sondern ein Marathon. Solange nicht alles mit Brombeeren dicht wächst und man regelmäßig den Baumschnitt macht ist doch alles in Ordnung?!

Und noch ein Edit weil ich gerade so in Fahrt bin:
Zumindest ich habe nun schon so viele kritische Stimmen zu meiner Streuobstwiese gehört und dann gleich im nächsten Satz tauscht jeder Freudestrahlend seine Erfahrung mit der Waldarbeit letzten Wochenende aus. Da würde ich gerne mal ein paar sinnvolle Kalkulationen sehen wie viel Geld man nun wirklich spart wenn man am Wochenende ein oder zwei Bäume absägt, klein schneidet, heim fährt, spaltet und dann sägt anstatt Heizöl oder Brickets zu kaufen. Oder ob man vielleicht mehr verdienen würde wenn man halt stattdessen Samstag auch nochmal 8 Stunden seiner regulären Arbeit nachgehen würde?! Aber dann ist das natürlich wieder ein akzeptables Hobby und der Ersatz fürs Fitnessstudio. Und dann sterben und verletzten sich halt auch noch so viele Menschen jedes Jahr bei diesem tollen Hobby.
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