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Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie (Gelesen 22751 mal)

Bäume und Sträucher, Duftgehölze, Blütengehölze, Blattschmuckgehölze, Wildobst, Koniferen, Moorbeetpflanzen

Moderator: AndreasR

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Gartenplaner
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

Gartenplaner » Antwort #300 am:

Wenn das alles nicht so galoppierend schnell gehen würde :-\
Bei bisherigen, natürlichen Klimaveränderungen vollzogen die sich über Jahrhunderte, eher sogar Jahrtausende, wie der Übergang von der letzten Eiszeit zur momentanen “Zwischenwarmzeit”.

Sehr abrupte, schnelle Klimaveränderungen in der Erdgeschichte vermutet man als Auslöser von großen Massenaussterben.

Und Bäume brauchen nunmal oftmals mindestens 30 Jahre bis zur ersten Samenproduktion, teilweise aber auch 60 oder 80 Jahre :-\
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

thuja thujon » Antwort #301 am:

Gartenplaner hat geschrieben: 28. Nov 2025, 12:12Wenn das alles nicht so galoppierend schnell gehen würde
Und die Ausbreitung der Arten nach Norden ist es nicht?
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hobab
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

hobab » Antwort #302 am:

Da ist auch für die Wissenschaft viel Neues, denke ich, keiner weiß, wie schnell unser heimischen Gehölze sich auf die veränderten Bedingungen einstellen können - wenn überhaupt. Ich glaube, es laufen eine ganze Menge Versuche, habe aber noch nicht viel von Ergebnissen gehört.
Ich denke, es ist sinnvoller, diese Versuche erst mal abzuwarten, bevor man wild irgendwelche Gehölze aus dem Mittelmeer hier einpflanzt, die Buche reagiert beispielsweise sehr empfindlich auf Spätfröste, da sind die italienischen Buchen wahrscheinlich noch schlechter als die einheimischen.
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sempervirens
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

sempervirens » Antwort #303 am:

Das Problem bei der Ausbreitung vieler Arten im Klimawandel ist, dass die theoretischen Möglichkeiten und die Realität oft nicht wirklich zusammenpassen. Auf dem Papier könnten zum Beispiel Arten aus Frankreich nach Westdeutschland einwandern, weil das Klima inzwischen vielerorts passt und es zumindest keine so krasse natürliche Barriere gibt wie die Alpen. Die Alpen sind für viele Arten eine harte Grenze, klar – aber übers Rheintal und die Burgundische Pforte gäbe es grundsätzlich Wege nach Norden. In der Praxis wird das jedoch durch andere Faktoren deutlich eingeschränkt: Viele klassische Ausbreitungsvektoren sind heute seltener geworden oder funktionieren nicht mehr im gleichen Umfang wie früher. Wanderweidewirtschaft mit Weidetieren, die Samen im Fell oder im Verdauungstrakt über größere Distanzen transportieren, spielt nur noch in wenigen Regionen eine Rolle. Auch viele Vogelpopulationen sind zurückgegangen, und damit fehlen mancherorts wichtige Tierarten, die früher Samen verbreitet haben. Gleichzeitig ist die Landschaft durch Straßen, Siedlungen, Autobahnen und intensiv genutzte Agrarflächen so stark zerschnitten, dass sich für viele Arten eher ein Flickenteppich aus isolierten Restlebensräumen ergibt. Und selbst dort, wo Arten theoretisch ankommen könnten, brauchen sie ja erst einmal geeigneten offenen Boden und genügend Licht, um sich zu etablieren. Genau da steht die Forstpraxis häufig quer: Entsteht irgendwo eine größere Lücke im Wald, wird sie oft relativ schnell wieder mit Setzlingen bepflanzt, damit der Bestand „aufgeräumt“ und wirtschaftlich nutzbar bleibt. Dadurch ist die Fläche früh dicht, und neu einwandernde Arten aus dem Süden haben es deutlich schwerer, Fuß zu fassen – sie geraten im Schatten und in der Konkurrenz ins Hintertreffen oder werden von wuchernder Begleitvegetation überlagert. Unterm Strich ist es deshalb durchaus ernüchternd zu sehen, wie begrenzt der tatsächliche Ausbreitungsradius vieler Arten inzwischen ist, obwohl sie das passendere Klima weiter nördlich eigentlich bräuchten, um langfristig bessere Überlebenschancen zu haben.
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

thuja thujon » Antwort #304 am:

Die natürlichen Ausbreitungswege von früher spielen in einer globalisierten Welt kaum noch eine Rolle. Die Ausbreitung ist aktuell im Rekordtempo. Nicht nur entlang der Autobahnen, welche die Barriere Alpen zu keiner Barriere mehr degradiert haben.

Also wenn Ausbreitung möglich ist, dann passiert sie so schnell wie noch nie. Das ist doch das, was wir die letzten 30 Jahre und mehr beobachten.
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

Gartenplaner » Antwort #305 am:

thuja thujon hat geschrieben: 28. Nov 2025, 12:22
Gartenplaner hat geschrieben: 28. Nov 2025, 12:12Wenn das alles nicht so galoppierend schnell gehen würde
Und die Ausbreitung der Arten nach Norden ist es nicht?
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

sempervirens » Antwort #306 am:

Ich würde da ein bisschen differenzieren. Klar, in einer globalisierten Welt breiten sich einige Arten heute viel schneller aus als früher – vor allem die, denen der Mensch bewusst oder unbewusst einen besonderen Wert zuordnet, sei es aus ästhetischen Gründen oder wegen ihres Nutzens oder einfach als "Kontamination". Solche synanthropen Arten werden massiv verschleppt, über Handel, Pflanzenmärkte, Saatgut, Transportwege usw. Im globalen Kontext ist das aber eher ein Problem als eine Lösung, weil die ökologischen Nischen dieser Arten oft nicht zu den bestehenden Ökosystemen passen – Stichwort invasive Neophyten. Eukalypten sind da ein gutes Beispiel: trockenheitsverträglich, ökonomisch interessant, aber in vielen Regionen außerhalb Australiens mit enormem Brandrisiko verbunden, während es in ihrem Herkunftsgebiet noch ausgleichende Faktoren gibt.

Und ja, es gibt Arten, die von Infrastruktur profitieren – etwa salzliebende Pflanzen entlang von Straßen und Autobahnen. Aber das sind meist Stauden und kleinere Gehölze auf sehr schmalen, stark gestörten Flächen. Für echte Waldbäume sind diese Bereiche in der Regel zu klein, und selbst wenn sich mal etwas etabliert, werden Bäume entlang von Straßen aus Gründen der Verkehrssicherheit oft wieder entfernt. Insgesamt sehe ich deshalb nicht, dass Infrastruktur flächendeckend als „Turbo“ für die Ausbreitung einheimischer oder klimawandelbedingt nachrückender Baumarten wirkt. Im Gegenteil: Durch die stark menschlich überformten Landschaften verarmen viele Populationen, was ihre Resilienz und langfristig auch ihre Fähigkeit zur natürlichen Ausbreitung eher weiter schwächt.
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

thuja thujon » Antwort #307 am:

Gehe mal in einen Industriehafen und schaue dir dort unter anderem die Götterbäume an.

Und schaue auch mal in diesen Strang: viewtopic.php?t=62401
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

Gartenplaner » Antwort #308 am:

Götterbäume sind halt keine einheimische oder von Süden dem Klimawandel folgende, einwandernde südeuropäische Art.
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

thuja thujon » Antwort #309 am:

Na und? Die einheimischen Insekten und Pilze werden hier nichts mehr zu fressen haben wenn die einheimischen Gehölze verschwunden sind.
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Re: Neue Gehölze gegen den Klimawandel, aber wie

hobab » Antwort #310 am:

Zwei verschiedene Themen. Die älteren Wälder sind alle gepflanzt, da schummelt sich auch mal Ailanthus und Acer negundo ein, aber bisher machen sie keine Massenvermehrung, wenn man Prunus serotina und Robinie ausnimmt. Durch die jetzt doch recht standardmäßig praktizierte Naturverjüngung, dürften die Bäume den Standorten recht gut angepasst sein. Wald wird stark gemanagt, kein Förster mit Verstand lässt Bäume die keinen Geldwert bringt stehen - das hat nichts mit natürlichen Saatgutverbreitung zu tun.
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