Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 228657 mal)
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
In Bayern ist bei den Schafen AGZ aufgeführt, das in Hessen fehlt, obwohl es das dort auch gibt, allerdings für alle Betriebe, nicht beschränkt auf die Schafhaltung, wobei eine solche Beschränkung im bayerischen Text auch nicht erkennbar ist.
KULAP ist doch ein Extensivierungsprogramm für Tierhalter allgemein, gibt es unter anderem Namen in Hessen auch, ist aber auch nicht aufgeführt.
Interessant, in wie wenig Bundesländern es eine Schafprämie gibt.
Überhaupt enthält die List nur 12 Bundesländer.
Mir fiel die Beschreibung der Förderung auf für Betriebe, die mehr als 100 ha Fläche auf den Halligen bewirtschaften...
Aber: Im Impressum steht ausdrücklich: keine Garantie auf Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben!
- frauenschuh
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Ja, ein Kumpel (Schafhalter in Landschaftspflege) hat alles von der LWK zusammen gestrichen bekommen. Wie Asinella berichtet hat, gibt es dort strategische Grenzen. Wenn der dortige Landkreis nicht für dessen Pflegeflächen gezahlt hätte, dann wäre dort empty gewesen. Oder wie er eben auch sagt: Man hat den Eindruck, man will uns nicht.
- frauenschuh
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Ziegenmilch nicht rentabel
- frauenschuh
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Was sind "Pflegeflächen"? Bei uns werden die Gelder für die Schutzgebietspflege von den Landkreisen oder von den Forstämtern verwaltet, Kompensationsflächen vom Eingreifer oder einem von ihm Beauftragten betreut und "Sonstiges" auch von den Landkreisen oder den Pflegeverbänden. LWK haben wir nicht.
Ich dachte es hieße einfach Schafprämie, weil es um Schafe und nicht um Esel oder Lamas geht. Die gab es früher schon mal, auch damals war die Zahl der durchschnittlich gehaltenen Mutterschafe die Bemessungsgröße für die Förderhöhe. Ob die im jeweiligen Jahr auch ein Lamm oder zwei oder keins hatten, spielte keine Rolle. Und bei Schäfern mit mehr als zwanzig Tieren ist es wohl nicht so wichtig, ob der Hammel auch gezählt wird oder nicht. Wie hoch ist den der Anteil der Hammel in einer Herde?
Es ist halt Agrarförderung, d. h. die Zielgruppe ist die Landwirtschaft mit Erwerbsabsicht. Obwohl, die Mindesttierzahlen zur Teilnahme sind so niedrig, da ist noch lange keine Rede von rentabel.
Bei Naturschutzflächen spielt der Status keine Rolle, da wird Leistung bestellt und bezahlt. Ich kenne Gebiete, in denen Herden von Hammeln oder Ziegenböcken zum Einsatz kommen, weil die gegen Gehölze schlagkräftiger sind. Aber sowas hat halt kein Hobbyhalter. Es gibt aber auch Flächen, wo tatsächlich keine Weidetiere erwünscht sind.
Zu Asinellas Förderkulissen: Förderung soll halt zielgerichtet eingesetzt werden, nicht mit der Gießkanne. Ist glaube ich auch ein häufig öffentlich geäußertes Anliegen.
Bei uns wurden die Förderkulissen als Mittel zur Auswahl der Flächen schon seit Jahren nicht mehr eingesetzt, da genug Fördermittel für alle Anträge in den Haushalt eingestellt wurden, es bekam also jeder das was er wollte. Mal schauen, ob das so bleibt...
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Pflegeflächen meint hier Biotopflächen, die aus Naturschutzgründen offen gehalten werden sollen. Nein. Du möchtest nicht sehen was die NLF zahlen. Wenn Du dann den Diesel (früher hätte ich Sprit gesagt, nunmehr Diesel) zur gesetzlich vorgeschriebenen und auch unzweifelhaft notwendigen täglichen Kontrolle (wer das mal mit dem Rad abfahren will und das tägliche Zäunungsprogramm überwiegend im Steilhang absolvieren will, ist herzlich eingeladen) rechnest, dann versteht Du das Dilemma. Förderungen sind einsehbar. Ich lade jeden ein zu gucken. Und mir ins Gesicht zu sagen, dass das für die tägliche schwere Arbet genug und gerecht ist.
Eine Landwirtschaftskammer (LWK) habt Ihr sicher. Das ist die, von der die angeblich hohen "Subventionen" kommen.
Nein. Das FFH Gebiet Ilme wird über die Förderprogramme der LWK bezahlt. Mit allen Nebenwirkungen und Risiken des landwirtschaftlichen Unternehmers und immer so wenig wie möglich (Satellitenbildbeschneidung). Das Sattelitenbildthema hatten wir schon. Ich verweise auf das Foto meines Bescheides. Es wird abgezogen was irgend geht.
Wenn es hier Fragen gibt... ich schicke auf Nachfrage meinen Steuerbescheid. Mir sitzt die Steuer im Nacken, weil sie Liebhaberei wähnt. Ich arbeite beruflich durch den Gesetzgeber erzwungen nebenbei 21 Stunden. Dienste (Nacht und Nodienste) werden hier durch die BG nicht einberechnet. Dienst am Volk.
Unser Gesamtbestand nach dem heutigen Verkauf sind so round about 120 Tiere. Überleg mal wie sich die "nebenbei" versorgen lassen. 120 Tiere allein zu scheren... hm, ich denke Quendula bekommt da spontan Tennisarm in der Vorstellung.
Ich habe akut Tiere billiger verkaufen müssen, weil die Blauzunge "drückt". Der Käufer hat die PCR Testung und die Tierartztkosten übernommen. Ich habe alle 8 Jungzibben Schnucken des Jahrgangs plus einen gekörten Bock für je 120 Euro verkauft. Davon kann man leben?! Übers Jahr? Wie funktioniert Landwirtschaft?!
Wir Landwirte sind Aliens. Weit ab jeder Vorstellung. Eine 34 Stundenwoche bei der Bahn... und ich? Laut NDR: Die Landwirte stören sich an sinkenden Einkommen.
Seltsam, dass wir Landwirte streiken. Ich verstehe es auch nicht. Aber ich bin babyboomer und will den Hof abgeben. Das hier... macht die nächste Generation nicht mehr mit. Und dann?
Was ist dann mit den FFH Gebietsflächen? Wir sind noch 4 Beweider! Davon hat einer keinen Nachfolger. Ganz sicher nicht. Und wir? Ü 20 ha? Echt? In den Boden stampfen? Und dann? Staatssäckel öffnen und die Strafzahlung an die EU leisten?
Gut. Dafür muss man nicht nachdenken. Sack auf. Geld raus. Gut ist. Findet sozusagen jeder auf seiner Steuererklärung.
Wir... zahlen von unserem geringen Umsatz noch Steuern. Findet auch jeder auf seiner Steuererklärung irgendwie
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
frauenschuh hat geschrieben: ↑28. Jan 2024, 19:43
Das hier passt auch, weil wir sollen ja nur "neue Ideen" haben und Ziegen wurden mal als Alternative "gehandelt"
Ziegenmilch nicht rentabel
So etwas geht wohl nur mit Eigenvermarktung.
RosaRot
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Wollte ich das auf meinen Betrieb übetragen: Ich bitte um das Tageszeitverlängerungsformular. Mein Fred zeigt jeden Tag womit ich meine Zeit verbinge. Ohne Urlaub Ohne Sonntag. Ohne Freizeit. Wir hatten nicht mal Weihnachten wegen Hochwasser
Unser Betrieb könnte das nicht leisten. Selber Schuld?!
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
(stell mir grad 'Thyssen-Krupp' mit Stahlrollen auf dem Wochenmarkt vor. 8) ) ;D
"drei Tonnen? - geschnitten oder am Stück?"
:-X
Morgen - sehen wir dann.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Es sind 35 Stunden! >:(
Übrigens lebt auch die Bahn ganz überwiegend von Subventionen. Zum einen wird das Schienensystem zum großen Teil aus Steuermitteln finanziert, ohne dass die Bahn etwas ähnliches wie die Kfz-Steuer abführt, zum anderen wird der Regionalverkehr aus Steuermitteln der Ländern bezahlt, das 49-Euro-Ticket zahlen Bund und Länder, und was dann noch fehlt, kommt von staatlich abgesicherten Krediten.
- frauenschuh
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Das Stahl-Projekt klingt perfekt plausibel ;D Geschnitten bitte ;D
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
frauenschuh hat geschrieben: ↑28. Jan 2024, 21:06
Es reicht also nicht, wenn einer einen Ziegenhof betreibt. Er muss nebenbei noch Käserei und Wochenmarkt bedienen.
Wollte ich das auf meinen Betrieb übetragen: Ich bitte um das Tageszeitverlängerungsformular. Mein Fred zeigt jeden Tag womit ich meine Zeit verbinge. Ohne Urlaub Ohne Sonntag. Ohne Freizeit. Wir hatten nicht mal Weihnachten wegen Hochwasser
Unser Betrieb könnte das nicht leisten. Selber Schuld?!
Nein, "nur" Ziegen halten reicht nicht.
Der Bauer hat sich dazu bewusst entschieden, kann und will das leisten (nicht allein), ist damit nicht abhängig von anderen, besteht schon bald 20 Jahre mit diesem Konzept und ist mittlerweile mit vielen anderen gut vernetzt, was dem Verkauf nützt.
Die Schäferin die hier südostlich die Natura 2000 Flächen beweidet, hat, so wie Du, mit den Schafen mehr als genug zu tun, ist allein und macht nichts anderes.
RosaRot
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Die fünf Schaf- und Ziegenhalter die mir so auf Anhieb einfallen, haben jeder deutlich mehr als 120 Tiere und mehr als 20 ha Fläche. Und neben der Produktion von Lämmern (Schnucken hält von denen keiner) haben die es scheinbar geschafft, vorhandene Fördertöpfe so zu nutzen, dass ein Betriebseinkommen bei rausspringt. Alle bewirtschaften in nennenswertem Umfang auch Schutzgebiete (Beweidung und begleitende Pflegemaßnahmen gegen Vergütung). Es bringt mehr ein, förderfähige Fläche in den Betrieb aufzunehmen und zu bewirtschaften als Tiere aufzuziehen. Das muss die Umgebung natürlich auch hergeben. Vielleicht sind deshalb diese übriggeblieben.
Am angenehmsten stelle ich mir den Job von dem vor, der mit seinen Tieren das ganze Jahr über viele Hektar Kompensationsfläche offenhält. Der Erlös für seine Zicklein ist dann möglicherweise nicht so wichtig.