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Staude oder Strauch? (Gelesen 25235 mal)
Re:Staude oder Strauch?
Hab jetzt nicht alles nachgelesen, aber:Diptam ist kein Halbstrauch, sondern eindeutig eine Staude.Die genannte Glockenblume ist eigentlich eine Staude. Bei diesem Exemplar scheint es so, als sei es tatsächlich die Achse (Blattnarben!) und keine Wurzel. Daher liegt hier tatsächlich eine Scheinbaumbildung vor. Baum, nicht Strauch, da nur eine Hauptachse, nicht mehrere gleichberechtigte. Schein- deswegen, weil mir das Ganze nicht wirklich verholzt erscheint. Und natürlich wäre bei Verholzung "Zwergbaum" die richtige Ansprache, auch wenn es für diese Art eine Ausnahme darstellt. Denn natürlich kann einer Art für eine bestimmte Klimazone eine bestimmte Wuchsform zugewiesen werden, abweichende Einzelfälle sind aber abweichende Einzelfälle und können nicht unter der Norm subsummiert werden. Soll heißen: Obwohl wir Primeln generell als Stauden ansehen, so bilden einige Arten der Untergattung Auriculastrum (bzw. als Gattung = Dodecatheon, nur am Rande) sehr häufig echte Stämme und wachsen als Zwergschopfbäume. Auch wenn wir sie in den Floren richtigerweise als Hemikryptophyt und Staude bezeichnen, so ist der Anteil an Chamaephyten bei Aurikeln - noch mehr bei P. palinuri - doch recht hoch. Dennoch bezeichnen wir die Art als Hemikryptophyt, weil das die Norm ist. Die Chamaephyten sind in dem Fall, da nicht zurückfrierend, keine Halbsträucher, da nur einen Stamm bildend Bäume, da Chamaephyten Zwerg- und da die "Krone" wie bei Palmen aus einer Rosette besteht Schopf-.Ein schönes Beispiel an morphologischer Plastizität ist Ricinus communis. In den Tropen ein bis 10 m hoher Baum mit etwas unförmiger Krone, in den trockeneren Tropen und in den Subtropen ein Strauch, in den kälteren, aber weitgehend frostfreien Regionen ein Halbstrauch und in Trockengebieten sowie der kühlgemäßigten Zone eine Einjährige. Da steht natürlich im Rottweiler zurecht Therophyt drin, weil er bei uns einer ist, dennoch kannst auf den Kanaren nicht sagen, jö, ein Therophyt, weil dort is er Chamaephyt bis Nanophanaerophyt, und zwar (halb)strauchig. Auch wäre es unsinnig in Rottweiler oder Fischadler (Exkursionsflora von Österreich) Makrophanaerophyt hinzuschreiben, nur weil er das in seiner Heimat ist, weil den bisher einzigen baumförmigen Rizinus Europas sah ich kürzlich in Sithonia. Ist also auch im Süden Europas eher die Ausnahme.
d'Ehre
Gerald Grasmuck
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Re:Staude oder Strauch?
Grüß Euch, @ uliginosaDie angeführte Definition aus dem Rothmaler orientiert sich, wie einleitend geschrieben, ausschließlich an Art und Lage der Überdauerungsknospen für ungünstige Zeiten (bei uns der Winter). Es wird dabei nicht unterschieden zwischen Dikotylen und Monokotylen. Jetzt verstehe ich das mit Aurikeln und Zugwurzeln. Stand da irgendwie auf dem Schlauch
@ pearlDictamnus albus wird im Rothmaler als Hemikryptophyt (also Kraut) beschrieben.Rosmarin ist als immergrüner Strauch geführt.Lavendel gilt nach Rothmaler als Halbstrauch, ebenso Salbei (S. officinalis). Man muss hier wohl den krautigen Teil auf die Blütenstände reduzieren. Genau genommen verholzen ja die Triebe allmählich, also wären sie nicht krautig. - Allerdings wäre das wieder ein Fall von allmählichem Übergang, der definitiv nur unter dem Mikroskop zu erkenn ist.Mit der Teil der Definition (Halbsträucher: ...Erneuerungsknospen, deren obere krautige Pflanzenteile alljährlich absterben...) hab ich auch noch meine Probleme. Als Wurzeln sind definiert die Teile der Pflanze, die der Verankerung, der Wasser- und der Nährstoffaufnahme dienen. Es finden sich niemals Blätter, Blattschuppen oder Blattnarben.Dass der Stamm der themen-auslösenden Glockenblume aus Gewebe der Wurzel gebildet wird, glaube ich nicht. - Die Wurzel wächst ja nicht nach außen (die Pflanze würde demnach ja aus dem Substrat herausgeschoben werden), sondern das Meristem des Sproßes wird durch die Wachstumsvorgänge jährlich ein Stückchen weiter nach oben beschoben, weil Zellen nach allen Seiten abgeschieden werden. Diese Zellen brauchen Platz: die nach oben und seitlich gebildeten Zellen entwickeln sich zu Blättern bzw. Blütenständen (was vom Platz her nicht stört); die nach unten und seitlich gebildeten Zellen stellen letztlich die Verbindungen der vorhandenen Leitsysteme mit den Blättern und Blütenständen her und brauchen Platz, der aber nur gewonnen werden kann, wenn das Meristem ein Stückchen weiter nach außen geschoben wird. So stellt sich mir aus hypothetischer Sicht die Stammbildung dar. Ich seh schon, fars´ Campanula muss noch auf den OP-Tisch 


Re:Staude oder Strauch?
Nix da! Ist mir ans Herz gewachsen.Bin ja schon happy, dass meine Frage doch nicht so einfach zu beantworten ist.
Re:Staude oder Strauch?
Schön wärs, doch wie Du selber einwirfst:nun, wie seltsam diese Frage. Eigentlich ist es doch klar.
Der Einwurf ist völlig berechtigt, leider sind nicht alle Fälle eindeutig wie die Glockenblume - gerade bei den Malven als Langsamverholzer. Malva dendromorpha etwa ist tatsächlich ein Baum, auch wenn oft nur zweijährig und von sehr weichem Holz, aber mit deutlicher Borkenbildung. Das ist ja auch das Problem bei den Geoxylic Suffrutices (Sträucher bei denen ich weiß, "bei denen das so is"), die man in situ teils eindeutig als Stauden ansprechen würde, die aber in Kultur, abseits von regelmäßigen Bränden, Beweidung, Dünenwanderung oder was sonst ihre Strauchnatur verdeckt, sehr wohl auch oberirdisch verholzen und dann plötzlich zu eindeutigen Sträuchern (Rosa pimpinellifolia/spinosissima - die aber in der Natur bei uns auch meist strauchig wächst - in Osteuropa ist das anders) oder gar Kleinbäumen (Erythrina crista-galli) werden können. Grad der Korallenstrauch ist in der Natur ein ausgeprägter Geophyt! Aber wer hat den in Kultur schon mal als Geophyten betrachtet?So ist das, was alltäglich klar ist im Detail manchmal teuflisch.Das, was aus meinen Malvengewächsen, die auch Stämme bilden, oder aus fars seiner Glockenblume austreibt sind Triebe, die nicht verholzen.Ich wüsste keinen Strauch, bei dem das so ist. Alles was aus meinen Sträuchern austreibt ist verholzt. Nur die Blätter fallen im Winter ab, oder auch nicht.Stauden haben Stengel, Sträucher Äste.
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Re:Staude oder Strauch?
Bei der Campanula findet sich sicher nur ein geringer Verholzungsgrad des Stammes. Einen Scheinstamm bei Campanula müßtest mir einmal zeigen. Scheistämme gibz bei Musa, Scadoxus etc. In der heimischen Flora fällt mir dazu ad hoc nix ein.Bei der Campanula findet sich sicher nur ein geringer Verholzungsgrad des Scheinstammes.
Hier wiederum ist die pomologische Definition eindeutig, und da gibz nix zu rütteln: Obst = Früchte mehrjähriger Pflanzen. Alles andere ist Gemüse.Rhabarber ist keine Frucht, daher Gemüse, Paradeiser sind einjährig, daher Gemüse, genauso wie Melonen. Haarig wirds bei Physalis edulis: Staude in ihrer heimat, bei uns einjährig gezogen. Obst oder Gemüse entscheidet sich daher nach Herkunft@ LehmRosmarin ist ein Strauch, zu einem baumartigen Wesen wird er ja nur durch menschliche Eingriffe. Für gewöhnlich findet sich dann aber nicht der Begriff Baum, sondern Hochstamm.Meintest Du Tomaten sind Gemüse und Obst? - Als Frucht ist nämlich definiert die Gesamtheit der aus der Blüte hervorgegangenen Organe. Früchte haben also die allermeisten Pflanzen. (Alle Pflanzen? Wie es da mit Sporophyten (Farnen) aussieht, kann ich auf die Schnelle nicht sagen.)Obst und Gemüse - das ist eine Frage der Definition:Variante 1:Gemüse: Sammelbegriff für krautige, ein- bis zweijährige Arten, die meist nur einmal tragen (egal ob Früchte oder andere Pflanzenteile). Obst: Sammelbegriff für mehrjährige Pflanzen, die mehrmals in ihrem Leben (egal ob Früchte oder andere Pflanzenteile).=> Hiernach wäre die Tomate Gemüse und der Rhabarber Obst.Variante 2:Gemüse: Sammelbegriff für Pflanzen, von denen nicht die Frucht als Nahrung dient, sondern Blätter, Stengel, Wurzeln...Obst: Sammelbegriff für Pflanzen, deren Frucht als Nahrung dient.=> Hiernach wäre die Tomate Obst und der Rhabarber Gemüse.Man kann es sich immer so drehen, wie man es gerne hätte ;)Ich bevorzuge eine Mischung beider Definitionsvarianten:Obst: Früchte, die von meist mehrjährigen Pflanzen stammen und oftmals süßlich oder säuerlich schmecken.Gemüse: so ziemlich alles andere, was der Ernährung nutzt.Tomaten sind Gemüse und Frucht, ebenso Rhabarber.

Was Du aus den Raunkierschen Wuchsformen alles rauslesen zu können meinst! BZW was haben die Rottweilerautoren da den Raunkier verhunzt! Hemiphanaerophyten. Welche Grausbirne steigt mir da auf! BeachtlichBlauaugenwels hat geschrieben:Ich fass dann mal zusammen:Campanula portenschlagiana: Chamaephyt, also KrautPrimula auricula (und Kultivare): Chamaephyt, also KrautPrimula elatior u. P. veris: Hemikryptophyt, also KrautIberis: Zwergstrauch, also GehölzHelianthemum: Zwergstrauch bis Strauch, also GehölzAlyssum: Chamaephyt, also KrautHeuchera: Chamaephyt, also KrautViscum album: Halbstrauch, also Gehölz


d'Ehre
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Re:Staude oder Strauch?
Bei den Tomaten müsstest du aber wie bei Physalis argumentieren. Lediglich in den kühlen Klimazonen sind sie einjährig.Paradeiser sind einjährig, daher Gemüse, genauso wie Melonen. Haarig wirds bei Physalis edulis: Staude in ihrer heimat, bei uns einjährig gezogen. Obst oder Gemüse entscheidet sich daher nach Herkunft
Was macht es bei einem eigentlichen Geophythen für einen Sinn dann verholzte Zweige (inkl. Reservestoffe!) anzulegen?Und warum ist er in seiner warmen Heimat ein Geophyt? Ist doch der Nationalbaum ArgentiniensGrasmuck hat geschrieben:Grad der Korallenstrauch ist in der Natur ein ausgeprägter Geophyt!

Re:Staude oder Strauch?
Nur Bedecktsamer bilden Früchte aus, weil als Frucht alles, was aus der Blüte stammt und den Samen umschließt (also vom Fruchtblatt nach außen) definiert wird.Bei Nacktsamern umschließt bekanntlich das Fruchtblatt den Samen nicht ganz und die Samenanlagen sitzen nicht in einem Fruchtknoten.-> Zapfen sind keine Früchte-> bei Ginkgo sind es Scheinfrüchte-> der Arillus bei den Taxaceae ist kein Fruchtfleisch, sondern ein Samenmantel -> ScheinfruchtMosse, Farne und Schachtelhalmgewächse bilden somit auch keine Früchte.Als Frucht ist nämlich definiert die Gesamtheit der aus der Blüte hervorgegangenen Organe. Früchte haben also die allermeisten Pflanzen. (Alle Pflanzen? Wie es da mit Sporophyten (Farnen) aussieht, kann ich auf die Schnelle nicht sagen.)
Re:Staude oder Strauch?
Das ist falsch. Sämtliche wilden Tomatenarten sind in der Natur einjährig. Lediglich das wild nicht vorkommende Solanum lycopersicum s.str. kann in Kultur auch künstlich mehrjährig gezogen werden, so wie das bei vielen hypertrophierten Therophyten in Kultur möglich ist (Petunien, Lobelien etc.). Insoferne hast Du aber recht, daß Tomaten in Kultur so gesehen zum Obst werden können.Bei den Tomaten müsstest du aber wie bei Physalis argumentieren. Lediglich in den kühlen Klimazonen sind sie einjährig.
Im Prinzip sind Erythrina-Arten entweder Bäume oder seltener Sträucher. E. crista-galli aber kommt natürlichweise unter anderem in Grasländern vor, die durch grasende Herden und Feuer geprägt sind. Die Strategie dem zu entkommen ist die Wanderung unter die Erde. Diese Strategie bei Gehölzen nennt man geoxylic suffrutices, "Erdholz-Sträucher. Die Äste wachsen unterirdisch - samt Verholzung und Reservestoffen. Sinn hat die Nährstoffspeicherung denselben wie oberirdisch, nur daß übliche Geophyten Zwiebeln, Knollen und Rhizome haben, was aber bei Gehölzen eine völlige Neubildung erfordern würde, und da braucht die Evolution länger. Und wozu was neues, wenn das alte ausreicht? Die meisten Geoxylic suffrutices wachsen als gewöhnliche Gehölze, wenn der Grund fürs unterirdische Wachstum wegfällt, also jedenfalls in Kultur. Im Fall von Ec-g und Rosa pimpinellifolia kommt noch dazu, daß diese weit verbreiteten Arten auch in der Natur die unterschiedlichsten Strategien anwenden, also nicht immer geoxylisch wachsen.Was macht es bei einem eigentlichen Geophythen für einen Sinn dann verholzte Zweige (inkl. Reservestoffe!) anzulegen?Und warum ist er in seiner warmen Heimat ein Geophyt? Ist doch der Nationalbaum Argentiniens![]()
d'Ehre
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Re:Staude oder Strauch?
Oh danke, das hatte ich übersehen anzumerken.Nur Bedecktsamer bilden Früchte aus, weil als Frucht alles, was aus der Blüte stammt und den Samen umschließt (also vom Fruchtblatt nach außen) definiert wird.
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Re:Staude oder Strauch?
Wichtig erschien mir anzubringen, dass Helianthemum, Iberis, Alyssum (in dem Fall A. spinosum), Salvia officinalis und viele angrenzende Verwandte, Ysop und Lavendel eben Sträucher sind. Halbstrauchartiger Wuchs bringt bekanntlich das Klima mit sich.Was mir noch nicht ganz runtergeht, ist allerdings die Tatsache, dass ein Baum lediglich nach der Wuchsform beurteilt wird und nicht auch nach der Höhe, wenn schon solche exakten Definitionen nötig sind. Was ist dann Zelkova, der Zürgelbaum, der in der Heimat vielstämmig aus dem Boden sprießt und 30 m hoch wird? Oder noch einfacher: Carpinus betulus als ausgewachsener Baum soll ein Strauch sein?Verständnislose GrüßeChristian
Re:Staude oder Strauch?
Danke für die Erklärung, Grasmuck!

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Re:Staude oder Strauch?
@ GrasmuckWie Du selber schreibst, ist die pomologische Definition bei Obst/Gemüse eindeutig. Dass es andere Definitionen gibt, heißt ja nicht, dass sie falsch sind. Es ist wie so oft eine Frage des Blickwinkels und der Fragestellung. Mit dem Rothmaler hab ich auch stellenweise meine Probleme. Daher hier noch die Einteilungen nach der "Fora von Deutschland" (Schmeil, Fitschen; 92. Auflage, Quelle&Meyer-Verlag), in der sich nach der Lebensdauer der Pflanzen orientiert wird:ein-, zwei-, mehrjährige und ausdauernde Pflanzen werden unterschieden. Kräuter (Therophyten): in allen Teilen krautig, immer annuell (Keimung, Blüte, Samenreife und Absterben innerhalb eines Jahres - nicht Kalenderjahr!), genauer: sommerannuell (Keimung im Frühjahr, Blüte und Samenreife im Sommer), winterannuell (Keimung im Herbst, Blüte und Samenreife im nächsten Frühjahr; z.B. Winterweizen).Zweijährige (bienne Pflanzen): erstes Jahr rein vegetatives Leben, Blüte und Samenreife im zweiten Jahr. Perennierende Pflanzen:a) Stauden (Krypto- oder Geophyten): Sprosse krautig, oberirdische Teile sterben nach Samenreife; Überwinterung mittels unterirdischer Organe (Knollen, Zwiebeln, Rhizome) Tiefenlage durch Zugwurzeln reguliert. Unterscheidung von Knollen-, Rhizom-, Zwiebel-, Rüben- und Wurzelgeophyten möglich. b) Halbsträucher (Chamaephyten): Sprosse sterben am Ende der Vegetationszeit abgesehen von den meist schwach verholzten basalen Triebabschnitten. Erneuerung erfolgt aus diesen basalen Pflanzenteilen. - Polsterstauden der Hochalpen zählen hierzu! (meist Stauden mit kräftiger Hauptwurzel und vielen gestauchten Sprossen mit geringem Längenzuwachs, wodurch die flache oder halbkugelförmige Oberfläche zustande kommt; im Gegensatz zu den Stauden sterben die Triebe aber nicht ab, wachsen immerfort, weshalb sich die Innovationsknospen von der Erdoberfläche entfernen; Polsterpflanzen sind immergrün)c) Holzpflanzen: Sprossachsen in allen Teilen verholzt und bleiben in Gesamtheit erhaltenZwergsträucher: bis 1m hoch mit aufrechtem, basal verzweigtem SprosssytemSpaliersträucher: Zwergsträucher der hochalpinen Region, deren Sprosssystem flach an den Untergrund gedrücktSträucher: meist höher als 2m, basal geförderte Verzweigung (Basitonie)Bäume: meist mit unverzweigtem Stamm und reich verzweigter Krone; spitzenwärts geförderte Verzweigung (Akritonie); Unterscheidung monopodialen Wachstums (Gymnospermen, aber auch Angiospermen) und sympodialen Wachstums (Linde, Ulme...)Nanophanerophyten: Zwergsträucher und SpaliersträucherPhanerophyten: BäumeVielleicht ist diese Einteilung mehr nach Deinem Geschmack? - Mir geht da was ab: Was mach ich mit einem Strauch, der zwischen ein und zwei Meter hoch ist :PIch muss jetzt aber doch noch den Rothmaler in Schutz nehmen. Es handelt sich bei diesem (wie auch beim Schmeil/Fitschen) um ein Bestimmungsbuch fürs Feld, also für die Bestimmung der Pflanzen an Ort und Stelle im Freiland. Prinzipiell sind beide Bücher ähnlich aufgebaut, aber in den Bestimmungsschlüsseln (beide Bücher sind ja quasi von vorne bis hinten reine Bestimmungschlüssel) wird stellenweise auf andere Merkmale eingegangen, beim Rothmaler mehr auf das Aussehen und den Pflanzenaufbau. Die Beurteilung des Pflanzen-Habitus ist somit im Rothmaler bei der Bestimmung wichtig(er) - und dafür wurde die Einteilung auch getroffen. Was bringt mir beispielsweise im Sommer die Beschreibung Therophyt aus Schmeil/Fitschen, wenn ich nicht an Ort und Stelle warten kann, um zu sehen, ob es sich tatsächlich um eine sommerannuelle Art handelt? - Ich persönlich würde nicht bis zum Herbst im Feld stehen bleiben, um das zu klären ::)So gesehen - und so muss die Einteilung schließlich gesehen werden - hat sie ihre Berechtigung. Rothmaler: Beschreibung rein nach Aussehen, Art und Lage der Überdauerungsorgane.Schmeil/Fitschen: Beschreibung nach der Lebensdauer und dann erst nach dem Aussehen.Es sind ja Bestimmungsbücher für unbekannte Arten und keine Kulturbeschreibungsbücher für den gärtnerisch Interessierten.@ RobDanke für die Richtigstellung der Blütendefinition. Ist mir durch die Lappen gerutscht, war in Eile *peinlich*@ allWas sich mir noch nicht erklärt:Definitionen von Stamm und Scheinstamm?
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Re:Staude oder Strauch?
So, ich hab nochmals in meinen Büchern gesucht - und was hab ich da bisher übersehen? "Die Blütenpflanzen Mitteleuropas" (Aichele, Schwegler; Kosmos-Verlag).Da klärt sich für mich Einiges auf, was in den anderen Büchern mehr oder weniger vermischt worden ist:Lebensform = WinterzustandWuchsform = BauBeide Begriffe werden oft durcheinander gebracht, da eine Lebensform nahezu ausschließlich nur durch eine bestimmte Wuchsform erreicht wird.Lebensformen:Luftpflanzen (Phanerophyten): kräftig gebaute oberirdische Sprosse, bei denen die an den Spitzen sitzenden Meristeme durch derbe Knospenschuppen geschützt werden. Zwischen den Knospenschuppen befindet sich häufig Harz, Wachs oder Gummisubstanz.Zwergpflanzen (Chamaephyten): wachsen so hoch, wie durchschnittlich Schnee liegt; wenn dieser fehlt, sterben überstehende Teile ab und die Pflanzen erneuern sich aus Knospen der am Boden anliegenden Sprosse (oft durch Falllaub etwas geschützt).Erdpflanzen (Kryptophyten): alle oberirdischen Teile absterbend, Speicherung der daraus nützlichen Stoffe in unterirdischen Pflanzenteilen, die auch schon während der Wachstumszeit mit Reservestoffen angereichert worden sind; die Knospen dieser Sprosse bringen im nächsten Jahr die neuen Triebe.Oberflächenpflanzen (Hemikryptophyten): Unterschied zu den Kryptophyten darin, dass Erneuerungsknospen direkt unter der Erdoberfläche liegend oder nur wenig herausragend; Grundblätter überdauern teilweise den Winter.Saisonpflanzen (Therophyten): leben nur einen Sommer; Überwinterung als Samen.Diese fünf Lebensformen sind in Mitteleuropa häufig. Anpassungsstrategien ans Leben in unseren Klimaregionen.Wuchsformen (die Standortbeschreibungen, ein paar Beispiele und ausführliche Infos lass ich weg)Krautige Pflanze: Pflanzen mit unverholzten Sprossen, die nur einmal blühend und fruchtend sind, heißen Kräuter. Begriff "krautig" davon abgeleitet als Gegensatz zu "holzig". (hier folgen im Buch detailiertere Beschreibung und Beispiele)Einjährige Kräuter: echte Saisonpflanzen, Sommerpflanzen genannt; durchaus mehr als eine Generation pro Kalenderjahr; oft hohe Vermehrungsrate. (Beispiel: Senecio vulgaris)Mehrjährige Kräuter: vegetatives Wachstums im ersten Jahr (selten bis vier Jahre), dann die Blüte und Samenbildung; Prinzip Kräuter (einmalige Blüte und Absterben der Pflanze) bleibt erhalten (Beispiel: Daucus carota, Angelica sylvestris)Stauden: mehrjährige Pflanzen, die mehrmals blühen und Samen bilden. Absterben der oberirdischen Teile im Herbst und Austrieb im Frühjahr aus unterirdisch geschützten Sprossteilen (Wurzelstöcke, Knollen, Zwiebeln oder Kombinationen dieser - z.B. Kartoffel: lange dünne Wurzelstöcke mit Knollen). (Beispiele: Gräser, Scharbockskraut, Brennessel, Lerchensporn...)Bäume und Sträucher: relativ langsames Wachstum (im Vergleich zur Gesamtgröße), solides, kältefestes Material.Zwergpflanzen (Chamaephyten): Klein- und Zwergsträucher (beide mit aufrechten Zweigen), Kriechsträucher (mit niedergestreckten Nebenzweigen) oder Spaliersträucher (alle Sprosse dem Untergrund angeschmiegt).Sträucher: 2-5 Meter hoch (Rekord: 15m)Bäume: heimische Laubbäume 15-40m (Eiche bis 50m), Nadelhölzer etwas darüber (Tanne bis 60m, Fichte bis 75m)"Halbsträucher": stehen zwischen Staude und Gehölz, meist echte Zwergpflanzen. nur in Bodennähe verholzt, krautiger Teil stirbt ab (Beispiel Solanum dulcamara)Es geht jetzt im Buch noch etwas weiter, allerdings schwer zusammenzufassen und daher lass ich das jetzt ::)Zu bedenken ist bei diesem Buch, dass es sich nur um die Pflanzen Mitteleuropas kümmert. Dass manche Exoten bei der Einteilung nur schwer unterzubringen sind, wird dadurch klar. So, Mittagessen ist angesagt.
Re:Staude oder Strauch?
Blauaugenwels und fars, ich finde es immer gut wenn man hier Probleme kennen lernt, die man vorher nicht hatte.Zum Zeitvertreib habe ich mich mal so umgesehen. Ich bin stets und immer in erster Linie für Klarheit.Der Däne Raunkiaer hat also die Pflanzen nach ihren Lebensformen eingeteilt. Nach der Lage der Überdauerugsknospen. Die Einteilung der Pflanzen nach ihrer Wuchsform deckt sich mit der nach Lebensform nicht.Gerade habe ich das jetzt geschrieben und da sehe ich, dass Blauaugenwels schon eine Antwort geschrieben hat. Synchronisiert?Die Einteilung nach Lebensformen ist an Mitteleuropa gebunden. Sie bezieht sich definitionsgemäß auf unser Klima und auf die Strategien mit denen die Pflanzen unseren Winter überleben.Chamaephyten chamai gr. am Erdboden. Mit Überwinterungsknospen über dem Erdboden, möglicherweise unter einer Schneedecke.Geophyten unter der Erde überwinternd. Geophyten sind Kryptophyten. Krypto- bedeutet verborgen, das kann auch unter Wasser oder im Moor sein.Hemikryptophyten sind weder das eine noch das andere, sondern dazwischen.Wuchsformen sindkrautige Pflanzen. Das sind einjährige oder zweijährige Kräuter oder Stauden. *schmunzel* Gehölze. Dazwischen stehen dieHalbsträucher Staudenbäume gibt es bisher nicht, weder in dem einen noch in dem anderen System.Mein Vorschlag: eine Systemerweiterung: fars Glockenblume ist ein Staudenbaum.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
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Re:Staude oder Strauch?
Hallo pearl, ja, synchronisiert würde passen. Da haben wir beiden wohl ähnlich gedacht und recherchiert. - Passiert mir im Freundeskreis häufiger. Gedankenübertragung ;)Staudenbaum find ich klasse. ;DLGMarkus