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Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr? (Gelesen 27232 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

Moderatoren: Nina, AndreasR

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sarastro

Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

sarastro » Antwort #45 am:

Eidechsen und Schlangen auch! ;D
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Shamaa
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

Shamaa » Antwort #46 am:

Danke, danke, danke, Lilo!Die "Gartenbetroffenheit" nimmt ja erstaunlich zu. Soll doch jeder seinen Garten nach seinen Bedürfnissen und seinen Vorstellungen von Schönheit gestalten! Ob ich Kartoffeln anbaue, Phlox züchte oder eine Rasenfläche pflege -wen geht das was an ::) ::) ::) ::) Gruß Shamaa
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Susanne
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

Susanne » Antwort #47 am:

Noch nie von "Eigentum verpflichtet" gehört? Wer Land (vorübergehend!) sein eigen nennt, trägt damit auch Verantwortung. So finde ich es zum Beispiel sehr richtig, daß großflächige Versiegelungen oder willkürliche Abholzungen nicht mehr ausschließlich vom Eigentümer bestimmt werden können. Umweltschäden werden letztendlich von allen getragen - häufig über Generationen. Wobei eine reine Riesenrasenfläche sicher noch als harmloses Übel im Sinne von Fußballplatz gesehen werden kann, Aufschüttungen zu Bachufern hin jedoch nicht - da greift jemand massiv und bedrohlich in ein bestehendes Ökosystem ein.
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
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manfredm
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

manfredm » Antwort #48 am:

... Bei uns im Norden ist große Ordnung angesagt (mein Vater: "du nennst das Ökologie, ich nenne das Faulheit")!Aber ein bißchen Unterstützung brauchen meine Blumen, damit sie nicht in Brennesseln, Giersch und Disteln untergehen. Gruß Shamaa
Meiner Erfahrung nach ist es eh falsch zu glauben, ein Naturgarten sei weniger Arbeit, jedenfalls wenn man unter Naturgarten nicht nur die Einstellung jeder Pflege versteht. Der Versuch, eine "kontrollierte" Wildnis zu pflegen schwächeren Wildpflanzen eine Chance zu geben, indem man die starkwüchsigen etwas eingrenzt, ist wesentlich aufwendiger als Rasen zu mähen und zwischen einigen Zierpflanzen Tabula rasa zu machen.Manfred
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manfredm
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

manfredm » Antwort #49 am:

Wie steht's denn bei Euch mit "Zen-" und "Feng Shui-" Gärten?
Scheng Pfui ;DManfred
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Ingeborg
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

Ingeborg » Antwort #50 am:

Zunächst möchte ich auf die Begriffe eingehen.KiesgartenNach Beth Chatto habe ich das so verstanden, dass auf einem Boden der kiesig trocken steinig ist Pflanzen angesiedelt wurden, die diesen Standort mögen. Der Bewuchs ist so dicht, dass keine unerwünschten Pflanzen aufkommen, bzw wurden diese gejätet solange die erwünschten Pflanzen noch nicht groß genug waren.Was hier angesprochen wird sind Anlagen in denen der Boden zwischen den wenigen Pflanzen mit Stein abgedeckt wird. In der mehr oder weniger optimistischen Hoffnung hier würde dann nichts mehr wachsen. Das ist mir absolut unverständlich. Ohne permanente Zuwendung wird das nichts! So ist auch der japanische Zen-Garten zu verstehen. Sein Zweck ist, seinen Gärtner dazu zu zwingen jeden Tag den Kies zu rechen. Wer dies so für sich annimmt und durchzieht - Respekt. Den gleichen Respekt kann man dem zollen der seinen Rasen unkrautfrei und gleichmäßig kurz und grün hält. Das erscheint mir sogar schwerer als Kies rechen. ZyklopenmauerHatten wir nicht schon mal diskutiert dass Zyklopenmauer sich durch unregelmäßige große Steine definiert die eben nicht rechteckig behauen sind? Diese Riesen-Trockenmauern aus ?Jurakalk?-Quadern sind das Äquivalent der klassischen Trockenmauern früherer Zeiten. Man nimmt was sich günstig anbietet. Mit den Maschinen heute ist es billig und einfach seine Hänge damit zu befestigen. Wenn man es nicht übertreibt - ich sah eine Variante wo die einzelnen Steine nahezu so groß waren wie das Haus zu dem sie gehörten - und die Bepflanzung einigermaßen hinhaut und man die Zeit gibt Patina anzusetzen, dann ist das doch eine gute Sache. PrairiegartenWas ist eigentlich eine Prairie? Kürzlich wurde erwähnt, dass oft eher eine Steppenpflanzung gemeint ist. Die Grundstückbesitzer die oft gar keine gärtnerischen Vorkenntnisse oder Ambitionen haben sind doch darauf angewiesen irgendwo gute Informationen zu finden. Diese bekommen sie in der Regel von Fachbetrieben. Da würde ich hoffen, dass wenn ein Gartengestalter von Kiesgarten spricht, er dies auch entsprechend darstellt und den Leuten nicht vorgegaukelt wird eine Steinschüttung sei eine ewig pflegefreie Anlage. So würde ich zunächst die Fachbetriebe in die Pflicht nehmen, doch deren Unternehmenszweck ist nicht die Förderung von Wissen und (Garten)Kultur sondern die Gewinnerzielung. Und wutsch sind sie aus der Pflicht. Doch wen nehmen wir nun stattdessen in die Pflicht?Mäzene, Künstler, den Staat, Bildungseinrichtungen … Da habe ich gehört es wird eine königliche Gartenakademie in Berlin entstehen. Darüber hinaus gibt es die Gartenakademien der Länder Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg von denen ich weiß und vielleicht noch mehr. Die Gesellschaft der Staudenfreunde und bestimmt fallen Euch noch mehr Organisationen ein die mehr oder weniger ohne Profitinteresse arbeiten. Wir haben dieses und andere Internetforen wo viele Informationen zu finden sind und ein gutes fachliches und künstlerisches Niveau erreicht wird. In diesem Sinne würde ich dafür plädieren hier Begriffe wie zB Kiesgarten oder Prairiepflanzung klarer zu interpretieren. Hausbesitzer sind mittlerweile in Deutschland leider fast immer automatisch Gartenbesitzer – so wollen wir das scheinbar. Es wäre vielleicht schöner wenn man sich entscheiden könnte für ein Haus mit Garten (auch gerne mehr als 100 m²) oder eben Haus ohne Garten wenn man mit dem Garten eigentlich gar nichts anfangen kann. Zufällig sprach ich kürzlich mit meinen neuen Gartennachbarn, sie haben ein Reihenhaus mit „Garten“ aber sie pachten einen Garten außerhalb weil ihr Hausgarten gar nicht ihren Bedürfnissen entspricht. Ein Dilemma das häufiger auftreten dürfte. Was soll nun mit diesen Flächen am Haus geschehen?Garten ist Garten und nicht „freie Natur“ wie Urwald oder Steppe.Garten ist nicht Wildnis, in diesem Sinn bin ich gegen „Naturgarten“, wohl aber für extensiv gepflegte Teilbereiche. Die gängige Methode Garten gegen Natur abzugrenzen ist das gezielte setzen gewollter Pflanzen und vor allem deren permanenter Pflegeschnitt. Das mit dem permanenten Schnitt wird oft vergessen oder übertrieben. Hier das richtige Maß zu finden ist die Kunst.Der Rasen mit Rosenrabatte ist in meinen Augen genau die Fortsetzung des formalen französischen Gartens unter den Aspekten des Zeitgeistes. In diesem Sinn aber sind sie zumindest Garten weil ihnen permanente Pflege zuteil wird. Es gilt also zu akzeptieren, dass der menschliche Lebensraum, in diesem Spezialfall Garten genannt, permanent zu pflegen ist damit er sich vom Urwald unterscheidet und für den Menschen angenehm ist. Wie der Einzelne das tut muss ihm überlassen bleiben. Viele Wege führen nach Rom. Der Mensch braucht Zeit und Anleitung um sich Wissen anzueignen und seine Kenntnisse und Fähigkeiten zu entwickeln. Hier wurde schon öfter über das Nachahmen etwas negativ geschrieben. Nachahmen ist der erste Schritt des Menschen zu lernen! Nachgemachte Prairiepflanzungen, Wellenmauern oder Zengärten bekunden den Willen des Nachmachers sich mit dem Thema zu befassen. Da sind doch auch Vorschläge wie „Silbersommer“ eine gute Sache. Es gibt übrigens sehr viel mehr solcher Pflanzvorschläge für unterschiedliche Standorte. Man findet einiges bei Perennemix. Der zweite Schritt ist variieren und erst der fortgeschrittene Künstler wird neues Eigenes schaffen. Nun frage ich, wie viele werden dieses fortgeschrittene Stadium erreichen?Ich selbst sehe mich, wäre ich Maler, noch im Studium der Farben und Formen – vielleicht male ich mal ein einfaches Stillleben. Dabei lebe ich seit 1964 mit einem Garten zusammen. Ingeborg
Il faut cultiver notre jardin!
Eva

Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

Eva » Antwort #51 am:

Meine Eltern haben im Garten einen Stein-Streifen am Haus entlang, wo der Boden wegen Dachüberstand immer trocken bleibt. Dieses Stück mussten wir Kinder immer pflegen, d.h. von Unkraut und vor allem von gefallenem Laub frei halten. Ich fand das damals wunderschön, weil mein Vater wirklich tolle Steine da hat, aber über die viele Arbeit habe ich oft geflucht. Kiesgarten ist sicher höchstens dann pflegeleicht, wenn es keine größeren Laubbäume in der Gegend gibt. Und der Vergleich mit den gartenarchitektonischen Vorgarten-Varianten "Rasen + Zuckerhutfichte(n)" bzw. "Cotoneaster und Ruh is" ist in diesem Zusammenhang sicher angebracht. Seufz.
sarastro

Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

sarastro » Antwort #52 am:

Ingeborg, deine Ansichten über das Nachmachen deckt sich mit den beginnenden Erfahrungen eines jeden Gärtners, der über den Tellerrand herausschaut und kreativ sein will. Nachmachen hat allerdings nichts mit Abkupfern zu tun. Und wer bei Silbersommer und ähnlichen "Schablonen" bleibt, der hat die grundlegenden Prinzipien nicht verstanden. Als Basis ja - als Dauerlösung mit deckungsgleichen Lieferscheinen - fatal und fantasielos. Aber dies begreifen offenbar einige Kollegen nicht und schütteln lediglich ihr weises Haupt.Wir müssen das ganze Leben lernwillig sein, sich mit Handys, Computer und sonstiger Elektronik wie selbstverständlich auseinandersetzen. Und bei Pflanzen, der ureigensten Materie eines jeden Landschaftsgärtners sollte ihm das Denken in Form von Schema F-Lösungen abgenommen werden? Das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, zumal jede Kundschaft einen anderen Geschmack hat, der eine will mehr oder weniger in Pflanzen investieren, ganz zu schweigen von unterschiedlichen Böden und Lichtverhältnissen.
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klaudia
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

klaudia » Antwort #53 am:

hallo,ich glaube eher, dass es weniger mit ideenverarmung zu tun hat. ich denke es ist der spiegel unserer gesellschaft. den ganzen tag arbeiten um das schicke häuschen mit dem rieseigen (steinwüsten-)garten bezahlen zu können und keine zeit mehr darin zu leben.deswegen muß ja alles auch so pflegeleicht sein.lg
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Santolin
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

Santolin » Antwort #54 am:

Ich kann Ingeborg nur zustimmen, was die Zusammenfassung von Beth Chattos Kiesgartenkonzept betrifft. Da geht es wirklich nicht um viel Kies und einige Pflanzen sondern um den Versuch, an einem Standort die entsprechenden Pflanzen anzusiedeln. Natürlich hat Chatto einiges, auf das der "Normalgärtner" nicht immer zurückgreifen kann: großes Pflanzenwissen, viel Hilfe und eine riesige Pflanzenauswahl vor Ort. Der "Kiesgarten" ist ja auch kein Privatgarten, sondern eine Verkaufschau, die andere zum Kaufen und Nachahmen animieren möchte, sozusagen ihr Schaufenster. Genau nachahmen kann man sowieso die wenigsten Pflanzvorbilder, denn oft hat man ja schon einiges in den Beeten oder der Standort oder der Boden sind anders......Die "Pflegeleichtigkeit" sind ein anderes Kapitel. Da habe ich auch schon einiges hinter mir in meiner Naivität zu Beginn meiner Gartenleidenschaft. Bäume und Blätter, die sorgen dafür, dass im Winter eine Kiesfläche sehr trist und vernachlässigt aussieht - wenn man nicht fast auf den Knien die einzelnen Blättchen rauszieht. Nicht dass ich das tun würde :P :PAus den Tiefen der Steinzwischenräume aller etwas größeren Steine strecken die mannigfaltigsten Unkräuter und Gräser ihre Samenstände ans Licht. (Wobei größer schon bei Babyfaust beginnt) Meine begeistert zwischen die Lavendelbüsche gelegten "Mulchsteine" hab ich schon des öfteren verflucht. Nicht bedacht wird auch oft, dass sich ja neben Blättern auch anderes organisches Material zwischen den Steinen ansammelt und mit jedem Jätevorgang beim herausziehen Erde zwischen die Steine gestreut wird. Das ist dann wieder ein toller Platz für neues Unkraut.Ich verwende die Steine hauptsächlich dafür, den Boden darunter feucht zu halten und den Pflanzen einen kühleren Wurzelbereich zu bieten. Dieser Aspekt klappt voll und ganz.Zum Nachahmen noch folgendes: als ich vor 5 Jahren vor einem 3000 qm Grundstück mit sog. Pionierbewuchs ( 1m hohe Pappeln, Disteln, Nachtschatten und BROMBEEREN ) stand, wußte ich praktisch nichts. Bodenansprüche, Wuchshöhe, Blühzeiten, Pflanzengesellschaften, Pflege.......alles Neuland. Mein erstes Beet auf dieser riesigen Fläche war ein 15 m langer und 40 cm breiter Streifen entlang des Weges, in dem ich Steingartenpflanzen( !!!) unterbrachte.( Da werden einige von euch jetzt schmunzeln) Unsere ersten Ferienhausgäste haben mir hinterher gemailt, dass sie das Beet zuerst gar nicht als solches wahrgenommen haben. So habe ich stapelweise die eher verpönten Gartenzeitschriften angesehen um ein wenig Gefühl für Beete usw. zu entwickeln. Und bei langen Spaziergängen möglichst unauffällig in andere Gärten geschaut. Und dann ja zum Glück Garten pur entdeckt :DLG Santolin
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Staudo
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

Staudo » Antwort #55 am:

hallo,ich glaube eher, dass es weniger mit ideenverarmung zu tun hat. ich denke es ist der spiegel unserer gesellschaft. den ganzen tag arbeiten um das schicke häuschen mit dem rieseigen (steinwüsten-)garten bezahlen zu können und keine zeit mehr darin zu leben.deswegen muß ja alles auch so pflegeleicht sein.lg
Ich denke, hier ist Ursache und Wirkung vertauscht. Die 38-Stunden-Woche haben doch die allermeisten Arbeitenden nur auf dem Papier, (unbezahlte) Überstunden und lange Anfahrtswege sind in vielen Berufgruppen die Regel. Der Wunsch nach einem pflegeleichten und dennoch attraktivem Garten ist da sehr verständlich. Weil das gärtnerische Wissen und auch das Interesse erst langsam erarbeitet werden muss (siehe Santolins Beitrag), wird in der Not halt ein „pflegeleichter“ Kiesgarten angelegt. Viele GrüßePeter
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Pimpinella
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

Pimpinella » Antwort #56 am:

Wenn ihr mal was richtig spektakulär-liebevoll-eintöniges sehen wollt, müsst ihr in den kleinen Ort Diespeck bei Neustadt an der Aisch in Franken fahren. Da sind Freunde von uns vor kurzem hingezogen, und immer wenn wir sie besuchen, gehört ein staunend-hochnäsiger Spaziergang durch das Neubaugebiet fest zum programm. Es gibt in Neustadt anscheinend zwei Gartengestalter, die auch im großen Stil auf das Findling-Kies-und Gräser-Programm abfahren, mit Buchsbäumen und allerhand Dekokram. Man kann nicht mal sagen, dass das alles wirklich hässlich ist. Die Gestalter haben sich durchaus Gedanken gemacht - nur halt immer wieder die gleichen! Immer, immer wieder! Neben jedem plietschbuntem Neubau mit fränkisch-steilem Giebel und albernen aufgepappten Fensterkreuzen steht ein standhaftes Pampasgras. Jetzt im Winter haben sich die Nachbarn alle fachmännisch darauf verständigt, die Pampashelden zusammenzubinden, damit sie vom Schnee nicht erdrückt werden. En masse ist der Effekt wirklich sehr komisch. Aber an dem vielen Hard Landscaping haben die Gartengestalter sicher eine Menge Geld verdient.
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RosaRot
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

RosaRot » Antwort #57 am:

Ich lebe in einem älteren Siedlungsgebiet außerhalb der Stadt. Hier sind die Grundstücke sehr groß, die Bebauungen wurden mit zunehmender Familiengröße aufgestockt und umgebaut, die ebenfalls großen Gärten wurden als Nutz- und Ziergärten genutzt, zeitweise wurden dazu noch Tiere gehalten. Die meisten Gärten hatten einen sehr schönen Obstbaumbestand und teilweise recht vielfältige Blumenpflanzungen, manche sogar sehr schöne. Zu erkennen war in der Mehrzahl eine intensive Beschäftigung der Besitzer mit ihrem Grund und Boden. Ein alter Nachbar, mit dem ich mich neulich länger unterhielt, erzählte, daß er so ein entlegens Grundstück erworben hat, weil er so gern im Garten arbeitet... ;DSeit einem gewissen Zeitraum ab 1990 wurden etliche Grundstücke verkauft aus unterschiedlichn Gründen. Mit einer Ausnahme in allen (in diesem einen Grundstück wurde der Garten vollständig erhalten!!!) verkauften Grundstücken wurde Tabula rasa hergestellt, anschließend prunkvolle Neubauten errichtet ::), die Gärten wurden offenbar gleich mitgestaltet...manche bestehen aus einem Rasen mit einem riesigen Badebecken in der Mitte, manche aus einer sonderbaren Ansammlung von Lavendeln , Rosen und Ziergräsen mit Cotoneaster-Einrahmung. Der erste Eindruck bei der Betrachtung dieser Gärten ist: lieblos. Es geht nicht mehr darum, aufs Land zu ziehen, weil man einen Garten bearbeiten möchte oder sonstwie einen Bezug zur Natur hat, sondern weil es plötzlich schick ist, hier "draußen" zu wohnen.Einige ärmere Neubewohner hier haben wenigstens die alten Häuser weiter benutzt und überlassen ihre Gärten zu Teilen der Natur, müssen dies vielleicht auch, weil sie wenig Zeit haben. Auch diese halbwilden Gärten haben noch einen Charakter, der den "gestalteten" völlig fehlt.Das Schärfste ist ein ehemals terrassierter Hanggarten, der zu einem Hügel zusammengeschoben wurde, darauf eine Straße nun bis zur Haustür führt, der gesamte Hang wurde von Pflanzen befreit bis auf zwei Nadelbäume und anschließend mit roten Granitbrocken dicht an dicht "gepflastert" - es ist dies ein wahnsinniger Anblick auf den uns viele unserer Besucher ansprechen...Zum Glück gibt es noch einige junge und ältere Frauen in der unmittelbaren Nachbarschaft deren Gärten vom Blümchenbeet sich langsam fortentwickeln zu etwas Eigenem:Fazit: Egal wie ein Garten gestaltet wird, ob mit oder ohne professionelle Hilfe: wichtig ist eine grundsätzliche Beziehung zur Erde und eine Lust das Wachsen und Vergehen zu erleben und selbst mit zu gestalten, zumindesten ein klein wenig jener kindlichen Lust am "Moddern" (mit Erde spielen) ;)- diese scheint aber doch einer Reihe von Gartenbesitzern heute zu fehlen.
Viele Grüße von
RosaRot
Habakuk

Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

Habakuk » Antwort #58 am:

Ich lebe in einem älteren Siedlungsgebiet außerhalb der Stadt. (...) Die meisten Gärten hatten einen sehr schönen Obstbaumbestand und teilweise recht vielfältige Blumenpflanzungen, manche sogar sehr schöne.
Die waren zu Beginn sicher auch öde und leer. Du siehst das Ergebnis einer jahrzehntelangen Auslese.
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RosaRot
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?

RosaRot » Antwort #59 am:

Um so tiefer betrübt mich, das dieses teilweise über ein Jahrhundert und mehr gewachsene heute so wenig Achtung erfährt. Die eine Ausnahme habe ich geschildert.
Viele Grüße von
RosaRot
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