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Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr? (Gelesen 27144 mal)
Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Heute bin ich von einem viertägigen Familienbesuch in meiner alten Heimat in Südbaden und der Schweiz zurückgekehrt. Bei Spaziergängen und Fahrten durch manche Stadtviertel beidseits des Rheines, angefangen von Basel bis Waldshut hinauf fiel mir auf, dass die auch von mir bisher so propagierten Kiesgärten momentan das Alleinseligmachende in der Gartengestaltung zu werden scheinen. Allenorts kann der interessierte Gartenliebhaber zumindest im alemannischen Raume Kies- und Schotterflächen kleineren und größeren Ausmaßes bewundern, fast schon im Überdruss, ähnlich der vielen Zyklopenmauern. Kalkschotter, Granitschotter, farbiger Kies oder Serpentin, schlimmstenfalls gemischt zieren manchen Vorgarten. Nicht, das irgendetwas dagegen spräche, aber die Bepflanzung reduziert sich ganz minimalistisch auf ein paar Buchskugeln oder neuerdings auf bunte Koniferenhochstämmchen. Wir können diese Kreationen nicht etwa nur vor Spitälern oder Banken besichtigen, nein, auch vielerlei Vorgärten sind so pflegeleicht durchstylt. Ist das des Landschaftsgärtners ganzer Einfallsreichtum oder lässt sich so im Mainstream am schnellsten das dicke Geld verdienen? Dabei lassen sich gerade Kies- und Schottergärten wunderbar mit allerlei Stauden und trockenheitsliebenden Gehölzen abwechslungsreich gestalten. Enttäuschend und ein wenig erschreckend, wie sich eine neue oder auch alte Idee so sehr auf ein primitives Minimum reduziert. Karl Foerster hat einmal das treffende Zitat über die "Gärten als Dokumente der Andachtslosigkeit, mit denen das Leben gelebt wird" geprägt. Mich würde sehr eure Meinung darüber interessieren! Dieses Thema interessiert wahrscheinlich hauptsächlich die Herren und Damen Landschaftsgärtner, sowie die Planer.Ein pflanzen- und ideenreiches Neues Jahr wünscht Christian
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Nunja,sagen wir`s mal so - es GIBT die anderen Gaerten schon auch. Es sind DIE Gaerten, die als unaufgeraeumt, unordentlich, wild, verunkrautet, ungepflegt ect. gelten.Es gib diese Gaerten schon - nur sind sie nicht geschaetzt.Vielleicht sind es auch schlicht andere Gemueter, die solche Gaerten bewirtschaften. Und das tun sie zumindest teilweise trotz aller Gegenmeinungen.Allerdings ist so ein Querkopf wie ich auch in der Lage das XY. Bonbon- oder in diesem Fall Knop... papier einfach liegen zu lassen, auch ueber die Feiertage. Man wirft mir in der Woche locker 10 solche Papiere auf die Strasse ( wir haben ja keinen Gehweg). Meine ordentlichen Nachbarn kehren das weg - und ich lasse es liegen. Vielleicht reizt es ja das Auge des Verursachers? Mir wurscht. Ich bin doch nicht die Putze fuer Umweltschweine?!Wenn ich die Strasse kehre - lasse ich meine legendaere Ritzenbepflanzung unangetastet. Ich toleriere es auch im Winter, dass Samenstaende an den verdorrten Pflanzen haengen. Und ich nehme das Laub nicht vom Bankett. Noe, das machen die Amseln im Laufe des Winters. Die wollen allen Ernstes jetzt was zu fressen finden.Im Sommer reisst man mir die Ritzenbepflanzung regelmaessig ab ( also nur die Bluetenkoepfe - der Rest ist den Vandalen wurscht). Dazu haengt ein Spruch am Zaun. Heute lasen 3 Jugendliche den Spruch, warfen einen Boeller in den Garten und meine Huendin machte einen Riesensatz.Es ist mir ziemlich wurscht, was ueber meinen Garten gedacht wird oder ob es solche Hexen wie mich haeufig oder selten gibt. Abert es gibt uns!Koniferen Schnittwunder oder Buchskugeln - nicht bei mir!Fragt sich wohl einzig, was "man" sehen will?!Viele GruesseSabinemitdem Modell Kraut und Rueben
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Wäre die Frage, was zuerst da war:- die Nachfrage nach Kugel-Ahorn & Co.oder- das passgenaue Züchtungsergebnis der Baumschulen?
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Das habe ich in unserem kleinen Ort in letzter Zeit auch festgestellt.Alles mit Steinen zugeschüttet und irgend ein armes einsames Pflänzchen in die Mitte gepflanzt.Dazu die Steine in div. Farben und Muster ausgelegt.Mir graust......Das sind die Leute, die keine Lust zum gärtnern haben oder evtl. auch keine Zeit. Aber egal wie, sowas gäbs bei mir nicht.Und dann haben die Herrschaften noch so schöne grosse Grundstücke - es ist ungerecht verteilt. 

Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Wahrscheinlich gibt es Leute, die haben einen Garten, lieben ihn aber nicht. Da ist dann Kies, Rasensteine oder sonstiges Pflaster ein Ausweg. Bei uns im Norden ist große Ordnung angesagt (mein Vater: "du nennst das Ökologie, ich nenne das Faulheit")!Aber ein bißchen Unterstützung brauchen meine Blumen, damit sie nicht in Brennesseln, Giersch und Disteln untergehen. Gruß Shamaa
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Die wachsende Verbreitung von "Geröllhalden- Gärten" in der Schweiz ist mir auch schon aufgefallen, sarastro.
Zum Teil sind die sogar gänzlich ohne Pflanzen. :oAber vielleicht fehlt mir einfach der Weitblick für diese Art von "Garten"- Kunst... ;DLG ;)Viridiflora, ebenfalls mit unordentlichem Garten ( "Igitt, die hat ja Moosränder an den Beetkanten" - und der Nachbarsjunge bezeichnete meine Beete als Durcheinander. Wo er d a s wohl her hat ?
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Da stehe ich auch manchmal fast weinend davorUnd dann haben die Herrschaften noch so schöne grosse Grundstücke - es ist ungerecht verteilt.
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind (Karl Valentin)
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Das erinnert mich an meine neuen Nachbarn, die ihr Haus so nah wie möglich an die Grenze gebaut haben, und dann völlig entsetzt vor den jetzt ganz nah an ihrem Haus stehenden Bäumen standen. "Ja Bäume, die pflanzt man und so schnell werden dir ja ganz groß und stören dann so....!" Aber auf dem Ohr bin ich taub,....Spass beiseite. Diese Verarmung der Gartenkultur setzte meines Erachtens mit den Koniferengärten der 70er ein und geht jetzt halt mit Kiesgärten weiter. (Obwohl, wahrscheinlich war die Hortensien-Monokultur in den Vorgärten der 30er Jahre auch schon daneben....) Grundtenor: "Wir ziehen aufs Land, aber bitte keine Natur!" Ich genieße jedes Dorf, in dem es noch richtige ländliche Gärten gibt, meist werden Vorstadtgärten angelegt, die weder zum Haus noch zur Umgebung passen. Gärten werden in vielerlei Hinsicht nur noch als Wohnräume verstanden und ebenso gestaltet. Statt Sofa Designer-Gartenmöbel, statt Teppich Kies, dazu ein paar Pflanzen, die aber bitte sofort den gewünschten Eindruck erzeugen. Bringen sie nicht gleich den gewünschten Effekt, fliegen sie halt raus... Jahreszeitliche Veränderungen, Leben und Sterben, Wachsen und Verderben sind hier ausgesprochen unerwünscht. Ziel ist nicht so sehr die Pflegeleichtigkeit als die Unveränderlichkeit, die Abschottung von der Natur.Natürlich sind hier Gartengestalter und Designer gefragt, gerade als Multiplikatoren von Vielfalt zu wirken. Zur Zeit ist aber anscheinend minimalistisch gerade in! Gibt es Gartengestalter, die jahreszeitliche Veränderungen mit einplanen? Winterräume, Sommerräume? Wege, die man nur bei Trockenheit oder Schnee begehen kann? Ne, wahrscheinlich brauchts dazu das entsprechende Maß an Gartenverrückheit, das man nun wirklich nicht überall voraussetzen kann....Liebe GrüßeKatePS: Die größte Perversion des Kiesgartens sah ich auf einem Verkehrskreisel im Rheinland: mit knatscheblauen Glassteinen.... PPS: Auch mein Garten ist von einer herzlichen Unordnung, weil jetzt alles bis zum Frühjahr stehen bleibt und erst NACH dem Frost zurückgeschnitten wird.... 

Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Es tut richtig gut, über andere Gärten zu lästern.Ich wollte, hier gäbe es einige Kiesgärten. Statt dessen herrscht hier die Wohlanständigkeit der schnurgerade ausgerichteten Blümelein. Wie die standhaften Zinnsoldaten.Und Nachbars Bäume hätte ich auch nicht gerne in Grenznähe. Warum soll ich deren Schatten und Laubfall ertragen?
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Ich habe einen Nachbar, dessen gesamter Vor"garten" nur aus rot eingefärbten Holzschnitzeln besteht, die er da wohl aufgeschüttet hat, um keine Arbeit mehr zu haben. Er hat sich aber wohl keine Gedanken gemacht, was passiert, wenn das "Unkraut" dann doch mal durchwächst. Im Moment ragen tapfere grellgrüne Löwenzähne aus dem roten Schnitzelkram und ich freue mich schon auf die gelben Blüten.
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind (Karl Valentin)
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Die Gärten die zu Stein-Wüsten umgebaut werden nehmen zu, ich frage mich, wie die in ein paar Jahren aussehen?
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
der Schotter war wohl zu teuer, da hat es nicht mehr für einen neuen Gartenzaun gereicht

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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Vor ein paar Jahren beobachtete ich voll Begeisterung, dass Kiesgärten häufiger zu sehen waren. Und sie sahen gut angelegt und gepflegt aus, so wie man sie erträumen könnte..Dann geschah das, was Du erzählst und was mit jeder Modeerscheinung passiert. Die Nachahmer sahen eine Pflegeleichtigkeit in dieser Gestaltungsform und pflanzten in ein Leipziger Allerlei von Gestein das, was das örtliche Gartencenter bot. Traurig, aber doch nicht neu? Etwas gut und gekonnt nachzuempfinden wird niemals Nachahmung sein, sondern Hohe Schule. Und es spielt für mich überhaupt keine Rolle, ob es sich um Gartengestaltung, Innenarchitektur, Kunst oder "Mode" handelt. Sogar Kochrezepte lassen sich pervertieren.Und die nächste Gestaltungsidee wird schon ausgeschlachtet, zumindest hier in D. Du hinkst also bereits hinter dem Geschehen her; Christian! Deutschland hat die Prairiegärten entdeckt!
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
@Sabine G.Du sprichst mir aus dem Herzen
. Genauso sehe ich alles auch und so bin ich auch! Die Nachbarn kratzen regelmäßig aus den Pflasterritzen das Moos und den Löwenzahn und ich streue Akeleiensamen in die Ritzen
. Meine Beetumrandungen sind völlig vermoost, der Rasen muss um die Rosen in der Wiese herum gemäht werden und ordentlich sieht schon mal gar nichts aus. Kies in den Vorgärten und perfekt gestylte Koniferen und Buchskugeln sind mir in Holland (Zuid-Limburg) aufgefallen. Hier bei uns hat sich das noch nicht so durchgesetzt. Hier stehen die Leute auf einen schönen Rasen (keine Wiese!), Friedhofsraketen und pflegeleichte, mit Rindenmulch verzierte Beete.


Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
;Dsiehst - allein sind wir bestimmt nicht!Akeleien sind dazu wunderbar - super sind auch Dinathus armeria, Rudbeckia, verschiedene Sedumarten, ueberraschenderweise auch Gemswurz und Alant, Margerithen, Loewenmaul... Ich habe Nachbarn, die auf der Schattenseite gerade mit weissem Kies ihren Tank eingefasst haben
da weiss doch jeder, dass das innert 2 Jahren moosgruen aussieht! Dagegen finde ich mein immernoch "strukturiertes" Bankett geradezu tre chick ;DDie Geschmaecker sind verschieden. Aber mein Geschmack verkoestigt so manches Individuum jetzt noch. Die eifrig zubetonierten Loewenzahnversuche - sind in meinen Augen weder huebsch noch nahrhaft. Aber definitiv ordentlich ::)Viele GruesseSabine
