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Trend, Stil oder Gruppenzwang… (Gelesen 16956 mal)
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Ja, wir kritisieren oft, kopieren aber ohne mit der Wimper zu zucken.Diese weiten, offenen Rasenflächen, die relativ niederen Holzzäune, die akurat geschnittenen Koniferen in Gelb und Blau, den offenen Blick von außen in den Garten und auf das reetgedeckte Haus - ist schon typisch norddeutsch und es hat was Eigenes, Ruhe ausstrahlendes, was ich bei uns sogar sehr misse. Von unseren Gärten geht mehr Unruhe aus, sieht man von manchen Herrschaftssitzen einmal ab. Über die Auswahl der Pflanzen "im Torf" kann gestritten werden, bei uns aber auch. Ich komme jedes Jahr in die Gegend um Salzhausen und Hamburg. Und was mir stets auffällt: die Gärten sind penibelst gepflegt, manche sogar regelrecht abgeschleckt.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Der Vorwurf der (negativ besetzten) Fantasielosigkeit stört mich. Gibt es ein Minimum an verschiedenartigen Pflanzen, unterhalb dessen die Fantasielosigkeit angesiedelt ist? Ist schon Vielfalt allein ein Indiz für Fantasie? Oder kann das nicht schlicht Sammlerwut sein? Gehört zur Fantasie nicht auch das Ordnen der Vielfalt nach einem mir eigenen Prinzip, das für niemand sonst vorbildhaft zu sein braucht?Und noch was. Ein Mensch kann auf völlig unterschiedlichen Gebieten Fantasie haben. Mir ist nie ein Mensch begegnet, der auf allen Gebieten fantasievoll ist, im Gegenteil, je fantasievoller auf einem Gebiet, desto einfallsloser unter Umständen auf einem anderen.Und vielleicht ermöglicht ja so ein ruhiger und beruhigender grüner Garten einen freien Kopf für Einfallsreichtum auf einem ganz anderen Gebiet.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Zweifellos.Hier geht es aber nicht um "so einen" Garten, sondern um die Auffälligkeit der Häufung eines nahezu identischen Gartenstils.Und vielleicht ermöglicht ja so ein ruhiger und beruhigender grüner Garten einen freien Kopf für Einfallsreichtum auf einem ganz anderen Gebiet.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Also gut. Wir nehmen die Auffälligkeit der Häufung zur Kenntnis.Und dann?Sollen wir uns nun mehrheitlich entscheiden, ob es sich um Trend, Stil oder Gruppenzwang handelt? Egal, wofür wir uns entscheiden, es wird in deinen Augen doch immer das Falsche sein.Hier geht es aber nicht um "so einen" Garten, sondern um die Auffälligkeit der Häufung eines nahezu identischen Gartenstils.



Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Auch darum geht es nicht.Ich finde es durchaus interessant, wie sich im Rahmen der Diskussion ein unterschiedliches Meinungsspektrum herausschält.
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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Dass jeder gärtnern sollte wie er mag, steht wohl außer Zweifel. Für mich sehen die Gärten trotzdem nach langweiliger Nachmacherei aus, besonders die geharkten Beete in #3 machen mich aber nachdenklich. Denn wer soviel Arbeit ins Harken investiert, könnte wirklich viel anderes, ob im Garten oder woanders, anstellen.Fars, ich sag' das Reizwort jetzt nicht, haben wir ja schon genug diskutiert, aber es fehlt ganz eindeutig daran
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"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Ich versuche mir gerade positiv besetzte Fantasielosigkeit vorzustellen. Selbst beim Militär gibt's das nicht, aller Uniformität zum Trotz.Der Vorwurf der (negativ besetzten) Fantasielosigkeit stört mich.


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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Die Frage ist halt, was mit einem Menschen passieren würde, der da etwas anderes pflanzt, wie eine riesige Gemüseplantage, komplexe Staudenbeete, ein Arboretum oder einen Bambushain. Wären die anderen mit ihm beleidigt? Unsere Kultur legt vermeintlich viel Wert auf Individualität, aber in der Tat ist die Gabe dazu nur wenigen gegeben. Und in der Konformität lebt es sich einfacher (außer, dass das ewige Harken und Outdoor Hoovering doch recht viel Arbeit macht) - muss das schlecht sein?
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Ich bin in Hamburg aufgewachsen und kenne "solche Gärten" seit ich denken kann. Wir hatten ein Haus mit (für städtische Verhältnisse) wirklich großem Garten, in den meine Mutter durchaus viel Mühe und Zeit gesteckt hat. Und ich denke, dass sie das eigentlich auch immer aus Freude am Garten getan hat und nicht, weil sie kümmert, was Nachbarn denken oder sagen. Trotzdem war der Garten irgendwie so, wie alle in der Nachbarschaft. Große Rasenfläche, am Rand Beete drum. Viele Koniferen, Kriechwacholder, Rhododendren etc. Stauden standen immer so "isoliert" in den Beeten rum, dazwischen kahle Erde (meine Mutter hat unglaublich viel Zeit mit Unkrautzupfen verbracht), am Beeterand vorne eine akkurate Reiher aktueller einjähriger Blüher. Am besten Stiefmütterchen gelb-blau abwechselnd...Der Vorgarten war eigentlich das Gleiche nochmal in kleiner, da hatte es aber nur an zwei Seiten überhaupt Beet. Obst oder Gemüse gabs nur als ich mit 12Jahren oder so mal einen Sommer ein Beet bepflanzen durfte, was eh total umgestaltet werden sollte. Naja, zwei Apfelbäume hatten wir...Aber so sahen Gärten "bei uns" halt irgendwie aus, ich kannte es kaum anders. Einzige Ausnahme bildete der Garten einer Grundschulfreundin. Da wuchs einfach alles "so wild durcheinander". Im Frühjahr guckten plötzlich Winterlinge und Blausterne unter den Gehölzen hervor. Bei uns völlig undenktbar. Krokusse wurden in definierten Abständen im Beet geduldet; an andere Frühblüher kann ich mich nicht erinnern...Völlig anders im Dorf meiner Großeltern, keine 30km von Hamburg weg (aber in nordöstliche Richtung). Der Garten meiner Oma hatte auch eine große Rasenfläche, aber die hatte allein schon durch den riesigen Kirsch- und die zahlreichen Apfelbäume einen ganz anderen Charme. Es gab auch Beete rund um diesen Rasen, aber die waren immer von typisch bauerngärtlicher Üppigkeit. Da war keine kahle Erde in der man hätte stundenlang Unkraut zupfen müssen. Ich bin als Kind mit meiner Oma durch den Garten geganen und wir haben Samen von Einjährigen verstreut. Einfach so, wie wir grade lustig waren. Hier ein paar Malven und da auch noch ein paar; hier lieber Ringelblumen... Was mir in dem Dorf aber immerwieder auffällt: Die älteren Laute haben größtenteils solche Gärten, wie meine Oma ihn hatte; fast überall wo jüngeren Leute einziehen oder bauen werden die Gärten so "übersichtlich" und einheitlich...
Ein Garten ist mehr als die Summe seiner Pflanzen.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
ich wußte gar nicht, dass diese Art der Gärten eine norddeutsche Eigenart sind (demnach wäre es ja ein "Stil", vielleicht spiegelt sich hier ja die Weite der Landschaft in der Weite der Gärten wider) - wie sehen denn die Vorgärten in Süddeutschland aus?ich wohne in einem Dorf in Niedersachsen und viele (Vor-)Gärten sind hier auch so gestaltet wie auf den Fotos von fars zu sehen,die "Idee" dahinter ist, dass es vorm Haus das ganze Jahr über ordentlich und sauber aussehen soll, da wird nicht viel riskiert, also schon so 'ne Art Gruppenzwang zur Aufgeräumtheit, weil es sich eben so gehört, hinterm Haus ist der Garten dann meist sehr viel bunter und persönlicher gestaltet, da wird auch einmal herumexperimentiert, und viele Leute bauen hier auch noch Gemüse an, hinterm Haus
LG Pinguin
der-versteckte-garten.de
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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Da ich ja jetzt in Süddeutschland lebe, hab ich quasi den direkten Vergleich.Ich kann natürlich nur für die Gegend hier sprechen, aber ich finde schon, dass dort die Gärten anders und vor allem abwechslungsreicher sind. Natürlich gibts hier auch diese Rasenflächen mit nix als Thuja drum, aber eben auch noch viele Vorgärten in denen es überaus üppig grünt und blüht und man wirklich einen Weg von der Gartenpforte zur Haustüre brauch. Beliebt sind auch recht dichte Pflanzungen von niedrigen Sträuchern mit Gräsern und Lavendel; vermutlich weil es hier im Sommer arg heiß und trocken wird. Allerdings haben hier viele Häuser (vor allem ältere) gar keinen Vorgarten, weil die Häuser mit den hier typischen Hoftoren eine geschlossene Front zur Straße hin bilden. Nicht ganz mein Geschmack, aber ist nunmal so...
Ein Garten ist mehr als die Summe seiner Pflanzen.
- Gänselieschen
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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Hallo, jetzt ich auch noch.Ich finde diese Gärten einfach stinklangweilig. Öde, grün und übermäßig ordentlich. Das Schlimmste ist für mich, wenn ein Garten sozusagen auf dem Präsentierteller vor einem liegt.Das Gegenteil von dem, was da alles zu sehen ist - insbesondere die Tore, die was auch immer abschirmen sollen, sieht mehr aus wie eine Verkaufsausstellung - insbesondere das Tor aus Schmiedeeisen - also das Gegenteil von dem ist das, was für mich ein Garten ist.Kleine Einschränkung, dort wo Rasen ist, darf er ruhig schön sein, wenn man sich dafür nicht zu sehr ins Zeug legen muss.L.G:Gänselieschen
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Die Leute legen sich dort oben aber mächtig für ihren Garten ins Zeug, sonst wären die Gärten nicht so piekefein. Wenn ich die Bilder von Fars Revue passieren lasse, dann hat man eher das Gefühl und Resultat eines Gruppenzwanges, der ja auch in anderen Gegenden der Welt vorherrscht, eine klischeehafte Vorstellung "Man hat den Garten so zu haben, sonst passt man nicht dazu. Nicht nach der Toleranz "Wat dem Enen sin Uhl..." , sondern mit der Verbissenheit: was die Nachbarin xy hat, dass kann ich schon lange. Das Ausleben einer Art Statussymbol. Wenn die eine einen Lavendel im 5-Liter-Container auf der Terrasse stehen hat, dann muss die andere mindestens einen Terrakotta mit 3 Lavendel besitzen.Muss aber nicht so sein, ich kenne weder die Straße, noch die Bewohner.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Sarastro, mit allem was Du schreibst, hast Du genau den Nagel auf den Kopf getroffen. :)Ich kenne die Gegend im Oldenburger Land, wo die Gärten exakt die, ich nenne es mal, schöne Aufgeräumtheit haben.Gerade in den Neubaugebieten begegnet man einer Gleichförmigkeit der angelegten Gärten. Es wird sehr viel Geld und Arbeit in die Gärten gesteckt. Übrigens, Sonntags auch lautlose Gartenarbeit in seinem Garten zu verichten wir nicht gerne gesehen.Meistens stehen wunderschöne Solitärpflanzen nebeneinander, die sich gegenseitig die Show stehlen.Ich habe dort aber auch prächtige Exemplare von Acer, Rhododendron usw. gesehen, die sich durch den Alleinstand zu super Pflanzen entwickeln konnten.Mit Interesse wird verfolgt, was der Nachbar neu gepflanzt hat, um dieses nicht etwa zu bemängeln, sondern ebenfalls sich in den Garten zu holen.Vor zwei Jahren war es der Liriodendron, dann kamen die Rosenkugeln und dieses Jahr ist es der Allium.Ich denke es ist der dortige Gartenstil und manche Wohngebiete kommen einen Gang durch den Boga gleich.Auch die großen Gartenpforten sind einziger Zweck den Nachbar zu übertrumpfen.Ich nenne diese Neubaugebiete immer liebevoll Legoland.Aber diese Gärten fantasielos zu nennen, sorry, das finde ich etwas daneben.Es ist ein eigener landestypischer Stil der auch die Mentalität der Bewohner wiederspiegelt.Was nicht bedeutet, das neue Ideen ignoriert werden.
LG Margrit
"Willst du wertvolle Dinge sehen, so brauchst du nur dorthin zu blicken, wohin die grosse Menge nicht sieht" (Laotse)
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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Hallo PaulowniaDas nennt man eine Punktlandung :DGruß Henning