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Modestauden - wer steuert dies? (Gelesen 21246 mal)

Einjährige, Zweijährige, mehrjährige Stauden, Farne, Gräser, Zwiebelpflanzen ...

Moderatoren: Nina, Phalaina, AndreasR

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troll13
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

troll13 » Antwort #45 am:

Was mich im Zusammenhang mit Modestauden und der Staudensichtung noch bewegt.Sind die Lizenzgeber von den sog. Trendstauden mit Sortenschutz überhaupt an den Sortimentssichtungen interessiert?
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
ManuimGarten

Re:Modestauden - wer steuert dies?

ManuimGarten » Antwort #46 am:

Manu, deine Ausführungen wiederspiegeln den Trend der Zeit. Aber den gab es schon vor 30 Jahren mit Trendpflanzungen, besonders in MsG. Ist ja auch o.k., ich setze stets auf das spielerische Umgehen mit Stauden, niemals auf Kopieren.
Mit den Jahren werd' ich auch ein bisserl autonomer. ;)
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Staudo
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

Staudo » Antwort #47 am:

Ich mache mal den Anfang.Nach den Freiland-Schmuckstauden stammt 'Palace Purple' aus Kew. Mehr Angaben finde ich nicht. Jedenfalls war es die erste verbreitete Sorte mit rotem Laub. Anfang der 90er-Jahre hat u.a. Fuß in Königslutter Saatgut dieser ursprünglich vegetativ zu vermehrenden Sorte produziert. Damals waren in den Nachkommen immer wieder grünblättrige Pflanzen. Mittlerweile fällt die Sorte zu 100% rotlaubig.Ab 1998 begann sich die Sichtung mit dieser Gattung zu beschäftigen. Ursprünglich wurden 65 Sorten aufgepflanzt, von denen bis 2003 drei mit ausgezeichnet und drei mit sehr gut bewertet worden. Immerhin 59 Sorten waren schlechter. Anfang des letzten Jahrzehnts begann dann durch die um sich greifende Heuchera-Mode ;) eine wahre Sortenflut über uns hereinzubrechen. Mittlerweile waren hunderte Sorten am Markt. Interessant sind auch die propagierten neuen Verwendungsmöglichkeiten für Kästen und Kübel.Immerhin haben es einige in die Standardsortimente der Staudengärtner geschafft.
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Staudo
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

Staudo » Antwort #48 am:

Sind die Lizenzgeber von den sog. Trendstauden mit Sortenschutz überhaupt an den Sortimentssichtungen interessiert?
Das ist denen vollkommen egal. Bis sich werbemäßig verwertbare Ergebnisse einstellen gehen vier Jahre ins Land. Das ist zu lange.
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mame
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

mame » Antwort #49 am:

Nach den Freiland-Schmuckstauden stammt 'Palace Purple' aus Kew. Mehr Angaben finde ich nicht. Jedenfalls war es die erste verbreitete Sorte mit rotem Laub.
Oh, ich dachte immer `Palace Purple´ ist vom Schleipfer. :-[
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invivo
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

invivo » Antwort #50 am:

Danke Staudo.Es geht hier sicher zu weit, aber aufschlussreich wäre es, wenn man das Erscheinen von Artikeln, z.B. in MSG, zeitlich mit Verkaufszahlen in Verbindung setzen würde. Nach vorherrschender Meinung müsste es dann schließlich einen sprunghaften Anstieg geben.
Grüße
invivo
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Staudo
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

Staudo » Antwort #51 am:

Das bedingt sich gegenseitig. Die Anbieter haben Interesse daran ihre Neuheiten über die Presse bekannt zu machen, die Presse hat Interesse daran Neuheiten vorzustellen.
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mame
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

mame » Antwort #52 am:

Modestauden sind für mich die (hab ich ja in dem anderen Thread, aus dem dieser entstanden ist schon gesagt), die in großen Mengen vermarktet werden. Gekauft werden sie vielleicht von Leuten, die von dieser Masse schwer beeindruckt sind, vor allem zur Blütezeit. In Gartencentern gibt es ja meistens nur wenige, aber dafür große Posten Blühzeugs. Was in großen Mengen vorhanden ist, wird zur Mode erklärt (notfalls auch zur Staude des Jahres) ;DStaudengärtnereien dürfte das nur wenig berühren, weil der typische Staudengärtnerei-Kunde ja meistens ausgiebig beraten werden will und Empfehlungen von "seiner" Gärtnerei möchte. In Staudengärtnereien kann man also so ziemlich alles verkaufen, sofern man Zeit und Lust für Verkaufsgespräche hat.Dann gibt es noch die Kunden, die jede Woche kommen und stundenlang alles genau inspizieren und dann Pflanzen kaufen, die sie einfach schön finden.Modepflanzenkäufer sind mir im Staudengärtnerei-Verkauf noch nicht sooo viele begegnet.
raiSCH
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

raiSCH » Antwort #53 am:

Anfang des letzten Jahrzehnts begann dann durch die um sich greifende Heuchera-Mode ;) eine wahre Sortenflut über uns hereinzubrechen.
Meines Wissens war es Dan Heims mit seiner Gärtnerei "Terra Nova" in Tigard/Oregon, der neue Farben und Formen von Heucheras und Heucherellas (heute kaum mehr zu unterscheiden) auf den Markt brachte und 2005 bei Timber Press dazu auch ein Buch veröffentlichte. In Deutschland war es wohl der auf vielen Pflanzenmärkten auftauchende Hosta-Spezialist Ullrich Fischer aus Braunschweig, der mindestens ein oder zwei Jahre vor dem jetzigen Heuchera-Boom die ausgefallenen Neuzüchtungen von Dan Heims bei uns vorstellte.
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pearl
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

pearl » Antwort #54 am:

Mode hat ja auch immer mit Zeitgeist zu tun und wie im Textilbereich gibt es verschiedene Marktanteile für die unterschiedlichen Lifestylesegmente unserer Gesellschaft. Früher gab es nur die Trend settende Oberschicht, nun gibt es die verschiedensten Gruppen mit unterschiedlichen Gruppenidealen.Landlust ... ist relativ neu und eine mainstream Vermarktung einer Verbindung von neo-öko und Homes and Gardens der deutschen Art.In den 80ern hatten wir den Landhausstil, also Homes and Gardens Imitate in deutschen Einfamilienhäusern.Der asiatische und gekieste Garten ist eine Homage an den 50er und 60er Jahre Garten, der vor allen Dingen sauber und ordentlich und pflegeleicht sein sollte.Nur eine Handvoll gärtnert nach deutsch-niederländischer-kontinentaler Staudentradition, aber diese Art zu gärtnern wird von Gestaltern mit Anspruch vertreten und ist eher mit individualistischer Mode und Musik gekoppelt und einem ganz klaren Bekenntnis eines ökologischen Bewusstseins in einer globalen Welt. Nori und Sandra Pope waren Vertreter dieser Richtung und jetzt ist es Frau Oppenheimer in den Cotsworlds.Der Mainstream versucht ein wenig an dieser Richtung zu nippen, möchte aber Stauden haben, die wie Bauerngarten- oder Balkonblumen zu handhaben sind. Es reicht ein Styling ohne Inhalt und zur Tibet Gebetsfahne aus Kunststoff passt eben alles.
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husch69
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

husch69 » Antwort #55 am:

Mode hat ja auch immer mit Zeitgeist zu tun und wie im Textilbereich gibt es verschiedene Marktanteile für die unterschiedlichen Lifestylesegmente unserer Gesellschaft. Früher gab es nur die Trend settende Oberschicht, nun gibt es die verschiedensten Gruppen mit unterschiedlichen Gruppenidealen.
Kann man als Staudengärtner diese ganzen Mode-Erscheinungen nicht einfach aussitzen; zwischenzeitlich mit Qualität überzeugen? Abwarten, bis enttäuschte Bakker- und Baldur-Kunden nach spätestens einem Jahr und einigen Recherchen den richtigen Weg finden? Dies als Trend und neuen Weg beschreiben?
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pearl
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Weinbauklima im Neckartal

Re:Modestauden - wer steuert dies?

pearl » Antwort #56 am:

Staudengärtner sitzen nicht, vor allem können sie nichts aussitzen. Sie machen dicht. Schließen den Laden. Einige jüngere enthusiastische Gärtner schuften wie die Sklaven mit ihrer ganzen Familie um den handwerklichen Standard zu halten. Gewiefte Alte Hasen springen früh genug auf eine Nische und machen sich ganz groß. Andere vergrößern zu Produktionsbetrieben und stellen aus Personalmangel und Unlust den privaten Kundenkontakt ein.
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casa

Re:Modestauden - wer steuert dies?

casa » Antwort #57 am:

Abwarten, bis enttäuschte Bakker- und Baldur-Kunden nach spätestens einem Jahr und einigen Recherchen den richtigen Weg finden?
Ich kann nur für uns sprechen, aber bis wir (wir haben erst 2002 angefangen zu gärtnern) den Weg von den Großversendern, Baumärkten und Gartencentern zu spezialisierten Gärtnereien gefunden haben, hat das deutlich länger als ein Jahr gedauert. Wenn die qualifizierten Gärtner bei allen Kunden auf diese Entwicklung warten wollen, kann das eng werden.
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husch69
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Re:Modestauden - wer steuert dies?

husch69 » Antwort #58 am:

Ich finde, unsere Staudengärtner verkaufen sich und ihr gesammeltes Wissen nicht gut genug. Sie machen einfach zu wenig Werbung. Sarastro versteckt es auch in seinem Katalog, der super ist aber nur Insider lesen den wirklich, und bestellen dann womöglich doch woanders, weil eine online-Bestellung halt einfach ist.
casa

Re:Modestauden - wer steuert dies?

casa » Antwort #59 am:

Ja, da ist was dran. Es ist aber schon aus Budgetgründen für einen gärtnerischen Familienbetrieb schwierig, Werbung für eine so spezielle Zielgruppe wie Staudenliebhaber zu machen. Die "breite Masse" interessiert das Angebot nicht, also bleiben nur noch die Experten unter den Kunden als Potenzial übrig.Das, was ich kleinen Betrieben rate, die in diesem Dilemma stecken, ist meistens personell und vom Zeitaufwand schlicht nicht zu stemmen: Kundendaten sammeln, Datenbanken pflegen, E-Mails oder Papierbriefe verschicken, Kontakt zu guten Kunden pflegen, auch mal anrufen, etc. pp. Sowas geht im Alltagsbetrieb unter. Leider.
Sie machen einfach zu wenig Werbung.
Um mehr Werbung zu machen, muss nicht unbedingt mehr Geld, aber vor allem sehr viel mehr Zeit da sein. Und die fehlt meistens.
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