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Trend, Stil oder Gruppenzwang… (Gelesen 16927 mal)
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Wenn die Zeit knapp ist und/ oder das eigene Gartenwissen begrenzt, ist es doch am einfachsten, den Garten so zu lassen, wie er ist ( hatten wir diesen Gartenstil mit den geharkten Einzelpflanzen nicht in den Siebzigern?)oder ihn so anzulegen, wie man es bei den Nachbarn sieht. Wer es ähnlich macht, kann zumindest nichts falsch machen. Ein Staudenbeet anzulegen oder ein Aboretum oder eine Gemüseplantage erfordert doch mehr Kenntnisse und da kann eine Menge schiefgehen. Wenn in einer Wohngegend alle ähnlich sauber und geharkt aussehen, spricht dass zumindest dafür, dass die Besitzer mit ihrem Garten zufrieden sind. Regelmäßiges Hacken und Harken scheint mir auch weniger Zeit zu brauchen, als in einer Staudenrabatte Pflanzen abzustützen, Verblühtes abzuschneiden, umzupflanzen und Sämlinge vor dem Jäten zu untersuchen, ob sie erwünscht oder unerwünscht sind.Das wäre dann also ein positiv besetzter Gruppenzwang: alle sind mit sich und den Nachbarn zufrieden.
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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Dass ein geharktes Beet wie in #3 weniger Arbeit macht als ein dicht bepflanztes Staudenbeet, das bezweifle ich stark. Der Zeitfaktor kann es meiner Meinung nach nicht sein.
"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
ich
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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Irgendwie hat es schon etwas Rührendes, wie wir uns den Kopf zerbrechen, was Leute, die wir nicht kennen, bewegt, ihren Garten, von dem wir nur Ausschnitte sehen, so anzulegen, wie sie es tun.
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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Ich zerbreche mir eh über bekannter Leute Gärten und insbesondere meinen eigenen auch gerne den Kopf
.

"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Dass wir uns über unsere Gärten und die anderer Leute gern und freiwillig Gedanken machen, scheint mir ein wesentlicher Punkt. Es gibt eben auch Leute, die wollen sich nicht dauernd Gedanken über den Garten machen müssen. Die sind froh, wenn Ruhe ist. Menschen sind halt verschieden. Nicht alle sind leidenschaftliche Gärtner.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Das unterscheidet sich nicht von der Betrachtung deiner oder anderer Züchtungserfolge.Wir sind hier zusammen, um (auch) über gartenrelevante Themen zu sprechen. Dazu gehören zweifellos auch Fragen des Gartenstils.Irgendwie hat es schon etwas Rührendes, wie wir uns den Kopf zerbrechen, was Leute, die wir nicht kennen, bewegt, ihren Garten, von dem wir nur Ausschnitte sehen, so anzulegen, wie sie es tun.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Boiiing.Das unterscheidet sich nicht von der Betrachtung deiner oder anderer Züchtungserfolge.

Zweifellos!Wir sind hier zusammen, um (auch) über gartenrelevante Themen zu sprechen. Dazu gehören zweifellos auch Fragen des Gartenstils.

Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Ich finde auch mit Katrin, der Arbeitsaufwand alleine kann es nicht sein. Ich fühle mich ein bisschen an die Ausschmückung oder eben nicht Ausschmückung von norddeutsch/protestantischen vs. süddeutsch/österreischisch/katholischen Kirchen erinnert, beim Vergleich der norddeutschen mit den süddeutschen oder österreichischen Vorgärten. Protestantisch: es können ruhig alle sehen, dass was geschafft wird hier (keine Vorhänge an den Bürofenstern im Erdgeschoss sind hier in Österreich sehr selten, im protestantischen Norden beeindrucken die Kontors mit einer sonoren, zumindest halböffentlichen Betriebsamkeit). Die klaren Linien der Backsteingotik spiegeln sich wider in den Zen-Kiesgarten ähnlichen Hark-Spuren in Post #3.Katholisch: es darf gern ein bisschen mehr sein, Freude/Üppigkeit ist nicht unbedingt gleich Sünde
, Aber Üppigkeit, Schnörkel und Prunk sind ebenfalls ritualisiert und wirken schnell mal überladen (schon mal eine barocke Wallfahrtskirche gesehen?). Es könnte aber natürlich auch einfach nur die Weite der norddeutschen Landschaft sein, die dort in den Gärten ihr Echo findet. 


Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Vorgärten resp. Gärten die sich nach Außen präsentieren und erkennbar einen nicht unwesentlichen Teil des Dorfcharakters darstellen, sind ein Teil der Öffentlichkeit. Sie sind ein demonstrativer Akt, wie auch Hausfassaden, Einfriedungen, zur Straße gewandte Schmuckelemente.Von daher ist es absolut legitim, derartige Gärten abzulichten und hier zur Diskussion zu stellen, so wie beispielsweise auch eine Häuserzeile für Stildiskussionen hier präsentiert werden könnte.Wie der Einzelne hier sein Urteil formuliert, ist hingegen eine Frage des persönlichen Stils und der Rücksichtnahme.Stilfragen sind nicht unbedingt eine Angelegenheit des persönlichen Geschmacks. Von der Kleidermode wissen wir, dass nicht selten das getragen wird, weil es alle zur Zeit tragen.In diesen vorgestellten Fällen tendiere ich tatsächlich zu der Annahme, dass es sich um eine Anpassung an die Gepflogenheiten des Ortes und der Region handelt. Man hat eben diese Form der Gärten und erlaubt sich nur relativ geringe Abweichungen. Nicht, weil damit Befürchtungen verbunden sind, gegen eine Art Kodex zu verstoßen, sondern weil es sich um ein verinnerlichtes Ortsbild handelt.Ich finde das einfach nicht fair gegenüber den Gartenbesitzern, die gar nicht wissen, dass und wie hier über sie geurteilt wird.Was anderes ist es, wenn hier jemand seinen eigenen Garten und dessen Gestaltung zur Diskussion stellt.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Die Kleidermode eignet sich nicht so gut als Vergleich, weil heute nur noch die wenigsten Leute Kleider anfertigen lassen, sondern auf die Mode von der Stange angewiesen sind, wenn sie nicht selbst nähen können oder wollen. Da einen eigenen Stil zu entwickeln, zumal auf dem Lande, wo es wenig Auswahl an Läden oder gar Stoffen gibt, ist viel schwieriger als bei Gärten. Gärten von der Stange gibt es einfach nicht, auch wenn man manchmal den Eindruck gewinnen könnte. Anders ist es bei den Gartenaccessoires.Stilfragen sind nicht unbedingt eine Angelegenheit des persönlichen Geschmacks. Von der Kleidermode wissen wir, dass nicht selten das getragen wird, weil es alle zur Zeit tragen.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Komisch, aus meiner norddeutschen Heimat kenne ich auch ganz andere Gärten: üppige Staudenrabatten oder ganze nachgebaute Landschaften von Anhängern der alpinen Flora und wuchernde Ökogärten. Und da ist es sehr protestantisch, daran kann es nicht liegen
. Vielleicht ist der Freakfaktor in der Gegend größer
. fars, was mich irritiert ist das Du Dich in vorhergehenden Threads doch sehr gegen Vorurteile bezüglich einfallsloser Gartenbesitzer aussprichst. Was ist denn in Buxtehude so anders das Du Dich hier zu Kritik hinreissen lässt?


Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
finde ich gar nicht, dass fars sich zur Kritik hat hinreißen lassen. Die abwertenden Bemerkungen bezüglich dieser speziellen Gartenkultur kamen von anderer Seite.Wie ich schon sagte ist die einleitende Darstellung wohlwollend gewesen. Allerdings ist das Phänomen als solches und an sich bemerkenswert, durchaus. Es gibt Soziologen, die untersuchen schichtenspezifisches Verhalten oder gruppenspezifischen Lebensstil. Ein Grund mehr dem hier auch mal auf den Grund zu gehen.Hier wurde eine Großmutter erwähnt, die einen Bauerngarten mit einer Pflanzenvielfalt hatte. Ohne Rasen. Wahrscheinlich auch ohne Farne und vor allem ohne Rhododendren, vermutlich. Eine Generation später kam der Rasen und der Ford und die Hollywoodschaukel und der Cocktail. In anderer Reihenfolge ist es ein besseres Ensemble.Die jetzige Generation ist wieder weg davon und will Wiese und Biotope und nur einheimische Gehölze. Die nachwachsende Generation hat aber wieder diese sauberen Gärten. Harkt gerne Kiesflächen und stellt Buddhafigurinen auf. Auf dem Land sind diese Entwicklungen zeitverzögert oder nie angekommen und im Norden schwappen die Wellen über den Teich mehr in die Gärten. Der Süden klebt mehr an alten Hierarchien und Monarchien. Dem haben wir dann diese grellbunte Mischung aus Tagetes und Lobelien zu verdanken. Völlig unbekömmlich in Vorgärten. Wenn jemand meint, er wäre absolut unabhängig von gesellschaftlichen Einflüssen, na bitte, nur zu. Menschen, die solche Illusionen mühsam erhalten, müssen dafür viel Energie aufwenden. Wie anstrengend! Als ob wir in Deutschland alle Individualisten wären. Andererseits suchen alle nach Übereinstimmung, Gleichgesinnten, Anerkennung, Bestätigung. Ist das noch niemandem aufgefallen, wie wichtig uns das oft ist? Wie oft wir lügen um den anderen nicht zu verletzen und was wir alles unternehmen um nicht durch irgendjemanden verletzt zu werden. Für mich waren in der letzten Woche zwei Gartenbesuche sehr wichtig. Ein dritter Besuch von Freunden in meinem Garten hat sie sozusagen wunderbar ergänzt. Ich war zu Gast in Gärten ohne Rosen. Mit Stauden. Jeder Menge davon und es war jedes Mal ein Streifzug durch die ganze Welt. Kein Garten hatte Rasen. Noch nicht mal diese deutsche Sorte Rasen, den ich habe. Der eine Garten sah vorne schon so aus wie hinten und drum herum. Der andere sah vorne aus wie alle in der Straße. Gepflegte Einfamilienhaussiedlung. Nicht alt, nicht neu. Von weitem und oberflächlich betrachtet sah das auch um das Haus rum und auf der Rückseite so aus. Im Haus auch. Sauber und ordentlich und wohnlich.Aber dann ging es ein paar Stufen hinab und wir waren in einem Paradies. Die Grenzen zu dem noch nicht urbar gemachten Teil des Grundstücks waren ein wenig fließend. Es war so wunderbar in diesem Garten zu sein, dass wir die Zeit vergessen haben. In einem zeitlosen Gartenraum. Ist es nicht für alle Menschen wichtig in solchen Momenten zu erleben, du bist richtig. So wie du denken und fühlen auch andere Menschen. Die drücken es sogar aus. Durch Musik, Texte oder in Gärten. So wie du auch. Der Trick an diesem Garten war allerdings, dass dieses andere, dieser Schlenker aus der Richtung, dieses was nur einmal ist, getarnt war. Einen Bereich in den man die Familie, die Nachbarn und die Freunde bittet und einen Bereich, der der Leidenschaft gewidmet war und den vermutlich nur Typen betreten, die den gleichen Knall haben. Was selten ist.Diese krasse Unterscheidung zwischen dem Außen und dem innersten Privaten ist mir bisher nur bei Japanern begegnet, in diesem Fall war ich überrascht es in einem deutschen Garten zu finden. Die Norddeutschen, deren Gärten fars für uns fotografiert hat, könnten es ja ebenso halten. Möglicherweise sind es alles extreme Individualisten, die außen alles schön machen, um sich dann ins Fäustchen zu lachen und welcher Leidenschaft auch immer zu frönen. Die vom Temperament ähnlichen Niederländer, die ich kenne, machen es jedenfalls so.Heute - gestern habe ich jedenfalls meinen Sohn vom Bahnhof abgeholt. Er war in Hamburg. Wir sprachen dann über die Geisteshaltung open minded oder so. Open your mind, the rest will follow. Oder wie das geht. Rein assoziativ. Uns Berg- und Talbewohnern tut ein Aufenthalt im Norden immer gut um den Kopf mal durchzulüften. So einen Eindruck machte Sohn.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”
— Robert M. Sapolsky
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Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
"Was des alles kostet!""Wer duat die Oabat""Wos sogn denn dann d'Leit"Die sind die typischen Aussprüche, die man von vielen Gartenbesitzer immer wieder hört. Jedoch von solchen, welchen der Garten ziemlich zweitrangig im Leben ist. Und hierin unterscheidet sich der Norddeutsche nicht wesentlich vom Bayern oder Schweizer. Die deutsche Mentalität ist hierin sozusagen grenzübergreifend und allumfassend. Aber im Geschmack sind Welten zwischen Nord und Süd? Während im Norden gerne angelsächsische Einflüsse in die Gärten hineininterpretiert werden, scheint der südliche Garten im deutschsprachigen Raum vor Pelargonienfarben nur noch so zu schreien. Beides ist bekanntlich halbwahr, wenn die Accessoirs miteinbezogen werden, da sich hierin die Geschmäcker durch den Mainstream sehr beeinflussen lassen, heute ein nackter Adonis hier oder ein Rosenobelisk da. Ganz im Gegensatz zu den fünf frisch gesetzten Astrantia oder den paar ockerfarbenen Echinacea, nur weil ein Waschblatt gerade schreibt, dass die just so modern seien, aber den Garten in seinem Ganzen nicht wesentlich verändern werden, höchstens das Bewusstsein mancher Pflanzenfreaks. Da hatten Koniferen früher ein anderes Wörtchen mitgeredet. Und hierin gaben sich Nord wie Süd die Hand!Weite Rasenflächen können auch südlich des Mains gesichtet werden, ebenfalls weiße Portale, wenngleich nicht in dieser Intensität. Im Frankenland treten dafür schmiedeeiserne Eingangsflügel auf. Aber was unterscheidet die Rasenflächen dann? Sind sie tatsächlich penibler, pragmatischer, kühler, einfach norddeutscher? Wenn die Sonne im Süden so flach über manchen Gärten stehen würde wie im Sommer im Norden, so wird die Einsicht reifen, dass der Unterschied nicht wirklich groß ist. Denn auch die Art des Tageslichtes hat da ein gewichtiges Wort mitzureden. ::)Denn betrachtet mal einen dänischen Garten unter der Sonne Italiens. Der Unterschied ist frappierend.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Die deutsche Mentalität?Wäre demnach "unsere" Mentalität europaweit und auch noch in den USA, Japan etc. anzutreffen?Englische Gärten können penibelst gepflegt sein. Jede den Deutschen zugesprochene Hausfrauenmentalität müsste dagegen als schlampig eingestuft werden. Von der japanischen Akkuratesse wollen wir erst gar nicht reden. Vorurteile werden nicht dadurch wahrer, in dem sie permanent wiederholt werden. Man kann aber auch eine hoffentlich lange andauernde, schon fast nationale Bewegung, und der Garten ist eine mit den üblichen anfänglichen Stolperschritten (wir üben doch alle noch, von einigen Ausnahmen hier mal abgesehen), gleich von vornherein ins Abseits stellen.Das modische Juchhu zu diversen Pflanzen sollte einen Staudengärtner doch freuen. Jedesmal, wenn eine neue florale Sau durchs Dorf getrieben wird, gibt es wieder Nachfrage. Wer eine Astrantia kauft, dem kann man leicht noch zu anderen Pflanzenschätzen raten.Also bitte nicht immer den Zeitgeist watschen, wenn er zu Butter und Brot beiträgt.
Re:Trend, Stil oder Gruppenzwang…
Was hier über Gärten geschrieben wurde, gilt eigentlich noch viel mehr für Friedhöfe. Nirgends, so scheint mir, ist der Gruppenzwang so gross wie dort, oft sogar noch behördlich vorgeschrieben. Bunte Gärtlein voller Begonien hier, saubere Familiengräber in Deutschland, Rasen mit flechtenbesetzten Kreuzen in Schottland... Diese Uniformität prägt doch eine Gegend und macht sie für den Besucher "anders". Deshalb besuche ich auf Reisen mit Begeisterung Friedhöfe!