News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

wein aus tafel- und keltertrauben (Gelesen 19896 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

Antworten
Benutzeravatar
Giaco85
Beiträge: 759
Registriert: 7. Apr 2008, 13:27
Region: Küste
Höhe über NHN: 4
Bodenart: humoser Sand
Winterhärtezone: 8a: -12,2 °C bis -9,5 °C

54 N 13 E

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

Giaco85 » Antwort #60 am:

@ DietmarSteht an deiner Hauswand kein Solaris? Ach ja, da war was mit der Kerze :).Nun, die Meteorstrahlung soll schneller als das Licht gewesen sein, behauptete eine aufgeregte Frau im Frühstücksradio :o. Niemand weiß, wie diese Strahlung auf die Klimaerwärmung in MacPomm wirkt, Kann man dann überhaupt noch am südlichen Eisrand Reben anbauen?Fragen, die die Welt bewegen!!! ;)VGGiaco
Benutzeravatar
Dreizehn
Beiträge: 70
Registriert: 3. Sep 2007, 15:51

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

Dreizehn » Antwort #61 am:

...Um den Dornfelder trauert außer dem Besitzer kaum jemand...Bei uns stammt der Dornfelder aus der Zeit kurz nach der Vereinigung, als man glaubte, mit Tonnenideologie...und Müller-Thurgau ist nun mal die Hauptsorte in Sachsen...
Dornfelder ist nun wahrlich nicht meine Lieblingsrebsorte (in Weinform), aber sooo schlecht machen sollte man ihn auch nicht. Meiner Meinung nach ist der Dornfelder das blaue Equivalent zum Müller-Thurgau, Tonnenideologie gab's und gibt es immer noch auch dort. Und dass Winzer sich aus wirtschaftlichen Gründen auf neue, reichtragende und zunächst gut zu vermarktende Rebsorten stürzen, ist verständlich, zumal, wenn sie keine Flächen in Lagen für "hochwertigere" Sorten besitzen. Nur, wenn das zu viele machen und unter Preisdruck die Weine zu schlecht werden, geht's in die Hose.@giaco85Hier gibt es an Solaris und Regent keine frostbedingten Augenschäden, Tmin allerdings auch "nur" 15,8 °C.Grüße
max.
Beiträge: 8674
Registriert: 20. Apr 2005, 15:42

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

max. » Antwort #62 am:

@13ich stimme dir in allem zu.zum cabernet sauvignon:in meiner umgebung gibt es nur ein paar wingerte davon.von den kreuzungen einige mehr (c-cubin,c-mitos)letztere gäbe für meinen geschmack trotz der kleinbeerigkeit (und den kernen) eine überragend gute tafelsorte.
Benutzeravatar
Dreizehn
Beiträge: 70
Registriert: 3. Sep 2007, 15:51

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

Dreizehn » Antwort #63 am:

@max.Interessant. Bleibt allerdings der erhöhte Rebschutzaufwand.Apropos Cabernet:Weißt Du aus der Praxis etwas über die rel. neuen Piwi-Cabernet-Kreuzungen aus Freiburg?Grüße
max.
Beiträge: 8674
Registriert: 20. Apr 2005, 15:42

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

max. » Antwort #64 am:

leider nein. hier noch etwas zum dornfelder. (angaben zum durchschnittsertrag und mostgewicht)
Benutzeravatar
Dietmar
Beiträge: 3899
Registriert: 28. Sep 2007, 00:18

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

Dietmar » Antwort #65 am:

Gerade der hohe Hektarertrag und der Massenanbau in einigen Weinbaugebieten wird m.E. nach dem Dornfelder zum Verhängnis. Als Massenträger wird er zur Massenware und wenn eine Sorte maschinell bearbeitet wird (Rebschnitt, Lese ...), um so mehr. Da könnte die Qualität noch so gut sein, es bleibt eine agrarindustrielle Massenware mit Aldi-Image und wird nie eine "handwerklich" hergestellte Gourmetware.Natürlich kann man Dornfelder auch in Steillagen mit hohem manuellen Aufwand und Pflege anbauen und sicherlich deutlich bessere Qualitäten erreichen als bei der agrarindustriellen Massenproduktion (eine manuelle Lese ist m.E nach insbesondere bei Sorten mit niedrigem Oechsle-Werten vorteilhaft), aber durch die wenig arbeitsintensive Massenproduktion ist die Marke Dornfelder ein für alle mal beschädigt, so dass wirklich gute Qualitätsweine dieser Rebsorte kaum ädaquate Preise erwirtschaften können.Eine industrielle Massenproduktion und damit ein Wettbewerb über den Preis ist für Hochlohnstandorte wie Deutschland, die zudem noch klimatisch benachteiligt sind, betriebswirtschaftlich äußerst gefährlich, da man kaum mit Billigproduzenten (Chile, Südafrika ...) über den Preis konkurrieren kann. Das gilt für Wein wie für alle anderen Produkte. Nicht umsonst sind einige Industriezweige (niedriges technisches Niveau, Massenproduktionen, niedriger Innovationsgrad) in Billiglohnländer abgewandert.Und Steillagen wie z.B. in Sachsen, Franken und an der Mosel haben nur dann eine wirtschaftliche Perspektive, wenn auserlesene Spitzenweine hergestellt werden, denn bei Spitzenprodukten/Luxusgütern ist der Preis zweitrangig und hohe Preise und knappes Angebot sind eher noch verkaufsfördernd.Meines Erachtens hat der auf den ersten Blick betriebswirtschaftlich sinnvolle Einsatz von Weinbergtechnik auch das Image der betreffenden Weinbaugebiete als ganzem geschadet. Allein aus diesem Grund haben auch die besten Weine (aller Sorten und aller Anbauweisen) aus diesen Weinbaugebieten einen Aldi-Touch. Und wenn es Weine aus diesen Weinbaugebieten vielfach in das Sortiment der Discounter "geschafft" haben, dann ist die Wertanmutung aller Weine dieses Weinbaugebietes endgültig im unteren Niveau verankert, egal wie gut der konkrete Wein wirklich ist.
max.
Beiträge: 8674
Registriert: 20. Apr 2005, 15:42

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

max. » Antwort #66 am:

...Und Steillagen wie z.B. in Sachsen, Franken und an der Mosel haben nur dann eine wirtschaftliche Perspektive, wenn auserlesene Spitzenweine hergestellt werden,...
top-weine aus den steilstlagen sind aber nicht per se besser als solche von hanglagen oder gar flachlagen, haben aber einen deutlich erhöhten arbeitsaufwand, müßten also bei gleicher qualität mehr kosten. aber warum sollte der kunde diesen mehraufwand gesondert honorieren?
Benutzeravatar
Dietmar
Beiträge: 3899
Registriert: 28. Sep 2007, 00:18

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

Dietmar » Antwort #67 am:

@maxWeine aus Steillagen sind nicht automatisch besser, aber zweifelslos teurer.Mögliche Gründe für Kunden, diese Weine zu kaufen:1. Weine aus Steillagen halten sich auf Dauer nur am Markt, wenn diese zu hohen Preisen verkauft werden, die die Kosten decken und die so gut sind, dass die Kunden bereit sind, diese höheren Preise zu zahlen. Langfristig gilt das Motto: Was teuer ist, ist gut und was nichts oder wenig kostet, ist nichts wert".2. Die Wertanmutung von Weinen aus aufwändig gepflegten Reben ist höher als die von seelenlosen Maschinen bearbeiteten Reben. Das ist eigentlich reine Psychologie, aber so sind Käufer nun mal. "Echte Handarbeit" ist für viele wertvoller, obwohl schief und krumm, als eine mechanisierte oder automatisierte Massenproduktion hochpräziser Produkte.3. Die von mir genannten Weinbaugebiete haben sich durch Standortmarketing ein Image als High-end-Weinhersteller geschaffen und achten intern sehr stark darauf, dass von allen Winzern und Kellerreibetrieben festgelegte hohe Mindest-Qualitätsstandards eingehalten werden, denn ein "Billigprodukt" bzw. mittelmäßiges Produkt schadet dem Image des ganzen Weinbaugebietes. Ein Wein ist also dann automatisch mehr wert, wenn die Marke "Made in Sachsen", Made in Franken" ... bzw. äquivalentes auf der Flasche steht. Ein Beispiel aus der Nichtweinszene ist das Olivenöl. Das spanische Olivenöl wird zum großen Teil in der Toskana abgefüllt, weil dann auf der Flasche steht: "Olivenöl aus der Toskana" bzw. sinngemäßes und nur dadurch können höhere Preise erzielt werden, als wenn "Made in Spain" auf der Flasche stehen würde. Ein anderes Beispiel sind schweizer Uhren. Nur ein mittelmäßiger oder Ramschanbieter aus der Schweiz, und die Marke "schweizer Uhr" wäre nichts mehr wert. So aber verbindet jeder Mensch auf der Welt eine schweizer Uhr mit etwas besonders hochwertigem.4. Da die Keltertrauben aus Steillagen deutlich teurer hergestellt werden, müssen die Kellereibetriebe diese "wertvollen Rohstoffe" mit mehr Sorgfalt und Sachverstand und technischen Aufwand veredeln, damit der Wein so gut wird, dass hohe Preise am Markt akzeptiert werden. Massenweine, die über den Preis konkurrieren, können einfach keine aufwändige Kellereiveredelung erhalten, weil diese dann zu teuer werden würden.5. Bei der manuellen Lese entsteht qualitativ höherwertiges Erntegut, da der Mensch schon am Weinberg unreife oder kranke Trauben aussortiert, während Erntemaschinen alles zusammenwerfen. Auch werden bei der manuellen Lese die Trauben nicht so rabiat behandelt wie bei der maschinellen Lese und haben deshalb weniger Beschädigungen. Ein Kunde stellt sich eben vor, dass eine Lesemaschine ziemlich matschiges Erntegut hervorbringt.Vielleicht gibt es noch mehr Gründe und nicht immer sind diese rational, aber entscheidend ist eben, dass der Kunde den teuren Wein kauft.
max.
Beiträge: 8674
Registriert: 20. Apr 2005, 15:42

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

max. » Antwort #68 am:

...aber entscheidend ist eben, dass der Kunde den teuren Wein kauft. ...
das tut er aber nur bedingt.am mittelrhein etwa, wo es fast nur steillagen gibt (riesling), sind von 2000 ha rebfläche (ca. 1960) zur zeit noch 400 ha bewirtschaftet*auch an der mosel verbrachen immer mehr steilstlagen.die beiden teuersten trockenen rieslinge deutschlands kommen übrigens aus flach/hanglagen. *zahlenangaben aus der (trügerischen) erinnerung.
Benutzeravatar
Dietmar
Beiträge: 3899
Registriert: 28. Sep 2007, 00:18

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

Dietmar » Antwort #69 am:

@maxMan kann auch aus flacheren Lagen hochwertige Weine machen und verkaufe, wenn man statt Wettbewerb über den Preis den Wettbewerb über die Qualität führt - das ist entscheidend. Nur ist es eben noch oft so, dass sich diese beiden verschiedenen Philosophien entsprechend "sortiert" haben.Wer aus Weinbaugebieten stammt, aus denen die Weine in den Regalen von Aldi, Lidl und Co. stammen, muss sich vom Image dieser Weinbaugebiete lösen und eine eigene Qualitätsmarke aufbauen und pflegen.Es ist ein allgemeines Phänomen, dass die Discounter immer größere Marktanteile erobern, weil bei großen Teilen der Bevölkerung in den letzten 2 Jahrzehnten der Reallohn gesunken ist. Ebenso wächst der Marktanteil von sehr hochwertigen Produkten, während der qualitativ solide Mittelbau immer mehr schrumpft.In meinen Augen haben auch die Qualitätsweine dieses Mittelbaues immer größere Absatzprobleme, es sei denn, sie schaffen den Sprung in die Premiumklasse.Die Steillagenwinzer müssen froh sein, dass die Flachlandwinzer damals den Fehler begangen haben, in den Preiskampf um den niedrigsten Preis einzutreten. Dieser Fehler kann beim Wein naturgemäß erst nach etwa 3 Jahrzehnten nach und nach wieder korrigiert werden. Es sind aber nicht nur die Reben, auch Kellereitechnologie und Know How müssen angepasst werden. Nicht zuletzt müssen Image und Marken aufgebaut werden.Wenn die Flachlandwinzer sich umgestellt haben, dann wird es den Steillagenwinzern tendenziell immer schlechter gehen. Die Kostenfrage ist da nur ein Problem. Das kritischere ist wahrscheinlich das Arbeitskräfteproblem, denn die Arbeit in Steillagen ist eine viel größere Plackerei als die in der Ebene oder an flachen Hängen. Man findet ja jetzt schon kaum noch Erntehelfer für Erdbeeren und Spargel.Ich vermute deshalb, dass die groß-kommerzielle Produktion in den Steillagen immer mehr von Hobbywinzern und kleinen Selbstvermarktern (Kleinbetriebe mit z.B. eigener Schankwirtschaft) abgelöst wird. So ist es zumindest in Sachsen und Franken tendenziell der Fall.Wenn sich die Versorgungslage/Versorgungssicherheit von Energieträgern aus dem arabischen Raum und Rußland verschärft oder die Lebensmittelpreise auf dem Weltmarkt wieder stark ansteigen, kann es aber auch sein, dass die flachen und wenig geneigten Lagen für die Produktion von Energiepflanzen oder Lebensmitteln gebraucht werden und dann für den Weinbau immer weniger zur Verfügung stehen. Das Vordringen des Weinbaus in die flacheren Lagen ist ja letztendlich ein Resultat der landwirtschaftlichen Überproduktion und dem damit verbundenen Freiwerden flacherer Grundstücke für den Weinbau. Die Zeit der Stilllegungsprämien für landwirtschaftliche Flächen ist aber endgültig vorbei. Dieses mögliche Szenario spräche für eine größere Zukunft des Weinbaus in den Steillagen.
max.
Beiträge: 8674
Registriert: 20. Apr 2005, 15:42

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

max. » Antwort #70 am:

...Dieser Fehler kann beim Wein naturgemäß erst nach etwa 3 Jahrzehnten nach und nach wieder korrigiert werden....
besonders schwer haben es diejenigen steillagenwinzer - an der mosel zum besipiel- die zwar hohe qualität erzeugen, aber nicht so berühmt sind wie die 10-20 top -betriebe dieser region. daß dieses weinbaugebiet seinen ruf durch skandale, billigweinproduktion und etikettenschwindel bei den lagebezeichnungen selbst ruiniert hat - dafür können sie zwar nichts, werden aber immer noch dafür abgestraft.
Benutzeravatar
Dietmar
Beiträge: 3899
Registriert: 28. Sep 2007, 00:18

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

Dietmar » Antwort #71 am:

@max... genau so etwas meinte ich, als ich schrieb, dass sich das Image eines Weinbaugebietes tendenziell auf alle Winzer/Kellereien überträgt.Man hat seinen Ruf sehr schnell ruiniert, aber es ist sehr schwer, diesen wieder aufzupolieren. Und Weinkauf ist zum großen Teil auch eine Vertrauenssache.
Benutzeravatar
Dreizehn
Beiträge: 70
Registriert: 3. Sep 2007, 15:51

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

Dreizehn » Antwort #72 am:

@max. und DietmarObwohl wir hier etwas OT sind, noch ein paar Anmerkungen von mir.Vieles von dem, was ihr schreibt sehe ich ähnlich. Allerdings ist selbst bei Kleinwinzern die Zeit romantisch verklärten Weinmachens lange vorbei. Auch hier wird mit allen modernen Methoden gearbeitet, wenn auch in kleinerem Rahmen. Bleibt das Herbsten: der Einsatz des Vollernters ist sicher ein Kompromiss zwischen Kostenreduzierung und Qualität (und nach meiner Meinung zu oft ein schlechter). Aber was soll ein kleiner Winzer mit sagen wir 3 ha Reben in der Lesezeit machen, dem das Wetter und damit die Botrytis im Nacken sitzt? Allein mit der Familie, selbst mit 2 oder 3 Freunden schafft er das nicht. Schlecht bezahlte Rumänen möchte er nicht durch seine Stücke schicken, er empfindet das als Sklaveneinsatz. Besser bezahlen kann er die Leute nicht, dann wird er seinen (teureren) Wein nicht verkaufen können, denn für imagebildende Werbemaßnahmen oder Messeteilnahmen (falls ihm diese Werkzeuge überhaupt geläufig sein sollten) fehlen ihm eh die finaziellen und personellen Möglichkeiten. Es sei geklagt, aber er wird den Vollernter bestellen (und hat möglicherweise ein Problem mit flüchtiger Säure, die der von seinen vorherigen Einsätzen mitgebracht hat).Ein weiterer Aspekt ist auch bedenkenswert: Handwerklich sauber produzierte Weine, sowohl im Wingert wie im Keller, haben ihren Preis, müssen ihn haben. Es gibt aber viele Weinkäufer, das sind natürlich nicht die Alles-oder-nichts-Weintrinker, denen wäre dieser Preis zu hoch. Nicht gefühlt, sondern deren Kasse gibt nicht mehr her. Würde man solchen Leuten keine billigen Weine anbieten, gingen sie der Weinwirtschaft gänzlich verloren, mit der Folge, dass sich hier die Bier- und Cola-"Kultur" noch weiter ausbreiten würde. Bei den Billigweintrinkern geht man mit einiger Berechtigung immerhin davon aus, dass sie sich bei verbesserter wirtschaftlicher Situation qualitativ besseren und damit teureren Weinen zuwenden.Die wirklich teuren Spitzenweine (damit schließe ich auch den Steillagenhype mit ein) sind zwar gut fürs Renomée und für die Hochglanz-Genießerzeitschriften, aber haben insgesamt für die Weinwirtschaft (und damit auch für die kleineren Genossenschaften und für die direkt verkaufenden Winzer) nicht die überragende Bedeutung. Und seien wir doch mal ehrlich: wenn wir eine Flasche Wein für sagen wir 8 oder 10 EUR beim Winzer kaufen, Handlese, Supergeschmack - sind wir zufrieden. Wer von uns ist um ein Vielfaches zufriedener mit einem Wein, der ein Vielfaches kostet, ebenfalls Handlese, gern auch SuperSupergeschmack? Wer von uns hat Flaschen im Keller, die 50, 100 oder noch mehr Euro kosten? Ich zucke auch zurück, wenn ich in einem Restaurant für ein Glas vom offenen Wein 6, 8 oder mehr Euro bezahlen soll (obwohl es mich wahrscheinlich finanziell nicht in den Ruin treiben dürfte). Wohlgemerkt, hier in Norddeutschland für ein 0,2-l-Glas, nicht einmal für das sonst übliche Viertele. Wenn also schon in der Gastronomie die Gäste durch eine überzogene Kalkulation geradezu vom Wein weggescheucht werden, sollten wir eigentlich mit Wohlwollen auf Leute schauen, die trotz beschränkter Mittel sich beim Discounter eine Flasche Wein gönnen.Prosit. Und Grüße
max.
Beiträge: 8674
Registriert: 20. Apr 2005, 15:42

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

max. » Antwort #73 am:

wieder mal zu 100% einverstanden. ich hätte höchstens noch etwas klärungsbedarf zu dem satz:
...Handwerklich sauber produzierte Weine, sowohl im Wingert wie im Keller, haben ihren Preis, müssen ihn haben....
Benutzeravatar
Dreizehn
Beiträge: 70
Registriert: 3. Sep 2007, 15:51

Re:wein aus tafel- und keltertrauben

Dreizehn » Antwort #74 am:

@max.Nun, aus Deinem Wissen heraus dürftest Du schon eine Vorstellung davon haben, was ich meine. Aber zur Verdeutlichung will ich gern ein paar Beispiele nennen.Wer im Sommer mit offenen Augen durch die Weinberge marschiert, sieht die ganze Bandbreite - vom fast verlotterten Stück (Wasserschosse nicht ausgebrochen, Drahtrahmen ungepflegt, Triebe kaum oder nachlässig eingesteckt oder aufgebunden, nicht gegipfelt, Triebe hängen weit in die Gassen, Unterbewuchs bis in die Traubenzone reichend usw., bis zu sauber gepflegten Stücken, die der selbst vermarktende Winzer sogar zur Werbung nutzt, in dem er an den Pfählen kleine Schilder mit Informationen zur gepflanzten Rebsorte (und selbstverständlich seiner Adresse) angebracht hat Dass die Unterschiede bei der Bodenpflege ähnlich groß sein dürften, ist anzunehmen. Auf die anderen Maßnahmen wie Laubarbeiten, Ertragsreduzierung, Vorlese usw. will ich hier gar nicht eingehen, Du weißt, was sonst noch so anfällt. Geht alles mehr oder weniger in die Kosten.Desgleichen beim Herbsten: selbst die ("höherwertige") Handlese kann man so oder so durchführen. Das Herausschneiden von (essig)faulen oder bei manchen Sorten unreifen Traubenteilen, bei blauen Trauben (für Rotwein) das Herausschneiden der botrytisgeschädigten Teile erfordern einen erheblich höheren Aufwand als das "Wir-müssen-fertig-werden-Prinzip". Wir (Winzerfreund) haben schon geteilt gelesen: die oberen Trauben brachten einen schönen Kabinett, die unteren Trauben eine Spätlese. So etwas geht nur, wenn man die Chancen hat, später einen besseren Preis zu erlösen.Im Keller setzt sich das fort, wobei ich mich hier allerdings unpräzise ausgedrückt habe, denn der höhere Aufwand im Wingert führt fast immer zu geringeren Problemen im Keller. Und damit insgesamt nach meiner Vorstellung "handwerklich sauber" zu.besseren Weinen.Grüße
Antworten