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Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr? (Gelesen 27239 mal)
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
In Vöcklabruck gab es ja ansatzweise gleich rechts nach dem Haupteingang der Hatschekstiftung einige Mustergärten von Studenten. Allerdings erfuhren dort der Gräsergarten und auch andere der "Gartenkammerl" in Ermangelung einer Pflanzenauswahl einen ähnlichen Minimalismus wie ein landläufiger Kiesgarten.
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Ein interessanter Ansatz wäre ja mal, wenn die Umgebung nach dem Hausbau nicht mit Humus beschichtet würde. Auf dem Lehmkies, den der Aushaub meist hinterlässt, würden mit den Jahren interessante Pionierpflanzen wachsen oder könnten natürlich auch solche gesetzt werden. Dazu fehlt dem Häuslebauer dann aber meist doch der Mut. Lieber lässt er ein paar Jahre später einen LKW voll sauber gewaschenen Kies auf den grünen Rasen abladen.
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
vor 20 Jahren hatten wir genau diesen Mut. Die Wiese hinterm Haus ( angrenzend kommt eine Hecke und dann freies Feld)war praktisch humusfrei. Es dauerte 3 Jahre bis sie grün war. Klappertöpfe, Esparsetten, Thymian, Enzian und Zittergras siedelten sich an. Es wurde einmal im Jahr gemäht. Inzwischen ist eine fast normale Wiese daraus geworden. Der Enzian ist verschwunden.Der Südwest-Hang vor dem Haus blieb auch humusfrei, da er sonst zu steil geworden wäre, bzw. hätte abgetragen werden müssen. Wir setzen Lein und Gräser, Iris und noch ein paar Pflanzen, denen es aber zu heiß war und die schnell verschwanden.. Jedes Pflänzchen bekam eine Hand Erde ins Loch mit. Ein paar Jahre blühte der Hang wunderbar im Frühjahr. Es waren plötzlich auch Margeriten da. Klatschmohn sowieso. Dann tauchten Cornusstecken auf und Habichtskraut. Da der Hang ziemlich steil ist, wurde nicht viel daran gemacht, so dass er zum Schluss nur noch "wild" war. Deshalb wurde er vor 2 Jahren im Zuge der Treppenneugestaltung terrassiert. Und es wurde Sand und Kompost eingearbeitet! Und jetzt kann ich endlich Blumenzwiebeln stecken und Pflanzen setzen, ohne dass ich jedes Mal den Pickel braucheEin interessanter Ansatz wäre ja mal, wenn die Umgebung nach dem Hausbau nicht mit Humus beschichtet würde. Auf dem Lehmkies, den der Aushaub meist hinterlässt, würden mit den Jahren interessante Pionierpflanzen wachsen oder könnten natürlich auch solche gesetzt werden. Dazu fehlt dem Häuslebauer dann aber meist doch der Mut. Lieber lässt er ein paar Jahre später einen LKW voll sauber gewaschenen Kies auf den grünen Rasen abladen.



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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Danke für deinen Bericht, Crambe. Ich träume noch ab und zu davon, aber mein Hausgarten war schon angelegt, als ich das Haus übernahm. Nun mag ich keinen Kieslastwagen kommen lassen, sondern bin mit dem zufrieden, was hier wächst. Greife wenig ein, aber Magerkulturen gedeihen auf dem fetten Lehmboden eben nicht von selbst. Egal.
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Die Art von Kiesgärten, die man jetzt immer häufiger sieht, mit einer Korngröße Kies, ein paar größeren Gesteinsbrocken und einsamen Buchspflanzen entspricht doch genau dem typisch deutschen Hang zu Ordnung und Sauberkeit. So ein Garten sieht doch zu jeder Jahreszeit ordentlich, aufgeräumt und gleich aus. Dazu macht er weniger Arbeit als eine gepflegte Rasenfläche oder eine Staudenrabatte.Deshalb fürchte ich, dass diese langweilige, einfallslose Art eines Kiesgartens sich wohl weiter ausbreiten wird. Bei uns in der Gegend sieht man sie eigentlich bisher fast ausschließlich bei Industrie- und Gewerbebauten, aber ich gehe mal davon aus, dass sich das noch ändern wird. Leider...
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Ich war gerade heute wieder geschockt. Ein Vorgarten in meiner Nähe wurde wochenlang das alte rausgerissen, Erde aufgefüllt und lag schön da - nur noch zum bepflanzen.Also ich heute vorbeiradelte: Alles mit Steinen zugeschüttet, 1 Buchs und 3 Gräser darin gepflanzt. Ich konnte nur noch den Kopf schütteln.
- Santolin
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Ich möchte nochmal an meinen Bericht einige Beiträge früher anknüpfen. Kennt Ihr denn irgendwelche "Kiesgärten" die nicht ganz neu sind? Der Aspekt "sieht zu jeder Jahreszeit gleich aufgeräumt und ordentlich aus" stimmt genau so wenig wie "macht viel weniger Arbeit". Das wird den zukünftigen Besitzern vielleicht vorgegaukelt. Im Gegenteil, wenn sie den Bereich so erhalten möchten, wie angelegt, bedeutet das Blätter absammeln, Unkraut zupfen oder Round up. Oder habt ihr andere Erfahrungen gemacht?LG Santolin
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Ein Kiesgarten macht auf längere Sicht sogar mehr Arbeit als ein hundskommunes Staudenbeet, wenn er einmal aus dem Ruder gelaufen ist. Denn dann heißt es vorsichtig sein mit dem Unkrautziehen, um nicht das Unterste zu Oberst kommen zu lassen, sonst keimt noch mehr, je nach Körnung des Kiesgartens.
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Habe davon einige Fotos gemacht. Werde sie heute abend mal suchen und hier reinstellen. Dann können wir alle mitreden.In Vöcklabruck gab es ja ansatzweise gleich rechts nach dem Haupteingang der Hatschekstiftung einige Mustergärten von Studenten.

- Nina
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Bin gespannt!

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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Ich benutze Kies (ziemlich kleine Körnung)zum Abdecken zwischen meinen auf den Sandhängen sitzenden Bepflanzungen (graulaubige, Iris usw.) - das mögen sie recht gern und ich find es dann auch immer sehr schön anzusehen. Dies Gefühl: "oh, es sieht alles so gestaltet aus..." hält meist nicht sehr lange an, weil Kiesflächen ideale Bedingungen für Sämlinge bieten - das freut auf der einen Seite- andernseits gibt es verschiedene Gräser die dies auch lieben und die dann keineswegs leicht zu entfernen sind, wenn man nicht schnell genug dabei ist. Nach meiner kleinen Erfahrung macht ein Kiesgarten dann Sinn, wenn ringsum steriles oder mindestens sehr gepflegtes Gelände ist, ist dies nicht gegeben, kommt man auch hier wohl um das Bücken und Zupfen nicht herum und hat dann noch den Ärger, das beim Herausziehen die Erde mit hervorkommt.Natürlich gibt es Pflanzen, die mit Kiesabdeckung einfach besser oder überhaupt wachsen (bei mir Zauschneria z.B.) - das ist ja bei Beth Chatto recht anregend beschrieben.Ohne Pflege geht es wohl generell nicht im Garten...
Viele Grüße von
RosaRot
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Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Sicher ist ein Kiesgarten genauso arbeitsintensiv wie ein Staudenbeet, wenn nicht noch mehr, aber ich könnte mir vorstellen, dass hier bei manchen Leuten - vor allem wenn sie sich noch nicht viel mit Garten beschäftigt haben - der subjektive Eindruck anders ist. Und nach dem wird dann entschieden.Und dann noch die Modetrends. Die sind natürlich auch nicht zu unterschätzen. Dazu passt übrigens auch der Thoreau-Spruch oben.
Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit. Erasmus von Rotterdam
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Natürlich darf jeder in seinem Garten tun und lassen, was er will! Aber es tut so gut sich mal mit Gleichgesinnten auszutauschen! Mein Garten sieht für die meisten Passanten sicher unordentlich aus, dabei sehen sie nicht, was ich da alles zusammengetragen habe an Pflanzen ...
Zum Glück bin ich nicht selber Auto gefahren, als ich das erste Mal an diesem Vorgarten im sonst rundherum ländlichen Gebiet vorbeigekommen bin!

Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Außerdem könnte man das Thema durchaus mal historisch einordnen.Früher, d.h. in Westdeutschland bis in die 60er Jahre, hier im Osten bis zur Wende, war ein Nutzgarten weitgehend eine wirtschaftliche Notwendigkeit, um satt zu werden oder zumindest das knappe oder eintönige Nahrungsangebot zu ergänzen. Dadurch war das Aussehen der Gärten, Gemüsebeete, Beerensträucher, Obstbäume, und eine gewisse Vielfalt vorgegeben. Der klassische Bauerngarten enthielt nur Nutzpflanzen; auch was schön blühte wurde genutzt. Reine Ziergärten hatten nur die Reichen, seien es englische Parks oder französische formale Gärten. Heute sind wir von diesem Zwang Essbares zu produzieren befreit und können unsere Zeit anderweitig verbringen ... oder eben wie wir,
doch in den Garten stürzen und pflanzen und pflegen was uns gefällt! Obwohl ich zugeben muss, reine Ziergärten, ohne einen einzigen Johannisbeerstrauch oder ein paar Himbeeren für die Kinder oder wenigstens ein paar Kräuter, finde ich ganz schön dekadent!

Viele Grüße aus dem Trockengebiet, Uli
- Landpomeranze †
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- Registriert: 13. Apr 2005, 21:18
Re:Weitere "Ideenverarmung" der Gärten im Neuen Jahr?
Ich schau' mir gerade die Bilder an und freue mich, dass die "Kieswelle" noch nicht bis in meine Gegend geschwappt ist. Vielleicht liegt es daran, dass es wenig Neubausiedlungen gibt? Oder daran, dass Landschaftsgärtner unsere Gegend links liegen lassen? Ich kenne diese Steingärten nur aus Vorarlberg, meist vor einem schmucklosen, schuhschachtelähnlichen Passivhaus, gemeinsam wirkt es auf mich sehr abweisend, ähnlich einer großen "Betreten verboten, Besuch nicht erwünscht"-Tafel. Bei meinem letzten Besuch hatte ich ja den bösen Verdacht, dass der ganze Rheinschotter, der aus dem Mündungsgebiet gebaggert werden muss, großflächig verteilt wird. lg, Patricia