Wie einige vielleicht schon mitbekommen haben, arbeite ich im August im Garten von Schloss Hof, das ganz bei mir in der Nähe und weniger als eine Autostunde von Wien entfernt liegt, als Hilfsgärtnerin. Dieses Schloss war schon total in Vergessenheit geraten und bröckelte nur so vor sich hin. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich noch klein war und ich mit meinen kopfschüttelnden Eltern oft vor dem verschlossenen Tor stand und meine Eltern nicht verstehen konnten, warum man dieses Schloss so verfallen lässt. (Kleine Anmerkung: Meine Eltern sind große Schlösser- und Burgen-Fans, es gibt kaum eine Anlage, die wir nicht kennen. Meine Schwester meint auch, sie hätte deshalb einen "Kulturschaden"...)

Aber Gott sein Dank hat man den Wert dieses Schlosses rechtzeitig wieder erkannt und somit begann im Frühjahr 2002 die Revitalisierung von Schloss Hof - eines der ambitioniertesten Kulturprojekte der jüngeren österreichischen Geschichte.Kurz noch ein paar Sätze
zur Geschichte des Schlosses: Erbaut wurde Schloss Hof von 1725 bis 1729 unter des schon zu Lebzeiten legendären Feldherrn Prinz Eugen. Schöpfer war Lucas von Hildebrandt. Das Schloss war ein reiner Sommersitz und diente vorwiegend als Fest- und Jagdschloss.Maria Theresia war so begeistert von diesem Schloss, dass sie es 1755 von den Erben Prinz Eugens erwarb. Allerdings ließ sie das Gebäude um eine Etage aufstocken und gab ihm damit im Wesentlichen das heutige Erscheinungsbild. Mit der Epoche Maria Theresias ging auch die Blütezeit von Schloss Hof zu Ende. Ihre Nachfolger zeigten zunehmend weniger Interesse an der stilvollen Sommerresidenz, und 1898 verlosch der imperiale Glanz schließlich vollständig, als Kaiser Franz Joseph das Schloss seiner Armee als Ausbildungsstätte übergab. Ehe sich Soldaten samt Rössern einquartierten, wurde das gesamte Mobiliar in die kaiserlichen Depots gebracht. 200 Wagenladungen mit Möbeln und Kunstgegenständen rollten damals vom Marchfeld nach Wien.Mit Hilfe alter Pläne, Inventare und Gemälde wurde die ursprüngliche Pracht seit 2002 weitgehend wieder hergestellt. In detektivischer Recherchearbeit konnte auch ein großer Teil des originalen Interieurs wieder ausfindig gemacht werden. Nach aufwändiger Restaurierung schmücken erlesene Möbel und wertvolle Gemälde heute wieder jene Räume, für die sie einst von den besten Künstlern und den renommiertesten Manufakturen der Barockzeit geschaffen wurden.
zur Geschichte des Gartens:Mehr noch als dem Schloss und seiner Ausstattung galt dem Garten die uneingeschränkte Bewunderung der Zeitgenossen. Und in der Tat konnten sich nur wenige Anlagen in Europa an Pracht, Raffinesse und Eleganz mit jener messen, die Lucas von Hildebrandt um Schloss Hof angelegt hatte. Reich mit Broderiebeeten, Skulpturengruppen, Pavillons, Bosketten und mächtigen Brunnenanlagen ausgestattet, stieg dieses Meisterwerk künstlerisch gestalteter Natur über sieben künstliche Terrassen an das Ufer des Marchflusses ab. Im Lauf der Zeit verlor sich der einst in ganz Europa gerühmte Glanz zwischen Unkraut und Gestrüpp. Die Grundstruktur des Gartens ist jedoch völlig intakt geblieben – sie hat sich gewissermaßen nur unter die Erdoberfläche zurückgezogen. Die Ergebnisse landschaftsarchäologischer Grabungen, historische Pläne und drei um 1760 entstandene Gemälde ermöglichen nun die sukzessive, detailgenaue Wiederherstellung der ursprünglichen Farb- und Formenvielfalt. Wie einst den barocken Betrachtern wird sich auch Gästen unserer Zeit in naher Zukunft wieder das grandiose Bild eines riesigen lebenden Teppichs bieten.Übrigens: Die Gartenleiterin (und somit auch Planerin z.B. der Beete usw.) ist eine äußerst kompetente Landschaftsarchitektin aus Deutschland, die vorher stellvertretende Leiterin der Herrenhäuser Gärten in Hannover war!
(der Text enthält teilweise Auszüge aus www.schlosshof.at) Ja, und was soll ich sagen... Ich bin auf jeden Fall so begeistert von dieser Gartenanlage, dass ich sie euch nicht vorenthalten will und deshalb ein paar Fotos extra für euch gemacht habe... ;)Ich kann euch auch nur sagen, dass sich ein Besuch in Schloss Hof absolut lohnt und solltet ihr einmal in der Nähe sein, solltet ihr unbedingt einen Abzweiger dort hin machen! Außerdem liegen im Umkreis von ein paar Kilometern auch noch die anderen Marchfeldschlösser. Am Freitag haben drei Besucher aus Deutschland sogar gemeint, dass ihnen Schloss Hof besser als Schloss Schönbrunn und Schloss Belvedere gefallen hat! Also, was will man mehr!
