News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten! | garten-pur unterstützen mit einer Spende oder über das Partnerprogramm!
Gemüseanbau - mehr Frust als Lust? (Gelesen 5028 mal)
Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Die Threads häufen sich: von "Nix als Ärger" über "meine sind von ...befallen" bis zu variantenreichen Schnecken- Und Wühlmausthreads. Und meist ist Gemüse betroffen. Ziergärtner haben solche Probleme weniger, entweder, weil sie gar nicht erst lang fackeln (Blumen isst man schliesslich nicht), oder weil Zierpflanzen halt doch einfacher zu kultivieren sind als die empfindlichen Zuchtgemüse.Ich hab mir auch schon überlegt, die ganze Gemüseanbauerei stark zu reduzieren oder gar ganz aufzugeben. Aber ich machs nie. Obschon, den ganzen Sommer nette Blümchen dort, wo jetzt die noch nicht abgefressenen Salate vor sich hinfaulen... - die Verlockung bleibt.Oder was für starke Argumente gibts dagegen?
- gundelrebe
- Beiträge: 217
- Registriert: 9. Aug 2006, 23:08
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Ähnliche Gedanken sind mir kürzlich durch den Kopf gezogen. Ich hatte mich gefragt, was ich eigentlich so sinnvoll daran finde, die weitgehende Selbstversorgung in Sachen Gemüse und Salate anzustreben.Die minimalen Einsparungen, falls man die Jungpflanzen selbst anzüchtet, können es kaum sein. Der totale Öko-Freak, bei dem alles "Bio" sein muß, bin ich auch nicht (obwohl ich Bio natürlich bevorzuge). Bei schlechtem Wetter noch rasch die Ernte retten, obwohl ich eigentlich lieber die Beine hoch legen würde, ist auch nicht immer der Hit. Eine mich selbst überzeugende Antwort auf meine Frage, die den enormen Zeitaufwand rechtfertigt, habe ich bisher nicht gefunden. Dennoch bin ich glücklich über die Möglichkeit des Anbaus von Nutzpflanzen - und möchte es nicht mehr missen.Vermutlich ist es ein ganzes Bündel "kleiner" Argumente, die in der Summe ausreichen, um sich dem "Nix als Ärger" freiwillig auszusetzen. Eines der "kleinen" Argumente könnte der Reiz sein, selbst "Schöpfer" zu spielen und Nützliches zu produzieren. Von der Tendenz her könnten hier ähnliche Gefühle mitspielen wie bei Leuten, die unbedingt Kinder wollen bzw. Kinder haben. Auch da hat man ja "nix als Ärger" - und dennoch ...
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Sehr einleuchtend! :DIch hatte eigentlich nie den Ehrgeiz, irgendwas in Richtung Selbstversorgung hinzubringen. Eher war Neugier der Antrieb, und eben ein wenig das Bestreben, etwas Essbares heranzuziehen. Und jedes Mal, wenn ich daran denke, weniger oder gar nichts mehr an gemüse zu pflanzen, überkommt mich Traurigkeit. Ohne geht einfach nicht.
-
- Beiträge: 1806
- Registriert: 2. Mär 2005, 09:43
- Kontaktdaten:
-
Ich liebe alles, was im Garten eßbar ist.
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Och, ein gutes Argument ist es doch, wenn man weiß, wie schwierig es ist, gesundes Gemüse ohne Chemie hochzubringen. OT Anfang: Das würde so manch einem gut tun, der glaubt, daß er (gutes) Fleisch für drei Euro kaufen kann. Mir sagte vor kurzem jemand, ein Ferkel kostet lockere 70 Euronen, und was man hier und dort an günstigem Schweinefleich kaufen kann, sind schlicht "Todbleiber", also solche Tiere, die erst gar nicht fressen wollen und die man lieber schlachtet, bevor sie tod umfallen. OT Ende. Nur an der Theke sehen wir die Probleme nicht mehr und es täuscht sich so leicht über alle Mißstände hinweg. So mancher macht sich doch nur noch Gedanken, wenn es den Chemiegeruch von seinen Weintrauben nicht mal mehr abgewaschen bekommt.



Wer Rechtschreibefehler findet, darf sie gerne behalten.
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Überhaupt die Gemüseregale im Supermarkt: die schau ich gar nicht mehr gerne an, schaukeln uns bloss eine irreale Hochglanzschalenwelt vor. Insofern ist auch ein Grund, noch reales, mit Flecken verziertes Gemüse ernten zu können, das als kleine Beigabe sogar noch ein Quäntchen Geschmack ausgebildet hat.
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Naja, mit den Gemüsegärtnern ist es wie mit den Bergsteigern, die laufen auch den halben Tag unter Mühen hinauf, obwohl gleich nebenan eine Seilbahn fährt.Das Apfelschorle oder Weizenbier oben schmeckt dann auch deutlich besser
.

Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind (Karl Valentin)
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Reden sich die Wanderer jedenfalls ein. Ein wenig wurmt die Seilbahn schon. Ich erklimme grundsätzlich keine Berge, auf die eine Seilbahn fährt. Ertrage das kindische Winken aus der Kabine nicht. 

Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Ah, deswegen auch immer auf der Suche nach Gemüsen, die man sonst nicht zu kaufen kriegt? Ich gestehe, dass ich bei Gemüsen nicht viel nachsichtiger bin als bei den Rosen. Was was wird, darf gerne bleiben, was mickert wird nicht besonders gehätschelt. Gepäppelt werden allenfalls mal Stauden und Obstbäume. Gutes Gemüse und Salat krieg ich auf dem Wochenmarkt.
- Christina
- Beiträge: 6690
- Registriert: 8. Feb 2005, 17:29
- Kontaktdaten:
-
Odenwälder Weininsel 7a 206 m ü. NN
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Genauso ergeht es mir.iIm Laufe der Jahre habe ich auch eine gewisse Gelassenheit entwickelt, jedes Jahr gibt es Lust u. Frust. Wenn man sich ein bißchen darauf einstellt, daß manches mißlingt, dafür aber das andere eine schöne Ernte bringt, ärgerts einen doch nicht allzusehr.ChristinaSehr einleuchtend!Und jedes Mal, wenn ich daran denke, weniger oder gar nichts mehr an gemüse zu pflanzen, überkommt mich Traurigkeit. Ohne geht einfach nicht.
Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern. (Sprichwort der Xhosa)
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
definitiv nicht! ich mach das einfach gern und es tut mir gut im Garten rumzuwerkeln und wer Gemüse anbait hat immer was zu werkeln.Ich finde einfach dass selbst das Biogemüse oft nicht richtig schmeckt, klar die müssen einfach andere Sorten nehmen und es ist nicht so frisch und der Biosalat kommt bei uns aus dem Hydrophonic anbau. Hier in Australien ist das Gärtnern bestimmt nicht einfach. etwa 15 cm Oberboden, wenig fruchtbar und darunter eine Lehmschicht. Im Winter säe ich im somemr ziehe ich vor und ich mach gerne um jedes Beet eine Umrandung mit irgendetwas schnellem. Wegen dem Erfolgserlebniss (wär in D auch eine Schneckenbarriere). Ich kauf da immer im Asialaden Gewürzpackungen Coriander Senf etc.Ich glaub man sollte nicht so viel päppeln und einfach das was nix ixt oder Mehltau hat rausreissen und was neues reintun.Inzwischen spritze ich weder mit Milch noch mit Knoblauch noch mit Chillii, der aufwand ist einfach zu groß.
- lissisgarten
- Beiträge: 238
- Registriert: 11. Mär 2005, 20:12
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Vorgestern haben wir den ersten eigenen Salat der Saison gegessen. Es kam mir so vor, als hätte ich nie einen leckeren gehabt!Auch Bio-Gemüse kann da nicht mithalten!Andererseits habe ich jetzt beschlossen, die Erdebeeren auf 10 Pflanzen zu reduzieren, da wir ein Erdbeerfeld zum Selberpflücken in der Nähe haben, bei denen ich mir sehr preiswert Früchte für Marmelade holen kann...hier lohnt der Aufwand wirklich nicht!Übrigens habe ich schon jetzt viele Blumen im Gemüsebeet.
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Natürlich mache ich weiter..... .Es gibt viele Gründe, zum Beispiel:- ich liebe es, draußen zu sein, draußen zu arbeiten und etwas Sinniges zu tun- ich koche und esse liebend gern, gekauftes Obst und Gemüse, auch Bioware, genügt meinen Ansprüchen nicht- es ist ein gutes Gefühl, rund ums Jahr mit Gemüse und Obst autark zu sein, lediglich Tomatenmark und im Winter 2 - 3 Paprika kauf ich zu. Die Folge davon ist eine zuträgliche, saisongerechte Küche.- bei den von uns verwendeten Mengen (100 kg Zwetschgen voriges Jahr, Marktpreis Bio: 320 Euro) ist Selberanbauen ein echter Kostenfaktor. Auch 1,60 Euro pro kg Kartoffeln lassen nachdenklich werden. Gut, mag sein, Geld hat man, über Geld spricht man nicht, zumindest ist es unfein. Aber unsere Mengen in unserer Qualität kann ich zum einen gar nicht kaufen, zum anderen hätte ich ein ernsthaftes Problem mit dem Bezahlen.- Es ist köstlich. z. B. Erdbeeren, Himbeeren, Stangenbohnen und Grünspargel satt zu haben. Bis man dankbar ist für Freunde, die einem noch was abnehmen.- viele Sorten sind bei uns im Handel gar nicht im Angebot: lila Spargel, Renekloden, dicke Bohnen, Stangenbohnen, gelbe Zwetschgen, Rattenschwanzrettich, frischer Koriander, Tafelwein aus D ... . Den Kult um besondere Gemüsesorten brauch ich in diesem Forum nicht eigens zu erwähnen.- Man hat das ganze Jahr über individuelle und gern gesehene Mitbringsel - ein Korb voll Gemüse, ein dekorativer und schmackhafter Kürbis, ein Erdbeerkuchen mit richtig viel Erdbeeren drauf statt glibbrigem Tortenguss, ein Strauß aus 25 verschiedenen Kräutern, eine Kiste Äpfel, ein Zwiebelzopf mit 5 Sorten Zwiebeln - wer hat das schon? Kaufen kann man es nicht, es macht nicht dick und braucht sich auf. Im Gegensatz zu Konfekt oder Rumstehtinneff.- Saisonal frisch zu essen ist ein Wert an sich, "die Natur" hat es schon gut eingerichtet, dass im Frühjahr das grünstrotzende Kraut, im heißen Sommer das wässrig-säuerliche Obst, im Winter das lagerfähige, teils süßliche, nach warm-deftiger Zubereitung verlangende Wintergemüse zur Verfügung steht. Im (Bio-)Supermarkt bin ich davon unabhängig, aber genau das will ich nicht. Ich will das Leben in seinem zyklischen Wandel spüren.Nun bleibt die Frage, wie mit gemüsebaulichem Frust umzugehen sei. - Hinnehmen, was ist- dies Jahr hatte ich kein einziges Radies, dafür eine Schwemme an Erdbeeren. Voriges Jahr fraßen die Enten meine Stachelbeeren, dies Jahr gibt es sie eimerweise - die Stachelbeeren, nicht die Enten. Voriges Jahr gab es Zwetschgen ohne Ende, dies Jahr, wegen der Schnittmaßnahmen, nur genug für Frischverzehr und Mus. Dafür haben die Himbeeren richtig Fuß gefasst.....- Schützen der Kulturen, bei uns Schneckenzaun, reihenweise Mischkultur, auch Blumen (einjährig) im Gemüsebeet scheinen es gesund zu halten- Eingreifen, wenn es ernst wird: Kartoffelkäfer, Schnecken absammeln, Blattläuse an empfindlichen Trieben mit Spiritus - Seifenlösung besprühen, große Mengen Schnecken mit Schneckenkorn umbringen- Nützlinge fördern: Kästen für Meisen, Wasserstellen, Totholzhaufen, Steinhaufen, ungemähte Bereiche, Insektenhotels, selten und mit der Sense mähen, außerhalb des Gemüselandes so wenig wie möglich tun.- Soviel anbauen, dass in jedem Fall genug da ist, wenn auch nicht immer das Gewünschte. Übermengen werden zu Wein oder verschenkt, vielleicht einmal verkauft. Extensiver Gemüsebau halt, erheblich erleichtert durch Mulchen und breites Sortenstreuung. - Flexibel sein: Fällt die Petersilienwurzel aus, bleibt vielleicht der Sellerie, bekommt der Kohl Maden, gelingt vielleicht die Steckrübe - die ohnehin zarter, bekömmlicher, schmackhafter, lagerfähiger und inhaltsstoffreicher ist. Verpasse ich die Holunderblüte, bleibt vielleicht die Beerenernte.Obst, Gemüse, Kräuter im Eigenanbau? Nie wieder ohne!Gartengrüße, Landfrau
Wenn ich etwas verstehe, bin ich frei davon.
- lissisgarten
- Beiträge: 238
- Registriert: 11. Mär 2005, 20:12
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
@ Landfrau:Das hört sich toll an! Hab richtig Appetit bekommen! Aber woher nimmst du die Zeit?
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
Da muss ich philosophisch antworten:Wir haben alle gleich viel Zeit. Jeden Tag 24 Stunden. Und wir entscheiden, wofür wir sie einsetzen, geben die Prioritäten vor. Sage ich jemandem "ich habe keine Zeit", bedeutet dass "ich habe keine Zeit für dich, du bist nicht so wichtig wie xyz". Eigentlich ist es eine Herabsetzung. Komischerweise wird das selten so ausgedrückt, eher ist es Kult, keine Zeit zu haben. Wer Zeit hat, "arbeitet" nicht genug, zumindest nicht für Geld, wer keinen Stress hat, hat auch keinen Status. Aber es hat wohl noch niemand auf seinem Sterbebett gehaucht. "Ach, hätte ich doch mehr Zeit im Büro verbracht". Nehme ich zumindest an.Für den Garten "nehme" ich mir nicht die Zeit, ich genieße jede Minute dort, ich bin dankbar für die Erde unter meinen Fingernägeln, das Tuch um meinen Kopf gegen Wind und Sonne, den Muskelkater und den Mückenstich. Und ich kann das genießen, weil ich lange genug für fremde Interessen mich besinnungslos verausgabt hab und auch noch stolz war, wenn das "Projekt so gut gelaufen" ist. Heute lebe ich auf wesentlich niedrigerem Niveau - Finanzen, Events, Tagungen, Konsumgüter, Sozialstatus des Gelderwerbs - alles etwas niedriger gehängt. Warum 24 Stunden hetzen jeden Tag? Es gibt voraussichtlich nur dieses eine Leben - leben wir es, Jetzt!Das war ja jetzt pathetisch!!Praktisch gesehen: Wenn man flexibel, entspannt und mulchend gärtnert und die Dinge für sich arbeiten lässt, kann man neben der Gartenarbeit auch noch im Garten stundenlang lustwandeln. Der aufgeräumte, akkurate Vorzeigegarten ist sicherlich ein Kraftakt - und womöglich auch schon wieder fremdinitierter, zeitfressender Stress?Gartengrüße, Landfrau
Wenn ich etwas verstehe, bin ich frei davon.
Re:Gemüseanbau - mehr Frust als Lust?
ganz meine MeinungDer aufgeräumte, akkurate Vorzeigegarten ist sicherlich ein Kraftakt - und womöglich auch schon wieder fremdinitierter, zeitfressender Stress?