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Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz? (Gelesen 3530 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

Moderatoren: Nina, AndreasR

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Habakuk

Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

Habakuk »

Kürzlich traf ich einen reichen Herrn, der sich eine Villa auf einen Hügel stellte und dann fand, er wolle vom Wohnzimmerfenster den Besitz überblicken. Folglich wurde der Hügel so weit aufgeschüttet, daß er nun in die Ebene schauen kann (und hinten eine steile Böschung. Ein drei Meter breiter Weg rund ums Haus am Haus verhinderte den Blick den Hügel hinunter). Typischer Fall von "falschen Bauplatz gewählt".Umgekehrt trifft man häufig auf Siedlergärten: Haus, mittig am Grundstück. Hecke an der Grundgrenze. Dazwischen nur Wiese, "freies Schußfeld" wie im Wilden Westen. Keine "Gartenräume", keine Staudeninseln, keine Solitärsträucher. Allenfalls Halbstamm-Obstbäume - gut durchblickbar.Was bewegt Leute, unbedingt jeden Winkel Ihres Besitzes überblicken zu müssen. Angst? Sicherheitsdenken? Die Lust, sich am neuen Gartenhaus / neuen Aluzaun nicht sattsehen zu können?
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thomas
Garten-pur Team
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Für die Freiheit des Spottes.

Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

thomas » Antwort #1 am:

Feldherrnhügel?
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.
Habakuk

Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

Habakuk » Antwort #2 am:

Kontrollbedürfnis? Klaustrophobie?Gier nach Offenheit?
Nomadin

Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

Nomadin » Antwort #3 am:

Was bewegt den einen, sich in einem vollgestopften 6 qm-Zimmerlein wohlig und gemütlich zu fühlen, und den anderen, in einer 45 qm-Halle mit riesigen Fenster, sparsamem Mobiliar und weißer Einrichtung das Gefühl von Weite zu genießen?Menschen sind halt verschieden. Und wer den Rundumblick über die eigene quadratische Wiese mag ist glücklich, wenn er ihn hat. Muß ich ihm da pathologische Motive unterstellen?
Marion

Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

Marion » Antwort #4 am:

reichen Herrn, der sich eine Villa auf einen Hügel stellte und dann fand, er wolle vom Wohnzimmerfenster den Besitz überblicken.
"Er stand auf seines Daches Zinnen,und schaute mit vergnügten Sinnenauf das beherrschte Samos hin.'Dies alles ist mir untertänig,'begann er zu Ägyptens König,'gestehe, dass ich glücklich bin.'Und dann? Wie geht's jetzt weiter mit dem Herrn auf dem Hügel?
callis

Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

callis » Antwort #5 am:

Was bewegt Leute, unbedingt jeden Winkel Ihres Besitzes überblicken zu müssen. Angst? Sicherheitsdenken? Die Lust, sich am neuen Gartenhaus / neuen Aluzaun nicht sattsehen zu können?
Warum unterstellst du denn lauter negative Motive, Gizi? Vielleicht ist das Motiv ja wirklich nur das Bedürfnis nach Weite, wie Nomadin schon sagt, nach einem unverstellten Blick.Mein Garten ist zwar in 4 größere Räume unterteilt, nicht mit Absicht, teils gab es schon Vorgaben. Aber ich genieße den weiten Blick über den Zaun in den Harz und den Blick vom Obergeschoss des Hauses über den ganzen Garten. Kleinräumigkeit hat mich immer beengt.Muss ich deshalb ein Kontrollbedürfnis haben? Kann es nicht auch einfach der Drang nach Freiheit und Weite sein?Ich weiß gar nicht, warum es immer wieder Threads gibt, in denen die Abweichung von den eigenen Gartengestaltungsbedürfnissen thematisiert und zugleich stigmatisiert wird.
Querkopf
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Saartal, WHZ 7b, 245m ü. NN, toniger Lehmboden

Re:Der überblickbare Garten - "Freiheit, die ich meine"

Querkopf » Antwort #6 am:

Hallo, Gizi,
... Umgekehrt trifft man häufig auf Siedlergärten: Haus, mittig am Grundstück. Hecke an der Grundgrenze. Dazwischen nur Wiese, "freies Schußfeld" wie im Wilden Westen. Keine "Gartenräume", keine Staudeninseln, keine Solitärsträucher. Allenfalls Halbstamm-Obstbäume - gut durchblickbar. ...
ein Haus mit Garten ist für viele Menschen Symbol für Selbstbestimmtheit und Eigenes - für "Freiheit" eben. Nur erlaubt das Portemonnaie selten die Villa mit weitläufigem Park. Dann wird's halt die kleine Freiheit: ein Siedlungshaus. Wie groß sind da die Grundstücke drumrum? 200 qm? 250? Und sowas Winziges soll man noch in "Gartenräume" untergliedern, wo einen doch schon die Dackelgaragen-Zimmerchen des Häuschens beengen?!? Mein eigener Garten ist auch nicht riesig, wenn auch ein gutes Stück größer als das geläufige "Siedlungs"-Maß. Von Topografie und vorgefundenem Bewuchs her - Hanggelände, am hausfernen, unteren Ende Waldrand, mittendrin älterer Baumbestand - gibt er "Weite" nicht wirklich her. Das habe ich nolens volens akzeptiert und ihn teilweise in "Räume" gegliedert. Und was habe ich just geändert? Klar doch: Ich habe Pflanzen umgesetzt und rausgeworfen, die unerwartet groß geworden sind und die Räume eingeengt haben, ich habe nach Kräften Sichtachsen geöffnet...Welche Wünsche und Bedürfnisse in Sachen Gartenraumgestaltung man hat, hängt wahrscheinlich auch von sehr persönlichen Landschafts-Vorlieben ab. Ich selber lebe seit 25 Jahren in einer Mittelgebirgsregion, deren schönste Partien durchaus die Bezeichnung "lieblich" verdienen; das weiß ich zu schätzen. Aber wenn ich bei gutem Wetter und Licht in die ebene norddeutsche Gegend komme, in der ich aufgewachsen bin, geht mir jedes Mal das Herz auf. Über Felder und Wiesen bis zum nächsten Knick schauen, zum übernächsten, zur Allee dahinter und darüber hinaus zum Horizont - das ist es: unendliche Weiten, "Freiheit, die ich meine" :D...Gizi, eine Ausgangsfrage wie deine kann wohl nur jemand stellen, der seit jeher auf Berg- und andere Wände guckt ;D. Gestalte doch mal Siedlergärtchen, die in Räume gegliedert sind und dennoch ganz, ganz offen, weit, frei wirken - man wird dich feiern ;)... Schöne GrüßeQuerkopf
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137

"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
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fars
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Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

fars » Antwort #7 am:

Ich schließe mich völlig Callis' Meinung an. Bereits bei den Gartentrends gibt es so putzige Verschiebungen, als sei "Trend" grundsätzlich etwas Negatives. So auch wieder hier.Im Einzelfall mag das Großmannssucht sein, aber schaut nicht fast jeder (ich zumindest ja) voller Bewunderung, gepaart mit einem positiven Neid, auf die toskanischen Hügel? Hätte ich das Geld und könnte ich mir die Energiekosten und den enormen Pflegeaufwand leisten, dann würde ich auch so bauen wollen. Dem Polykrates könnte man den Lynkeus gegenüberstellen:"Zum Sehen geboren,Zum Schauen bestellt,Dem Turme geschworen,Gefällt mir die Welt.Ich blick' in die Ferne,Ich seh' in der Näh'Den Mond und die Sterne,Den Wald und das Reh.So seh' ich in allenDie ewige Zier,Und wie mir's gefallen,Gefall' ich auch mir."Einen Garten von erhöhter Warte aus zu betrachten ist ein ganz anderer Genuss als mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Uns erfreut stets aufs Neue der Blick von unserem lediglich 1,80 m hohen Erker, zu dem uns die sonst so wenig ansprechende hessische Bauform gezwungen hat. Und meinen Nachbarn beneide ich um seine ausgedehnten Rasenflächen mit den Gehölz- und Staudeninseln, die seinem Garten Raum geben und damit Großzügigkeit verleihen.Warum empfinden wir gerade die Mittelgebirgslandschaft mit der Weite von Feldern und Streuobstwiesen als so angenehm für die Augen? Begrenzungen gibt es genug, sei es durch Häuser, enge Höfe, hohe Mauern oder Hecken. Von daher bejahe ich diesen "Feldherrnhügel" als Garten- und Wohnidee voll und ganz.
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altrosa
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Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

altrosa » Antwort #8 am:

Was Gizi hier anspricht, hat schon seine Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Blick (hier auf den See, in die Berge) ist ein so starkes Verkaufsargument, dass hierzulande die neuen Häuser auf einen möglichst hohen Erdsockel gestellt wurden, um diese Ausblicke zu ermöglichen. Gegen die Strasse wurden diese künstlichen Erhebungen dann mit (meist abscheulichen) Mauern gestützt, sodass sich die einstigen Strassen in öde Betonschluchten verwandelt haben.
Pimpinella
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Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

Pimpinella » Antwort #9 am:

Der Grund für die freien Flächen sind auch die fußballspielenden Kinder. Ich habe meinen Garten letztes Jahr unterteilt, und jeder, der das sieht, fragt gleich, wo die Kinder jetzt Fußball spielen. ::) (Im Park gleich nebenan)
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Santolin
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Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

Santolin » Antwort #10 am:

Wenn es so wird, wie altrosa beschreibt, dann "bezahlt " die Allgemeinheit für den Ausblick des Einzelnen mit Beschneidung des Blickes für alle - nicht so toll. Ich stimme fars völlig zu: es hat was tolles, den Blick auf den Garten von erhöhter Warte zu genießen. Nach jahrelangen Rodungsarbeiten kann ich jetzt zuerst als völlig umsonst bezahlt geglaubte 400qm zu eben diesem Zweck genießen. Auf der gesamten Länge unseres Grundstückes zieht sich auf einer Seite ein Streifen, der schräg (mit einem winzigen Absatz) die 5 m Höhe bis zum nächsten Grundstück überbrückt. Auf der anderen Seite das ganze nach unten. (Diesen 400qm konnte ich außer Mühe und Arbeit noch nicht viel abgewinnen :()Der Garten wirkt von oben ganz anders und ich arbeite gerade daran, meinem "Sitzplatzverweigernden" Mann eine Sitzgelegenheit dort oben abzuschwatzen. Freies Schussfeld hätte ich auf den Sportplatz gegenüber und die Fenster der Umkleidekabinen sehen ziemlich nach Schießscharten aus ;D. Aber ich sehe dann doch lieber ganz friedlich beim eifrigen Training zu.
Saxmann
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Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

Saxmann » Antwort #11 am:

Daß die Geschmäcker verschieden sind, und Menschen mit anderer Denkweise andere Vorstellungen von einem "schönen" Garten haben, ist erstaunlich wenigen Schreibern klar.Was die Planung der Terrasse angeht, war für mich von anfang an klar:Ich will im Garten sein, nicht überm.Über die 2m hohen Terrassenhügel muß ich mich allerdings schon wundern... ;D
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ulho
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Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

ulho » Antwort #12 am:

Dass man gelegentlich den Wunsch verspürt den Blick in die Ferne schweifen zu lassen mag auch einen ganz banalen Grund haben:Durch die Fernfokussierung werden die Augenmuskeln trainiert und die Linse behält ihre Beweglichkeit.
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Staudo
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Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

Staudo » Antwort #13 am:

Motivierend für das Augentraining kann eine Nachbarin m Liegestuhl sein. Deshalb sollte man auch auf die entsprechenden Sichtachsen achten.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Habakuk

Re:Der überblickbare Garten - "freies Schußfeld" oder Überblick über den Besitz?

Habakuk » Antwort #14 am:

Motivierend für das Augentraining kann eine Nachbarin m Liegestuhl sein. Deshalb sollte man auch auf die entsprechenden Sichtachsen achten.
GGin: ...Du kannst Deine Augen wieder einfahren... ;D ;D ;D
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