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Landsorten sinnvoll oder überflüssig (Gelesen 2173 mal)

Die Lehre von den Pflanzen - Übersetzungen aus dem Fachchinesischen, Diskussionen um Definitionen, Alltagsphänomene wissenschaftlich erklärt
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pocoloco
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Ich liebe alles, was im Garten eßbar ist.

Landsorten sinnvoll oder überflüssig

pocoloco »

Ich ziehe dann mal lieber in einen eigenen thread um.Was fällt Euch zum Thema Landsorten vs. Hochleistungssorten ein?Zwei Gedanken:Bei den bei mir doch widrigen Bedingungen durch spreisekartoffelpflanzende Gartennachbarn und dem damit verbundenen Fäuledruck bin ich mittlereile auf moderne Frühkartoffeln ausgewichen, mit entsprechendem Erfolg.Auf der anderen Seite sind alle modernen Maissorten gelb.Und die Pflanzenzüchter bediehnen sich ständig an Landsorten, sie scheinen also doch eine Reihe von Eigenschaften aufzuweisen, die sie auch für moderne Sorten interessant machen.LGUwe
Wer Rechtschreibefehler findet, darf sie gerne behalten.
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Carnivora
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Re:Landsorten sinnvoll oder überflüssig

Carnivora » Antwort #1 am:

Mich stört diese Schwarz-weiß-Malerei, die da häufig betriebedn wird:- alte Sorten = kostbar, gesund, bio, das einzig Wahre für den naturnahen Gärtner.- neue Sorten = pfui, aus dem Labor, wie kann man nur so etwas setzen.Bevor ich überhaupt irgendetwas setze, überlege ich mir, was ich haben will und was ich haben kann, mit meinem Boden und meinem Klima. Danach wähle ich die Sorte aus. Rentabel sollte der Anbau natürlich auch sein. Da gibt es z.B. eine im nördlichen Österreich beheimatete Firma, welche sich auf den Erhalt alter Kulturpflanzen spezialisiert hat. Die Preise für Samen und Jungpflanzen sind jenseits von Gut und Böse, zusätzlich wird man zur Spende aufgerufen, aber die Keimfähigkeit der Samen und der Ertrag der Pflanzen lassen sehr zu wünschen übrig. Nach einigem Ärger kauft man seine Paradeiser-Setzlinge dann doch wieder im Garten-Großmarkt.Ich bin grundsätzlich ein Gegner der wirtschaftlich orientierten Gentechnik, da dies eine so junge Forschungsrichtung ist, dass unmöglich alle wichtigen Gesetze bekannt sein können. Systematik betreibt der Mensch seit Jahrtausenden, und doch hat die Natur immer noch Überraschungen parat.Aber neue Pflanzensorten, sofern durch klassische Züchtung entstanden, sind bei mir willkommen, weil sie mir mehr Ertrag bringen.Andererseits bevorzuge ich bei Hunden u.a. Tieren die alten Landrassen, weil diese weitaus gesünder, psychisch robuster und langlebiger sind als die vielgepriesenen Geschöpfe der Hochleistungszucht. (Bei reinrassigen Deutschen Schäferhunden z.B. kann man nur mehr hoffen, dass der Tierarzt Mengenrabatt gewährt.)Letzendlich betreibe ich also eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung.
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Staudo
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Re:Landsorten sinnvoll oder überflüssig

Staudo » Antwort #2 am:

Die alten Sorten habe ihre Berechtigung als Kulturgut und als Genreserve. Wer ernten will, ist mit den neuen Züchtungen besser bedient.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Manfred

Re:Landsorten sinnvoll oder überflüssig

Manfred » Antwort #3 am:

Als Genreserve haben die alten Sorten allemal ihre Bedeutung. Was die Wirtschaftlichkeit im Hausgarten angeht, hängt das aus meiner Sicht stark von der Art ab.Bei Arten, wo die Hybridzüchtung unrentabel ist, z.B. bei Salaten, können Landsorten gut mithalten oder haben für den Hausgarten sogar vorteile, weil sie nicht auf lange Transport- und Lagerzeiten gezüchtet sind und ein zarteres Blatt bieten.(Da Salate überwiegend selbstfruchtbar sind und zur Hybridzüchtung jede Blüte von Hand vor der Selbstbefruchtung chirurgisch behandelt werden müsste, wären die Samen umbezahlbar. Das Verfahren rentiert sich beim Salat deshalb nur zur Sortenzüchtung, und nicht zur Saatgutproduktion.Bei Tomaten, wo pro Blüte viele Samen produziert werden, rentiert sich die Hybriderzeugung eher, aber auch nur in (noch) Billiglohnländern wie China. Trotzdem sind Preise von einigen Cent pro Saatkorn nicht ungewöhnlich. Wenn bei Tomaten-Billigsaatgut Hybrid auf der Pakung steht, würde ich das nicht unbedingt glauben. Außerdem sind Tomaten durch die Selbstbefruchtung leicht selber zu erhalten und schon deshalb die Landsorten interessant für den Hausgarten. Bei Kartoffeln ergibt sich das Problem, dass das Pflanzgut über einige Generatonen sehr schnell degeneriert, weil sich Virusinfekte und andere Krankheiten einstellen. Wenn die Sorten nicht intensiv gepflegt werden (regelmäßige Erzeugung von virusfreien Gewebekulturen mit anschließender streng virusüberwachter Pflanzgutvermehrung), dann geht der Ertrag bald auf unter 50% der eigentlichen Leistungsfähigkeit zurück. Da dieser Aufwand nur für sehr wenige alte Sorten betrieben wird, taugt das Pflanzgut oft nichts, auch wenn die Sorte in gutem Zustand duraus zu brauchen wäre.Und dann die Züchtung auf Krautfäuletolleranz. Auch in der Hinsicht werden alte Sorten kaum weiterentwickelt...Beim Kohl funktionieren Landsorten am ehesten da, wo die Züchtung nicht extrem von der ursprünglichen Pflanze abweicht. z.b. Grünkohl, Kopfkohl etc. Bei Hochzuchtgewächsen wie Blumenkohl sieht es ohne Hybride mau aus.
Lehm

Re:Landsorten sinnvoll oder überflüssig

Lehm » Antwort #4 am:

Im Hobbybereich, wo Ertrag nebensächlich ist, sind alte Sorten schon attraktiv.
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Staudo
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Re:Landsorten sinnvoll oder überflüssig

Staudo » Antwort #5 am:

Das kommt eben darauf an. Es soll Gartenbesitzer geben, die tatsächlich Wert darauf legen, zu ernten.
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marygold
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Re:Landsorten sinnvoll oder überflüssig

marygold » Antwort #6 am:

Jede Sorte, die ich im Garten anbaue soll doch einen Vorteil gegenüber anderen Sorten für mich haben:Entweder einen besonders guten Geschmack( dafür nehme ich dann gerneAbschläge beim Ertrag in Kauf), oder besonders gesund und pflegeleicht sein,oder einen guten Ertrag bringen, oder besonders dekorativ aussehen oder........Sorten, die kein einziges "oder" erfüllen werden ausgemustert, nicht nur im Privatgarten, sondern auch im Erwerbsanbau.Umgekehrt haben sich aber auch viele "Familiensorten" aus einem der genannten Gründe erhalten.
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Damax
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Re:Landsorten sinnvoll oder überflüssig

Damax » Antwort #7 am:

hi fans,ich machs auch so. Ich befaß mich viel mit Äpfel. Alte Sorte allein istzuwenig. Da ist sehr viel Schrott vorhanden. Genaugenommen ist je-der Sämling eines x-beniebigen Apfels eine neue Sorte. Wenn der Baum und seine Frucht für mich nicht entsprechend ist, reiß ich ihnwieder aus. Meine Parameter sind: ökolog Standfestigeit, resistentgegen Mehltau + Sorf, ertragreich, große Frucht mit möglichst hohenInhalten an Apfelsäure, Zucker und Gerbstoff. Die neuen baue ich nicht an, die kann ich kaufen; die GutenAlten machen mir Freude. Alleswas nur alt ist, ist deshalb nicht unbedingt auch gut, meint damax
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