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Hexentomate (Solanum villosum) giftig? (Gelesen 11524 mal)

Die Lehre von den Pflanzen - Übersetzungen aus dem Fachchinesischen, Diskussionen um Definitionen, Alltagsphänomene wissenschaftlich erklärt
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Buchsini
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Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Buchsini »

Hallo,ich weiß jetzt, das ich einen gelben Nachtschatten bzw. eine Hexentomate im Garten habe. Die hat sich selber ausgesät.Ich hätte gerne gewusst, wo ich erfahren kann, ob diese Beere giftig ist.Nach Internetrecherche kann man viel über den schwarzen Nachtschatten lesen der giftig ist. Über die Hexentomate (Salanum villosum) findet man nichts richtiges. Manchmal findet man eine orange Art unter dem Namen was aber nicht sein kann, denn die Hexentomate ist nun mal gelb.An wen kann ich mich da noch wenden? Hier im Forum ist mir schon sehr geholfen worden, aber ich möchte gerne noch mehr über diese Pflanze erfahren.LGBuchsini
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Grasmuck
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Re:Hexentomate giftig?

Grasmuck » Antwort #1 am:

Reife Beeren der gefährdeten Wildart sind eßbar. Solanum alatum oder S. villosum? Hättest Du Samen für mich? Ich hatte mal S. alatum im alten Garten massenhaft, aber jetzt wächst dort wohl Rasen drüber.
d'Ehre
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Buchsini
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Buchsini » Antwort #2 am:

Hallo Grasmuck,also die Beeren sind eindeutich gelb und nicht orange, deswegen gehe ich davon aus, das es Solanum villosum ist. Eine genaue Bestimmung ist für mich leider unmöglich, da ich kein Fachfrau bin in Sachen Nachtschattengewächse. Leider :-\ Hier noch mal ein Bild:BildDie Pflanze ist nicht behaart. Gestern habe ich mal vorsichtig dran probiert. Die Beere schmeckt süßlich.Habe aber nichts runter geschluckt, da ich mir ja immer noch nicht sicher bin, ob die Beeren wirklich essbar sind oder nicht.Die Beeren werden sich auf jeden Fall nicht weiter rötlich verfärben, denn als ich welche gepflückt habe, sind einige runter gefallen so reif sind die schon. Also gelb, ist eindeutig die Farbe dieser Beeren.Natürlich kannst du Samen ab haben. Ist genug da. Was hast du denn so im Angebot?LGBuchsini
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Grasmuck
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Grasmuck » Antwort #3 am:

Hallo, dem Bild nach ist es eher ein gelbfrüchtiges S. nigrum.Prinzipiell sind alle buntfrüchtigen Solani dieser Gruppe vollreif immer eßbar, nur die grünfrüchtigen bleiben teils giftig. Vollreif heißt auch innen ausgefärbt. Die Fruchtfarbe ist kein Bestimmungsmerkmal für Arten. Solanum alatum hat immer geflügelte Stängel, die die Pflanze auf dem Bild nicht hat. S. villosum ist im oberen Teil drüsig, unten ist der Stängel kantig. Die Blütenstände beider sind 3-5blütig. S. nigrum hat meist einen stielrunden Stängel und 5-10blütige Blütenstände. Weitere Merkmale, die man anschauen sollte: Sind die Kelchblätter stumpf oder spitz, sind die Fruchtstiele oder die Fruchtstandsstiele länger?Was ich z.Zt. abzugeben hab post ich mal kurz in die betreffende Rubrik.
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Buchsini
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Buchsini » Antwort #4 am:

Hallo Grasmuck,woher nimmst du nur all diese Weisheiten?Was heißt denn drüsig?Was mich irritiert, ist, das S. nigrum doch eigentlich immer schwarz ist. Und nigrum heißt ja auch schwarz. Im Internet finde ich keinerlei Info über einen gelbfruchtigen S. nigrum. Meistens sind auch die abgebildeten Hexentomaten eher orange. Ist dieser gelbe Solanum so selten?Möchtest du denn noch Samen haben?Ich schau morgen wenn ich es schaffe noch mal genau nach wie der Stängel und die Blüten genau aussehen.Erstatte Bericht wahrscheinlich morgen Abend, ansonsten erst Sonntag falls ich es nicht mehr schaffe. Habe noch soooooo viel zu tun im GartenWünsche allen ein schönes WochenendeBuchsini
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Staudo
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Staudo » Antwort #5 am:

Grasmuck ist Botaniker, der dankenswerterweise in diesem Forum kompetente Antworten gibt.
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Buchsini
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Buchsini » Antwort #6 am:

Hallo Staudengärtnerin,gut zu wissen :D Das ist genau das was ich brauche und ich hoffe, dass er mir noch mehr helfen kann wenn ich genau sagen kann wie die Blüten aussehen und die Stängel.Vielleicht bekomme ich noch ein paar gute Bilder hin.LGBuchsini
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Darena
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Darena » Antwort #7 am:

Hallo, dem Bild nach ist es eher ein gelbfrüchtiges S. nigrum.
eventuell ein Anthocyanalbino?
lg, Darena
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June
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

June » Antwort #8 am:

Ich finde es toll, dass eine meiner Fragen mit diesem Thread beanwortet wurde, meine Freundin hat eine praktisch idente Pflanze, allerdings mit schwarzen Früchten.Ich habe sie auch als Nachtschattengewächs identifizieren können, aber nicht als welches...Danke!
June

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Buchsini
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Buchsini » Antwort #9 am:

Hallo,hier noch ein paar Bilder von dem Stängel und der Blüte:BildBildHallo June,hast du zufällig ein Foto von der Pflanze? Sind die Stiele leicht behaart oder glatt?Hallo Darena,Anthocyanolbino habe ich noch nie gehört. Werde mal im Internet danach stöbern.Danke an alle für die bisherigen Bemühungen.GrußBuchsini
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June
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

June » Antwort #10 am:

Ich bilde mir ein, dass die Stiele leicht behaart sind, ich werde demnächst mal nachschauen ;) Fotos habe ich leider keine.Meine Freundin hat die Beeren übrigens trotz meiner Warnung probiert, sie schmecken anscheinend sehr gut.Laut Wikipedia isst man sie in einigen Ländern roh, in anderen werden sie gekocht. Die Amerikaner kochen damit Wonderberry Konfitüre ;D
June

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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Darena » Antwort #11 am:

es gibt von S. nigrum zwei Unterarten - S. nigrum ssp. nigrum ist wenig behaart, S. nigrum ssp. schultesi ist dichtbehaart. Anthocyan ist der blaue bzw rote(schwarzrote) Farbstoff in Blüten, Früchten, Blättern etc. wenn er fehlt, treten die anderen Farbstoffe (Chlorophyll, Carotin) zutage. da der Stengel auf dem Foto komplett grün ist (und nigrum hat eigentlich meistens leicht rötlich überlaufene Stengel), nehme ich an, daß es eben ein Albino für den Farbstoff Anthocyan ist :)
lg, Darena
Buchsini
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Buchsini » Antwort #12 am:

Hallo June,bin leicht von den Socken :o , deine Freundin ist echt krass. Ich hätte mir das bei schwarzen Beeren nicht getraut.http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale ... ml......na ja, die reifen Beeren sind nur gering giftig (siehe Link) und ich denke, sie wird es überleben. Ich habe auch schon gelesen, das man die Beeren andernorts isst. Ich finde es immer noch komisch, das man so wenig Information über diese Art von Pflanzen finden kann. Man sollte mal ein Buch schreiben über diese Art von Nachtschattengewächsen. Ich wäre der erste Abnehmer ;D Hallo Darena,also mein Solanum ist gar nicht behaart so weit ich das fest stellen konnte. Für mich sehen die Stiele so glatt aus wie ein Kinderpopo. Deswegen kann ich immer noch nicht so recht daran glauben das es eine S. nigrum sein soll. Vielleicht findet sich hier ja doch noch der Superspezialist, der alles aufklären kann ;) Ein Albino kann es ja trotzdem sein, denn die Beeren sind ja auch fast Farblos.LGBuchsiniPS: Schade, morgen ist schon wieder Montag......
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Hortus
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Hortus » Antwort #13 am:

Hallo June, meines Wissens wird in Amerika die sogenannte Wonderberry-Konfitüre nicht aus Früchten von S. nigrum sondern aus der Kulturform Wonderberry, einer Hybride, hergestellt. Diese Pflanze wurde von Herrn Burbank herausgebracht und wird als Solanum X burbankii gehandelt. Vor Jahren habe ich davon Samen durch einen bayrischen Pflanzenfreund erhalten. Die Pflanzen sind recht ertragreich und schmecken im reifen Zustand mit etwas Phantasie wie Heidelbeeren, weshalb verschiedentlich auch der Name Gartenheidelbeere verwendet wird. Reinhardt Kraft (besagter Pflanzenfreund) gibt auch Samen weiterer Solanum-Kulturformen ab, die alle S. nigrum ähneln. Ich habe sie alle selbst probiert und kann sie als interessante Besonderheiten empfehlen. Nur unreif sollte man sie nicht essen.Übrigens wird auch durch verschiedene Quellen behauptet, ein Elternpartner von der erwähnten Wonderberry wäre S. villosum. Wer an den Kultur-Solanum von R. Kraft Interesse hat, hier seine Web-Seite: http://mitglied.lycos.de/rkraft/Wonderb ... ry.htmNoch ein Nachtrag: Nomenklatorisch geht es bei Solanum recht unübersichtlich zu. Bei S. villosum werden als Synonyme S. alatum, S. luteum, S. luteum ssp. alatum, S. nigrum var.villosum genannt. Andererseits werden S. luteum und S. nigrum kategorisch getrennt und vom Julius-Kühn-Institut (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen) in der Unkräuterliste erwähnt und deren Früchte als sehr giftig bezeichnet.Solanum luteum soll im Raum Heidelberg und der Lüneburger Heide noch häufiger wild vorkommen.
Viele Grüße, 
Hortus
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Grasmuck
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Re:Hexentomate (Solanum villosum) giftig?

Grasmuck » Antwort #14 am:

So, zunächst mal zu den Pflanzerln im Bild: Das ist doch was aus der Luteum-Gruppe. Der Stängel ist kantig bzw. schwach geflügelt. Nomenklatorisch ist die Benennung dieser Solanum-Sippen relativ klar, aber taxonomisch sind sie strittig. Ursprünglich eine Art (S. nigrum) mit gelbfrüchtigen Unterarten unterschied man später mehrere Arten. Derzeit geht die Tendenz wieder dahin, nur zwei Arten zu unterscheiden, S. nigrum und S. villosum, jeweils mit Unterarten. V.a. bei S. nigrum werden die Ecksippen nigrum (inkl. der gelbfrüchtigen f. xanthocarpum) und schultesii als Unterarten behandelt, weil es Zwischentypen gibt. Schaut man genauer, so dürfte es sich um einen (Polyplid-?)Komplex handeln, der aus mehreren unterschiedlichen Biospezies besteht. Bei S. villosum s.l. werden S. villosum s.str. und S. alatum häufig noch auf Artniveau unterschieden, aber zunehmend geht der Trend ebenfalls in Richtung Unterarten. Ich kenne bislang nur S. alatum in rein und weder Zwischentypen noch S. villosum persönlich, sprich lebend. Aus dem Herbar schon, schließlich bearbeite ich die Gattung für die Flora von Istrien.Was die Giftigkeit betrifft: Leider findet man Hinweise auf leichte bis schwere Giftigkeit zu vielen traditionellen Obst- und Gemüsepflanzen von anderswo in mitteleuopäischer Literatur, etwa Solanum, Schneeball oder Lonicera caerulea. Vieles wird im Roth/Danderer/Kormann relativiert. Aber die Fachiteratur liest kaum wer, eher obskure Giftpflanzenbücherln und Datenbanken.Was Solanum betrifft: Die Sippen der Nigrum-Gruppe enthalten Solanin in sehr unterschiedlichen Dosen. Viele Populationen sind sogar giftfrei und wurden traditionell als Gemüse genutzt. Durch Verschleppung im Zeitalter freier Mobilität kann man sich heute nirgends mehr darauf verlassen giftfreie Sippen anzutreffen. Reife Früchte jedoch sind immer so giftfrei wie reife Tomaten auch: Solanin ist (bei Früchten solaninhältiger Pflanzen, d.h. bei Tomaten immer) nachweisbar, aber in so geringer Dosis, daß man sie beruhigt als Lebensmittel nutzen kann.Ausnahme sind die grünfrüchtigen Sippen von S. nigrum, die v.a. in Südosteuropa vorkommen und morphologisch zwischen nigrum s.str. und schultesii vermitteln. Es wäre interessant diese Sippe(n?) fruchtökologisch zu untersuchen. Wer ist für ihre Ausbreitung zuständig?In die Solanum-nigrum-Gruppe gehören weiters:Solanum chenopodioides (syn. S. sublobatum), das stärker behaart und schmalöblättriger ist, aus Südamerika stammt und sich über Spanien, Frankreich, Italien, Schweiz und Kroatien nun weiter nach Norden und Osten ausbreitet.S. retroflexum (syn. S. x burbankii), eine großfrüchtige Sippe, die als Nutzpflanze sogar angebaut wird. Sie stammt aus Südafrika und von Burbank unter falschen Angaben in Umlauf gebracht wurde.Solanum physalifolium (syn. S. nitidibaccatum), eine südamerikanische Sippe mit vergrößertem Fruchtkelch und glänzenden Beeren, die sich über die Häfen von Norden und Westen Richtung Mitteleuropa bewegt.
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Gerald Grasmuck
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