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Äskulapnatter - Rettungsaktion (Gelesen 19078 mal)

Tiere beobachten, schützen und erkennen

Moderator: partisanengärtner

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pearl
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Äskulapnatter - Rettungsaktion

pearl »

GG hat mich strafend angeschaut. Staunend und strafend. Warum?In unserem Wiesengarten habe ich eine Schlange gerettet und ich hatte wieder mal keinen Fotoapparat und kein Handy dabei. GG: "Ich wäre sofort gekommen. Das glaubt dir so keiner. Das musst du dem Naturschutz melden." Dem Herrn Naturschutz. Klar.Wie kams? Am Kompostplatz stand das große Kompostsieb an einen Baukübel gelehnt. In der unteren Hälfte steckte eine große Schlange. So etwas habe ich noch nie gesehen. Life. Das Laub vor dem Kompostsieb hatte sie schon ziemlich hin und hergeschmissen bei dem Versuch vorwärts und wieder frei zu kommen, aber sie war hinten dicker als sie vorne dachte.Die genaue Mitte steckte fest. Fahr ich jetzt die Strecke nach Hause zurück und trommel Familie und Nachbarn zusammen? Ist die Schlange giftig? Ist sie verletzt? Eine Runde über die Wiese - müsste dringend gemäht werden. Die Schlange ist noch da. Schaut mich an. Ich weiß nur, dass an einem ähnlichen Standort etwas weiter stromaufwärts am Neckar ein geschütztes Naturvorkommen ist. Möglicherweise das einzige in Hessen. Nattern. Sind nicht so giftig. Aber man weiß es nie. Vielleicht ist es auch ne Kreuzotter und vielleicht weißt du es erst, wenn sie dann gebissen hat.Eine Runde über die Weise - da steht die Schubkarre. Grabegabel.Kompostsieb mit Grabegabel in die Schubkarre gehieft. Schwer so eine Schlange mit Sieb.Sie glotzt mich an - ich glotz sie an. Sie züngelt. Ich nicht.Wenn ich mich aber dranmache mit der guten Felco Astschere den Draht vom Sieb zu zerschneiden, dann könnte sie - so lang ist ihr Hals - mich beißen. Das will ich nicht. Sie auch nicht.Auf dem Kompost liegen lange starre Pflanzenstengel. In Mengen. Die bekommt sie auf den Kopf. Dicke Lagen. Sie schaut hindurch. Aber ein bisschen entfernter von mir. Ich mache mich daran den Draht zu zerschneiden. Ich muss ihn auch nach oben biegen, wenn sie heraus will soll sie sich ja nicht an den Widerhaken schneiden. Die Haut sieht etwas schuppig aus an der Stelle. Aufgerieben. Ich versuche den Draht direkt an ihrem Körper zu fassen zu bekommen ohne sie zu pieken oder mit der Schneide zu verletzten. Sie schaut zu. Zuckt nicht. Der Draht ist an drei Stellen durch und nach oben gebogen. Sie verharrt.Erst als ich die Grabegabel nehme um sie ein wenig zu lupfen und ihr ein wenig vorwärts zu helfen, da windet sie ihren Körper langsam aus der Umklammerung. Pfeilgerade nach oben in Richtung eines Blattes des Haselbaumes über ihr richtet sie sich auf! Im Blatt fängt sich die späte Sonne. Mindestens 50 cm hoch aufgerichtet ist sie und bleibt so stehen. Sie soll jetzt abhauen beschließe ich und entferne das Kompostsieb von der Schubkarre. Die Karre fahre ich dann in Richtung Dickicht und kipp sie da aus. Es dauert erstaunlich lange bis sie völlig verschwindet. Wirklich lang! Ich schätze, dass sie 150 oder 200 cm hat.Zu Hause: ja, es kann nur eine Äskulapnatter sein. Sie tötet ihre Beute - Mäuse und Maulwürfe - durch Umschlingen mit ihrem Körper. Das hätte sie bei mir nicht gemacht. Wir haben beide umsonst Angst voreinander gehabt. :D Und ich hab kein Foto! >:(
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

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zwerggarten

Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

zwerggarten » Antwort #1 am:

:Dkurzfilmpreisverdächtig!
zwerggarten

Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

zwerggarten » Antwort #2 am:

Katrin
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Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

Katrin » Antwort #3 am:

Äskulapnattern sind tolle, aber auch etwas respekteinflößende Tiere. Sie haben kaum Angst vor Menschen und man kann ziemlich nahe an sie herankommen (als Kind, in vor-Kamera-Zeiten, habe ich mal eine gestreichelt). In die Enge getrieben, beißen sie aber durchaus zu, wobei kaum etwas passieren kann - abgesehen vom Grundrisiko eines Bisses. Aber meist gibt es nicht einmal Spuren.Äskulapnattern haben zudem wirklich viel Kraft, sie sind eigentlich ein einziger Muskel. Ein älterer Mann aus unserem Dorf hat sein Leben lang Aufklärungsarbeit betrieben und Äskulapnattern gefangen, wenn sie in Häusern oder Gärten waren. Er hat Bilder, wo er eine solche Schlange zu Demonstrationszwecken auf eine Wäscheleine legt und sie lässt sich ganz langsam zum Boden herabgleiten.Wegen dem nicht vorhandenem Foto würde ich mich auch ärgern, aber es war so sicher auch ein tolles Erlebnis!
"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."

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lubuli
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Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

lubuli » Antwort #4 am:

klasse pearl und äußerst mutig.da schlangen ja nicht unbedingt zu unserem alltagsleben gehören, ist der anblick einer schlange immer erst mit einem schreck verbunden und dem drang, möglichst weit weg. da du aber quasi in körperkontakt mit ihr sein mußtest, um sie zu retten, ist dein verhalten um so mehr zu bewundern, als du ja nicht mal genau wußtest, um welche schlange es sich handelt.einfach toll! :Dund übrigens, die tödlich giftigen schlangen in europa sind relativ klein und unscheinbar.
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grüsse lubuli
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pearl
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Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

pearl » Antwort #5 am:

Danke Katrin! "ein einziger Muskel" "keine Angst vor Menschen" trifft es sehr gut. Wenn ich mir überlege - und das sagte ich auch zu GG. Dass die Äskulapnatter nur durch Verbauung ihrer Lebnesräume gefährdet ist und durch ihre Lebensweise - Liebe zu Komposthaufen und Trockenmauern - im Grunde die Nähe von Menschen gewohnt, dann ist auch mein Erlebnis verständlich. In Arizona hätte es anders laufen können. ;D >:( ;D
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pearl
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Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

pearl » Antwort #6 am:

und übrigens, die tödlich giftigen schlangen in europa sind relativ klein und unscheinbar.
das merk ich mir. Alles was klein und unscheinbar ist, das werde ich für eine tödlich giftige Schlange halten. ;D
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zwerggarten

Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

zwerggarten » Antwort #7 am:

die armen blindschleichen - so doppelt verkannt! :-X ;)
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pearl
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Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

pearl » Antwort #8 am:

dieee doch nicht! Die sind doch , sind doch .Ach, egal.
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lubuli
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Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

lubuli » Antwort #9 am:

na ein bisschen größer als blindschleichen werden die vipern schon. meistens so um die 60-70cm, in ausnahmefällen mal ein meter. hab ein paarmal welche gesehen, aber meistens waren es nattern der verschiedensten art.es wurde mir gesagt, der schlange in die augen zu schauen. wenn sie senkrechte pupillen hätte, sei es eine viper. aber so nah wollte ich da nie ran. ;D
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pearl
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Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

pearl » Antwort #10 am:

Kinder, ich mein doch wie immer alles im doppelten Sinne. Immer denke ich auch an menschliche klein und unscheinbare tödlich giftige Schlangen.
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Karin L.
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Gruß aus Oberbayern

Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

Karin L. » Antwort #11 am:

Herrliche Geschichte pearl!Schön das es noch solche Menschen gibt.Karin
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Staudo
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Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

Staudo » Antwort #12 am:

???Einen Äskulapnatter ist doch kein Mensch. Menschen dagegen werden manchmal schon als Schlange bezeichnet, sind aber falsche.Das ist eine schöne Geschichte.
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Paulownia
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Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

Paulownia » Antwort #13 am:

Habe mir mal den Link von Zwerggarten angesehen, das ist ja ein Riesenvieh :o.Da hätte ich auch erstmal mächtig Hemmungen gehabt der näher zu kommen.
LG Margrit
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planwerk
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Re:Äskulapnatter - Rettungsaktion

planwerk » Antwort #14 am:

Wunderschöne Morgenlektüre pearl. Danke dafür.
Staudige Grüße vom Chiemsee!
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