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Malus Niedzwetzkyana? (Gelesen 5442 mal)
Moderator: cydorian
Malus Niedzwetzkyana?
Hallo!Ich habe gestern im Botanischen Garten in Braunschweig einen Apflebaum gesehen, welcher rote Früchte trägt, welche recht süß sind, aber sonst wenig aroma haben. Die Äpfel sind klein, etwa 4 cm im Durchmesser, kann aber auch durch fehlendes Beschneiden/Pflegen hervorgerufen worden sein. Die Apfelkerne sind Knallrot, wenn man den Apfel frisch aufschneidet. Als Sortenbezeichnung steht dort Niedzwetzkyana/ Aldenham purple. Doch soweit ich richtig informiert bin ist der Niedzwetzkyana doch ein Wildapfel oder? Und soll nur bis 3 cm große Äpfel tragen welche säuerlich schmecken sollen. Weiß jemand wo ich eine Sortenbeschreibung von Aldenham purple finden kann?Oder einen echten Wildapfel Niedzetzkyana (zu kaufen)?Desweiteren suche ich noch mehr Sorten von Mitchurin. Ich habe nur Roten Mond. Doch habe ich noch von Krasny Standard und Belfler Krasny gehört. Weiß jemand wo ich noch Edelreiser oder Bäume von diesen Sorten bekommen kann? Vielen Dank im vorraus!!Jasper
- cydorian
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Re:Malus Niedzwetzkyana?
Mit "Niedzwetzkyana" kann ich nichts anfangen, aber "Aldenham Purple" ist ein häufiger Zierapfel in Garten und Parks (steht auch bei uns hier), den gibts auch in Baumschulen. Es ist ein "Malus sieversii", eine Wildapfelart die auch in anderen Sorten sehr häufig ist und auch für die Resistenzzüchtung Bedeutung hat.
- Zuccalmaglio
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Re:Malus Niedzwetzkyana?
Ich kann mich täuschen und habe auch gerade keine Litertur zur Hand.Aber ist niedzw........ nicht ein Synonym zu Malus pumila, dem in der Literatur beschriebenen Vererber für Vr-Schorfresistenz??
Tschöh mit ö
- cydorian
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Re:Malus Niedzwetzkyana?
Das sind Alternativnamen. Ist dasselbe. Malus pumila var. niedzwetskyana = Malus niedzwetskyana = Malus sieversii. Sieversii ist mir am geläufigsten.
- Zuccalmaglio
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Re:Malus Niedzwetzkyana?
Ah, danke. Die Gleichheit mit M. sieversii war mir nicht klar.M. sieversii war mir nur als "Hauptahn" der Kulturapfelsorten ein Begriff.
Tschöh mit ö
Re:Malus Niedzwetzkyana?
Hallo!Das hat mir ja schon viel weitergeholfen. Aber wie heißt denn die Apfelsorte, welche rote Äpfel liefert. Eine Wildart, die wohl nicht mehr so häufig zu finden ist. Aus welcher Michurin seine roten Sorten gekreuzt/selektiert hat??Sonnige Grüße!Kalle
- cydorian
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Re:Malus Niedzwetzkyana?
Einige Sorten liefern rote Äpfel. Sie sind Mode und attraktiv, dass es sogar Betrügereien damit gibt, z.B. ist "Weirouge" identisch mit einer längst existierenden alten rotfleischigen Sorte. Der angebliche Züchter Schimmelpfeng hat sich Sortenschutz dafür eintragen lassen - der klassische Fall von Biopiraterie. Ein Verwandter hatte einen rotfleischigen alten Baum im Garten, daher hatte er die Edelreiser. Diese Methoden sind kein Einzelfall.Zu rotfleischigen Äpfeln siehe http://forum.garten-pur.de/index.php?bo ... eadid=8099 , da findest du unzählige Tips.Nochmal zu malus pumila/sieversii - da wird man verschiedene Meinungen hören und bis heute stochert man im Nebel der Vergangenheit herum. Mal ist m. sieversii dasselbe wie pumila, dann wieder nicht, neuerdings soll sieversii ein Abkömmling von m. hissarica sein. Woher die Kulturäpfel stammen, ist ebenso unklar. Zuerst nahm man m. pumila an, dann m. baccata, heute m. orientalis und m. sieversii, wobei in gerbstoffreichen Mostäpfeln noch etwas des in Mitteleuropa heimischen m. silvestris sein soll...
Re:Malus Niedzwetzkyana?
Krasny belfler ist roter bellefleur...
- Zuccalmaglio
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Re:Malus Niedzwetzkyana?
cydrian,was mich bei der Diskussion zur Abstammung des Kulturapfels und anderen Obstes wundert: Könnte das nicht mit den heute zur Verfügung stehenden Methoden zur Untersuchung des Erbgutes einigermaßen geklärt werden? Oder geht das und es fehlt nur das wirtschaftliche Ziel bzw. das Geld?
Tschöh mit ö
- cydorian
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Re:Malus Niedzwetzkyana?
Billig sind solche Studien sicher nicht, kommerzieller Nutzen ist damit keiner verbunden. Da wird es nicht leicht, für solche Projekte Geld locker zu machen.Abstammungsverhältnisse lassen sich auch mit molekulargenetischen Methoden nicht so leicht aufdecken. Bei Rebsorten ist das zum Beispiel einfacher, die genetische Bandbreite von Reben ist extrem schmal, die meisten Sorten sind direkte Abkömmlinge anderer Sorten. So hat man herausbekommen, dass Müller-Thurgau von Madeleine Royale und Silvaner abstammt. Aber auch das benötigte fortgeschrittene Methoden, in Klosterneuburg haben sie ein paar Jahre vorher mit weniger ausgefeilten Verfahren nur feststellen können, dass es irgendeine Sorte der Gutedel-Gruppe gewesen sein muss.Bei Äpfeln ist das noch weit schwieriger. Es gibt zum Beispiel keine existierenden Zwischenstufen der jetzigen Arten und der Wildarten mehr. Die Wildarten sind auch alles andere als einheitlich, deren genetische Bandbreite ist sehr gross und hat sich seit der Trennung von den Kultursorten ebenfalls verändert. Wildarten können auch ausgestorben sein, so wie bei manchen anderen Obstsorten.
Re:Malus Niedzwetzkyana?
Ein öfter verwendeter Kreuzungspartner für rotfleischige Äpfel ist Malus baccata (Baskatong Siberian Crabapple). Bekannte Sorten, die darauf hervorgegangen sind: Maypole (Säulenapfel, Zierform), Pomfital (Säulenapfel, Verarbeitung), Pomfit (Säulenapfel, Verarbeitung); Mitschurin wird wahrscheinlich ebenfalls mit dieser Art gekreuzt haben und so "Roter Mond" gewonnen haben.flora