@callis: Man muss hier zwischen dem Biotop und den dort vorkommenden Arten unterscheiden. Natürliche, also gänzlich oder weitgehend vom Menschen beeinflusste Biotope gibt es in Deutschland so gut wie gar nicht - es ist alles Kulturlandschaft, mehr oder weniger naturnah. Eine große Rolle für Wildpflanzen bilden hierbei insbesondere aufgelassene Nutzungsstandorte, zum Beispiel alte Steinbrüche oder Industriebrachen, die mit ihren besonderen ökologischen Bedingungen für viele Arten überlebenswichtig geworden sind (zum Beispiel für viele unserer einheimischen Orchideen) und daher ganz oder teilweise unter Naturschutz gestellt werden (sollten). Entnahme von Pflanzen aus solchen Standorten ist nicht zu empfehlen. In Deutschland kommen verschiedene Wildpflanzensippen vor, die sich aufteilen lassen in
- indigene (oder autochthone) Sippen, also Pflanzen, die in diesem Gebiet schon seit langer Zeit heimisch sind (in der Regel seit Ende der letzten Eiszeit eingewandert sind) und sich ohne Einfluss des Menschen angesiedelt und etabliert haben,
- Archaeophyten, die durch den Menschen vor der Endeckung Amerikas eingeführt wurden (zum Beispiel als Kulturpflanzen der Römer oder als Heilkräuter im Mittelalter) und sich hier etabliert haben - sie gelten weithin als "einheimisch",
- Neophyten, die erst nach Entdeckung Amerikas eingeführt wurden - einige davon sind echte Problempflanzen, wie der Kaukasus-Bärenklau oder die Goldrute.
Daneben gibt es die Kulturpflanzen, die gelegentlich auch verwildern können, aber sich ohne Nachschub aus Gärten etc. meistens nicht dauerhaft etablieren. Das gezielte Auswildern von Pflanzen (Ansalben) ist im allgemeinen problematisch, da oft standortfremde Pflanzen verwendet werden (aus anderen Regionen importiert, oder teilweise domestiziert) und somit negativ in den Biotop eingegriffen wird. Solche Aktionen werden werden von Naturschützern nur selten akzeptiert, zum Beispiel wenn Saatgut eines nahegelegenen, gefährdeten Standorts vorliegt und die Art sich nur mit geringer Wahrscheinlichkeit (etwa durch Samenflug) auf den neuen Standort verbreiten kann. Wenn also dein
Allium sphaerocephalon von einem echten Wildstandort stammte, den du (angenommerweise) jetzt leergeräumt hättest, wäre es nicht so gut. Ich denke aber, bei zahlreichen Vorkommen dieser Art außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes handelt es sich um die Standorte von Gartenflüchtlingen, also mehr oder weniger domestizierten Sippen, da die Art in den letzten Jahren eben sehr häufig angeboten und gepflanzt wurde.