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Der Umweltschutz der Reichen (Gelesen 9735 mal)
Der Umweltschutz der Reichen
Eine etwas ausgedehntere Velofahrt durch die hiesigen Hüsliquartiere hat es an den Tag gebracht: Reiche tun mehr für den Umweltschutz: ihre Gärten sind voll mit Insektenwänden, Fledermauskasten, Steinhaufen, Trockenmauern und Magerwiesen. Die Hauseinfahrt ist nicht versiegelt, sondern gekiest. Vor der Garage steht ein Hybridfahrzeug (in der Garage wohl ein Mercedes, aber den sieht man nicht). Neben der Vogelschutzhecke der Fahrradständer mit Elektrobikes. Schliesslich das perfekt isolierte Haus mit Sonnenkollektoren und Regenwassergewinnung. Gekocht wird ausschliesslich Bionahrung. Vorbildlich!Daneben der arme Mieter in der unisolierten 50er-Jahre Wohnüberbauung mit Ölheizung: Alter, rauchender Diesel-Audi, gespritzte Geranien aufm Balkon, Lidlgrosspackungen im Kühlschrank der Drei-Zimmerwohnung, Mikrowelle täglich an um Fertiggerichte zu wärmen.Wer schadet der Umwelt nun weniger?
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Die Reichen waren schon immer besser als ihr Ruf.
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Der Schein könnte allerdings trügen: sie verbrauchen Land und andere Ressourcen wie wild, während der arme Umweltmuffel dafür schlicht kein Geld hat. Der brasilianische Slumbewohner muss keine Fledermauskästen aufhängen, um etwas für die Umwelt zu tun. Wäre es nicht besser, der Reiche würde in eine kleine, schlecht isolierte Mietwohnung ziehen?
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Und die Favela-Bewohner in die Penthouses der Reichen?
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Es gibt auch Stimmen, die sagen, der Besitz eines "Hüsli" mit Garten sei an sich schon eine Sünde in Anbetracht des Raumbedarfs, auch mit Biotop und Steinhaufen und Isolation und... und
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Was hat denn nun die Mikrowelle mit der ganzen Sache zu tun?
Viele Grüße aus dem Ermstal !
Re:Der Umweltschutz der Reichen
@altrosa: Das ist in der Tat der Punkt: das Hüsli zerstört mehr "Natur" als durch Trockenmauern und Vogelbad je restituiert werden kann.@mickeymuk: Die Mikrowelle mit den Fertiggerichten war als Gegenpunkt zum selbst gekochten Biofood gedacht...
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Ich weiss: aber ich wohne in so einem "Luxushüsli"aus den 50er Jahren mit viel Wildlife in und ums Haus und sehe in der Nachbarschaft, wie diese Häuschen abgerissen, die Grundstücke maximal ausgenützt, das Restgrün pflegeleicht gestaltet, nach Möglichkeit durch Beton und Kies ersetzt wird. Ist das wirklich die Lösung des tatsächlich vorhandenen Platzproblems?@altrosa: Das ist in der Tat der Punkt: das Hüsli zerstört mehr "Natur" als durch Trockenmauern und Vogelbad je restituiert werden kann.
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Achtung!! Jetzt kommen die Gutmenschen!
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Eher nicht.Worauf ich hinaus will: Demonstrativer Umweltschutz ist zum Konsumgut geworden. Da wird in Riesenvillen auf Riesengrundstücken mit punktuellen Aktionen demonstriert, dass man was für die Umwelt tut. Der Fledermauskasten gleich neben dem 300-PS-Offroader. Denn Umweltschutz ist keineswegs gratis. Solaranlagen kosten, eine gute Hausisolation kostet, ein Gästebüffet mit Biofood kostet, das alles bietet sich also an, gleichzeitig das Gewissen zu beruhigen und der Welt ein Statussymbol mehr zu präsentieren. Daneben erscheint das normale Leben der Armen geradezu umweltschonend. Die können sich den Überfluss und den diesen kaschierenden Umweltschutz gar nicht leisten.Ist das wirklich die Lösung des tatsächlich vorhandenen Platzproblems?
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Besser gut als böse!
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Reiche stellen also Insektenhotels und Fledermauskästen auf. Ich möchte mal wissen wieviele Resourcen die Herstellung dieser selbstverliebten Naturschützerdarstellungen verplempert. Ausreichend wäre das Herumliegenlassen von altem Holz, Laub und Schotter. Geschützt soll ja sowieso nur das werden, was privilegierte Industrienationenangehörige als Natur bezeichnen. Mit echter Natur hat das nicht so viel zu tun.
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Also ich glaube nicht, dass Wildbienennistkästen echte Statussymbole sind, und sie brauchen bei der Herstellung auch nicht unglaublich viele kostbare Ressourcen. Für mich gehören zu einem Garten eben auch Beobachtungen von Tieren und Tierchen, und ich finde es schade, wenn man dazu in einen Naturpark fahren muss.
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Gut, der Bienenkasten ist jetzt nicht das schlagendste Beispiel. Es ist mir auf meiner Tour aber aufgefallen, wie bemüht viele Villenbesitzer sind, etwas Sichtbares für den Umweltschutz zu tun. Wäre es nicht besser, die Villa abzugeben und den Lebensstil auf umweltverträglich umzustellen? Am meisten zu denken gab mir ein Neubaugebiet mit grosszügigen Niedrigenergiehäusern auf dem Grundstück eines ehemaligen Heustadels. Gleich dort, wo die wertvolle Vogelschutzhecke gerodet worden war, stand die Bautafel: "Wohnen sie umweltgerecht im Niedrigenergiehaus". Das gibt doch zu denken.
Re:Der Umweltschutz der Reichen
Umweltschutz und Naturschutz waren schon immer zwei unterschiedliche Bereiche mit einer nicht allzu großen Schnittmenge."Umweltschutz" ist heutzutage in aller Munde, während es mit dem Naturschutz seit Jahren in vielen Gegenden bergab geht.