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Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen (Gelesen 23577 mal)
Moderator: partisanengärtner
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Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Hallo allerseits,zur Ganzjahresfütterung von Vögeln gibt es einen Thread, der dem Erfahrungsaustausch unter Fütterern vorbehalten sein soll. Dieser Faden ist hier ist für de Grundsatzdiskussion gedacht – denn Vögel das ganze Jahr hindurch zu füttern, ist heiß umstritten. Der Ornithologe Peter Berthold und seine Frau Gabriele Mohr haben mit ihrem Buch "Vögel füttern – aber richtig" (Kosmos-Verlag, Stuttgart 2006 und 2008)*, in dem sie energisch für Ganzjahresfütterung plädieren, eine Debatte ausgelöst, die immer noch andauert. Bertholds Argumentation für die Ganzjahresfütterung ist auch im Netz nachzulesen, u. a. hier und hier. Argumente gegen Ganzjahresfütterung kommen u. a. vom Nabu, zum Beispiel hier. Persönlich finde ich die Argumente pro Ganzjahresfütterung recht überzeugend. Jedenfalls überzeugend genug, um's – jenseits ideologischer Festlegungen oder gar "Glaubensfragen" – einfach mal auszuprobieren (den "Moral"-Aspekt, den Berthold mit ins Spiel bringt, blende ich allerdings aus, das ist nicht mein Ding). Erste Beobachtungen stehen im o. g. "Zweitfaden". Wäre schön, wenn wir die beiden Diskussionsstränge getrennt halten könnten: Grundsätzliches hier, Praxiserfahrungen im Parallelthread. Schöne GrüßeQuerkopf*Könnte bitte ein Mod einen Partnerlink setzen? – Danke!Buch verlinkt, Luna
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)
Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Ich halte nichts davon. Die Tiere kommen sehr gut ohne menschliche Fürsorge klar und sollen sich gefälligst um die Raupen und Blattläuse in meinem Garten kümmern.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
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Markgräfin von Pieske, Gierschkultivatorin Brandenburg, zwei Gärten: Nähe Schönefeld und Nähe Fürstenwalde.
Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Ich finde, das gelingt ihnen in meinem Garten hervorragend. Am beliebtesten sind übrigens die großen Bäume. Kleibers, deren Nachwuchs vor ein paar Tagen ausgeflogen ist, flogen zum Schluß nur wenige Meter auf die Lärche. Dort muss ein großes Nahrungsangebot herrschen. Viele andere, allen voran die Meisen "grasen" im wahrsten Sinn des Wortes die Rosen ab, noch lieber aber treiben sie sich in den Sträuchern rum. Und wenn die Kastanienminiermotte fliegt, merke ich das daran, dass der Baum voller Blaumeisen ist.sollen sich gefälligst um die Raupen und Blattläuse in meinem Garten kümmern.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.
Don't feed the troll!
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Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Die Gärten in meiner Nachbarschaft sind sehr artenarm was Pflanzen und Insekten betreifft. Daneben werden fleißig Insektenvernichtungsmittel gespritzt. Auch in der näheren Umgebung findet sich keine ausgedehnte "Natur". Die wenigen Vögel, die es hier gibt finden nur sehr wenig Insekten und so ist es bei mir gerade nach der naßkalten Witterung der letzten Wochen durchaus sinnvoll, ein wenig zuzufüttern.LG
Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Staudo ich bin der gleichen Meinung
Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Das ist genau meine Meinung! Wenn ich sehe, was in Gartencentern an Gift verkauft wird, bekomme ich Alpträume. Wovon sollen die Vögel da überleben? Außerdem verhindert das Füttern ja keinesfalls, das die Vögel nach Insekten suchen.Die Gärten in meiner Nachbarschaft sind sehr artenarm was Pflanzen und Insekten betreifft. Daneben werden fleißig Insektenvernichtungsmittel gespritzt. Auch in der näheren Umgebung findet sich keine ausgedehnte "Natur". Die wenigen Vögel, die es hier gibt finden nur sehr wenig Insekten und so ist es bei mir gerade nach der naßkalten Witterung der letzten Wochen durchaus sinnvoll, ein wenig zuzufüttern.LG
Liebe Grüße Barbara
Wir gehen mit dieser Welt um, als hätten wir noch eine zweite im Kofferraum.
(Jane Fonda)
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Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Ich stehe der Sache auch kritisch gegenüber, denke das ist weder natürlich noch nötig - ausserdem wird diese Fütterung sicher nur einige Arten fördern, also auch noch den natürlichen Wettbewerb verzerren.Hier in München hängt übrigens im Botanischen Garten ein Schild, daß das Vogelfüttern in den Sommermonaten ausdrücklich verbietet - weil beim Zufüttern von Körnern die Jungen von z.B. Meisen verhungerten, da ihr Kropf voller Körner sei, sie aber zum Wachstum Proteine benötigten. Das nur nebenbei. Viele Grüße!Michael
Viele Grüße aus dem Ermstal !
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Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Ich habe die verlinkten Artikel gelesen und m.E. plädiert Herr Berthold dafür, einerseits Brut- und Nistplätze zu schaffen (geeignete Gehölze pflanzen, Nistkästen aufstellen) und zusätzlich zu füttern , damit die Vögel Futter finden und sich ansiedeln. Das sie dann "nebenbei" noch sehr viele Schadinsekten vertilgen, sollte ein Argument für uns Gärtner sein, diese Voraussetzungen zu schaffen. Ich glaube schon, das es die Vögel durch die immer weiter durch Pestizide und Monokultur verarmende Wildpflanzenpopolation deutlich schwerer haben ihr Futter zu finden, als dies noch vor 30 Jahren der Fall war. Die Folge ist logischerweise ein Rückgang des Artenreichtums und der Anzahl der Vögel.LG, GabyIch halte nichts davon. Die Tiere kommen sehr gut ohne menschliche Fürsorge klar und sollen sich gefälligst um die Raupen und Blattläuse in meinem Garten kümmern.
Wenn Du zum Rumex gehst, dann vergiss den Spaten nicht!(Staudo)
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Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Ich halte Ganzjahresfütterung (und vor allem das hierbei angebotene Futter!) auch für unnatürlich. Ich habe dazu allerdings in verschiedenen Threads schon etwas gesagt und will mich nicht wiederholen - ich verweise einfach auf dies, post 18 und dies, post 384 .Herzliche Grüße,Stefanie
Herzlichst, Windsbraut
Erfolg verändert den Menschen nicht. Er entlarvt ihn.
Max Frisch
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Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
In unserem Garten läuft die Ganzjahresvogelfütterung von alleine: an den alten Obstbäumen und in der Mulchschicht ist immer was zu holen, der "Rasen" wird regelmäßig von den Staren, Elstern und Krähen abgesucht (und dieses Jahr auch von einer Bachstelze), auch die Kohlmeisen wenden gerne mal rumliegende Blätter um. Blattläuse bieten wir der Vogelwelt natürlich auch. Demnächst werden die Süßkirschen reif - da lernen dann die jungen Stare der Umgebung Kirschen fressen
und überhaupt ist dann ziemlicher Trubel. Da kommt alles, was auf einen Baum kann und holt seinen Anteil (uns stört das überhaupt nicht, die Kirschen schmecken etwas langweilig). Bis hin zu den Falläpfeln im Herbst und Winter ist hier immer was geboten.Ich füttere nur im Winter ein wenig und lege jeden Tag ein paar geknackte Nüsse aus. Das mache ich vorallem, weil es mir Spaß macht, die Meisen beim Nüsse fressen zu beobachten, nötig ist es nicht.Unser Garten ist in einer Gegend mit vielen alten Gärten, verwilderten Grünstreifen zwischen den Häusern, typisch für den Berliner Stadtrand. Die Vogelwelt ist hier sehr artenreich und zusätzliches Füttern ist überflüssig. In sehr ausgeräumten Neubaugebieten mag das anders sein.Ich bin aber noch aus einem anderen Grund kein Fan davon, Wildtiere zu füttern: ich möchte aus meinem Garten keinen Freilandzoo machen. Viele GrüßeRieke

Chlorophyllsüchtig
Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Dieser Standpunkt gefällt mir.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
- elis
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Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Hallo !Ich finde das ganzjährige füttern auch überflüssig. Es gibt wahrscheinlich die Vögel schon länger als Menschen. Wie hätten sie so lange überleben können wenn sie sich nicht selber helfen könnten. Im Winter finde ich es gut wenn eine geschlossene Schneedecke ist, das man sie dann füttert. Außerdem ist es schön ihnen zuzuschauen. Aber im Sommer finde ich es nicht richtig und verstehe es als Eingreifen in die Natur.LG. Elis
Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen,
aber keine Bildung den natürlichen Verstand.
Arthur Schopenhauer
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Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Also,ich bin der Meinung,dass den Leuten,die Ganzjahresfütterung und so jedes bisvchen logisches denken fehlt.Sie mögen gebildet sein,aber sehen nur eine Sache.Nur ein Beispiel.Einer füttert das ganze jahr.Die fressen das vieleicht auch.Aber was wird aus dem vielen getier,dass im Garten ist?Das nimmt überhand und breitet sich aus.dann wird gejammert"Viele Käfer und das und das..."Kommt dann Mal eine Zeit,wo nicht gefüttert wird,dann sind die nicht,oder nicht richtig in der lage selbst Futter zu suchen und leigen auf dem Kreuz.Die Natur ist schon so eingerichtet,dass die sich selbst ernähen können.Macht es nicht auch Spaß,wenn man die Vögel beobachtet,wie sie ihre Würmer und Käfer suchen und so?Wenn ich abends ganz still im Garten unter der Terasse sitze,ist das entspannend und was da für Vögel flattern,picken und scharren.Jetzt,wo sie Brüten noch mehr.Frank
Der Vorteil der Klugheit besteht darin,dass man sich dumm stellen kann. - Umgedreht ist das schon schwieriger.
Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Hallo, Querkopf,ich kenne das Buch von Prof. Berthold und habe mich seinerzeit auch näher mit dem Thema beschäftigt. Bis unsere Katze bei uns einzog, habe ich über 2 Saisons auch (fast) ganzjährig gefüttert, achte aber auch darauf, dass wir genügend einheimische Pflanzen im Garten haben. Mit Pflanzenschutzmitteln muss man natürlich sehr vorsichtig sein! Die Katze allerdings verleidet mir das Anlocken der Vögel, leider!Es wäre sehr schön, wenn sich mehr Menschen mit den Thesen von Berthold auseinandersetzen würden, dann fällt das Argumentieren auch leichter. Leider ist die natürliche Umwelt (für Vögel + andere Tiere) so gut wie nicht mehr vorhanden (meiner Ansicht nach). In England gibt es langjährige (jahrzehntelange) Erfahrungen von sehr vielen Gartenbesitzern mit Vogelfütterung - auch ganzjährig. Da herrscht einfach eine andere Tradition und Herangehensweise. Ich glaube, bei uns im Land werden immer dieselben Argumente vorgebracht, auch wenn sie wissenschaftlich längst überholt sind (wie: die Vogeljungen sterben durch die Ganzjahresfütterung). Aber in der Frage geht es (mir) nicht um Ideologie, sondern einfach darum, wie man am besten helfen kann, wenn man es überhaupt will (d.h.wenn man sich dafür interessiert).Viele Grüße, Lilli
Viele Grüße aus der Voreifel sendet Blaumeise
Re:Vögel ganzjährig füttern - Grundsatzfragen
Hallo zusammen,wer mal mit offenen Augen seinen Garten verläßt, kann leicht feststellen wie sehr sich die Landschaft in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Ich will auf keine Fall (!!!) die Landwirte angreifen, aber aus ökonomischen Zwängen heraus wurden immer mehr Flächen zusammengefasst und mit immer weniger Kulturarten bestellt. Dies führt zu einer enormen Verarmung in der Kulturlandschaft. Das können ein paar naturnah gestaltetete Gärten nicht auffangen. Wenn mal hin und wieder Lebendfutter anbietet, sieht man deutlich wie die Vögel ihre Jungen füttern: Die Mehrwürmer ect. werden abtransportiert / zum Nest gebracht. Erdnüsse und Sonnenblumenkerne dagegen werden in aller Ruhe vor Ort verezehrt, dann geht es ins Gebüsch auf Futtersuche für die Brut. Fazit: Nicht nachplappern, selber beobachten.LG usch